Was kommt, was bleibt, was geht?

Im Zuge umfangreicher Interviews mit Experten und Praktikern präsentierte die NEW WORK SE kürzlich ein Thesenpapier über die Zukunft der Arbeitswelt.

Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag unzähliger Menschen radikal verändert. Viele Unternehmen und deren Mitarbeiter erfuhren dabei einen Crashkurs in Sachen Digitalisierung. Was gerade noch in weiter Ferne schien – flache Führungsmodelle, hohe Flexibilität und Home-Office – wurde in nur wenigen Wochen fast zum globalen Standard. Dieser »Feldversuch« in Sachen »New Work« betrifft Millionen von Berufstätigen und wird die Arbeitswelt nachhaltig verändern. Erleben wir gerade den Durchbruch zu einer neuen, besseren, weil humaneren Arbeitswelt? Oder werden wir vielmehr eine Rückkehr zu tradierten Arbeitsformen erleben, sobald wir wieder in die Büros zurückkehren und die Controller den Rotstift zücken und ihre Sparprogramme?

Die aktuellen Entwicklungen werden laufend im Rahmen der digitalen NEW WORK EXPERIENCE Formatreihe »NWXnow« diskutiert. Dazu sprechen die Moderatoren des NWXnow Videocasts, Marc-Sven Kopka und Astrid Maier, regelmäßig mit Experten, Vordenkern und Praktikern, wie unter anderem Frédéric Laloux, Miriam Meckel, Stephan Grünewald, Julia Klier – und New-Work-Begründer Frithjof Bergmann.

Trends und Thesen

Auf Basis dieser Gespräche und Meinungen präsentiert NWXnow die sieben wichtigsten Trends und Thesen nun in einem Thesenpapier und stellt die Frage, wie nachhaltig die aktuellen Entwicklungen die Arbeitswelt verändern werden:

1: Bullshit-Jobs sind am Ende
Ein Viertel der Arbeitskräfte in Industrieländern sieht keinen Sinn in ihrer Arbeit – sie halten ihren eigenen Job für bedeutungslos. Doch Menschen wollen nicht mehr in der Bedeutungslosigkeit arbeiten, sie wollen sich ausdrücken und entfalten. Viele haben den Stillstand der Krise genutzt, um innezuhalten, um ihre Arbeitswelt zu hinterfragen, um sich ihrer Wünsche bewusst zu werden, um die Atempause kreativ zu nutzen und um schlussendlich Einiges zu ändern. Es gibt ein starkes Verlangen nach Neuem, die Arbeitswelt ist mitten in einem großen Wandel, was aber auch bedeutet, dass sich die Bildung mit dem Neuen Arbeiten auseinandersetzen muss. Die Sinnfrage treibt nicht nur die Generation Y an, sondern stellt auch Führungskräfte vor neue Herausforderungen – Hierarchien und finanzielle Anreize weichen intrinsischer Motivation. Denn Arbeit muss Sinn machen und einen Wert für die Gesellschaft haben.

2: Das Büro ist, wo du bist
Wir leben und arbeiten hybrid: konzentriertes und produktives Arbeiten im Home-Office, soziale Kontakte und persönlicher Austausch am Arbeitsplatz. Die bessere Verteilung zwischen kurzfristigen, oft unterbrochenen Arbeitsphasen und vertiefenden, konzentrierten Arbeitsphasen macht uns und unseren Arbeitsalltag schöpferischer und leistungsfähiger. Dadurch haben Effektivität und Produktivität in der Krise durch Selbstbestimmtheit eine neue Bedeutung erlangt. Durch die gesteigerte Produktivität wird auch Arbeitszeit neu definiert.

3: Krise ist die Chance zur Re-Qualifizierung
30 % der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland braucht neue Kompetenzen. Die gute Nachricht: Die Pandemie ist der Katalysator zur Re-Qualifizierung. In der Krise wurden die Notwendigkeit, aber vor allem das Interesse an neuen Qualifikationen und Kompetenzen erkannt. Aus dem, was Menschen gerne und aus Interesse tun, entstehen neue Fähigkeiten, die für das Neue Arbeiten wichtig wie nützlich sind, wie Adaptionsfähigkeit, agiles Arbeiten, aber auch emotionale und soziale Fähigkeiten bekommen mehr Bedeutung. Die durch die Krise beschleunigte Digitalisierung lässt neue Zukunftskompetenzen entstehen.

4: Arbeit: Hier darf ich sein, wie ich bin
Die emotionale, zwischenmenschliche Interaktion gewinnt – vor allem vor dem Hintergrund des technologisierten und digitalen Tempos – an Bedeutung. Die Corona-Pandemie rückt die Werte-Diskussion in den Vordergrund. Ethik, Fairness und das tiefere Bedürfnis nach Begegnung sind zentral in der neuen Arbeitswelt. Menschen sind nicht mehr Teil eines Systems, in dem sie Rollen spielen, sondern erfahren Wertschätzung als Individuen. Effizienz hat zwar ihren Platz, aber ebenso das tiefgehende Gespräch. Der Mensch bzw. das Menschliche ist das Maß aller Dinge einer modernen Arbeitswelt.

5: Kollaboration als menschliche Superkraft
Zusammenarbeit und Kollaboration sind die Erfolgsfaktoren der Zukunft. Die Ära der Selbstsucht und des Wettbewerbs ist vorbei und wird von der Ära der Kooperation abgelöst. Augenhöhe und Vertrauen schaffen Zusammenhalt und Zugehörigkeit – unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genauso wie zwischen Unternehmen und Angestellten. Teams rücken näher zusammen und teilen ihr Wissen – unabhängig von Zeit und Ort – das sorgt für mehr Kreativität, Innovation und Unternehmenserfolg. Kollaboration gilt daher als menschliche Superkraft, die für eine neue Arbeitswelt essenziell ist.

6: Digital, volatil, agil: Organisation reloaded
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Vieles möglich wurde, was davor als unmöglich galt. Und dieses »New Normal« wird bleiben: Digitalisierung, neue Technologien, flexible Organisationsstrukturen, Agilität. Die Zukunft ist volatil und agil. Die Umbrüche, die uns bevorstehen, betreffen nicht nur Jobs – deren Sinn und Struktur hinterfragt werden – sondern ganze Unternehmen. Es liegt nun an den Unternehmen, eine DNA aufzubauen, in der diese Veränderungen Platz haben und selbstverständlich sind. Dazu werden Unternehmen neue Unternehmenskonzepte und -strukturen sowie Arbeitssysteme kreieren müssen. Die Arbeitswelt steht an der Schwelle zu grundlegenden Veränderungen, bei denen es nicht um Tools oder Home-Office, sondern um einen Struktur- und Systemwandel der Arbeitswelt geht.

7: New Leadership: Inspiration statt Kontrolle
Führungskräfte sind die Motivatoren ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich selbst kontrollieren und disziplinieren. Remote Work heißt Remote Führung mit Inspiration. Aufgabe der Führungskräfte ist es, Nähe trotz Distanz sowie gute Mitarbeitererfahrungen zu schaffen, um die besten Mitarbeiter zu bekommen, zu halten und zu inspi­rieren. Führungskräfte werden vermehrt die Jobs ihrer Angestellten hinterfragen, Strukturen analysieren und aufbauen, die Jobs beinhalten, die Sinn und Freude machen. Dann sind die Menschen von selbst motiviert, denn es gibt ein tiefes Bedürfnis nach Sinn.

Veränderungen

»Nachhaltige Veränderungen werden durch Krisen oftmals überhaupt erst möglich. Wir befinden uns an einem Wendepunkt und erleben einen echten Struktur- und Paradigmenwandel, allerdings stehen wir erst am Anfang dieser Veränderungen. Welche Auswirkungen dieser auf die Arbeitswelt hat, können wir nicht final beantworten – das bedeutet, dass sich auch die Trends und Thesen weiterentwickeln werden«, so Marc-Sven Kopka (VP External Affairs der NEW WORK SE). Weiterhin wird im Rahmen des Digitalformates NWXnow die zentrale Frage gestellt: Was kommt, was bleibt und was verändert sich? Experten und Praktiker sprechen Klartext und bringen Orientierung und Visionen für eine neue Arbeitswelt. »Diese Inputs werden wir weiterhin genau analysieren und die Thesen für das Neue Arbeiten dementsprechend anpassen und erweitern«, so Marc-Sven Kopka abschließend.

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Das Thesenpapier kann auf der Website der NWXnow heruntergeladen werden:
www.nwx-now.com