Wie sollte jemand »gestrickt« sein, der den Trainerberuf anstrebt und woran erkennt man eine gute Trainerausbildung? Günther Mathé im Interview.
Welche Persönlichkeitsmerkmale sollte jemand für den Trainerberuf mitbringen?
Eloquenz und ein authentisches Auftreten sind Persönlichkeitsmerkmale, die jeder erfolgreiche Trainer mitbringen muss. Sehr wichtig ist es, Spaß an der Arbeit mit Menschen zu haben. Die Teilnehmer zu begleiten, zu fördern und weiter zu entwickeln, sind verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgaben. Ein Trainer muss selbstbewusst und selbstsicher sein, braucht darüber hinaus viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen, wenn es um das Erkennen von Mustern und Verhaltensweisen der Teilnehmer und der Gruppe geht. Eine charismatische Ausstrahlung und ein gewinnendes Wesen sind für einen Trainer vorteilhaft. In einem Seminar ist wenig Zeit, um die Teilnehmer von Kompetenz und Empathie zu überzeugen. Wir wissen, dass wir leichter von anderen Menschen lernen, wenn uns die Person sympathisch ist.
Wie finde ich als Trainer die passende Trainerausbildung, die mir bietet, was ich brauche?
Aussagekräftige Qualitätsrahmenbedingungen bei Ausbildungen sind z. B. maximale Teilnehmerzahl, Praxis/Theorieanteil, Unterlagen, Dauer, begleitende Unterstützung/Coaching zwischen den Modulen. Eine gute Trainerausbildung dauert mehrere Module über mehrere Monate, weil es nur so möglich ist, dass Gelernte anzuwenden und zu verinnerlichen. Vorteilhaft ist die Begleitung von mehr als einem Trainer. Dadurch lernen die Teilnehmer verschiedene Techniken und Zugänge kennen. Wichtig ist ein persönliches Kennenlernen der Trainer vor Lehrgangsbeginn. Eine Trainerausbildung ist mitunter sehr persönlichkeitsentwickelnd. Trainer und Teilnehmer verbringen über eine längere Dauer viel Zeit miteinander. Damit sich ein Teilnehmer von einer Ausbildung möglichst viel mitnehmen kann, soll er sich vorher überzeugen, dass er mit den Trainern gut arbeiten kann und ein Vertrauensverhältnis mit dieser Person möglich ist. Eine gute Trainerausbildung zeichnet sich durch umfangreiche Wissensvermittlung und Praxisanwendung in der Methodik und Didaktik aus. Die Trainer müssen später im Alltag Kompetenz in beiden Bereichen unter Beweis stellen: Fachkenntnisse und Methodenkenntnisse. Ich muss mir als potenzieller Teilnehmer einer Trainerausbildung im Klaren sein: Brauche ich eher eine gute Basis für die Theorie, möchte ich den Fokus auf Austausch und Netzwerk-Aufbauen legen, geht es mir um eine Persönlichkeitsentwicklung, soll es eine Ausbildung sein, in der ich viele neue Methoden und Übungen kennenlerne? Eine Ausbildung, die alles gleichzeitig verspricht, ist unrealistisch.
Wie kann ein neuer Trainer nach einer Ausbildung erste Erfahrungen sammeln?
In einer guten Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten zum Ausprobieren, wie z. B. kleine Trainings-Einheiten zu präsentieren. Wir empfehlen, Ausbildungen zu wählen, die Co-Trainingstage und Praxiseinheiten inkludieren. Nach erfolgreicher Absolvierung der Ausbildung bedarf es jeder Menge Übung. Viele von uns haben Trainer, Vortragende, Wissensvermittler im Bekanntenkreis. Wenn man sich als Unterstützer bzw. unentgeltlicher Praktikant anbietet, bekommt man vielleicht die Möglichkeit, einen kleinen Part zu übernehmen. Vielleicht ist man auch im aktuellen Job in einer Position, in der man Moderationen, Workshops oder Gruppenmeetings leiten kann, auch das sind wertvolle Übungseinheiten.
Wie wichtig sind Coachingtools für neue Trainer?
Es kommt vor, dass während eines Seminars bei einem Teilnehmer ein Problem auftaucht, das ein persönliches Coaching erfordert. Darum kann ich mich als Trainer nur kümmern, wenn mindestens 2 Trainer vor Ort sind, und ein Trainer ein ausgebildeter Berater oder Coach ist. Ein Trend ist auch, dass Firmen Einzelcoachings zwischen den Seminaren buchen. Hat man genug Erfahrungen im Seminarbereich als Trainer gesammelt, ist eine Coachingausbildung sehr bereichernd und kann ein Wettbewerbsvorteil sein.
