Normalität der Katastrophe

Ende April war es wieder so weit. Die HR-Branche traf sich zur bereits 19. PoP – Power of People, erstmals in Stegersbach. TRAiNiNG war dabei.

»HR im perfekten Sturm: Hearts & Bones« war das Motto zu diesem jährlichen Fixpunkt der Personal-Branche. Rund 150 weiterbildungsinteressierte HR-Experten nahmen daran teil, um sich über die aktuellen Trends und Herausforderungen rund um HR-Themen zu informieren und um sich auf hohem fachlichen Niveau auszutauschen. Dem »Austausch« wird dabei an diesen zwei Tagen viel Zeit eingeräumt, nur selten kommen so viele hochrangige HR-Verantwortliche auf einen Fleck zusammen, um im Moment nämlich besonders viele relevante Themen zu besprechen. Alle sind offen und willig, ihre Erfahrungen aus den letzten zwei Jahren Corona-Krise weiterzugeben, so kann man voneinander lernen. Die Veranstaltung ist in drei Themenblöcke unterteilt:

  • Äußere Einflüsse
  • HR-Insides
  • Robuste Organisationen

In jedem dieser Themenblöcke werden die relevanten Trends mittels Vorträgen, Podiumsdiskussionen oder Workshops vermittelt.
Und wenn jemandem gerade einmal nicht der Sinn nach Vortrag steht, findet sich mit Sicherheit ein spannender Gesprächspartner im Bereich der Terrasse des Falkensteiner Balance Resorts Stegersbach.
Bei den begrüßenden Worten von Karin Bauer (DER STANDARD) und Gastgeber1 Romy Faisst (Business Circle) spürt man eine gewisse Erleichterung, dass so wichtige Veranstaltungen wie die PoP wieder ohne Einschränkungen stattfinden dürfen. »Keine Branche, kein Unternehmen und keine Abteilung blieb von den Entwicklungen der letzten Jahre verschont. Die neuen Herausforderungen treffen alle. HR muss daher gestalten, Mut machen und einen klaren Kurs aufzeigen. Deshalb treffen wir uns bei der PoP«, sagt Romy Faisst in ihrer Eröffnungsrede.

Stephan A. Jansen (Wirtschaftswissenschafter am Alexander von Humboldt-Institut in Berlin) gibt in der ersten Keynote der Konferenz einen Überblick – das Big Picture sozusagen – über die relevanten Veränderungen, die zurzeit passieren. Dabei spricht er auch über scheinbar kleine Trends, die aber in Zukunft eine große Relevanz für Unternehmen haben werden. Er erklärt, warum aktuell so viele Mitarbeiter kündigen und argumentiert dabei primär mit dem »Sinn-Verlust der Arbeit« in großen Unternehmen. Seit einiger Zeit folgt eine Krise der nächsten, zuerst die (noch immer andauernde) Corona-Krise, dann der Russland-Ukraine-Krieg, massive Inflation und die Energiekrise sind nur ein paar Punkte, auf die der Vortragende eingeht. »Der Umgang mit Katastrophen im Außen ist der Job von HR geworden. Wer sich dessen bewusst wird, sieht wieder mehr Sinn in seinem Tun. HR-Abteilungen und Organisationen generell müssen derzeit vor allem effizienter und innovativer werden, um mit den verändernden Umständen klar zu kommen«, so Stephan A. Jansen.
In der anschließenden Rede von Thomas Ogilvie (Personalvorstand und Arbeitsdirektor bei der Deutschen Post DHL Group) bekommen die Zuhörer Einblicke in ein Unternehmen, die man sonst in dieser Form schwer erhält. Der Vortragende geht auf den spürbaren Trend in den USA ein, der »Great Resignation«. Noch nie zuvor haben so viele Mitarbeiter gekündigt.  Auch DHL spürt das in Europa und weltweit. Ogilvie bezeichnet die wichtigste Tätigkeit von HR als »Sales«: »HR muss das Unternehmen am Arbeitsmarkt attraktiv verkaufen, sonst werden sehr bald die Mitarbeiter ausgehen.« Die zur Normalität werdenden Ausnahmesituationen regen Mitarbeiter zum Nachdenken an, ob sie das, was sie seit vielen Jahren tun, auch noch die nächsten Jahre machen möchten. Viele entscheiden sich dann für einen Jobwechsel. Viele Kündigungen gehen auch auf den direkten Vorgesetzten zurück. Daher setzt DHL besonders stark auf interne Besetzungen bei Führungskräften, die den Job ihrer Mitarbeiter besser kennen und verstehen können als externe Führungspersonen. Statt »Great Resignation« setzt DHL auf »Great Activation« und bezieht ihre Mitarbeiter in viele Prozesse mit ein, um ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Themen wie Nachhaltigkeit und Fairness stehen dabei im Fokus. Die Rolle von HR ist es, einen Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen zu schaffen, in denen Mitarbeiter sich wohl fühlen und gerne Bestleistung erbringen.

Die Teilnehmer haben immer wieder die Möglichkeit, in unterschiedlichen Workshops ihr Wissen zu vertiefen. Themen wie »Workforce Planning«, »die Rolle von HR in der Transformation« oder »Gestaltung und Entwicklung einer hybriden Organisation« stehen unter anderem zur Auswahl. Dabei werden in diesen parallel abgehaltenen Sessions zwar auch Theorien diskutiert, vor allem aber Best-Practice-Beispiele von Unternehmen aufgezeigt und diskutiert.

Am Nachmittag des ersten Konferenztages stehen HR-Insides auf der Agenda. Die Teilnehmer erfahren vieles über den Umgang mit Stress in der HR-Abteilung. Auch darüber, dass HR-Mitarbeiter oftmals auf sich selbst vergessen, und sich zu viel um andere kümmern. Der Arbeitspsychologe Tobias Glück sagt: »Wenn Sie mit Kollegen oder Brancheninsidern sprechen, werden Sie feststellen, dass diese Personen ähnliche Probleme wie Sie haben. Sie sind nicht alleine damit. Tauschen Sie sich aus und holen Sie sich Hilfe, wenn Sie sich in Ihrer Arbeit derzeit überfordert fühlen!« Diese Worte regen zu vielen Gesprächen an, denn fast alle fühlen sich betroffen.
Bevor es zur legendären »PoP-Party« geht, präsentieren noch drei Unternehmen auf der Tech-Stage innovative Produkte, die das HR-Leben vereinfachen können.

Harald Katzmaier (FASresearch) hält abschließend einen »Out of the Box Vortrag« zum Thema »Zeit für einen radikalen Pragmatismus«. Führung bedeute laut dem Vortragenden derzeit, die Kraft und den Mut zu haben, inmitten von sich rasch verändernden Umständen, massiver Unsicherheit und spürbarer Panikstimmung einen klaren Blick auf das eigene Unternehmen und die Welt zu behalten.

Am Abend versetzt ein Zauberer die Teilnehmer in magische Stimmung und schafft so ein Fundament für einen schönen Abend mit vielen fachlichen und privaten Gesprächen unter den Teilnehmern. Und auch dem Spaß, der Ausgelassenheit und dem Tanz wird Zeit eingeräumt.

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Gespannt trifft sich das Plenum in der Früh des zweiten Konferenztages, um Arbeitsminister Martin Kocher zuzuhören, der einen Überblick über Arbeitsmarktdaten gibt. Wie bei Politikern üblich, beschönigt er die derzeitige Situation, warnt aber auch davor, dass, bedingt durch den demografischen Wandel, in Zukunft weniger erwerbstätige Personen am Markt sein werden. Der Trend wird sich bis 2030 deutlich spürbar auswirken. Die Politik, aber auch Unternehmen sind daher bereits jetzt gefordert, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.
Weitere Vorträge und Diskussionen zu Themen rund um die Organisation für stürmische Zeiten runden das inhaltliche Portfolio der PoP ab.

Die Veranstaltung endet mit einem gemeinsamen Mittagessen. Die meisten Teilnehmer sind müde, aber aufgeladen durch neue Impulse und verlassen mit vielen neuen Kontakten das Hotel.
Die Community trifft sich wieder am 27. und 28. April 2023 in Stegersbach. Dann zur 20-jährigen Jubiläums-PoP.
www.businesscircle.at

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