Immer mehr Menschen in Österreich belegen ein Fern-Master-Studium. Welche Vor- und Nachteile hat das im Vergleich zu einem herkömmlichen Präsenzstudium? Worauf sollte man bei der Auswahl des Anbieters aufpassen?
Zwar erhält man als Student eines Fernstudiums Lernunterlagen wie Skripten und Bücher auch in Papierform, der Anteil am Arbeiten und Lernen von und mit Bildschirmmedien (PC, Smartphones, Tablets usw.) ist aber wesentlich größer als bei herkömmlichen Studien. Vor allem die Kommunikation mit den Studiumskollegen wird fast komplett in die virtuelle Welt verlagert. Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Die einen sind begeistert von der Technik und von den neuen didaktischen Ansätzen:
Spielerische Elemente können implementiert werden – Stichwort Gamification.
Das Betrachten abgefilmter Vorträge auf Bildschirmen hat gegenüber Live-Vorträgen nicht nur den Vorteil zeitlicher und örtlicher Unabhängigkeit, sondern lässt den Betrachter auch anhalten, vor- und zurückspulen, wann immer er es für nötig hält, z. B. wenn er etwas nicht verstanden hat. Er kann also im von ihm gewünschten Umfeld und im von ihm gewählten Tempo von Professoren lernen.
In Foren können sich die Studenten austauschen, voneinander lernen und profitieren.
Der Lehrstoff kann in kleinere Einheiten zerlegt werden, die entstehenden Kurzvideos sind schnell konsumiert – das geht auch im Wartezimmer beim Arzt oder in der Straßenbahn. Lernen ist also wirklich überall möglich, die nötigen technischen Geräte vorausgesetzt.
Dann gibt es andere, die der Meinung sind, das alles sei eher lernhemmend als -fördernd. Unter ihnen ist der deutsche Gehirnforscher Manfred Spitzer, der in seinem Buch »Digitale Demenz« die oben genannten und weitere (seiner Meinung nach vermeintliche) Vorteile einzeln widerlegt und viele Gründe auflistet, warum das Lernen von Bildschirmmedien, die er »Lernverhinderungsmaschinen« nennt, nicht (gut) funktionieren kann. So zitiert er z. B. Studien, die nachweisen, dass man zu dritt in einer Videokonferenz weniger lernt, als wenn man zu dritt an einem Tisch sitzt. Das gelte auch für Inhalte, die an und für sich für Videokonferenzen gut geeignet sind. Ergebnisse aus der Gehirnforschung fasst er an einer Stelle so zusammen: »Unser Gehirn ist zunächst und vor allem ein soziales Gehirn.« Infolgedessen lerne es sich auch am besten in sozialen Umgebungen. Das spricht natürlich nicht sehr für Fernstudien.
Das spezifische Problem an Master-Fernstudien ist darüber hinaus, dass es im Laufe eines gesamten Master-Studiums nicht immer ausschließlich um das Aneignen von Daten und Fakten geht. Das Erlernen bzw. Verbessern sozialer Kompetenzen ist aber alleine und aus der Distanz unbestritten äußerst schwierig bis unmöglich.
Für Josef Reif, den Leiter des Zentrums für Fernstudien, überwiegen allerdings die Vorteile: »Ein Fernstudium zeichnet sich besonders durch örtliche und zeitliche Flexibilität und Ungebundenheit aus. Die Studiengänge sind modular aufgebaut und können nach dem individuellen Zeitbudget in Voll- oder Teilzeit absolviert werden.«
Roman Braun, der in seiner Funktion als Präsident von Trinergy International den »MBA Coaching und Training« in Kooperation mit der WWEDU (World Wide Education GmbH mit Sitz in Wels) anbietet, ergänzt die Liste der Vorteile: »Studierende können die Lerngeschwindigkeit selbst bestimmen. Weniger bekannt sind folgende Vorteile: Im Präsenzstudium ist die Qualität des Vortrages von der Tagesverfassung des Vortragenden abhängig. Der Vortragsraum ist nicht immer optimal und der Einfluss der Umgebung kann Menschen, die Stille brauchen, im Lernen behindern. Im Fernstudium wird – zumindest bei der WWEDU – so lange gedreht, bis der optimale Vortrag verfügbar ist. Jeder Studierende kann sich so die optimale Lernumgebung schaffen. Das Studium ist von zuhause und von unterwegs auf allen Geräten mit gleicher Qualität möglich. Eine Kombination aus Vorträgen, Präsentationen, Lerninhalten und Aufgaben bietet vielfältiges Lernen. In Online-Peergroups findet Austausch und gemeinsames Lernen statt für einen gelungenen Praxistransfer. In Virtual-Classroom–Sessions können die Studierenden Referenten bzw. Experten live Fragen stellen und die Antworten später immer wieder ansehen bzw. hören.«
Thomas Berner von der SMBS (University of Salzburg Business School) sieht das ähnlich und nennt weitere Vorteile: »Der Vorteil Numero eins ist und bleibt die vielzitierte Flexibilität: In einem Fernstudium lerne ich, wann ich will, löse die Prüfungsaufgaben zu den selbst gewählten Terminen, gebe die Case-Studies in meiner Zeitlichkeit ab usw. Zudem muss ich mich nicht zu einem Veranstaltungsort begeben, sondern lerne und arbeite in meiner eigenen selbst gewählten Umgebung – und das 7 Tage die Woche je 24 Stunden. Dieses hohe Maß an Flexibilität plus der hohen Zeit- und Orts-Unabhängigkeit – auch der Einstieg ist meistens jederzeit möglich – ist für viele Studieninteressierten sehr verlockend. Denn das gute alte Klassenzimmer der Schulzeit inklusive der rigiden Zeit- und Lernstruktur haben wohl die wenigsten in guter Erinnerung. Zudem können Fernstudien natürlich zu günstigeren Kostenkonditionen angeboten werden, denn der Veranstalter spart sich teure Referentensätze, Mieten für Unterrichtsräumlichkeiten, Verpflegungskosten oder andere Sozialleistungen. Die Produktentwicklungs- und Betreuungskosten müssen auch Fernstudien tragen, doch stehen die logistischen Kosten der Servermieten inklusive der entsprechenden Software in keinem Verhältnis zur Kostenstruktur von Präsenzstudien.«
Robert Neumann ist Direktor der M/O/T (School
of Management, Organizational Development & Technology) der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, die selbst bis dato keine Fernstudienlehrgänge anbietet. Er nennt Vor- und Nachteile: »Die Vorteile möglicher Fernstudienprogramme besteht in der zeitlichen Flexibilität für die Studierenden und in der kostengünstigeren Durchführung dieser Programme. Daraus ergibt sich für die Teilnehmer eine überschaubar kurze Laufzeit und auch geringere Kosten. Da in diesen Fernstudienprogrammen allerdings der Präsenzunterricht entweder sehr gering oder überhaupt nicht vorkommt, kommt ein Lernen voneinander unter den Teilnehmern zu kurz bzw. ein Lernen durch die Interaktion mit dem Lehrpersonal ist in geringerem Maße gegeben.«
Thomas Berner beschreibt die Nachteile ausführlich: »Kein Vorteil ohne Nachteil. Diese Binsenweisheit trifft die viel gelobte Flexibilität der Fernstudien zu 100 %. Aufgrund der hohen Freiheitsgrade insbesondere in der zeitlichen Struktur ist ein Terminverzug oft vorprogrammiert. Nur hohe Selbstdisziplin und perfektes Selbstmanagement machen den Studienabschluss innerhalb der beworbenen Zeitstruktur möglich. Eine höhere Abbruchquote und längere Studiendauer sind häufig die logischen Konsequenzen. Auch ist die Vernetzung mit Studienkommilitonen in einem Fernstudium schwieriger – die oft benötigte Motivationshilfe von Kollegen ist damit keine Ressource. Gruppendynamische Lernerfahrungen sind in einem Fernstudium generell schwer möglich. Gerade der fehlende fächer- und branchenübergreifende ›Blick über den Tellerrand‹ ist ein gravierender Nachteil bei Fernstudien. Soziale Kompetenzen, das viel zitierte und von vielen Unternehmen gewünschte Teambuilding bzw. Teamwork im Speziellen oder Diskussionen und Meinungsbildungen sind durch Fernstudien nur marginal abbildbar. Auch sind Selbstreflexion und das eigene Relativieren von unhinterfragten persönlichen Grundsätzen im didaktischen Setting von Fernstudien schwer möglich. Der Entwicklung von Kompetenzen und Soft Skills, insbesondere im Führungsverhalten und bei Konfliktsituationen, ist damit ein strukturell-didaktischer Riegel vorgeschoben. Generell kann vielleicht der Grundsatz aufgestellt werden, dass Fernstudien eher einer Wissensorientierung als einer Kompetenzorientierung zuträglich sind. Wissen ist heute jederzeit verfügbar – mittlerweile omnipräsent in Blogs, Wikis, Chats und Foren. Um dieses Wissen dann ›auf die Straße zu bringen‹, werden allerdings Kompetenzen benötigt. Gerade im Sinne der Anwendbarkeit des Erlernten sind die Auseinandersetzung mit anderen Gedanken und Ideen und das Erleben von Widerständen und Konflikten sehr wesentliche Lernziele, die in der heutigen Arbeitswelt mehr als notwendig sind.«
Andererseits sind Fernstudien ein sehr bewährtes Konzept, das seit Jahrzehnten gut funktioniert und tausende Absolventen hervorgebracht hat. Und wer schon einmal einen der vielen hauptsächlich von amerikanischen Universitäten und Institutionen angebotenen Gratis-Onlinekurse belegt und abgeschlossen hat, bekommt Lust auf mehr Distanzlernen, weil einfach Dinge möglich sind, die sonst nicht möglich wären. Neue Inhalte, neue Vortragende (oft Professoren renommierter Universitäten), neue Lernmethoden, auf die man sonst keinen Zugriff hätte; in Verbindung mit tausenden Kollegen, die, quer über den Globus verstreut, oft gemeinsam am gleichen Ziel arbeiten und einander helfen – das hat schon etwas Beeindruckendes, da macht man gerne mit und kann ohne Zweifel viel lernen. Auf jeden Fall steht die Bildungsszene vor einem Wandel. Immer mehr – auch hervorragende – Angebote werden im Internet kostenlos oder gegen geringes Entgelt angeboten. Noch passiert das hauptsächlich im englischsprachigen Raum und noch werden die absolvierten Kurse gerade in Österreich nicht angerechnet. Aber wie lange noch? Wenn man den kostenlos angebotenen Kurs »Computing for Data Analysis« an der John Hopkins University mit Zertifikat abschließt, was das Bestehen von 4 Tests und die Abgabe von 4 Programmier-Projekten voraussetzt, warum soll das weniger wert sein, als wenn man dieselben Inhalte an einer österreichischen Universität gelernt hat? Jetzt sind wir aber etwas vom Thema abgekommen, ein eigener Artikel über diese MOOCs (Massive Open Online Courses), denen einige bereits ein Scheitern attestieren, noch bevor sie richtig in Europa angekommen sind, ist für eine der nächsten Ausgaben in Planung.
Es wird für Personaler auf jeden Fall immer schwieriger, zu wissen, hinter welchen Ausbildungen und Abschlüssen Qualität steht. So etwas wie eine Übersicht fehlt, wird aber immer wichtiger. Selbst innerhalb des Angebots von ein- und derselben Institution gibt es mitunter große Qualitätsunterschiede. Bewertungsplattformen, in Medien publizierten Tests und »unabhängigen« Rankings kann man leider nicht vorbehaltlos vertrauen. Für Fern-Master-Studien gilt selbstverständlich, was für Master-Studien generell gilt: Wo ein Bachelor-Abschluss eine unumgängliche Zugangsvoraussetzung ist – und also nicht durch Dinge wie Aufnahmeverfahren, Berufserfahrung, Studienberechtigungsprüfungen etc. ersetzt werden kann –, da wird auch der Master-Abschluss ein allgemein anerkannter sein.
Studieren beim Nachbarn
Wer sich für ein Fernstudium entscheidet, muss bei der Suche nach einem Anbieter nicht innerhalb der Grenzen Österreichs verweilen. Die örtliche Unabhängigkeit macht es möglich: Man könnte theoretisch auf der ganzen Welt studieren, ohne die eigenen vier Wände zu verlassen. Praktisch stehen einem dabei aber Hindernisse wie die Sprachbarriere und vor allem die Anrechenbarkeit und Akzeptanz des Abschlusses in Österreich im Weg. Die große Ausnahme ist Deutschland: Die Sprache macht nur geringe Schwierigkeiten, das Angebot ist größer und jene Abschlüsse, die dort etwas wert sind, sind es in der Regel auch in Österreich, wobei das selbstverständlich auch fachspezifisch ist – naturwissenschaftliche oder technische Fächer sind z. B. viel leichter anrechenbar als Geschichte oder Rechtswissenschaften. Und wenn bei einigen, wenigen Prüfungen (seriöser Weise) Anwesenheitspflicht besteht, dann lässt sich das aufgrund der geografischen Nähe für den Studenten auch ohne größere Probleme bewältigen.
Allerdings ist das Angebot in Deutschland schon alleine aufgrund der schieren Anzahl an Anbietern noch um einiges unübersichtlicher als hier bei uns. Zusätzlich zu den staatlichen gibt es in Deutschland ca. 150 private und 40 kirchliche Hochschulen, von denen nicht wenige auch Fernstudien anbieten.
Im deutschsprachigen Raum gibt es eine klare Nummer 1: die FernUniversität Hagen. Sie ist mit über 85 000 aktiven Studenten die größte Hochschule Deutschlands, ist gut etabliert, allgemein anerkannt und die Abschlüsse sind mit denen von Präsenzuniversitäten gleichwertig. Viersemestrige (in Teilzeit achtsemestrige) Master-Studiengänge kosten je nach Studiengang zwischen 900,– und 1.200,– €. Bei privaten Anbietern sind die Kosten oft empfindlich höher, was aber nichts über die Qualität der Studiengänge aussagt.
Studieren in Österreich
In Österreich gibt es keine eigene Fern-Universität. Über das Zentrum für Fernstudien (eine Institution der Johannes Kepler Universität in Linz) kann man aber seit über 20 Jahren an der FernUniversität Hagen studieren. Die Kosten dafür sind mit den oben genannten vergleichbar. 3 000 Österreicher nutzen derzeit diese Möglichkeit und werden an 6 Studienzentren in Bregenz, Linz, Rottenmann, Saalfelden, Villach und Wien betreut. Über das BFI kann man an der Hamburger Fern-Hochschule (entspricht einer Fachhochschule) studieren, auch das BFI hat in Linz, Graz, Innsbruck, Wien, Hollabrunn und Klagenfurt mehrere Studienzentren über Österreich verteilt, hat aber nur 3 Master-Studiengänge (und viele Bachelor-Studiengänge) im Angebot. Darüber hinaus bieten einige Universitäten, Fachhochschulen und private Bildungseinrichtungen die Möglichkeit eines Fernstudiums.
Prüfungen
Irgendwie muss in Fernstudiengängen kontrolliert werden, dass die Prüfungen auch tatsächlich vom Studenten selbst – und nicht etwa von seinem Onkel, dem Mathe-Genie und Wirtschaftsprofessor – geleistet werden. (Vorsicht vor Anbietern, die das nicht kontrollieren!) Dazu gibt es mehrere Modelle: Wichtige Prüfungen sind Präsenzprüfungen, d. h. der Student muss in einem der Prüfungszentren persönlich erscheinen und die Prüfung schriftlich oder mündlich ablegen. Manche Anbieter erlauben mündliche Prüfungen auch online – mit einer Webcam als Voraussetzung, um die Identität überprüfen zu können. Bei Seminar-Arbeiten oder der Master-Thesis, die schriftlich abzugeben sind, unterscheiden sich Fernstudien nicht von Präsenz-Studien: Es wird darauf vertraut, dass die Arbeit vom Studenten selbst geleistet wurde, was dieser in der Regel auch mit seiner Unterschrift bestätigen muss.
Von einem Recruiter wurde uns Folgendes gesagt: »Wichtig ist, sich eine Fern-Uni mit gutem Ruf auszusuchen, sonst nehmen potenzielle Arbeitgeber den Abschluss nicht ernst.« Wir haben nachgefragt, ob die genannten Experten dieser Aussage zustimmen. Von Thomas Berner hören wir dazu ein simples »Ja«. Robert Neumann sagt: »Diese Aussage ist generell zu bestätigen und betrifft ebenso den Imagewert von Weiterbildnern mit Präsenzunterricht.«
Roman Braun sieht das differenzierter: »Laut Career-Monitor 2014 des Career-Verlages und des ZBP Career Center der Wirtschaftsuniversität Wien ist Empathie das oberste Einstellungs-Kriterium. An dritter Stelle firmieren Kommunikationsfähigkeiten. Wichtig sind auch ›ein starker Zug zum Tor‹, Hands-on-Mentalität und Networking-Fähigkeiten. Gänzlich unwichtig ist den Recruitern im CV der Studienerfolg (Quelle: Karriere-Kurier vom 21. 12. 2013). Praxis ist entscheidend – und die wird im Fernstudium durch viele Aufgaben anhand praxisorientierter Szenarien viel mehr trainiert als in reinen Vortrags-Studien.«
Woran kann man erkennen, ob ein Fernstudium gut und seriös ist?
Thomas Berner: »Ich würde mir folgende Fragen stellen: Wer ist Anbieter? (Sinnvoll: renommierte Universität oder FH als akademisches Rückgrat, Zertifizierung.) Wer vergibt den Titel und ist dieser ›repräsentabel‹? (Eingetragen, verwertbar, bekannt, anrechenbar …) Wer hat das Programm entwickelt, welche Namen stehen Pate für einzelne Fächer oder Themenbereiche? Wie ist der Wissenstransfer gelöst, wie kann ich die erlernten Themen in die Praxis umsetzen? Wie ist das Lernen organisiert? (Software, Cases, Interaktion, …) Ist der Prüfungsmodus transparent, gibt es nur Onlineprüfungen oder auch Prüfungsveranstaltungen, Präsentationen, Cases …? (Ein Mix im Prüfungsmodus deckt unterschiedliche Lerntypen ab.) Dann sollte man sich die Hardfacts ansehen: Abbruchquote, durchschnittliche Studiendauer, Absolventenzahlen, Branchenmix uvm. Wichtig sind außerdem die Betreuungsstruktur und -standards (z. B. findet man oft den Terminus ›akademisches Personal‹ o. Ä. – das heißt letztlich keine Bezugsbetreuung und damit häufig wechselnde Ansprechpartner, damit Anonymisierung). Und auch das Prozedere rund um die Master-Thesis und deren Betreuung sollte man beachten. Ohne entsprechende Standards und didaktisches Lerndesign ist ein nachhaltiger Lernerfolg ausgeschlossen.«
Roman Braun: »Seriosität zeigt sich durch die Erkennbarkeit der verleihenden Institution (Universität oder Fachhochschule); bei zweifelhaften Angeboten ist nicht ersichtlich, wer für die Durchführung und die Verleihung des akademischen Grades verantwortlich ist. Die Lehrgangsgebühren sind klar aufgeschlüsselt (inkl. aller Prüfungsgebühren und sonstiger Kosten). Dem Studierenden werden Curricula und Lehrveranstaltungsbeschreibungen zur Verfügung gestellt, sowie Demo-Unterlagen bzw. auch Demo-Prüfungen. Die Zulassungsvoraussetzungen sind exakt definiert.«
Robert Neumann: »Das erkennt man an den jeweiligen universitären Partnern, die den akademischen Titel verleihen. Die Interessenten sollten darauf achten, von welcher Institution/Universität der akademische Titel verliehen wird, ob die Institutionen akkreditiert sind, welche Laufzeit und Zulassungsvoraussetzungen diese Angebote haben und ob der verliehene Titel in Österreich als akademischer Grad seine Anerkennung findet. Oft lässt der Preis Rückschlüsse auf die Seriosität zu. Ein weiteres Merkmal ist auch die elektronische Plattform (Website) des Anbieters und wie er sich und die Programme darstellt bzw. in welcher interaktiven Form das Studium stattfindet.«
Josef Reif: »Ein seriöses Fernstudium erkennt man an der staatlichen Akkreditierung. Überschaubare Kosten der Ausbildung und die Karriereschritte der Absolventen können auch helfen, die Weiterbildung richtig einzustufen und zu erkennen, ob diese seriös ist.« Er verweist auch auf die oben angeführten Kosten: »Die Kosten eines gesamten Masterstudiengangs der Fernuniversität Hagen betragen rund 1.000,– €. Ein unseriöser Anbieter hat keine staatliche Akkreditierung. Viele dieser Anbieter verkaufen ihr Studienangebot nahezu aggressiv und ein Studium an diesen Einrichtungen ist oft mit sehr hohen Kosten im Vergleich zur erbrachten Leistung verbunden.«
Ist es nicht so, dass man der richtige Typ Mensch sein muss, um gerne und erfolgreich aus der Distanz zu studieren? (Disziplin, Verzicht auf soziale Elemente usw.)
Roman Braun kann dem nur bedingt zustimmen: »Für jede Form des Studierens muss man der ›richtige Mensch‹ sein: Für wen Lernen ein hoher Wert ist, der schafft es auch, das Studium in sein Leben optimal einzubinden. Im Fernstudium haben Studierende sogar mehr Möglichkeiten, soziale Elemente einzubeziehen als im Präsenzstudium: Online-Peergroups, Foren und Virtual Classrooms neben der klassischen Form des Gruppenlernens mit Peers. Für Menschen, die am liebsten in der Gruppe lernen, ist Präsenz- und Fernstudium gleichwertig – in beiden Fällen müssen sie sich Gleichgesinnte suchen und gemeinsames Lernen organisieren. Menschen, die studieren, um ›wieder mal in einer netten Gruppe etwas gemeinsam zu tun‹, haben im Fernstudium ein Problem.«
Josef Reif antwortet, indem er den typischen Fernstudenten beschreibt: »Das Fernstudium zeichnet sich durch die breite Vielfalt an Studierenden aus. Der typische österreichische Fernstudierende ist knapp 30 Jahre alt und berufstätig. Die Verteilung zwischen Männern und Frauen liegt bei 53 zu 47 %. Das Fernstudium ist auch eine attraktive Studienform für Menschen mit Beeinträchtigung, die beispielsweise in ihrer Mobilität oder ihrem Sehsinn eingeschränkt sind, Spitzensportler und Frauen, die ihre Karenzzeit für eine Weiterbildung nutzen wollen. Es gibt keine zeitliche Begrenzung für Studierende. Vollzeitstudierende müssen mit einem Arbeitsaufwand von 30 bis 40 Stunden die Woche rechnen und Teilzeitstudierende mit 10 bis 20 Wochenstunden.«
Robert Neumann: »Die Wahl des Studiums lässt aus unserer Sicht keine Wertung der Charakteristik der Teilnehmer zu. Nichtsdestotrotz werden Fernstudienprogramme oft belegt, wenn es um die Geschwindigkeit zum akademischen Titel, um die Leichtigkeit des Studiums, um die maximale Flexibilität und letztlich den günstigen Preis geht.«
Viele Absolventen und Studenten sind zwar von der Möglichkeit, aus der Ferne zu studieren sehr angetan, bestätigen aber, dass ohne ein großes Maß an Selbstdisziplin und Fähigkeiten wie Selbstmanagement und Motivation ein Abschluss nicht zu erreichen ist. Ein Student der Fernuniversität Hagen schreibt in einem Internetforum, das sich mit diesem Thema befasst: »Wer für sein Fach nicht ›brennt‹, hat eine mühsame Zeit vor sich, noch dazu mit der Gefahr der Vereinsamung. Aber: Ein erfolgreiches Studium, mit Spaß und Zugewinn in verschiedenen Lebensbereichen ist möglich. Es lohnt sich.« Er erntet dafür viel Zustimmung von Studenten und Absolventen verschiedener Fernstudien.