… und es war doch gerade erst eben …
20 Jahre Magazin TRAiNiNG: 20 Jahre »die« Branche. 20 Jahre Trainer. 20 Jahre Trainings. 20 Jahre Seminarhotels. Eine unfassbare Rückschau.
»Haben wir wieder zu viele Fotos einscannen lassen, die wir nun nicht brauchen.« »Ja, leider, kostet wieder unnötigerweise, aber so genau konnten wir das nicht wissen.«
»Sind die Filme schon da und können mit dem Boten in die Druckerei gebracht werden?« »Nein, die werden erst heute Nacht fertig und müssen morgen mit dem ersten Bus hinauffahren.«
»Die Filme allein?«
»Ja, die können das, und in Horn holt sie ein Mitarbeiter der Druckerei ab.«
Ja, das waren damals unsere Dialoge. Wobei die Geschichte mit den zur Druckerei fahrenden Filmen eine ganz spezielle ist, die mir tatsächlich passiert ist. Ich muss sie erzählen:
Also – ich hole gegen 5 Uhr Früh die fertigen Filme beim R & D Verlag in der Davidgasse ab, fahre damit zur Landstraße, heute Wien Mitte, um die Filme »in den Bus zu setzen«. Das war ein Bus, der nach Horn fuhr. Der Fahrer kannte dieses Prozedere auch von anderen Verlagen. NUR – an diesem Tag war ein anderer Chauffeur da, der das alles nicht wusste. Das wusste aber ich nicht. Folgender Dialog entstand, um 6.05 Uhr in der Früh am Busbahnhof:
Ich, zum Busfahrer: »Hier sind die Filme für die Druckerei Berger in Horn, sie werden von einem Mann aus der Druckerei abgeholt.«
Der Fahrer, ahnungslos: »I fahr oba ned nach Horn, da müssen s’ umsteigen.«
Ich: »Die Filme? Können die das?« (Ja, es war wirklich so.)
Der Fahrer: »Waß i ned, oba i fahr ned nach Horn eini.«
Irgendwie blöd, was mache ich? Handy gab’s damals zwar schon, aber um 6 Uhr in der Früh sinnlos.
Und dann, zum Glück, kam der Fahrer, der sich auskannte, von irgendwo her und klärte die Situation. Die Filme mussten nicht umsteigen, es wurde mir versprochen, dass sie am vereinbarten Ort dem Druckereimitarbeiter übergeben werden und ich konnte beruhigt ins Büro fahren.
Ja Glück, Glück hatte ich wirklich viel in diesen vergangenen 20 Jahren. Glück, dass mein Konzept so funktionierte, dass »die Branche« mir soviel Vertrauen entgegenbrachte, Glück, dass in den ganzen 20 Jahren das Magazin IMMER am Erscheinungstermin wirklich erschienen ist. Kein einziges Mal kam es auch nur einen Tag später heraus. Darauf bin ich wirklich stolz. Jedoch – dieses Ergebnis konnte ich auch nur dank meines (fast immer) fantastischen Teams bewerkstelligen. Allen voran Gernot Winter, unserem Grafiker, Techniker, Korrekturleser, Redakteur und, und … (nun Teilhaber der Firma), gebührt hier der größte Dank. Er hat oft, sehr oft, Unmögliches möglich gemacht.
Und auch seine spontanen Aussprüche waren manchmal so unmöglich, dass sie schon wieder möglich waren.
»Gernot, hier bei dieser Dame fehlt noch die Bildunterschrift.«
»Ja ich weiß, wie heißt sie denn?«
»Weiß ich im Moment nicht.«
»Na wie heißt sie denn ungefähr …«
Das wurde dann mit den Jahren ein geflügeltes Wort in unserem Verlag.
Glück war für mich, wenn knapp vor Redaktionsschluss noch jemand anrief, um eine halbe Seite Inserat zu bestellen und damit half, die Ausgabe finanziell abzusichern.
»Ja, ja noch für diese Ausgabe das Inserat. Ich hoffe, das geht noch.«
Oh ja, es ging.
Glück bedeutete damals für mich, so viele Seminare besuchen zu dürfen und die Trainer hautnah, mitunter auch privat, kennenlernen zu dürfen. Dienten die Besuche doch meiner Weiterbildung in hohem Maße. Ich durfte in Mailand Anthony Robbins 3 Tage erleben, eine ganz tolle Persönlichkeit, die ich nie vergessen werde. Auch wenn ich heute manche seiner Aussagen nicht mehr so kritiklos übernehmen würde. Egal, damals war es toll und sehr hilfreich für mich.
Ich konnte den großen Samy Molcho in seinem Körpersprachen-Seminar erleben und noch heute denke ich mir meinen Teil, wenn jemand den Kopf schräg hält.
Ich lernte vom großartigen Seminar-Kabarettisten Bernhard Ludwig – und manchmal, wenn ich so vor mich hinsumme, fällt er mir wieder ein. Der präzise, fantastische Emil Hierhold mit seinen Präsentationsseminaren hat mir ebenfalls nicht nur Präsentieren, sondern Lebensweisheiten mitgegeben. Ihnen allen sei Dank. Auch Vera F. Birkenbihl im Seminar zu hören, war eindrucksvoll. Ich war ganz verzaubert von ihr. Allerdings nur so lange, bis ich sie dann persönlich kennenlernte. Dann zeigte sich eine ganz andere Vera F. Birkenbihl und ich lernte, was es heißt, wenn ein Trainer nicht das lebt, was er im Seminar lehrt.
Das TRAiNiNG war noch ein ganz kleines Pflänzchen und wurde drei mal innerhalb der ersten drei Jahre umgepflanzt. Und hat es gut überstanden. Glück war es für mich, im Jahr 1999/2000 in der Tautenhayngasse eine Heimat gefunden zu haben. Mein Vater hatte damals diese Bleibe entdeckt und tatkräftig mitgeholfen, sie funktionstüchtig zu machen. Und nicht nur mein Vater war es, der bei dieser spektakulären Übersiedlung, in einer einzigen Nacht, dabei war. Viele Helfer ermöglichten das Gelingen.
Glück hatte ich, als mich die Scientologen verklagen wollten wegen eines Artikels, den ich geschrieben hatte. Ein guter Bekannter empfahl mir einen Anwalt, dieser setzte einen sehr guten, treffenden Brief auf, wir schickten ihn mit großem Bauchweh ab – und es war Ruhe.
Das Team von TRAiNiNG liebte es immer, Feste zu feiern. So gab es bereits nach den ersten 3 Monaten, also nach 3 Ausgaben das erste Fest, noch in unserem ersten Büro in der Führichgasse. Mit dabei waren Helga Stattler, damals Chefin von Hernstein, Rotraut A. Perner, Karl Piswanger (P & P), Ines Deuretzbacher, damals beim Wirtschaftsverlag, Ingrid Kösten von Women Sucess, um nur einige zu nennen. Auch meine allererste Mitarbeiterin Sabine Kupilik, die vor 2 Jahren leider viel zu früh verstorben ist, war dabei. Und Christoph Pelz, unser erster Grafiker.
Ach ich könnte noch so viel schreiben, aber mein »Chef« erlaubt mir nicht mehr Platz. »Du sollst kein Magazin füllen, sondern ca. eineinhalb Seiten«, waren seine genauen Anweisungen. Na dann … aber diesmal lass ich ihn reden und gehorche einfach nicht!
Und es war doch gerade erst eben, als Gernot Winter mit entsetzten Augen das aus der Druckerei kommende Magazin sieht und aufschreit: »Um Himmels willen, da ist das Titelbild ja ganz in rot abgesoffen.« Stimmt – es war fürchterlich rotstichig.
Und es war doch gerade erst eben, als Gernot Winter mir die verschiedenen Computer-Programme beibrachte, und mit viel Geduld und Ausdauer seinerseits habe sogar ich gelernt, mit dem »Zauberkastl« halbwegs umzugehen.
Und es war doch gerade erst eben, als mein jetziger »Chef« Christoph das Licht der Welt erblickte. Nun führt er schon vier Jahre »mein« TRAiNiNG, und das mit Begeisterung und in dem Sinne, in dem ich es auch weitergeführt haben wollte.
Schrieb ich vorhin von Glück? O ja ich hatte und habe Glück: Denn das ist wohl mein größtes Glück, dass mein Lebenswerk so großartige Nachfolger gefunden hat, nämlich den wunderbaren Gernot und meinen »Kleinen«. Dass sie mit der Branche gemeinsam Freude und Begeisterung an der Weiterbildung teilen, dass sie auf moderne Trends eingehen und auch die »Alten« mit einbeziehen. Denn, das wissen wir, nicht alles Alte ist überholt und veraltert.
Tempora mutantur et nos mutamur in illis –wie wir Lateiner sagen. Die Alten kennen den Spruch, die Jungen mögen googeln. Und in diesem Sinne ist doch auch alles wieder in Ordnung.
Und trotzdem – es war doch gerade erst eben, als die Filme Bus fahren lernten.