Was bedeutet es, in schwierigen Zeiten als Unternehmen wieder mehr Mut an den Tag zu bringen, und wie unterscheidet sich das von Tapferkeit?
Schon vor Corona wurde vielen Unternehmen nachgesagt, sie seien nicht mutig genug, sie trauen sich zu wenig. Und jetzt?
Was sagt denn Wikipedia? »Mut, auch Wagemut oder Beherztheit, bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich beispielsweise in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben.«
Klar, schon bei der Sendung 1, 2 oder 3 hieß es: »Ob du wirklich richtig stehst, weißt Du, wenn das Licht angeht.«
Es scheint daher, als sei Mut nicht bloß eine lebenswerte Tugend, sondern vielmehr der Schlüssel zu Innovation und Erfolg. Denn eines ist ganz klar: die Transformation beginnt stets mit dem Schritt eines Mutigen.
Viele können sich sicherlich an Situationen erinnern, in denen sie sich mehr Mut gewünscht hätten, z. B. offen seine eigene Meinung zu sagen oder einen ausgetrampelten Pfad zu verlassen – selbst, wenn das mit einem gewissen Restrisiko verbunden ist. Mehr Mut, eigene Fehler einzugestehen und eigene Schwächen beim Namen zu nennen. Sich dadurch verletzlich zu zeigen und angreifbar zu machen.
Sabine Montesquieu (HR-Leiterin der AUVA): »Mut ist aktuell unabdingbar. Was wäre die Alternative? Aktuell ermutigen wir Mitarbeiter mit größeren Handlungs- und Entscheidungsspielräumen zur Umsetzung neuer Ideen. Nach wie vor entscheidend ist es aber, einen gut Mix zu finden, wo auch ›kritische Geister‹ ihren konstruktiven Platz finden.«
Mut und Angst werden bisweilen in einem Widerspruchsverhältnis gesehen. Der Mutige scheint angstfrei zu sein oder zumindest weniger von Angstgefühlen belastet. Diese Vorstellung entspricht nicht der psychischen Wirklichkeit: Angst und Furcht sind keine mit dem Mut unvereinbaren Gemütsverfassungen, sondern im Gegenteil Komponenten im Spannungsgefüge verantwortbaren Wagemutes.
Während Mut durch das Charaktermerkmal Wagnisbereitschaft bestimmt wird, kennzeichnet sich Tapferkeit als Durchhaltevermögen, als Standhaftigkeit in schwierigen Situationen. Mein HNO-Arzt hat z. B. vor der OP zu mir gesagt: »Jetzt musst du tapfer bleiben.« Da wusste ich, der Heilungsprozess wird länger dauern.
Mut stellt eine »Initiativkraft«, Tapferkeit eine »Dulderkraft« dar. Beide etablieren sich nicht in einer (Wunsch-)Vorstellung von sich selbst oder anderen, sondern müssen sich in einer realen Situation im konkreten Einsatz gegen Widerstände oder Gefahren beweisen. Jetzt erst recht! Mut (= Wagemut) beweist der Extremsportler, wenn er bereit ist, sich in eine gefährliche Situation hineinzubegeben. Tapferkeit beweist er, wenn er bereit ist, die Situation trotz Fehlschlägen, Verletzung, Niederlagen mit Leidensbereitschaft und Siegeswillen bis zum erhofften Erfolg auch durchzustehen.
Arno Wohlfahrter (Ex-Radprofi und aktuell CEO bei trenkwalder): »Mut bedeutet für mich, Intuition bei Entscheidungen zuzulassen. Denn gerade in Phasen großer Volatilität und Unsicherheit – wie aktuell ausgelöst durch COVID – funktionieren extrapolative Planungsansätze nicht. Natürlich braucht es dann die Abbildung in Zahlen – jedoch nicht starr, sondern in Szenarien. Mut bedeutet auch, proaktiv zu agieren und nötigenfalls gegen allgemein gültige Prinzipien zu handeln. Denn ›wenn wir tun, was wir immer getan haben, bekommen wir, was wir immer bekommen haben.‹«
Angebot an Reflexionsfragen:
- In welchen Situationen fällt es mir schwer los zu lassen? Warum?
- Wie belohne ich mich für erfolgreiche Veränderungen?
- Wie perfekt unperfekt schaue ich auf die Dinge?
- Wer unterstützt meine mutigen Entscheidungen?
Mut ist wie Veränderung – nur früher!