Gesundheit und Unternehmenskultur in der neuen Arbeitswelt waren die großen Themen der Business Circle Konferenz »Corporate Health & Culture« Anfang Juni.
Der Name der Konferenz war gegenüber den Vorjahren (Jahresforum BGM) neu, das Grundformat jedoch unverändert. Business Circle mit Gastgeberin Romana Wolfgang und Moderator Thomas Nagy begrüßte am 7./8. Juni im Austria Trend Hotel Bosei in Wien wieder zahlreiche HR- und BGM-Verantwortliche namhafter Unternehmen. Wie gewohnt wurde ein sehr abwechslungsreicher Mix aus Vorträgen, vertiefenden Roundtables bzw. Workshops und Podiumsdiskussionen geboten.
Der erste Tag lieferte eine geballte Ladung an Keynotes und Impulsen mit den neuesten Erkenntnissen. Der rote Faden, der sich durch alle Beiträge zog, war die Frage: »Was braucht es, damit Unternehmen und Menschen in der neuen digitalen Arbeitswelt erfolgreich und gesund bleiben?« Dabei ging es um Schlagworte wie Sinn, Emotionen, Werte, Haltung, Happiness, Vernetzung und vieles mehr. Die aktuellen Inhalte begeisterten die Teilnehmer, sodass die die Zeit wie im Fluge verging.
Gleich zu Beginn fesselte Bardia Monshi (iVip – Institut für Vitalpsychologie) die Teilnehmer mit einem Vortrag zum Thema »Lust am Ungewissen: Was gibt innere Orientierung und Stärke in Zeiten hoher Komplexität?«. Er verdeutlichte im Rahmen eines Pantomime-Spiels mit Freiwilligen aus dem Publikum, wie wichtig es ist, einen Sinnrahmen bzw. Kontext zu vermitteln. Denn wenn uns das »Warum« fehlt, »dann kreieren sich Menschen Geschichten«, die nur selten der Wahrheit entsprechen. Man kennt dies in Unternehmen, wenn zu wenig kommuniziert wird und dadurch Gerüchte entstehen. Besonders in agilen Organisation, so Monshi, ist es wichtig, dass der Sinn stabil ist. Dies kann nur durch permanente Kommunikation passieren. Denn Kommunikation dient der gemeinsamen Aktualisierung von Sinn und dieser dient der Selektion von Möglichkeiten (Luhmann). Erst nach der Vermittlung des »Warum« sollte weiter von innen nach außen auch das »Wie« und das »Was« vermittelt werden. Heute fangen wir jedoch oft damit an, WAS zu tun ist, WIE die Arbeit zu erledigen ist und vergessen dabei oft das WARUM. Jedoch – ohne Sinn (Why) keine gemeinsame Wahrnehmung, keine nachhaltige Motivation, keine Priorisierung und damit keine Agilität.
Gleich im Anschluss entführte Jochen Peter Breuer (HE2BE) die Teilnehmer in die Welt der Emotionen. Wir sollten uns jeweils zu zweit über eine gute Erinnerung im Beruf austauschen. Das waren – große Überraschung – nicht Zahlen – Daten – Fakten, sondern eben Emotionen. Aber Emotionen haben doch nichts im Business verloren, oder?
Ob wir wollen oder nicht, der größte Stressfaktor in Unternehmen, so Breuer, sind Beziehungen. Anders als bei Materiellem, dass weniger wird, wenn man es teilt, werden Emotionen mehr, wenn man sie teilt. Die gilt sowohl für positive Emotionen als auch für negative, sogenannte »emotionale Viren«. Diese emotionalen Viren können entstehen und sich ausbreiten, wenn die drei wichtigsten Schutzschilder dagegen, nämlich Zuversicht, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und Wertschätzung (nicht nur Geld) beim Einzelnen bzw. in der ganzen Organisation zu schwach ausgeprägt sind. Um die Schutzschilder zu stärken, ist die Schaffung einer Vertrauensbasis, die Förderung von Selbstorganisation in Teams, die Schaffung eines bewertungsfreien Raums zum Querdenken und um unter Stress gelassen zu agieren, wichtig. Die Schlussfolgerung laut Breuer ist daher: »Im Business braucht es nicht mehr Menschlichkeit, sondern mehr Bewusstheit.«
Tanja Weidinger (Runtastic) erlaubte uns unter dem Titel »Culture eats Strategy for Breakfast« Einblicke in die Unternehmenskultur von Runtastic. Als die fünf wichtigsten Rahmenbedingungen für Mitarbeiterengagement werden Sinn, Entwicklung, Selbstbestimmung, Emotionen und Vertrauen gesehen. In diesem jungen Unternehmen mit großteils ebenso jungen Mitarbeitern sind die Firmenvision und die Identifikation damit ganz zentrale Elemente. Denn wenn diese Vision mitreißend ist, dann möchte auch jeder etwas dazu beitragen und engagiert sich entsprechend dafür. Ein weiterer wichtiger Schlüsselfaktor ist Entwicklung bzw. die Möglichkeit zu wachsen, mit einer guten Balance aus fordern und fördern durch die Führungskräfte. Beim dritten Element, der Selbstbestimmung geht es um die Möglichkeit, Ideen einzubringen, wofür auch Kreativzeit zur Verfügung gestellt wird, und die Ergebnisse im Rahmen eines DONI (Day of new Ideas) gefeiert werden.
Andreas Gnesda (teamgnesda) veranschaulichte schließlich, wie Werte und Haltung in der Arbeitswelt sichtbar werden. Denn obwohl das teamgnesda bekannt ist für Bürolösungen, steht der Mensch für Gnesda im Mittelpunkt und wird daher ein ganzheitlicher Beratungsansatz angeboten. »Werte erzeugen Sinn«, ist Gnesda überzeugt. Und nur wer seine Werte, seinen Traum von innen lebt und konsequent bei seiner Entscheidung bleibt, wird sein Ziel auch erreichen. Um zu verdeutlichen, was das bedeutet, erzählte er die Geschichten von Walt Disney, der 100 Banken besuchte, um Finanzierungszusagen für Disney-Land zu erhalten und Bertha Benz, die als erste Frau alleine 100 Kilometer mit dem Auto fuhr.
Am Nachmittag ging es beim Vortrag von Michael Mitterwallner (Glückforscher an der Uni Klagenfurt) zum Thema Glück erneut um positive Emotionen. Unter Glück werden eher kurze Ausschläge nach oben verstanden, wenn etwas besser als erwartet läuft. Zufriedenheit oder Wohlbefinden beschreibt dagegen einen stabileren positiven Zustand, wie ich meine Leben insgesamt sehe bzw. bewerte. »Glück hat viele positive Effekte«, so Mitterwallner. Es entsteht eine regelrechte Aufwärts-Spirale durch positive Emotionen. Glückliche Menschen sind kreativer, neugieriger und kontaktfreudiger, bauen dadurch positive Ressourcen (Wissen, Netzwerke, Resilienz etc.) auf und sind damit gesünder und leben länger.
In den jeweils parallelen Roundtables und Workshops an beiden Tagen wurden einige im Plenum aufbereitete Thematiken noch in kleinen Gruppen vertieft. Vertreter aus verschiedenen Unternehmen boten Einblicke in die eigenen Strategien auf dem Weg der Transformation und zur gesunden Organisation. Es ging aber auch darum, was jeder Einzelne einerseits selbst tun kann, um im digitalen Zeitalter gesund zu bleiben und andererseits, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter dabei unterstützen können.
Zusätzlich bot die gesamte Konferenz in den stärkenden »Soulfood Breaks« immer ausreichend Möglichkeit zu Austausch und vertiefenden Gesprächen. Aufgelockert wurde das Programm durch kurze Aktiv-Sessions der Schauspielerin Elisabeth Krön. Sie forderte und inspirierte die Teilnehmer gleichermaßen mit einigen kurzen Elementen aus dem Improvisationstheater.
Fazit: Zukünftig werden wohl jene Unternehmen erfolgreich sein, in denen Worte wie Sinn, Entwicklung, Selbstbestimmung, Emotionen und Vertrauen nicht nur leere Worthülsen, sondern gelebte Unternehmenskultur sind. Denn in diesen Organisationen sind Mitarbeiter zufriedener und gesünder und können ihre Kreativität entfalten und werden so mehr Innovationen einbringen. Eine Win-win-Situation für die Organisation und jeden Einzelnen.