Beim Seminar »Regie führen auf beruflichen Bühnen« lernen die Teilnehmer von Theaterregisseuren, wie sie im Business eine exzellente Performance liefern.
Dass das Wort »Performance« sowohl auf der Theaterbühne als auch für High-Performance im Business verwendet wird, sieht die Trainerin Monika Herbstrith-Lappe nicht als Zufall an: »Zwischen Führungskräften und Regisseuren gibt es viele Parallelen. Beide versuchen beispielsweise, aus Einzelkämpfern ein effizientes Ensemble zu schaffen.« Als Co-Trainer stehen den Teilnehmern an diesem Eintagesseminar zwei Regisseure zur Verfügung: Steffen Jäger (freier Regisseur) und Rosee Riggs (Professorin am Max Reinhardt Seminar).
Zu Beginn des Tages erfolgt eine kurze Einführung in die Dramaturgie von Theaterstücken. Die beiden Regisseure erzählen aus ihrer Praxis und Erfahrung und Monika Herbstrith-Lappe schlägt die Brücke ins Business: »Auch im beruflichen Alltag müssen wir uns jeden Tag in Szene setzen, also inszenieren. Jede Geschichte kann langweilig oder mit Spannung erzählt werden.« Durch die richtige Inszenierung schaffen wir es, uns ins rechte Licht zu setzen, Verbündete zu gewinnen und Veränderungen zu gestalten. Es wird somit einfacher, Verhandlungen zu führen und zu verkaufen.
Wir hören Tipps für erfolgreiches Storytelling, und Steffen Jäger rät dazu, mit etwas Gewohntem zu beginnen, sodass die Zuhörer glauben zu wissen, was passiert. Danach solle man dieses Terrain verlassen und mit einer überraschenden Wende für Irritierung sorgen. Das schafft Spannung und lässt den Zuhörer »im Stück« bleiben. Unser Hirn läuft bei allen Routinearbeiten im »Modus Autopilot«. Erst durch etwas Unerwartetes schaltet es sich ein und ist dabei.
Rosee Riggs spricht über die Aufgabe eines Regisseurs: »Es ist die Aufgabe jeder Führungskraft, also auch jedes Regisseurs, das Was abzustecken, und nicht das Wie.«
Steffen Jäger erzählt eine Geschichte, bei der er es mit einem sehr erfahrenen Schauspieler zu tun hatte. Dieser wollte stets von Steffen Jäger wissen, WIE er denn spielen solle. Erst durch lange Gespräche konnten die Rollen klar werden: Der Schauspieler musste lernen, für das WIE selbst die Verantwortung zu übernehmen. Wenn ein Regisseur dem Schauspieler jede Kleinigkeit vorgibt, ist dieser überfordert und rasch demotiviert. Sehen Sie die Parallele für den Führungsalltag?
Monika Herbstrith-Lappe sagt zu dieser Problematik einen passenden Satz: »Die meiste Zeit kosten Gespräche, die nicht geführt wurden.« Noch vor der Mittagspause erfolgt eine Übung, bei der es darum geht, Präsenz und Aufmerksamkeit zu trainieren. Wir sind zuerst erschüttert darüber, wie schwer eine scheinbar leichte Aufgabe ist. Kurze Zeit später aber sind wir erfreut, wie schnell wir dazulernen konnten.
Nach dem Essen geht es mit praktischen Übungen weiter. Zuerst geht es darum, sich ineinander zu »verknoten«, um sich danach wieder zu befreien. Die Learnings daraus sind nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber dank der Reflexion sofort umsetzbar: Erst die Spielregeln ermöglichen das Spiel. Manchmal ist auch die Sinnhaftigkeit der Regeln im Unternehmen nicht unmittelbar erkennbar, doch wenn diese fehlen, geht gar nichts mehr. Außerdem müssen sich bei dieser Übung alle an der Lösung beteiligen, auch die, die scheinbar schon richtig stehen. Jeder kleine Input ändert das komplette System. Bei der nachfolgenden Übung geht es nochmals um das effiziente Geschichten-Erzählen. Die Trainerin Monika Herbstrith-Lappe agiert ständig als »Dolmetscherin von der Theatersprache in die Wirtschaftssprache.«
Fazit
Das Seminar bietet interessante Learnings und Parallelen aus der Theaterwelt. Aufgrund der Kürze des Eintagesseminars werden viele Themen nur angeschnitten. Das löst Nachdenklichkeiten aus und macht Lust auf Vertiefung, z. B. mit den im Anschluss übermittelten Unterlagen oder den vielen Literaturtipps. Die Regisseure sind sehr kompetent in ihrem Fach und stehen mit vielen Tipps den Teilnehmer auch in den Pausen zur Verfügung.
Investition: 480,– € (exkl. USt.)