Neurolinguistisches Programmieren – ein in den USA begründeter Methodenmix unterschiedlicher psychologischer Kommunikations- und Therapieformen erlebte in den 90er-Jahren einen wahren Boom. Nun ist es auf den ersten Blick ruhiger darum geworden. TRAiNiNG hat nachgefragt.
Bereits 1975 arbeitete Richard Bandler (Mathematiker und Informatiker) gemeinsam mit John Grinder (Linguist) und einigen Psychologen daran, effektive Muster der Kommunikation zu erkennen und deutlich zu machen. Sie wollten herausfinden, was erfolgreiche Menschen von nicht erfolgreichen Menschen unterscheidet. In weitere Folge wurden die Unterschiede genau untersucht und die Essenz daraus »lehrbar« gemacht.
In den folgenden Jahren wurden u. a. gemeinsam mit Viginia Satir (Familientherapie), Fritz Perls (Gestalttherapie) und Milton Erickson (Hypnosetherapie) unterschiedliche Kommunikationsmodelle entwickelt. So wurde z. B. 1982 das bekannte Refraiming-Modell entworfen, wodurch es möglich wurde, Veränderungen zu erreichen, die früher nur unter Hypnose möglich waren. Die Methoden des NLP – so sagen NLP-Experten – fördern den zwischenmenschlichen Kommunikationsprozess im Alltag und im Beruf. Anfangs interessierten sich besonders Politiker für die Methoden. Es dauerte nicht lange, und ein wahrer Boom, sowohl bei Privatpersonen als auch bei Führungskräften von Großkonzernen, brach aus. Eine Ausbildung beginnt fast immer mit einem zweitägigen »Einführungsseminar«, in dem die Grundlagen vermittelt werden und in denen meist aggressiv versucht wird, Folgeausbildungen zu verkaufen. Da die Trainer genau wissen, wie sie das machen, gelingt ihnen das auch ganz gut. Die Methoden funktionieren also tatsächlich.
Immer mehr Ausbildungsinstitute und Einzeltrainer kommen Mitte/Ende der 90er auf den Markt. Die Ausbildung zum NLP-Trainer geht relativ rasch. Zwei Tage Einführungsseminar, 10 bis 15 Tage NLP-Practitioner, 10 bis 18 Tage NLP-Master und ebenfalls rund 15 Tage zum NLP-Trainer – dann noch ein wenig Supervision und »Gruppenselbsterfahrung«. Die Längen variieren von Anbieter zu Anbieter. Genauso übrigens die Preise. Je kürzer ein Kurs, umso teurer meist ein Ausbildungstag. So können kostengünstige Kurse auf Tage gerechnet schnell mal die teuersten werden.
Man kann also sagen, nach 35 bis 45 Tagen Ausbildung und rund 10.000,– € Investition ist man NLP-Trainer und darf entsprechende Kurse anbieten. In boomenden Zeiten war das keine schlechte Investition. Und auch heute noch nicht, wenn man sich einen Namen macht und seriös bleibt.
Peter Schütz (Geschäftsführer NLPZentrum) beschreibt auf der Website www.nlpzentrum.at seine Realität von NLP-Ausbildern: »Die Spannweite von Menschen, die NLP-Kurse anbieten, reicht vom reichlich verwirrten, esoterischen oder wissenschaftsfeindlichen Highschool-Dropout, der sich in wenigen Wochen sein Trainerzertifikat erkauft oder ersessen hat, über ›get rich quick Immobilienmakler mit Hang zur Macht‹ bis hin zum in der Arbeit mit Menschen langjährig erfahrenen Zen-Mönchen und Arzt mit 5-jähriger solider Trainerausbildung und Selbsterfahrung.«
Die mangelhaften Ausbilder und Institute mögen ein Grund für das Ende des Booms gewesen sein. Natürlich kommt in den letzten Jahren auch der Sparkurs der Unternehmen dazu, die generell weniger Geld für Personalentwicklung ausgeben.
Roman Braun (Geschäftsführer und Trainer bei Trinergy beantwortet die Frage nach dem Ende des Booms mit einem Zitat von -Mahatma -Gandhi: »›Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.‹ NLP ist durch alle vier Phasen gegangen und hat sich etabliert …«
Yvonne van Dyck (Geschäftsführerin von id‘ institute consulting gmbH) über das Ende des Booms: »Die Qualität von Ausbildungen zeigt sich erst dann, wenn der Boom vorbei ist, und NLP ist seit 40 Jahren am Markt. So gesehen ist NLP schon ›klassisch‹. Das Tolle daran ist, dass NLP eine Metadisziplin ist und man mit diesem Wissen alle anderen ›Methoden‹ analysieren, integrieren und neue entwickeln kann. NLP ist generativ. Ich hätte z. B. meine Entwicklungen nicht ohne mein NLP-Wissen machen können.«
Nach dem Aufstieg kommt der Fall
Mit wachsendem Erfolg in den 90er-Jahren mehrten sich auch kritische Stimmen. Von Scharlatanerie, Gehirnwäsche, Manipulation war die Rede, NLP-Trainer wurden als Gurus beschimpft, ihre »Lehre« als sektenartig bezeichnet. Das Image von NLP hat stark darunter gelitten. Manchmal wurden Führungskräfte skeptisch betrachtet, wenn sie eine NLP-Ausbildung absolvieren wollten. Doch woher kam der Imagewandel?
Gundl Kutschera (Geschäftsführerin und Trainerin beim Institut Kutschera): »Über diese Frage habe ich auch öfters nachgedacht. Es scheint in der Kommunikation eine große Unsicherheit zu geben und es gilt immer noch als Entschuldigung, wenn man sagt: ›Ich habe das nicht absichtlich gemacht.‹ Es gibt kein einziges Fachgebiet, wo dies sonst als Entschuldigung gelten würde. Überall gibt es gute und schlechte Fachleute: Zum Beispiel gibt es gute und schlechte Tischler, aber es wird nicht die Tischlerei als Ganzes verurteilt. Nur bei NLP und Kommunikation wird das gemacht. Ein wesentlicher Punkt, warum das passiert, ist, dass nach amerikanischem Stil nur Werkzeuge gelehrt werden und der ethische Rahmen keinen Stellenwert hat. Es kann jeder mit den Werkzeugen tun und lassen was er will. Deswegen lege ich großen Wert auf diesen ethischen Rahmen. So wie in jedem Sport und beim Erlernen eines Musikinstruments brauchen auch die Kommunikationsfähigkeiten Zeit, um sie in die Persönlichkeit zu integrieren und sie achtsam und respektvoll im Miteinander zu gebrauchen. Ein weiterer Punkt ist die Kritik der Manipulation, der für mich nach wie vor sehr faszinierend ist. Erstmals ist es klar, dass man nicht NICHT kommunizieren kann und zweitens ist es merkwürdig, immer wieder zu erleben, dass es ganz normal ist, wenn jemand andere von einem guten zu einem schlechten Zustand führt. Dagegen gilt es als sehr gefährlich, wenn man jemandem hilft, schnell aus einem schlechten Zustand in einen guten zu finden. Jede Führungskraft, jeder Lehrer, jeder Mensch sollte diese Fähigkeit, andere zu ihren Ressourcen zu führen, kennen und gemeinsam mit anderen leben können.«
Ein weiterer häufiger Kritikpunkt ist die Tatsache, dass sich viele NLP-geschulte Menschen selbst überschätzen. Sie absolvieren die Ausbildungen und haben das Gefühl, nun die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Das ist übrigens ein Phänomen, das bei vielen längeren Persönlichkeitsausbildungen zu beobachten ist, ganz besonders auch bei esoterisch angehauchten »Ausbildungen«.
Roman Braun: »NLP-geschulte Menschen überschätzen sich, weil sie denken, alles schaffen zu können. Dieser Vorwurf stimmt nicht, denn unrealistische Vorstellungen entstehen nicht durch NLP, sie entstehen durch den menschlichen Geist – Gott sei Dank – seit Jahrtausenden: Flugzeuge, Computer, Solarenergie, Polio-Impfung und selbst fließendes Wasser daheim waren einmal unrealistische Vorstellungen. Und ja, Menschen können dafür die NLP-Tools verwenden, aber auch dafür – wenn das sinnvoller erscheint – um sich einzubremsen, je nachdem, was man möchte.«
Der Größenwahn von NLP zeigte sich auch an Behauptungen, Phobien in weniger als einer Stunde zu kurieren oder Rauchern das Rauchen in Sekunden abzugewöhnen. Auch rascher finanzieller Erfolg, ja sogar die Suche nach dem Traumpartner sollen ermöglicht werden. Wer Wunder verspricht, wird schnell zum Scharlatan. Nicht erstaunlich also, dass sich die Welt der Wissenschaft demgegenüber kritisch zeigt.
Je größer die Anfeindung wurde, umso mehr Kritik kam auch aus dem inneren Kreis des NLP. Der Wunsch nach ethischen Standards wurde größer. Und auch immer mehr (wissenschaftliche) Studien kamen auf den Markt. Übrigens auch zahlreiche Studien, die gegen die Wirksamkeit von manchen NLP-Tools sprechen.
NLP heute
Es gibt seit mehreren Jahren von den Dachverbänden in Österreich, Deutschland und der Schweiz Qualitätsstandards, Ethik-Kodizes und Ausbildungsrichtlinien.
Von Unternehmen nachgefragt werden Seminare zu konkreteren Methoden, wie z. B. NLP im Verkauf, oder NLP in der Führung. Beliebt sind Seminare, in denen die drei Buchstaben nicht vorkommen. Aber die Methoden dürfen ruhig die gleichen sein, warum auch nicht, wenn sie funktionieren? Daher nennen viele Anbieter, die früher klassische NLP-Seminare angeboten haben, heute ihre Seminare anders.
Yvonne van Dyck: »Bei mir heißt das Einführungsseminar: ›KommUNIKATion PUR‹. Es sind in den 2 Tagen NLP-Basics und einige Entwicklungen von mir enthalten. Die Einführungsseminare sind optimal dazu, um sich ein Bild des Trainingsstils des Trainers zu machen. Ich halte es für enorm wichtig, die Möglichkeit zu haben, den Trainer persönlich kennenzulernen, bevor man sich zu einer längeren Ausbildung entscheidet. Das ›WAS‹ einer NLP-Ausbildung sollte gleich sein, nämlich das NLP-ABC sollte gelernt werden. ›WIE‹ es gelehrt wird, ist ebenso bunt wie die Anbieter. Leider wird auch das ›WAS‹ individuell gefärbt und kombiniert mit unterschiedlichsten Inhalten von Esoterik bis Quantenphysik und es wird nicht deutlich gemacht, was NLP pur ist und was nicht! Ich bemühe mich, auch im Sinne der Begründer, immer klar zu machen, was NLP ist und was Entwicklungen von mir sind.«
Bei Trinergy heißt das Einsteigerseminar »NLP-Kompakt & Trinergy«. Hier ist klar, dass einerseits NLP trainiert wird, und andererseits eigene Methoden gelehrt werden.
Roman Braun: »NLP entwickelt sich bei ›sachgemäßer Anwendung‹ laufend weiter, denn der Kern des NLP – das Modelling von exzellentem Verhalten – ist per definitionem eine Technik, durch die neue Prozesse entstehen. Modelling bedeutet Lernen aus der bestmöglichen Praxis, also z. B. von Top-Managern, Zen-Meistern und Spitzensportlern. Dadurch entstehen verschiedene Ausprägungen des NLP, unsere ist das Trinergy-NLP, die sich dann auch in der Bezeichnung der Seminare widerspiegeln.«
Weiterentwicklung von NLP
Mario Grabner (Geschäftsführer von NewCode NLP) hat mit John Grinder ein Interview geführt. In diesem Gespräch wurde der NLP-Mitbegründer unter anderem gefragt, was die Zukunft von NLP sein wird.
John Grinder (frei aus dem Englischen übersetzt): »Die Antwort zu dieser Frage liegt in der Zukunft, wir sind keine Propheten. Sie liegt in den Händen derer, die es praktizieren.«
Die Trainer und die Anwender entscheiden, wie es weiter geht.
Yvonne van Dyck kann erklären, was John Grinder mit seiner Aussage meint: »Jeder, der NLP wirklich lernt, hat damit auch die Fähigkeit erlernt, weitere Entwicklungen daraus zu kreieren. NLP so, wie es von den Begründern gemeint ist, beruht nicht auf ›Nachbeten‹ von Inhalten. Neuerungen von Richard Bandler sind beispielsweise DHE – Design Human Engineering und NHR – Neuro Hypnotisches Repatterning. Die Grundzutaten sind die gleichen wie in NLP, die Anwendung und Zusammenstellung jeweils anders. Von John Grinder ist es der New Code usw. Ich entwickelte den Kompass der KommUNIKATion …«
Gundl Kutschera: »Da ich mit John Grinder befreundet bin, habe ich die Chance, viel mit ihm zu diskutieren. In seinen Ausbildungen vermittelt er nur Tools und übergibt die Verantwortung über deren Anwendung ganz den Teilnehmern. Ich finde dagegen, dass der ethische Rahmen genauso unterrichtet werden muss, wie die NLP-Tools. Erst die Kombination von beiden ermöglicht ein respektvolles menschliches Miteinander. Ein anderer wesentlicher Punkt in der Weiterentwicklung von NLP ist der systemische Ansatz, der mir sehr wichtig ist. Dieses Verständnis hilft zu erkennen, dass jedes Problem eine Fähigkeit ist, die am falschen Platz zur falschen Zeit angewandt wird. Zum Beispiel ist »Verantwortung übernehmen« eine wunderbare Fähigkeit. Diese gleiche Fähigkeit kann aber in verschiedenen anderen Situationen sehr störend sein wie z. B. beim Genießen, beim Sex, beim Spielen und Ähnlichem. Dazu gibt es verschiedene Rollenmodelle, die Menschen helfen zu erkennen, was sie gut gelernt haben (ihre Fähigkeiten) und all jenes, was sie nicht gelernt haben und nicht können. Das nicht Gelernte kann jederzeit dazu gelernt werden.«
Seriöse Anbieter und funktionierende Methoden setzen sich durch. NLP hat durch einige schwarze Schafe sein ursprünglich gutes Image verloren. Dennoch sind die Methoden durchaus gefragt – wenn auch vielleicht unter anderem Namen.
NLP hat eine Freundin so verändert das Sie heut ein abgeschiedenes Leben führt.Schrecklich Sie versucht immer Menschen zu koriegieren auf.
Last die Finger davon
Ich habe mehrere Bücher und Meister Tony Robbins in diesen Gebiet konsumiert. Der verantwortungsvolle Umgang mit den NLP Techniken ist wirklich das A und O um diese Lebensverändernden Techniken zu verbreiten. Ich nutze die Grundlagen immer wieder an mir selbst und bin damit sehr zufrieden. Versuchen andere ungefragt zu verändern halt ich für nicht gut. Da sollte man sich zurückhalten, ich weiß das ist manchmal schwer wenn die Lösung vieler Probleme so schnell und einfach mit NLP zu erreichen ist. Leider heißt für viele Menschen, das starke Veränderungen auch sehr viel Zeit benötigen. Nach dem Motto „Was lang da war brauch auch lang um zu verschwinden.“
Nur weil etwas lange am Markt ist, ist es noch lange nicht seriös. Horoskope gibt es auch schon ewig in irgendwelchen Käseblättern, was ihrem Blödsinn natürlich keinen Abbruch tut. Da hilft auch kein aus dem Zusammenhang gerissenes Ghandi Zitat. Leider schiebt der Artikel die Probleme mit NLP ausschließlich auf schlechte Coaches oder mangelhafte Ausbildung, sicher gehört das dazu, aber im Kern ist schon das sogenannte NLP ABC wissenschaftlich unfundiert oder widerlegt. Hier liegt des Pudels Kern.
Darüber hinaus haben therapeutische Verfahren natürlich nichts in vom Arbeitgeber angeordneten Coachings verloren. Das ist übergriffig und verletzt aufgrund des ungeeigneten Verfahrens sogar die Fürsorgepflicht der Arbeitgeber.