Die Auswahl der Trainerausbildung

Was muss eine Trainerausbildung unbedingt beinhalten? Woran erkennt man, ob eine Ausbildung gut ist? Ob sie zu einem passt? Funktioniert das auch online? Dieser Artikel liefert Antworten.

Trainerausbildungen gibt es viele. Wer sich für eine Ausbildung entscheiden will oder muss – sei es als Personalentwickler in größeren Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zu Trainern ausbilden oder auch als Person, die Trainer werden will –, steht also vor einer nicht gerade trivialen Auswahlentscheidung. Die Kosten sollten dabei eine untergeordnete Rolle spielen, das Wichtigste ist wohl, dass die Ausbildung gut ist und auch zur Person bzw. zum Unternehmen passt. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist auch das günstigste Angebot ein schlechtes. Aus unserer Sicht muss eine Trainer-Ausbildung zumindest Folgendes beinhalten:

Die methodischen und didaktischen Kompetenzen müssen vermittelt werden. Dazu gehören Lerntheorien, Kommunikation, Didaktik, Strukturierung, Sequenzierung, Präsentationstechnik, der Umgang mit Gruppen und Konflikten, das Anpassen an Zielgruppen und einiges mehr – und das alles sowohl für die Vorbereitung als auch für das Durchführen eines Trainings.

Die Praxis darf nicht zu kurz kommen. Gerade in diesem Bereich sind praktische Erfahrungen unersetzlich. Probetrainings und deren genaue Analyse sind wichtig, Videoaufzeichnungen können dabei helfen. Die Möglichkeit, einen erfahrenen Trainer bei der Vorbereitung und Durchführung zu begleiten, wäre gut.

Für Einzelpersonen, die Trainer werden wollen, sind sicher auch ein paar Daten zum Trainer-Markt interessant, z. B. übliche Honorare oder auch Tipps für Marketing und Vertrieb.

Wir haben Experten gefragt, was aus ihrer Sicht eine Trainerausbildung unbedingt beinhalten muss. Günther Mathé ist Geschäftsführer von careercenter (www.careercenter.at) und ergänzt die oben stehende Liste: »Theoretische Inhalte mit erlebnispädagogischen Übungen zu festigen, ist für mich ein wichtiger Punkt. Weiters ist für mich eine individuelle Betreuung der Teilnehmer wichtig – auch zwischen den Modulen –, um diese bei der Entwicklung ihrer (Trainer-)Persönlichkeit bestmöglich zu unterstützen.«

Gabriel Schandl (www.gabrielschandl.com) hebt die Bedeutung der Anzahl der Übungen sowie der Vielfalt hervor: »Es sollte eine Vielzahl an Feedbackübungen enthalten sein, um dem künftigen Trainer möglichst viel Rückmeldung zu seiner Wirkung zu geben, damit er diese optimieren kann. Dazu gehören auch Video-Feedback, Feedback von den Teilnehmern und natürlich vom Seminarleiter. Dann muss es noch eine große Anzahl an Möglichkeiten geben, selbst aktiv werden zu können. Nur so merkt der Teilnehmer, ob er etwas nur kognitiv verstanden hat oder ob er es schon umsetzen kann.«

Sabine Prohaska, Inhaberin von seminar -consult (www.seminarconsult.at), antwortet: »Eine professionelle Trainerausbildung muss den geänderten Bedingungen am Weiterbildungsmarkt gerecht werden. Zum Beispiel werden immer kürzere, kompakte Formate nachgefragt. Das bedeutet für Trainer, die Inhalte in kurzer Zeit zu vermitteln und auch nachhaltig zu verankern. Keine leichte Aufgabe, denn man muss Dinge schon ziemlich auf den Punkt bringen können, um auch noch Übungen für den optimalen Lerntransfer einzubauen. Damit kommt dem Wissen, wie man Inhalte in den Köpfen der Zuhörer verankert bzw. Verhaltensänderungen bewirkt, eine immer größere Bedeutung zu – Stichwort Neurodidaktik. Aber auch die Themen Seminarplanung und Seminardesign sind Kernstücke einer guten Trainerausbildung.«

Sabine Piotrowski ist Ausbildungsleiterin in der Jelinek Akademie (www.jelinek-akademie.at) und erklärt anschaulich: »Die notwendigen Elemente kann man mit dem Bild des Hausbaus vergleichen. Das Fundament sollte jeder selbst mitbringen – nämlich inhaltlich-fachliche Kompetenz und die Freude an der Wissensvermittlung. Tragende Elemente sind dann einerseits die Lernarchitektur: Wie komme ich von der Zielgruppe zu einem Lernziel und zu lernpsychologisch aufbereiteten Lerninhalten? Und andererseits: Wie fülle ich die Lernräume mit Leben? Wie steuere ich soziale Lern- und Gruppenprozesse im Training? Wie schaffe ich ein anregendes Lernklima? Und schlussendlich gehört in die Trainerausbildung auch das Feilen an sich selbst als ›Bau-/Trainings-Meister‹: Nämlich Förderung der Selbstreflexion und Entwicklung eines authentischen Stils durch Praxisübungen und ausführliches Feedback.«

Auf der Suche nach der richtigen Ausbildung kann man also überprüfen, ob die gerade genannten Inhalte – oder zumindest jene, die einem wichtig sind – abgedeckt werden. Das alleine sagt aber noch nicht ausreichend viel über die Qualität der Ausbildung aus, dabei spielen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Unsere nächste Frage an die Experten lautet daher: Woran kann man erkennen, ob eine Ausbildung gut ist?

Die Geschäftsführerin der CTC Academy OG (www.ctc-academy.at) Corinna Ladinig sagt dazu: »Daran, dass die Lehrtrainer erfahrene Trainer sind, im wirtschaftlichen Kontext seit Jahren laufend selbst Aufträge durchführen und für Rückfragen und Tipps und Tricks während und auch noch nach der Ausbildung zur Verfügung stehen. Und auch daran, dass eine Förderung der Teilnehmer durch viele praktische Einheiten und konstruktives Feedback erfolgt und das Gelernte sofort praktisch umgesetzt werden kann.«

Sabine Prohaska würde bei der Auswahl unter anderem auf diese 3 Dinge achten: »Und zwar:

Kompetentes Ausbildungsteam: Die Seminarleiter sind das Kernstück jeder Ausbildung. Daher sollte man sehr darauf achten, wer diese Personen sind. Wie viel Praxis haben sie und in welchen Bereichen können sie wirklich aus dem Arbeitsalltag eines Trainers erzählen? Ein Ausbildungsteam aus mehreren erfahrenen Trainern garantiert aufgrund der  Unterschiedlichkeit der einzelnen Persönlichkeiten beim Lernen einen größeren Mehrwert.

Rahmenbedingungen des Lehrgangs: Wie hoch ist der Präsenzteil in der Ausbildungsgruppe, wie hoch der Anteil an Selbststudium? Gibt es genug Zeit, um das Gelernte auszuprobieren?

Erfahrung bei der Durchführung von Trainerausbildungen: Hat der Anbieter schon langjährige Erfahrung in der Durchführung von Lehrgängen? Wie viele Personen wurden bis dato ausgebildet? Welche Zielgruppe spricht der Lehrgang an (Wirtschaft, Sozialbereich)? Dies kann man leicht in Erfahrung bringen und bei Absolventen Feedback einholen. Aber auch, welche Qualitätsansprüche hat der Anbieter?«

Sabine Piotrowski betont, wie wichtig es ist, sich einen persönlichen Eindruck vom Anbieter zu machen: »Welche Erfahrungen hat die Lehrgangsleitung? Mit welcher Haltung und Begeisterung wird hier trainiert? Dafür ist über eine Internetrecherche hinaus auf jeden Fall ein persönliches Gespräch notwendig.«

Günther Mathé ergänzt: »Man sollte sich meiner Meinung nach unbedingt über die Gruppengröße der Ausbildung informieren, in einer kleineren Gruppe kann individueller auf die Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer eingegangen werden.«

Gabriel Schandl nennt uns seine persönliche Checklist:

Wie oft hat diese Ausbildung bereits stattgefunden?

Was sagen bisherige Teilnehmer und kann man diese auch anrufen?

Mit welchem Zertifikat endet diese Ausbildung? Ist es ein ›selbst-gestricktes‹ oder ein anerkanntes Diplom, wie z. B. ein ISO-Zertifikat?

Wie viele Tage und Einheiten sind geplant? Seriöserweise sollte eine Trainer-Ausbildung mindestens 8 Tage Ausbildung beinhalten, alles andere wäre zu kurz.

An welchen Orten findet die Ausbildung statt?

Wer steht dahinter bzw. wie läuft die Organisation ab? Gibt es ein Backoffice, das mir auf alle Fragen eine Antwort geben kann, auch wenn der Trainer einmal nicht erreichbar ist?

Kleine Gruppen zwischen 6 und 10 Teilnehmern.

Wer ist das Trainerteam? Es sollten mindestens 3 verschiedene Vortragende sein.

Es gibt bei der Auswahl noch einen weiteren wichtigen Faktor: Unabhängig von der Qualität muss der Anbieter auch zum Teilnehmer passen. Gerade bei einer Trainerausbildung ist es z. B. wichtig, dass dem Teilnehmer das Trainerteam ausreichend sympathisch ist, damit er sich leichter tut, Neues anzunehmen. Es wird in der Regel so sein, dass unter guten Anbietern der eine für Teilnehmer X der beste ist und ein anderer für Teilnehmer Y. Personalentwickler in Unternehmen, die Ausbildungen für ihre Mitarbeiter buchen, haben es bei der Auswahl etwas leichter: Sie können sich auf die Qualität und die Inhalte konzentrieren, weil ja ohnedies mehrere Personen – also auch mehrere Persönlichkeitstypen mit verschiedenen Vorlieben – teilnehmen. Außerdem haben sie wahrscheinlich schon Erfahrungen mit Anbietern, auf die sie zurückgreifen können. Natürlich sollte der Anbieter zum Unternehmen der Teilnehmer passen, aber das lässt sich meist recht gut beurteilen. Woran kann man nun als einzelne Person, die eine Auswahl treffen will, erkennen, ob eine Ausbildung zu einem passt?

Günther Mathé: »Ich empfehle einen unverbindlichen Termin mit der Lehrgangsleitung, um Erwartungen und Wünsche an die Ausbildung zu besprechen und sich vor Ausbildungsstart persönlich kennen zu lernen. Um für sich das Optimum aus einer solchen Ausbildung herauszuholen und seine eigene Trainerpersönlichkeit zu finden und zu entwickeln, ist eine entsprechende Vertrauensbasis unbedingt notwendig.«

Das sieht auch Corinna Ladinig so: »Unbedingt ein persönliches Gespräch mit den Lehrtrainern führen – man lernt am besten von Menschen, die man schätzt. Man sollte auch nachfragen, ob die Lehrtrainer in dem Kontext, in dem man später arbeiten wird, auch praktische Erfahrung mitbringen.«

Auch Sabine Piotrowski stellt abermals das persönliche Gespräch in den Vordergrund: »Das kann man am besten in einem persönlichen Vorgespräch erkennen: Bin ich hier ein Mensch oder einfach ein zahlender Teilnehmer? Habe ich besondere Bedürfnisse und werden sie hier erfüllt? Werde ich hier gefordert, sodass ich meine Komfortzone verlassen darf und mich durch viel Selbsterfahrung entwickeln kann?«

Sabine Prohaska nennt Schritte, die man noch vor dem persönlichen Gespräch unternehmen kann: »Zuerst sollte man für sich selbst klären, wohin es nach der Trainerausbildung gehen soll. Will man zum Beispiel selbstständig in der Wirtschaft Seminare anbieten? Oder als Führungskraft Skills erwerben, um Meetings und Teambesprechungen professioneller zu gestalten? Oder  im arbeitsmarktpolitischen Bereich als angestellter Trainer tätig werden? Erst wenn hier Klarheit besteht, kann man sich auf die Suche nach der passenden Ausbildung machen. Dabei kann im ersten Schritt das Internet sehr hilfreich sein. Man kann recherchieren ob bzw. was die Ausbildungsleiter der einzelnen Institute zu ihren Themen publiziert haben, ob es Bücher gibt, Zeitungsartikel, E-Books etc. Das gibt schon einen ersten Eindruck, in welche Richtung die Ausbildung gehen wird. Vielleicht gibt es auch ein Infovideo, damit man die handelnden Personen vorab sehen und hören und noch mehr über die Inhalte oder Schwerpunktsetzungen erfahren kann.«

Es gibt auch Trainerausbildungen, die hauptsächlich bzw. sogar ausschließlich online stattfinden. Unsere Meinung dazu ist klar: Das kann nicht funktionieren. Man kann nicht lernen, vor Gruppen zu sprechen und diese zu führen, indem man alleine in einem Zimmer über Bildschirm und Headset kommuniziert. Sicherheitshalber haben wir bei den Experten nachgefragt, was sie davon halten.

Gabriel Schandl ist sich sicher: »Gar nichts, denn wie will man Feedback über seine Wirkung online erhalten? Menschen sind ›Bauch-Wesen‹, das heißt, erst wer live vor Publikum steht, merkt, wie das ist – und die Teilnehmer können ehrliches Feedback geben. Das ist für einen guten Trainer entscheidend. Bei allem Streben nach Zeit-Effizienz sollten wir nicht vergessen, dass es immer um Menschen geht. Menschen wollen und sollen von echten Menschen lernen und nicht von Maschinen.«

Sabine Piotrowski sieht das genau so und antwortet mit einer Gegenfrage: »Wie gut kann man in einem Online-Training schwimmen lernen? Faktenwissen kann meiner Meinung nach bei entsprechender Selbstmotivation gut online vermittelt werden, zur Entwicklung von (Trainings-)Fertigkeiten hingegen braucht es reale Erfahrungen, sozialen Austausch und Feedback.«

Sabine Prohaska nutzt ebenfalls den Vergleich mit dem Schwimmen: »Natürlich können Theoriesequenzen im Selbststudium absolviert werden. Auch beim Schwimmen kann online der theoretische Ablauf der Schwimmbewegung, Theorie zur Wasserbeschaffenheit etc. vermittelt werden. Aber das war es dann auch schon. Der Mehrwert einer Präsenzausbildung für angehende Trainer ist das praxisbezogene Lernen von Dingen wie z. B. Gruppendynamik. Es geht darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie lange bestimmte Methoden dauern, zu beobachten, wie die Lehrtrainer auf bestimmte Situationen reagieren, zu erleben, was den Gruppenablauf stören oder weiterbringen kann, Feedback zum eigenen Handeln zu bekommen etc.«

Einen anderen Vergleich bringt Günther Mathé ins Spiel, als wir fragen, was er von Online-Ausbildungen hält: »Nichts – hier fehlt für mich der wichtigste Teil, nämlich die Praxis – wie ein Koch, der nur Rezepte liest und nie in der Küche steht! Wobei ich hinzufügen möchte, dass ich unterstützenden E-Learning-Elementen positiv gegenüber stehe.«

Corinna Ladinig: »Wenn die Ausbildung nur online stattfindet, dann fehlt die Möglichkeit, das Gelernte auch praktisch vor einem teilnehmenden Kreis anzuwenden. Eine reine Online-Ausbildung ist dann sinnvoll, wenn es sich um eine Ausbildung zum Online-Trainer handelt. Natürlich können Online-Elemente eingebaut werden – vor allem, wenn es um das Lernen des entsprechenden Lernstoffs geht oder wenn man diesen abfragen möchte.«

Schreiben Sie einen Kommentar!


*