Sie feiern heuer 95 Jahre Amerika-Institut. Was waren Ihre größten Erfolge der letzten Jahre?
Nun, eine Organisation führen zu können und dürfen, die fast ein Jahrhundert alt ist, ist an und für sich bereits eine Freude und ein Erfolg. Dass ich mehr als ein Drittel der Zeit im Unternehmen bin, macht mich schon auch ein wenig stolz. Natürlich sind meine Haare über die Jahrzehnte grauer geworden und mein 20-jähriges Jubiläum als Direktor hat Corona 2020 verschluckt. Aber es gibt wirklich Wichtigeres. Der Sprachenmarkt ist ein sehr hart umkämpfter Markt und dass wir so viele Stammkunden haben, ist für mich persönlich ein großer Erfolg und ein riesen Anliegen. Persönliches Kundenservice ist für mich oberste Priorität – das Amerika-Institut sieht sich als echter Dienstleister, der schnell, unkompliziert und lösungsorientiert arbeitet. Wir wollen und müssen natürlich immer wieder auch neue Klientel ansprechen, und das geht ohnehin nur über Service, Qualität und Freude am Geschäft.
Was waren Ihre Innovationen der letzten Jahre?
Ich denke, es geht bei uns eher um Erkenntnis als um Innovation. Eine deutliche Erkenntnis, die sich während Corona im Schulungs- und Schulbereich gezeigt hat, ist, dass die soziale Komponente von Schulungen, die echte Nähe und Anwesenheit eines Trainers, die Gruppe, durch Technik nicht völlig ersetzt werden kann. Wenn Sie so wollen, haben wir ja alle in der Branche innovative Antworten auf die Lockdowns gefunden – Distance Learning. Anfänglich meist dilettantenhaft, später schon echt professionell und trotzdem meist nicht völlig befriedigend. Weder für den Kunden noch die Trainer. Wir unterrichten weiterhin über Skype, Zoom, Blue Jeans und wie die Systeme alle heißen, aber zumindest unsere Kunden fragen sehr häufig und ganz bewusst Präsenztrainings an und freuen sich, wenn eines möglich ist.
Wie hat die Krise Ihr Geschäft verändert?
Es klingt abgedroschen, aber Corona hat alles verändert. Der Einbruch im Schulungsgeschäft war anfangs beängstigend. Keine Branche konnte sich je so eine Situation vorstellen. Wir dachten, dass wir breit aufgestellt seien und dass wir Schwankungen aus einem Bereich durch andere Schulungen abdecken könnten. Dass aber über Nacht alle Bereiche kollabierten, war schon eine Herausforderung. Die meisten Menschen kennen das Amerika-Institut als Sprachschule für Privatpersonen oder Unternehmen. Dieser Zweig hat sich wieder halbwegs eingependelt, Stammkunden kehren zurück, neue Kunden fragen an und buchen. Da sehe ich Licht am Ende eines langen Tunnels. Unser USA-Geschäft hingegen, das sehr spezifisch ist, ist augenblicklich völlig tot. Bilaterale akademische Studienprogramme sind durch die Reise- und Einreisebeschränkungen nicht möglich. Wann sich diese Situation bessern wird, ist völlig unklar.
Was halten Sie von Distance Learning?
Wie schon gesagt, halte ich Distance Learning für ein wichtiges Tool, Zeiten in denen Präsenzschulungen nicht möglich sind, zu überbrücken. Auch als blended Tool kann es als wichtig und wirksam eingestuft werden. Als Radiuserweiterung ist es sicher auch ein taugliches Tool, denn ohne Distance Learning hätten wir kaum jemals Kunden aus Deutschland regelmäßig unterrichtet. Vielleicht irre ich mich ja, aber ich denke, dass die Mehrheit der Kunden, die eine Sprache erlernen wollen, in naher Zukunft wieder in die gute alte Klasse zurück will. Das echte Klassenerlebnis ist zweidimensional nicht zu toppen.
Was bringt die Zukunft des Amerika-Instituts?
Nun, erstmals müssen wir gut durch die Krise, aber wir sind solide aufgestellt und werden das schaffen. Dann natürlich wollen wir unser USA-Geschäft wieder aufnehmen. Ein besonderes Anliegen ist mir die gute (Sprach-)Ausbildung von Jugendlichen. Wir haben kurz vor der Corona-Krise unsere Youth Academy ins Leben gerufen, die sich als Brücke zwischen Schule und Wirtschaft sieht. Da wird es in nächster Zeit, neben unserem Stammgeschäft, viel zu tun geben, zumal ja die Jugend besonders unter der Krise leidet.