Innovationen sind der Schlüssel zum Erfolg von Unternehmen. Doch was ist überhaupt Innovation, und wie stärkt man die Innovationskraft von Unternehmen?
Glaubt man den Hochglanzbroschüren der Unternehmen, dann sind fast alle innovativ. Dasselbe gilt für die Forderung, bereit zu sein, neue Wege zu gehen. Sie gehört zum festen Rederepertoire aller Unternehmensführer. Und blickt man in die Stellenanzeigen der Unternehmen? Dann stellt man fest: »Kreativ und flexibel sein«, so lautet eine Standardanforderung.
Was ist Innovation?
Kreativität versus Innovation
Kreativität bezeichnet die geistige Fähigkeit, neue Ideen und Designs zu entwerfen, Innovation hingegen einen Schaffensprozess, bei dem aus neuen Ideen brauchbare Lösungen entwickelt werden. Kreativität kann zielorientiert sein, Innovation hingegen ist es stets. Das heißt: Innovation zielt darauf ab, definierte Ziele zu erreichen, und daran wird auch die Qualität der Ideen und Problemlösungen gemessen.
Verbesserung versus Quantensprung
In der (betrieblichen) Alltagssprache wird oft jede Verbesserung im Rahmen des Bestehenden und bisher Gedachten als Innovation bezeichnet. Bei »echten« Innovationen werden Aufgaben oder Probleme jedoch ganz anders als bisher gelöst. Es wird ein sogenannter Musterwechsel vollzogen, der statt einer partiellen Verbesserung wieder einen Quantensprung ermöglicht.
Trend versus Paradigmenwechsel
Die Basis für »echte Innovationen« sind keine (vorübergehenden) Moden und Trends. Ihre Basis sind meist Technologieschübe, die so fundamental sind, dass sich die Paradigmen wirtschaftlichen Lebens radikal ändern.
Was lähmt Innovation?
Angst, Angst und nochmals Angst – dabei gilt es zwischen psychologischen, mentalen Barrieren, organisationalen Hindernissen sowie kulturellen, gesellschaftlichen Barrieren zu unterscheiden.
Psychologische, mentale Barrieren
Angst zu versagen: Wer Neues wagt und scheitert, wird in unserer Gesellschaft und in den Unternehmen schnell gebrandmarkt. Das hält viele davon ab, radikal Neues zu denken und neue Wege zu beschreiten.
Angst vor Kontroll- und Effizienzverlust: Innovationsprozesse lassen sich nicht so leicht steuern wie etablierte Geschäftsprozesse. Sie sind stets mit Unwägbarkeiten verknüpft. Hinzu kommt: Bei jedem Innovationsprozess muss auch das »Tal der Tränen« durchschritten werden. Zudem sinkt der Output zwischenzeitlich. Das veranlasst viele Personen und Organisationen, lieber das Bestehende zu optimieren, weil sie diese Prozesse beherrschen und unter Kontrolle haben.
Angst vor Macht- und Kompetenzverlust: Innovation bedeutet Neuland betreten. Das heißt: Denk- und Verhaltensmuster müssen »hinterfragt« und teilweise über Bord geworfen werden.
Organisationale Barrieren
Organisationale Hindernisse sind Materialisierungen der genannten psychologischen Barrieren. Sie dokumentieren sich in Unternehmen zum Beispiel in komplexen Freigabe- und Genehmigungsverfahren; des Weiteren in rigiden Plan- und Budgetvorgaben. Auch das Kompetenzgerangel, das oft in Zusammenhang mit Innovationsprozessen entsteht, ist Ausdruck einer psychologischen Barriere, nämlich der Angst vor Macht-/Einflussverlust. Aus Angst versuchen Unternehmen Innovation oft in ähnlich starr definierte Prozesse zu gießen wie das Tagesgeschäft. Gewünscht wird sozusagen »Innovation mit Kasko-Schutz«. Statt Experimente zu wagen, die die Gefahr des Scheiterns beinhalten, versuchen Unternehmen, Innovation mit Zahlen abzusichern. Das geht nur bedingt, denn Zahlen spiegeln nur die Vergangenheit wider.
Kulturelle, gesellschaftliche Barrieren
Eine Voraussetzung für Innovation ist eine Kultur/Denkstruktur, die ein Scheitern und Fehlversuche erlaubt. In der Organisation muss ein Geist herrschen, wie er sich in folgender Anekdote über Edison manifestiert, der fast 9 000 Versuche unternahm, bis die Glühbirne marktreif war. Als ein Mitarbeiter nach dem 1 000-sten Versuch zu Edison sagte »Wir sind gescheitert«, erwiderte dieser: »Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1 000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.« Mit schwerfälligen Innovationsprozessen – mit definierten Abläufen, Schnittstellen und klaren Regeln – lassen sich nur Verbesserungen erziehen. »Echte« Innovationen erfordern andere Managementkonzepte.
Die Innovationskraft stärken
Innovation setzt neben einer bestimmten Unternehmenskultur eine zukunftsorientierte Managementkultur voraus. Das Management muss es als seine Kernaufgabe begreifen, Innovationen voranzutreiben, um den langfristigen Erfolg zu sichern. Deshalb sollten Unternehmensführer das operative Geschäft, soweit möglich, an die nächste Ebene abgeben, damit sie mehr Zeit für diese Unternehmeraufgabe haben. So können Sie als Top-Manager die Innovationskraft Ihrer Organisation puschen:
Bringen Sie Ihre Mitarbeiter in Situationen, in denen sie erleben, was in den Märkten »abgeht«!
Belohnen Sie Quer- und Vordenker – selbst wenn ihre Ideen nicht umsetzbar sind. Ihre Mitarbeiter inklusive Führungskräfte müssen spüren: Das Suchen nach neuen Lösungen und Wegen ist erwünscht.
Regeln, Strukturen und definierte Prozesse sind kein Selbstzweck. Sie haben nur so lange einen Wert, wie sie dem Erreichen der Ziele dienen. Sie dürfen/müssen regelmäßig hinterfragt werden. Vermitteln Sie Ihren Mitarbeitern dieses Denken!
Loben (und belohnen) Sie Mitarbeiter, die Neues wagen und kalkulierte Risiken eingehen – selbst wenn ihre Versuche nicht erfolgreich sind. Denn wenn Ihre Mitarbeiter Angst haben, beschreiten sie keine neuen Wege.
Sprechen Sie in Meetings gezielt auch Fragen an wie: Welche neuen Entwicklungen gibt es, bzw. könnte es in naher Zukunft geben? Was bedeuten diese für uns? Wie könnten sie weiter gehen? Welche Chancen/Gefährdungen ergeben sich hieraus für uns?
Nur wenn Sie Ihr Management zwingen, sich mit solchen Zukunftsfragen zu befassen und ihm signalisieren »Ich erwarte das von euch«, tun dies die »Macher« in der Regel auch. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass sie im Alltagsgeschäft versinken.