Fahrradleasing in Österreich erfreut sich steigender Beliebtheit. Antworten auf viele Fragen dazu lesen Sie in diesem Interview.
Firmenradleasing ermöglicht es Arbeitgebern, ihren Mitarbeitern Fahrräder und E-Bikes als Teil eines betrieblichen Mobilitätsangebots zur Verfügung zu stellen. Dabei wählt der Mitarbeiter ein Fahrrad aus, das über den Arbeitgeber durch einen Leasinganbieter geleast wird. Das Fahrrad kommt dabei direkt von einem lokalen Händler. Die Kosten für das Leasing werden meist direkt vom Bruttogehalt des Mitarbeiters abgezogen, was steuerliche Vorteile durch eine Gehaltsumwandlung mit sich bringt. Das Fahrrad kann sowohl für berufliche als auch private Zwecke genutzt werden. Am Ende der Leasingdauer besteht häufig die Möglichkeit, das Rad zu einem vereinbarten Restwert zu kaufen. Dieses Modell bietet finanzielle Vorteile, fördert die Gesundheit durch körperliche Aktivität und unterstützt umweltfreundliche Mobilität.
Im Interview der Ausgabe 3/23 von TRAiNiNG lesen Sie details über dieses Modell (www.magazintraining.com/firmenrad-statt-firmenwagen).
Im folgenden Interview erfahren Sie mehr über die Entstehung, die Funktionsweise und die Zukunftsaussichten von ›Firmenradl‹ sowie über die positiven Auswirkungen dieses innovativen Modells auf Unternehmen und deren Mitarbeiter.
Könnten Sie den Ablauf des Finanzierungsmodells durch ›Firmenradl‹ beschreiben, von der Anmeldung eines Unternehmens bis zur Bereitstellung eines Fahrrads für seine Mitarbeiter?
Zuerst vereinbaren wir in interessierten Unternehmen Termine, oft online oder hybrid, um den Wissensstand im Unternehmen abzufragen. Wir erläutern dann die rechtlichen Rahmenbedingungen und den potenziellen Aufwand für das Unternehmen. In der zweiten Runde bauen wir manchmal vor Ort im Unternehmen einen Infostand auf, wo Mitarbeiter informiert und alle Fragen beantwortet werden. Nach der Online-Registrierung der Firma bei uns und dem Hochladen der Verträge sind die Mitarbeiter innerhalb weniger Werktage bereit, ihr Fahrrad bei einem unserer lokalen Partner abzuholen. Für Unternehmen ist dieses Angebot übrigens kostenlos.
Wer ist die Zielgruppe von ›Firmenradl‹?
Unsere Hauptzielgruppe sind Unternehmen der Privatwirtschaft, da hier die rechtliche Umsetzung einfacher ist. Der öffentliche Dienst ist aufgrund vom aktuellen Lohnsteuerrecht komplizierter. Wir haben über 800.000 Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die potenziell interessiert sind, aber Fahrradleasing nicht nutzen dürfen. Wir arbeiten intensiv daran, hier auch Möglichkeiten zu schaffen, diesen Mitarbeitern ebenfalls Zugang zu vergünstigten Fahrrädern zu gewähren. Denn wir bekommen oft die Anfrage, warum diese nicht dürfen. Die Gründe liegen leider nicht in unserer Macht, sondern im Steuerrecht.
Welches Service bieten Sie an, sobald ein Mitarbeiter ein Fahrrad geleast hat?
Wir bieten eine automatische Versicherung jedes Fahrrads, die sämtliche Schäden abdeckt, ähnlich wie bei PKW-Leasing. Schon jetzt hat der Arbeitgeber einen Ausfallschutz bei Kündigung, Karenz oder Krankenstand. Ab Juni erweitern wir diese Versicherungsleistungen auf Saisonarbeit, Bildungskarenz uvm. Somit ist es absolut risikofrei für den Leasingnehmer und es ist in Summe wesentlich günstiger, als wenn das Bike gekauft wird.
Wie trägt ›Firmenradl‹ dazu bei, die Unternehmenskultur in Bezug auf nachhaltige Mobilität zu verändern?
Unsere Initiative unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung ihrer ESG-Strategien und fördert die Akzeptanz nachhaltiger Mobilitätslösungen. Unternehmen profitieren von Kosteneinsparungen und erhöhter Mitarbeiterzufriedenheit durch beispielsweise reduzierte Parkplatzkosten und Förderung gesunder Lebensweisen. Natürlich ist es auch eine tolle und kostenlose Employer-Branding-Maßnahme.
Inwiefern unterscheidet sich das Angebot von ›Firmenradl‹ von anderen Fahrradleasing-Optionen am Markt?
Dies ist eine häufig gestellte Frage, und meine Antwort darauf bleibt immer gleich: Alle Fahrradleasing-Angebote basieren auf denselben rechtlichen Grundlagen. Uns hebt hervor, dass wir nicht nur Standardleistungen anbieten, sondern uns auch durch unsere Dienstleistungen und Servicepakete differenzieren. Zwei Hauptmerkmale unseres Angebots sind besonders hervorzuheben: Erstens bieten wir flexible Leasinglaufzeiten von zwei bis vier Jahren an, was uns von anderen Anbietern unterscheidet, die meist nur drei- oder vierjährige Verträge haben. Zweitens ermöglichen wir unseren Kunden, zwischen zwei verschiedenen Restwertoptionen zu wählen – eine Anpassung, die wir im Einklang mit der Sachbezugswerteverordnung von Dezember 2022 vorgenommen haben. Diese Flexibilität und die Möglichkeit, den Restwert selbst zu bestimmen, sind entscheidend. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unsere Prozesse zu optimieren und erhalten positives Feedback von Händlern und Kunden, die die Einfachheit und Effizienz unseres Systems schätzen. Mit dem kommenden Update unseres Versicherungspakets bauen wir unseren einzigartigen Verkaufspunkt weiter aus.
Welche Erfolge hat ›Firmenradl‹ bisher erzielt, und welche Herausforderungen mussten Sie überwinden, um das Geschäftsmodell in Österreich zu etablieren?
Wir haben bis heute über 20.000 Fahrräder verleast und arbeiten mit rund 2.500 Arbeitgebern zusammen. Unsere Herausforderungen waren schnelles Wachstum und rechtliche Anpassungen, besonders im öffentlichen Dienst, wo wir noch nicht die potenziellen Kunden erreichen können.
Welches Feedback haben Sie von Mitarbeitern und Unternehmen erhalten, die das ›Firmenradl‹-Modell nutzen?
Mitarbeiter sind sehr zufrieden und nutzen die Fahrräder intensiv, auch privat. Unternehmen schätzen die einfache und schnelle Abwicklung sowie den Service, den wir bieten. Händler berichten von großen wirtschaftlichen Vorteilen durch das Leasingmodell.
Welche Auswirkungen sehen Sie durch die Einführung von ›Firmenradl‹ in österreichischen Unternehmen und deren Umfeld?
›Firmenradl‹ hat eine positive soziale und ökonomische Wirkung, da es Unternehmen hilft, Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und gleichzeitig Kosten zu senken. Es fördert die Gesundheit der Mitarbeiter und unterstützt lokale Fahrradhändler wirtschaftlich.
Was würden Sie Unternehmen raten, die erwägen, das Service für ihre Mitarbeiter anzubieten?
Unternehmen sollten den Bedarf und das Interesse ihrer Mitarbeiter evaluieren und sicherstellen, dass sie die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Wir unterstützen sie dabei, von der ersten Anfrage bis zur Umsetzung des Fahrradleasings.
Wie unterstützen Sie Unternehmen dabei, ihre Mitarbeiter zur Teilnahme zu motivieren?
Wir bieten Infostände und Kickoff-Veranstaltungen an, um Mitarbeiter direkt zu informieren und zu motivieren. Bei Bedarf arbeiten wir mit lokalen Fahrradhändlern zusammen, um den Zugang und das Testen der Fahrräder auch an diesen Infotagen zu erleichtern.
Wie wählt ›Firmenradl‹ seine Partner-Fahrradhändler aus, und welche Kriterien müssen diese erfüllen?
Händler müssen über Verkaufsflächen und Werkstätten verfügen und feste Öffnungszeiten haben. Wir legen großen Wert darauf, dass sie den Servicegedanken vertreten und schnelle Unterstützung im Schadensfall bieten können. So können Kunden jederzeit ihr Fahrrad in ganz Österreich bei Bedarf reparieren lassen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft von ›Firmenradl‹?
Wir planen, unser Netzwerk weiter auszubauen, insbesondere im öffentlichen Dienst, um noch mehr Menschen Zugang zu nachhaltiger Mobilität zu bieten. Wir arbeiten daran, unsere Services zu erweitern und die Vorteile von Fahrradleasing noch weiter zu fördern.