Top-Speaker 2018

Bringt dich weiter!

Stefan Frädrich begeistert die Branche nicht nur als Speaker und Trainer, sondern auch mit innovativen Weiterbildungsformaten. Der Erfolg seiner Plattform GEDANKENtanken gab den Ausschlag, ihn zum Top-Speaker 2018 zu wählen.

Herr Frädrich, Sie haben ursprünglich Medizin studiert und sind Arzt. Was hat Sie in die Weiterbildungsbranche getrieben?

Eigentlich wollte ich immer Psychiater werden. Doch nach meinem Studium war ich mit dem ärztlichen Berufsleben alles andere als glücklich. Also nahm ich das Angebot eines Bekannten meiner Eltern an, der einen Nachfolger für seinen mittelständischen Textilhandel suchte und mit dem ich deswegen schon seit Jahren im Austausch gewesen war. So lernte ich Themen wie Betriebswirtschaft, Führung, Unternehmertum, Verkauf und Management kennen. Und dann auch die Trainings- und Coachingszene, zu der ich bis dahin keinerlei Kontakt hatte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Hier konnte ich all das vereinen, was mich wirklich interessiert: Lernen, Menschen, Fortschritt, Psychologie, Bühne, Kreativität. Und ich konnte meine bisherigen Erfahrungen einbringen. Ich habe mich dann recht schnell entschieden, meinem Herzen zu folgen und Trainer zu werden. Tatsächlich habe ich oft den Eindruck, seit dem Beginn meiner Selbstständigkeit 2003 nicht mehr zu arbeiten, obwohl ich natürlich ständig irgendetwas in meinem Job mache. Ich bin der totale Berufseuphoriker.

Was fasziniert Sie am Speaker-Beruf am meisten?

Einerseits die Tätigkeit des Redens, anderseits der Job selbst: Ich darf reisen, viele Menschen und Organisationen kennenlernen, Impulse geben, unterhalten, inspirieren, selbst viel lernen – und verdiene dabei auch noch gutes Geld. Außerdem bin ich wohl ganz gut darin, frei zu reden, Energie und gute Laune zu verbreiten und Menschen wie Organisationen positiv »Herz und Hirn zu massieren«. Mir ist dabei wichtig, sinnvolle Informationen in konsumierbare Häppchen zu packen. In Schul- und Studienzeit habe ich Theater gespielt und war freier Moderator bei Events aller Art: Messen, Autohauseröffnungen, Karaoke-Partys. Auch Fernsehen habe ich eine Weile gemacht. Die Tätigkeit als Speaker verbindet all das auf besondere Weise.

Bei Ihren Reden geht es inhaltlich vor allem um Motivationsthemen. Sind wir denn alle so unmotiviert?

Das würde ich so nicht sagen. Natürlich hat wohl jeder hin und wieder Motivationsprobleme. Auch demotivieren bestimmte Organisationsformen. Doch Motivation ist mein eigenes Thema: Zum einen steckte ich selbst bereits in Lebenssackgassen, in denen ich mich unmotiviert fühlte. Zum anderen komme ich beruflich aus der Psychiatrie und Psychotherapie: Zum Beispiel war ich als Arzt auf einer Depressionsstation tätig. In meiner Dissertation habe ich die Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen bei Strafgefangenen gemessen. Ich habe sozusagen erst die Abwesenheit von Motivation, Erfolg, Glück und Erfüllung erlebt, bevor ich lernen durfte, was Menschen und Organisationen motiviert und erfolgreich macht.

Warum sollten sich Führungskräfte Gedanken über die Motivation der Mitarbeiter machen?

Weil motivierte Mitarbeiter nicht nur gesünder und glücklicher sind, sondern auch produktiver und leistungsfähiger. Das kommt auch der Organisation und somit dem Chef zugute. Wobei ich in all den Jahren nur sehr wenige Menschen kennengelernt habe, die wirklich »unmotiviert« waren. Vielmehr geht es oft um Themen wie den positiven Umgang mit Veränderung, Führungskultur, Sinnorientierung im Job oder das Entfachen neuer Begeisterung für das (Berufs-)Leben. Oft wirken meine Vorträge wie ein unterhaltsamer Spiegel, den ich Mensch und Firma vorhalte. Dann lachen alle, nicken und sagen: »Genau so ist es! Danke, dass Sie uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist.«

Für welche Anlässe eignen sich Ihre Keynotes?

Im B2B-Umfeld werde ich meistens gebucht für Tagungen oder Events, bei denen ein »Ruck durch die Mannschaft« gehen soll, wie etwa bei Kick-off-Veranstaltungen, Team- oder Change-Events. Aber auch bei Kundenveranstaltungen spreche ich oft: Da soll Partnern oder Kunden ein inhaltlich starker Unterhaltungspart geboten werden. Mit den öffentlichen Events von GEDANKENtanken wiederum, meinem eigenen Unternehmen, sprechen wir Menschen an, die bei uns kreuz und quer Inspiration tanken können und rein privat buchen.

Sie halten ja nicht nur Vorträge, sondern auch Trainings. Hand aufs Herz, was machen Sie lieber?

Das kann ich so nicht beantworten. Natürlich machen mir Vorträge viel Freude. Dennoch ist ein gutes Training näher an Mensch und Organisation dran. Ich mache beides gerne, wenngleich ich vom Typus her eher ein Speaker bin: mehr Sender als Interakteur. Auch in meinen Seminaren habe ich ständig den Mund offen. Und ich konzipiere sie meist so, dass ich viel Content vermittle. Stuhlkreis, Pinnwandzettel und Gruppenübungen sind bei mir die Ausnahme. Das macht es für den Trainer allerdings auch anstrengender, weil man stundenlang im Performance-Modus ist. Mein innerer Schweinehund – er heißt Günter – rät mir daher: »Mach mehr Vorträge als Trainings!« Ich folge ihm da brav.

Sie haben vor einigen Jahren begonnen, »Rednernächte« zu veranstalten. Was genau kann man sich darunter vorstellen und warum haben Sie das Format gegründet?

Ich wollte ein intelligentes Showformat schaffen, das Menschen inspiriert und weiterbringt. Statt ins Kino, Theater oder Konzert zu gehen, kann man seit 2012 nun auch mehrmals jährlich an Samstagabenden Rednernächte besuchen – am 8. September übrigens auch in Wien. Es treten 10 Spitzen-Redner auf, die je 20 Minuten zu den unterschiedlichsten Themen referieren, wie etwa Motivation, Gesundheit, Business oder Kommunikation. Wir legen viel Wert auf unterhaltsame Performance und thematische Vielfalt. Außerdem filmen wir die Vorträge professionell mit und senden sie kostenfrei bei YouTube. Unser Kanal hat mittlerweile über 170 000 Abonnenten. Das macht uns sehr stolz – und schafft für die Redner und unsere ­Branche insgesamt Sichtbarkeit.

Was hat dazu geführt, dass Sie etwas später die Plattform GEDANKENtanken gegründet haben?

Weil es die konsequente Weiterentwicklung der Rednernächte ist: GEDANKENtanken versteht sich als Plattform für guten Content. Wir geben hervorragenden Experten eine Bühne. Unser Slogan lautet: »Bringt dich weiter.« Denn es geht uns darum, Menschen bei ihrer Selbstverwirklichung zu unterstützen. Daher stellen wir die Vorträge auch kostenfrei online. Wer tiefer einsteigen will, kann bei uns viele Seminare besuchen, online wie offline: Wir bringen Selbstständigen bei, wie sie ihr Business nach vorne bringen. Führungskräften, wie sie besser führen. Oder Privatpersonen, wie sie glücklicher leben. Das Angebot ist vielfältig.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Wir wollen noch mehr Menschen und Organisationen erreichen, sind daher auf allen Ebenen auf Wachstum gepolt: Zum Beispiel veranstalten wir am 24. November in Köln eine Rednernacht mit über 10 000 Teilnehmern. Oder wir starten ein sehr spannendes Digitalisierungstraining. Wir veranstalten Unternehmerreisen ins Silicon Valley. Oder wir bieten Online-Analysen über Menschenkenntnis an. All das geht einher mit einem stetig wachsenden Team. Vor kurzem haben wir die Schwelle von 40 Mitarbeitern überschritten, trotzdem ist die 50 schon in Sichtweite. Das sind alles Herausforderungen, bei denen wir versuchen, uns an den eigenen Trainings- und Vortragsthemen zu orientieren, was ganz gut klappt. Letztlich hat mich wohl mein Beruf zum Unternehmer gemacht.

Was ist Stefan Frädrich privat für ein Mensch?

Ein sehr zurückgezogener, fast einzelgängerischer, der es genießt, mit seiner Familie zusammen zu sein und soziale Kontakte meist auf ein Minimum beschränkt. Außerdem brauche ich viel Zeit für mich alleine, weil ich mich ständig mit irgendetwas beschäftige, wobei andere stören: nachdenken, lesen, schreiben, konzipieren, einfach im Moment sein. Ernsthaft: Mit Einladungen zum Kaffeetrinken, Essen oder Netzwerken kann man mich jagen. Da gehe ich schon lieber zum Zahnarzt, der will keine Konversation. Nicht falsch verstehen: Ich mag Menschen wirklich gerne, aber privat eben in homöopathischen Dosen. Ansonsten bin ich eigentlich ganz nett.
Vielen Dank für das Gespräch und Gratulation zum Titel »Top-Speaker 2018«!

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