Gute Unterhaltung und viel Emotion

Der 6. Speaker-Slam fand wieder einmal an einer neuen Location statt. Das Erfolgskonzept der letzten Jahre blieb unverändert.

Im Studio 44 am Rennweg 44 im 3. Wiener Bezirk treffen einander in einem Raum für ca. 200 Personen Speaker, Publikum und Jury für den 6. Speaker-Slam in Wien. Natürlich sind hier nicht 200 Menschen, schließlich ist Corona. Es sind überall gesperrte Sitzplätze und viel Abstand, 70 Personen haben den Weg hierher gefunden.

Das Grundformat ist gegenüber den Vorjahren unverändert. Die Speaker treten für jeweils 5 Minuten vor Jury und Publikum auf und mit ihren Reden gegeneinander an.
Um kurz nach 15.00 Uhr heißt der Moderator und Kabarettist Otmar Kastner alle Anwesenden herzlich willkommen, spricht einige einleitende Worte, erklärt den Modus und stellt die Jury vor. Und dann geht es auch schon los.
Marion Benda beginnt, weil sie die Erste im Alphabet ist. Sie betritt die Bühne nicht, sie rollt eine Rampe hinauf, weil sie im Rollstuhl sitzt. Das wird zum Thema, noch bevor sie zu sprechen beginnt. Ihre Message: Das Leben ist schön, es packt uns nicht mehr auf die Schultern, als wir packen können. Sie erzählt aus ihrem Leben und von ihrem Sturz vom Pferd im Juni 1994, der alles veränderte. Seitdem ist sie querschnittgelähmt. Danach ging sie durchs Tal der Perspektivlosigkeit, bis der Tag kam, an dem sie sich für oder gegen das Leben entscheiden musste. Sie hat sich dafür entschieden. Das hat eine enorme Kraft in ihr freigesetzt. Heute kann sie 100 Meter gehen. Ihre Schlussworte: »Man kann alles erreichen, was man will, manchmal braucht man dafür vielleicht Hilfe.« Ihr Ehemann kommt auf die Bühne und hilft ihr beim Aufstehen.
Na bumm, dieser Speaker-Slam startet quasi von Null auf Hundert, was die Emotionen betrifft. Es folgen eine Expertin für erfüllte Lebensführung, ein Plädoyer für authentische Führungspersönlichkeiten, die Erklärung des richtigen Mindsets für den Verkauf, ein Vortrag über Zielerreichung in Unternehmen, eine mit Kraftausdrücken gespickte Rede über mentale Blockaden und ein Aufruf, negativen Prophezeiungen von Ärzten keinen Glauben zu schenken.
Dann betritt Monika Herbstrith-Lappe die Bühne. Ihr Vortrag »Vielleicht wird vieles vielleichter – und dadurch viel leichter« ist voll Humor und Wortwitz, überzeugt die Medienexperten in der Jury und bringt ihr den von Hamburg TV und Magazin TRAiNiNG verliehenen Medienpreis ein. Mit Aussagen wie »2 Minuten lachen ist genau so gesund wie 20 Minuten joggen. Ich geh’ in den Park und lach’ die Jogger aus. Wer möchte mitmachen?« sorgt sie für die ersten herzhaften Lacher an diesem Nachmittag.
Auf die Bedeutung der Sprache und Humor als Mutmacher geht auch der nächste Redner Göran Hielscher in seinem sehr guten Vortrag über Spielräume, Sinn und Veränderung ein.

Wie bis jetzt noch bei jedem Speaker-Slam gibt es viele gute, einige hervorragende, aber auch einige weniger gute Auftritte. Und wie immer ist auch für das Schräge Platz. Die bunte Mischung macht den Reiz dieser Veranstaltung aus. Die Pausen nach jeder einzelnen Rede sind nur so lange, wie der nächste Redner braucht, die Bühne zu betreten. Schade, denn manche Inhalte regen zum Nachdenken an – und dafür bleibt keine Zeit. Nach jeweils 5 Rednern spricht Otmar Kastner ein paar auflockernde Worte, nach der Hälfte der Auftritte gibt es 30 Minuten Pause. Diese tut gut, denn es gilt, viele Eindrücke zu verarbeiten.

Mit einem lauten Schrei betritt die spätere Gewinnerin Anita Raidl die Bühne. Sie schreit nicht, weil sie aufgebracht ist, sondern weil »Wut« ihr Thema ist. Sie nennt sich selbst die Wut-Macherin und möchte Menschen bewegen, zu ihrer Wut zu stehen, sie anzuerkennen und anzusprechen. »Wir haben als Kinder gelernt, still zu sein und unsere Wut zu unterdrücken. Das ist schade, denn ein bewusster Umgang mit der Emotion Wut ist so wichtig«, erzählt sie und sorgt mit ihrer bildhaften und lebendigen Sprache für wahres Gänsehaut-Gefühl im Publikum. Schade, dass die 5 Minuten bei ihr so schnell vorbei sind. Anita Raidl ist die Gewinnerin des Gesamtpreises des Speaker-Slam 2020.

Den Agenturaward vergeben Martina Kapral (Agentur Martina Kapral) und Isabella Krumhuber (Leadersnet) an den ehemaligen Eishockeyspieler und Trainer Dieter Kalt. Er appelliert in seinem überzeugenden Vortrag, an sich zu glauben und sich von niemandem sagen zu lassen, dass man etwas nicht kann.

Am Ende der Veranstaltung gibt die Jury Feedback an alle daran interessierten Speaker. Beim anschließenden Netzwerken lernen die Speaker und die Jury einander noch besser kennen.

Fazit
Der Speaker-Slam hat den Teilnehmern am Wettbewerb viel zu bieten. Sie können Neues ausprobieren, Choreografien testen, sich mit anderen messen, voneinander profitieren und erhalten nicht nur Feedback, sondern auch professionelles Foto- und Videomaterial ihrer Auftritte – und im Falle des Gewinnens attraktive Preise. Auch für das Publikum ist viel dabei. Es erlebt unterhaltsame Stunden, bekommt neue Einblicke in viele unterschiedliche Themen und wird auch emotional angesprochen. Wir freuen uns auf den Speaker-Slam 2021 – hoffentlich ohne Social Distancing.

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