Weiterbildung im Jahr 2020

Geben Unternehmen 2020 mehr Geld für Weiterbildung aus als 2019? Welche Themen sind gefragt? Und wie hat Corona all das verändert?

Bereits Seit 2009 präsentiert die Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PBEB) jährlich die Studie zur Weiterbildung, die die Ergebnisse von 500 telefonischen Interviews, geführt mit HR- bzw. Personalverantwortlichen und Geschäftsführern in österreichischen Unternehmen ab 20 Mitarbeitern, umfasst. Heuer unter dem Einfluss der Corona-Krise. Die Studie wurde von MAKAM Research im Auftrag der Plattform Erwachsenenbildung im März 2020 und Juni/Juli 2020 durchgeführt und am 24. September online der Öffentlichkeit und Medienvertretern präsentiert.

Infiziert Corona Weiterbildungsbudgets?

Etwa jedes fünfte Unternehmen (21 %) plante das Weiterbildungsbudget 2020 gegenüber 2019 zu erhöhen. Hier ist allerdings eine Abnahme seit Covid-19 zu verzeichnen. Seitdem geben nur noch 16 % an, ihr Weiterbildungsbudget zu erhöhen (vor Corona 26 %). Als direkte Reaktion auf Covid-19 plant (nur) jedes vierte Unternehmen (24 %) sein Weiterbildungsbudget zu reduzieren. 69 % der Unternehmen wollen trotz Covid-19 an ihren Weiterbildungsbudgets festhalten.
Martin Röhsner: »Obwohl die Corona-Krise und der Lockdown zu einem leichten Rückgang des Weiterbildungsbudgets geführt haben, zeigt sich, dass das Thema »Weiterbildung« in den Unternehmen nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert in Österreich hat. Das war bei früheren Krisen anders, denken wir z. B. an die Finanzkrise 2008/2009. Hier wurde viel mehr Weiterbildungsbudget gekürzt, als das heute der Fall ist.«

Als Antwort auf die Frage, ob die Covid-19-Krise zu einer Zunahme der Bedeutung von Weiterbildung im Unternehmen führt, antworteten 50 %, dass sie stark oder sogar sehr stark zunehmen wird. Niemand ging davon aus, dass die Bedeutung von Weiterbildung durch die Krise abnehmen wird.

Digital kompetent?

Die digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter sowie ihre Fähigkeit, disloziert zu arbeiten, werden seit Covid-19 allgemein als hoch eingeschätzt. 7 von 10 Unternehmen geben an, dass diese (eher) hoch sind. Trotzdem werden 42 % der Unternehmen aufgrund Covid-19 mehr in die digitale Kompetenz ihrer Mitarbeiter investieren. Fast 6 von 10 Unternehmen (58 %) geben an, dass Covid-19 rein digitale Lernformen für sie bedeutender macht.

Weiterbildungsthemen

Die wichtigsten Weiterbildungsmaßnahmen bleiben (wie in den vergangenen Jahren auch) in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung (41 %), Technik und Produktion (38 %) sowie Verkaufstraining und Marketing (36 %). Covid-19 führte zu einer Veränderung dieser Prioritäten: An Bedeutung gewinnen Informatik und EDV (27 % Zustimmung vor Corona, nun 36 %) sowie Sicherheit (20 % Zustimmung vor Corona, nun 25 %). Technik und Produktion sowie Rechnungswesen werden nun hingegen seltener genannt. Management und Unternehmensführung nimmt mit 28 % Platz 6 im Ranking ein. Im Vorjahr lag es noch bei 33 %.

Diese Ergebnisse decken sich auch mit den Ergebnissen auf die Frage: »Wenn Sie an Ihre Arbeit im HR/Personalbereich denken: Welche sind Ihre Arbeitsschwerpunkte bzw. Trends in den nächsten 2 Jahren?«
Die Frage wurde offen, ohne Antwortmöglichkeiten gestellt, und erst im Anschluss von MAKAM geclustert. 41 % sehen die höchste Relevanz und die wichtigsten Kompetenzen im Fachlichen und demnach auch fachliche Weiterbildung als wichtig an. 21 % antworteten mit Persönlichkeitsentwicklung, 17 % sehen in der Digitalisierung und EDV einen wichtigen Weiterbildungsbedarf. Rekrutierung allgemein nimmt Platz 4 ein mit 13 %. Gefolgt von Recht und Datenschutz sowie Mitarbeiterbindung und Motivation (je 8 %).

Auswahl des Weiterbildungs­partners

Bei der repräsentativen Umfrage wurde ebenfalls gefragt, wie wichtig einzelne Kriterien bei der Auswahl eines Anbieters für Weiterbildung sind. Hier antworteten die meisten, dass ihnen die inhaltliche Spezialisierung sehr wichtig oder wichtig ist (94 %). An Platz 2 stehen eigene Erfahrung mit dem Anbieter (88 %). Und erst auf Platz drei finden wir in den Auswertungen das Preis-Leistungs-Verhältnis, das 86 % als sehr wichtig oder wichtig erachten. Empfehlungen von Freunden oder Bekannten sind für 79 % der Befragten wichtig und das Image des Anbieters für 67 %.
Interessant ist hier auch, dass 60 % das Angebot von digitalen Lernformen als Auswahlkriterium für ihren Weiterbildungsanbieter angaben.

»Die Ergebnisse der ›Weiterbildungsstudie 2020 in Österreich‹ zeigen die Wichtigkeit von Weiterbildung, aber auch den enormen Einfluss der aktuellen Corona-Krise«, betont Christian Bayer. »Die Krise zeigt, wie wichtig alternative Lehr- und Lernformen und digitale Skills sind. Die Bildungsinstitute der Plattform werden weiter ihren Beitrag zu einer sicheren und zielgerichteten Personalentwicklung leisten. Aus- und Weiterbildung und nötige Neuqualifizierung werden die Schlüsselfaktoren sein, um gestärkt aus der Krise zu kommen. Bildungsprogramme sind die Mut-Macher dazu!«

Studiendesign

Methode:
Telefonische B2B-Repräsentativbefragung; Randomsampling
Zielpersonen:
HR bzw. Personalverantwortliche und ­Geschäftsführer in Unternehmen bzw. Niederlassungen ab 20 Mitarbeitern in Österreich
Stichprobengröße:
500 Interviews (250 vor Corona, 250 während Corona)
Befragungsgebiet:
Gesamtes Bundesgebiet
Befragungszeitraum:
vor Corona:
3. März bis 13. März 2020
während Corona:
29. Juni bis 22. Juli 2020

Die gesamte Studie ist kostenlos auf der Website der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung abrufbar:
www.plattform-erwachsenenbildung.at

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