Virtuelles Outplacement – Alternative zur persönlichen Beratung?

 

 

Alles wird immer digitaler. eLearning und Blended Learning finden breitere  Anwendung. Aber Outplacement per Telefon, Skype oder Webmeeting – geht das?

Wie funktioniert Outplacement?

Der Berater unterstützt den Jobsucher, es ist Hilfe zur Selbsthilfe durch fachlich-sachliche und psychologische Fragen bzw. um Ressourcen zu bearbeiten. Die Beratung fördert auch die Selbstreflexion und die Selbstmanagementkompetenzen. Im Fokus stehen das Finden/Abgleichen der eigenen Jobwünsche mit den vorhandenen Angeboten, primär durch das Netzwerken im verdeckten Stellenmarkt.

Outplacementberatung  besteht häufig aus einer Abfolge von Terminen über ein halbes Jahr und mehr, um die aktuelle Herausforderung zu meistern und einen adäquaten Job zu finden.

Outplacement  im virtuellen Setting

Das persönliche Gespräch wird dabei mit  Medien wie Telefon, Skype, etc. zum virtuellen Beratungsraum. Im einfachsten Fall nur mit geschriebenen Texten, oder Tonübertragung, maximal aber auch mit Videozuschaltung.

Aber wie kann das wirklich funktionieren? Für Beratungsprozesse wird allgemein ein hohes Maß an Vertrauen zwischen Berater und Kandidat vorausgesetzt. Lässt sich dies in einem virtuellen Gespräch realisieren?  Wird der fehlende physische Kontakt in diesem Zusammenhang zum Nachteil?

Neben der prinzipiellen Akzeptanz des Mediums (Telefon, Online) ist dabei  auch eine entsprechende Medienkompetenz (=Erfahrung mit Telefonkonferenzen, Skype, Webmeetings…) Grundvoraussetzung für  virtuelle Beratung.

Ist virtuelles Outplacement effektiv?

Anstelle der direkten persönlichen Beratung mit seiner sehr intensiven Interaktionsqualität, tritt ein zeiteffizientes, aber gleichzeitig distanzierteres Gesprächsformat. Effizient scheint virtuelles Outplacement zu sein, aber ist es auch effektiv?

Risemart ein globaler, US amerikanischer  Anbieter von „online only“ Beratung, hat nach wenigen Monaten sein ursprüngliches Geschäftsmodell mit der Anstellung von persönlichen Beratern verworfen.

Online Plattformen können auch so umfangreich und mächtig sein, dass die Jobsucher nicht wissen, wie sie die verschiedenen Module verwenden sollen. Dies war die Erfahrung bei einem weltweiten Pharmakonzern, der deshalb persönliche Beratungsleistung nach einigen Monaten zusätzlich gekauft hat.

Nur der persönliche Berater ruft seinen Kandidaten an, wenn er sich längere Zeit nicht gemeldet hat und die Gefahr besteht dass er aus Frust „aufgibt“. Nur er fängt den Beratenen auf, wenn es negative Erlebnisse wie Absagen gibt. Da helfen lapidare Ratschläge aus dem Computer, die für alle gleich klingen sicher nicht!

Das Fazit

Die virtuelle Schiene ist punktuell gut für ergänzende Termine in längerfristigen Beratungen, die auf einer schon etablierten Vertrauensbeziehung aufsetzen und natürlich auch als Ergänzung zum persönlichen Gespräch:

  •  zur Zwischenreflexion,
  •  um zeitlich flexibel zur sein z.B.: zur Überbrückung auf Dienstreisen oder
  •  um Dokumente durchzuarbeiten. (kognitive Schiene)

Längerfristige Beratungen sind rein virtuell wenig zielführend. Man beschneidet dadurch den Berater in den vielen Möglichkeiten den Kandidaten zu erleben und diesem wiederum Feedback und Vorschläge zu geben.

Das Ergebnis von Outplacement ist nicht nur von der Effizienz der Durchführung abhängig, sondern vielmehr auch von der Zeit die man sich zum Reflektieren nimmt. Und ein „Szenenwechsel“ in ein ruhiges, dafür reserviertes Beratungszimmer verschafft oft erst den dafür nötigen „Denkraum“, über die „Jobziele“ und die daraus abgeleitete  Jobsuche nachzudenken.

 

Quellen:

  • Gerd Beidernikl, Virtuelles Coaching-eine Alternative, HRweb, 2014
  • Harald Geissler, Traditionelle und moderne Medien im Coaching, Coaching Praxisfelder, Springer 2016
  • Zitat Paul Watzlawick, Kommunikationswissenschaftler
  1. Axiom: Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten,(d.h. Beziehungsebene, Emotion, Ausdruck, Gefühl, Mimik, Gestik, Tonfall sind notwendig)

 

 

 

 

 

 

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reinhold-koebrunner-cv

Gastautor

Reinhold Köbrunner, Psychologe:

 

„Kurzfristig notwendige zusätzliche telefonische Beratung erfordert meiner Erfahrung nach zwei- bis vierfachen zeitlichen Aufwand, um ein äquivalentes Ergebnis in emotionaler und/oder inhaltlicher Hinsicht zu erreichen“.

http://www.lhhaustria.at/Reinhold-Koebrunner.htm