ibis acam, ein Big Player in der Weiterbildungsbranche Österreichs, bietet ab Mitte Juli neue Online-Kurse an. Die Kursverwaltung übernimmt die courseticket GmbH.
Der Zugang für Privatpersonen zur Bildung wird noch einfacher: ibis acam startet Ende Juli mit einer neuen Plattform, die Online-Kurse anbietet. Als Basis wird die Technologie von courseticket eingesetzt, um die komplette Verwaltung der Buchungen und Zahlungen zu übernehmen. Genau über dieses Projekt sprachen wir mit Johannes Lampert (Geschäftsführer ibis acam) und Alexander Schmidt (Geschäftsführer courseticket.com).
In welchen Märkten bewegt sich ibis acam?
Johannes Lampert: ibis acam ist Teil der aspire education holding und bereits seit 23 Jahren in Österreich am Markt. Unsere Themenschwerpunkte umfassen Bildungsprojekte rund um das Thema »Arbeitswelt«. Dazu zählen nach unserem Verständnis soziale und fachliche Kompetenz in der Arbeitswelt und das Thema Gesundheit und Arbeit. Wir beschäftigen rund 600 Mitarbeiter an 60 Standorten in Österreich. ibis acam arbeitet viel mit öffentlichen Auftraggebern, wie z. B. dem AMS oder den Landesregierungen. Wir konzentrieren uns auf Personen, die es am Arbeitsmarkt schwer haben. Aktuell beschäftigen wir uns mit zwei neuen Projekten: Das erste nennt sich »MyKey«. Das sind Bildungsprojekte für Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund. Das zweite Projekt nennen wir »LiveLearning«. Hier wollen wir Bildung nach Hause bringen, also Live-Online-Kurse anbieten. Das läuft über eine eigene Plattform, auf der die Live-Online-Seminare stattfinden. Die Teilnehmer können untereinander Kontakt finden, Material herunterladen, Fragen stellen etc., eine Rundum-Lernplattform also. Dazu gibt es auch einen Teil für Privatkunden, die z. B. Buchhaltung, den ECDL oder einen Sprachkurs absolvieren wollen. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Zeit reif ist, diese Kurse auch für Privatpersonen anzubieten und nicht mehr nur im Unternehmenskontext. Dieses Lernportal nennt sich Aspidoo.com. Die Teilnehmer können dann entweder von zu Hause lernen oder beim nächsten ibis-Standort in sogenannten Lerninseln.
Wie läuft die Verwaltung der Buchungen ab?
Alexander Schmid: In einem Vorgespräch mit ibis acam haben wir zwei Möglichkeiten herausgearbeitet. Die günstigste Variante wäre, dass wir die Kurse über unseren Marktplatz anbieten und auf der Aspidoo-Homepage entsprechende Widgets mit Links zur Buchung auf courseticket.com platzieren. Das ist ein Service, den wir standardmäßig Kunden unseres Bildungsmarktplatzes anbieten. Die zweite Möglichkeit ist – und dafür hat sich ibis acam entschieden – unsere neuartige »Marketplace-as-a-Service« Lösung. Wir stellen hierzu sowohl die Plattform [Anm. d. Redaktion: SaaS, »Software-as-a-Service«], als auch die skalierbare technische Infrastruktur [IaaS, »Infrastruktur-as-a-Service«] zur Verfügung. Dadurch hat ibis acam die Möglichkeit, sich in alle Richtungen weiterzuentwickeln und bleibt entsprechend flexibel. Die Plattform Aspidoo.com basiert auf der Struktur von courseticket.com, adaptiert auf das Layout von ibis acam. Es ist natürlich nicht komplett von unserem Marktplatz entkoppelt. Da wir in den letzten Jahren von der Angebotsvielfalt einen der größten Aus- und Weiterbildungsmarktplätze etablieren konnten, ergibt es natürlich Sinn, das Angebot, das auf Aspidoo platziert wird, automatisch auf unseren Marktplatz zu übernehmen. Das heißt, wenn auf Aspidoo neue Angebote online gehen, sind die sofort auch am courseticket-Marktplatz zu finden.
Die Verwaltung übernimmt also courseticket. Warum haben Sie es nicht selbst gemacht?
Johannes Lampert: Um ehrlich zu sein, ich wollte anfangs natürlich etwas eigenes entwickeln lassen, ich wurde aber schnell von einer anderen Lösung überzeugt.
In den Vorgesprächen mit courseticket.com haben wir das System umfangreich kennengelernt und gesehen, was für ein unglaubliches Know-how dahinter steckt. Erst wenn man sich etwas länger damit beschäftigt, wird klar, dass es ewig dauern würde, ein System zu schaffen, dass auch nur annährend so gut ist. Und zusätzlich haben wir den Vorteil, ohne Aufwand auf dem courseticket-Marktplatz gefunden zu werden. Es schränkt uns derzeit noch ein wenig im Layout der Seite ein, aber die Vorteile überwiegen bei weitem.
Alexander Schmid: (lacht) Langfristig wird es keine Einschränkungen geben – im Gegenteil: Alle neuen Funktionen und Weiterentwicklungen, die wir bei courseticket durchführen, kommen aspidoo.com zugute.
Was genau macht courseticket denn für Aspidoo?
Alexander Schmid: Der Seminarmarkt hat sich lange nicht an das moderne Zeitalter angepasst. In so gut wie allen Branchen sind Online-Zahlungsmöglichkeiten State of the Art, nur nicht am Weiterbildungsmarkt. Warum eigentlich nicht? Viele haben ein teures Backoffice mit funktionierenden Prozessen, daher werden diese nicht hinterfragt. Durch E-Commerce am Seminarmarkt können Weiterbildungsinstitute viel Geld sparen. Wir übernehmen für Aspidoo die komplette Abwicklung der Kursanmeldungen, das bedeutet die Zahlung, die Rechnungserstellung, das Mahnwesen, das Ticketing etc. Dass wir im Hintergrund aktiv sind, merkt der Kunde natürlich nicht. Was den digitalen Seminarmarkt angeht, ist ibis acam sicher ein Vorreiter.
Der Kunde kann sich komplett alleine für einen Kurs anmelden, die Zahlung ist zu 100 % automatisiert, und der Kurs beginnt zum angegebenen Zeitpunkt beim Buchenden zu Hause online. Hier bedarf es keines Personals in der Verwaltung. Natürlich stehen den Kunden für Rückfragen Serviceleute zur Verfügung. Im Hinblick auf die Digitalisierung einzelner Prozesse und das Bildungsangebot handelt es sich hierbei um die erste Plattform dieser Art von einem der größten Bildungsanbieter in Österreich.
Ist die Zeit wirklich reif, Online-Kurse für Privatpersonen anzubieten?
Lampert: Ja, die Zeiten haben sich geändert. Früher und natürlich auch heute noch gibt es halböffentliche Bildungsinstitute, die in jeder kleineren Stadt Standorte haben und dort alle möglichen Kurse für Private anbieten. Heute ist es möglich, diese Kurse zu den Teilnehmern nach Hause zu bringen. Und das live! Als privater Bildungsträger konnte man hier preislich mit den öffentlichen nie mithalten. Jetzt sind diese Blockaden aufgehoben und wir wollen die Ersten sein, die auf diesem Markt mitspielen. Wir werden zu Beginn rund 40 Themen anbieten und diese dann Schritt für Schritt erweitern. Ich bin felsenfest überzeugt, dass die Bildung in Zukunft stark digital wird, auch im B2B.
Die Webinartechnik kommt auch von courseticket?
Alexander Schmid: Nein, das war für uns bisher noch überhaupt kein Thema, da wir uns auf digitale Event- und Service-Marktplätze und die damit verbundene Optimierung von Prozessen spezialisiert haben. In diesem Fall verwendet ibis acam die Technologie eines Marktführers, um die Webinare durchzuführen, das hat mit uns nichts zu tun. Allerdings ist es möglich, über angelegte Veranstaltungen auf courseticket.com Dokumente, Videos oder Audio-Dateien zur Verfügung zu stellen – Learning-Management-Systeme wie z. B. Moodle werden dadurch überflüssig.
Können die Teilnehmer dann auch Feedback zu den Online-Kursen abgeben?
Alexander Schmid: Ja, absolut. Das sehen wir als einen enormen Mehrwert. So wird auf diesem Markt noch mehr Transparenz geschaffen. Wir haben eine integrierte Feedbacktechnologie entwickelt. Die Teilnehmer der Online-Kurse bekommen nach Ende des Kurses einen digitalen Fragebogen zugeschickt. Die Bewertung und die Kommentare dazu sind dann für jeden zu sehen. So wird Transparenz erzeugt und die Teilnehmer wissen genau, was sie erwartet.
Johannes Lampert: Das stellt uns natürlich vor die Herausforderung, wirklich gute Trainer einzusetzen, die auch schon mit dem Online-Tool Erfahrung gesammelt haben. Denn glückliche Kunden geben gute Bewertungen, was wiederum neue Kunden bringt.