Der Mensch im 20. Jahrhundert lernte sich körperlich fit zu halten – der Mensch im 21. Jahrhundert wird lernen, sich emotional und mental fit zu halten.
»Der Meister weiss, was und wie es zu machen ist!« gehört der Vergangenheit an. Es inhaltlich vorzumachen, anzuweisen, zu kontrollieren und den Mitarbeitern ausführen zu lassen (oder gar es selbst auszuführen), greift in jedem Fall zu kurz. Detailliertes Anleiten erzeugt passives Arbeitsverhalten. Das war einmal ausreichend, um erfolgreich zu sein. Nur in herausfordernden Zeiten haben wir auch heute noch Sehnsucht nach der »starken Führungskraft«, die uns sagt, was und wie wir es tun sollen. Verklärte, goldene, alte Führungszeiten!
Besser ist, sich mit inhaltlichen Experten zu umgeben und die Führungsarbeit – das aktive Steuern der Ausrichtung und Rahmenbedingungen – zu forcieren.
Demzufolge ist der weitaus wichtigere Teil der gegenwärtigen Führungsarbeit der organisatorische Führungsaspekt mit den Schwerpunktthemen Ziele, Organisation und Ressourcen. Leading my Organization ist der Pflichtteil beim Führen. Wir legen viel Wert darauf, diesen Teil der Führungsarbeit, sehr professionell in jeglicher Branche und Unternehmensform zu leisten. Wir verfolgen (Lean) Management-Strukturen, setzen Ziele und Maßnahmen, entwickeln mittel-/und langfristige Szenarien und Strategien, stoßen Business-Process-Reingeneering-Projekte an, definieren und optimieren Schnittstellen/Nahtstellen, schreiben Prozesse fest und passen sie laufend an, streben Zertifizierungen an, bilden Aufbauorganisationen umfassend ab und verändern sie, setzen Change-Projekte in Gang und begleiten die Umsetzung u. v. m.
Der Erfolg dieser Anstrengungen schlägt sich in einem noch nie da gewesenen Streben nach Effizienz, Effektivität, Leistungs- und Ergebnisorientierung zu Buche. Wir sind zu Perfektionisten geworden, wenn es darum geht, Organisationen erfolgreich zu managen. Und das Wissen dazu gehört zweifellos zur Pflichtausstattung einer Führungskraft von heute und bildet die Basis für erfolgreiches Führen.
Die Kür der Führungsarbeit liegt im intensiven Beziehungsmanagement. In der Kompetenz des »Leading Others«. Das bedeutet, als Führungskraft mit Menschen auf unterschiedlichen Ebenen in Kontakt zu gehen, eine Beziehung aufzubauen und langfristig tragfähig zu unterhalten. Sprich, eine eingeschworene Teamgemeinschaft zu bilden, deren Teammitglieder mir als Führungskraft vertrauen und folgen. Und ich habe ein zielorientiertes Einvernehmen mit meinem/n Chef/Kollegen/Kunden/Lieferanten, die mich unterstützen, mir zuarbeiten, Ideen bringen und konstruktives Feedback geben. Intensive Beziehungsarbeit bindet Mitarbeiter vertrauensvoll an die Führungskraft und an das Unternehmen.
Dafür besuchen Führungskräfte Kommunikations- und Konfliktseminare sowie teamdynamische und systemische Ausbildungen. Und dafür stehen interne Supportabteilungen wie die HR-Abteilung mit einer Vielzahl von Tools und Programmen zur Seite.
Fraglos, beide Führungsaufgaben – Leading my Organization und Leading Others – sind Themen, die für sich alleine schon eine intensive Ausbildung benötigen. Es ist dafür einschlägiges Wissen zu erwerben, es sind nachhaltige Methoden zu erlernen und es braucht effektive Instrumente im Führungshandwerkskoffer, um in diesen zwei Themen erfolgreich durch den Führungsalltag zu steuern.
Die derzeitige Königsdisziplin besteht jedoch zusätzlich in einer sehr bewussten und gekonnten Energiearbeit – dem emotionalen und mentalen Führen!
Mentale Führung
Der mentale Teil am Führen hat einen wichtigen Basisgrundsatz: »Die Führungskraft ist die Begrenzung ihres Teams!« Oder, positiv ausgedrückt: Die Führungskraft ist der Ermöglicher. Die mentale Vorstellungskraft der Führungskraft für das, was als möglich oder als unmöglich erachtet wird, setzt den Rahmen für den Handlungsspielraum und die Innovationskraft des Teams. Die Einschätzungen der Führungskraft über das, was machbar bzw. nicht machbar ist, wird zur Teamrealität.
Das bedeutet, dass ein Ziel für ein Team und deren Mitglieder unerreichbar bleibt, wenn die Führungskraft es als »unrealistisch« bewertet. Alle Argumente, die dafür sprechen würden, werden entkräftet. Konstruktive Ideen dafür werden abgewertet und im Keim erstickt. Da ist jedes Teammitglied oder das gesamte Team machtlos. In unseren hierarchischen Organisationsformen ist es den Teammitgliedern nicht möglich, diesen Rahmen zu sprengen. Selbst wenn die Einzelperson dazu das Wissen und die Vorstellungskraft hätte, ist die Führungskraft punkto zukünftiger Ausrichtung das »Maß aller Dinge«. Einschränkend oder weltöffnend, fortschreibend oder innovativ – welcher gedachte Pfad eingeschlagen wird, hat mit der Einstellung und Haltung der Führungskraft zu tun. Die Führungskraft trifft die Wahl für das Team oder aber auch für das Unternehmen. Wir brauchen daher Führungskräfte mit einem weiten, breiten, offenen Horizont. Sie benötigen Toleranz und Akzeptanz – die Basisenergie für die Fähigkeit, querdenken zulassen zu können. Und mehr noch, darüber hinaus Mitarbeiter aktiv zu ermuntern, neu und anders zu denken.
Beim emotionalen Teil des Führens kann die Führungskraft authentisch Zuversicht und Optimismus für das Gelingen zukünftiger Vorhaben vermitteln. Ihr überzeugtes »Wir schaffen das« ist die Grundvoraussetzung, die Trägerenergie für die Teammitglieder.
Es ist die Reihenfolge, die den Unterschied macht: Zuerst braucht es von der Führungskraft die Energie des unbeirrbaren »Wir schaffen es« und dann kann die Aufgabe, beflügelt von der Zuversicht und getragen von der vertrauensvollen Beziehung, vom Team erfolgreich in Angriff genommen werden.
Es braucht daher in Zeiten der Unsicherheit und Verunsicherung beim Führen sehr viel Mut und Kraft, die Verantwortung für das Streben nach Unbekanntem und Neuem zu übernehmen. Anders sein und anders denken furchtlos zu unterstützen. Unbeirrt gegen den Strom zu steuern. Verunsicherung durch intensive Kritik können Bewegungen, die bereits eingeleitet wurden, zum Stillstand bringen. Oder mehr noch, sie verhindern oder scheitern lassen. Die Führungskraft trägt also das Risiko für das Scheitern einer Sache. Sie hat die persönliche Verantwortung dafür zu übernehmen.
Das emotionale und mentale Führungsvermögen basiert auf der persönlichen Wertewelt der Führungskraft. Um unmögliche Ziele erreichen zu können, braucht es Mut, Innovationskraft, Entrepreneurship und Verantwortungsgefühl. Ausgetretenen Lösungspfaden kann man auch mit Mittelmäßigkeit und Zurückhaltung folgen – für das Gewinnen der großen, zukünftigen Herausforderungen sind neue Wege einzuschlagen und unbekanntes Terrain zu betreten. Der Ausgang ist nicht sicher – jedoch der Glaube an den erfolgreichen Ausgang, der kann durch ein unerschütterliches Urvertrauen gesichert sein.