Wie Unternehmen Talente gewinnen und halten können, indem sie auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer eingehen und innovative Strategien umsetzen.
In dem kürzlich erschienenen jährlichen Jobreport von StepStone Österreich wird die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt und die Bedürfnisse der Beschäftigten analysiert. Für die vorliegende Studie wurden im Dezember 2022 und Jänner 2023 über 2 000 Personen repräsentativ für Österreich durch die Marktforschungsagentur MindTake befragt.
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für Arbeitgeber, um sich auf die veränderten Bedürfnisse der Arbeitnehmer einzustellen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Ergebnisse zeigen, dass es notwendig ist, die Arbeitsbedingungen und -strukturen anzupassen, um den Anforderungen der verschiedenen Generationen gerecht zu werden. Dies kann durch gezielte Personalentwicklung, flexible Arbeitszeitmodelle und eine stärkere Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse erreicht werden.
Die Verhandlungsmacht wird von den meisten Befragten noch eher als ausgeglichen betrachtet. Insbesondere Menschen ohne Arbeit sehen – klarerweise – den Vorteil noch auf Seiten der Unternehmen. Die Studie zeigt auch, dass sich Beschäftigte zunehmend besser in Bezug auf ihre Chancen am Arbeitsmarkt einschätzen.
Laut der Studie fühlen sich sechs von zehn Befragten als Arbeitnehmer gefragt, wobei männliche Beschäftigte (64 %), die Generation Y (67 %), Beschäftigte in technischen (78 %) und Gesundheitsberufen (72 %) sich tendenziell stärker gefragt fühlen. Trotz hoher Nachfrage in Hotellerie und Gastronomie fühlen sich dort Beschäftigte weniger begehrt (57 %).
Arbeitgeber sollten sich auf verschiedene Forderungen der Arbeitnehmer einstellen. Dazu gehört die Bereitschaft, eher zu kündigen, wenn der Job nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht. Im kommenden Jahr fordern viele Befragte mehr Gehalt und Flexibilität im Job. Weiterbildungsmöglichkeiten sind ebenfalls wichtig für die Befragten.
Wünsche der Arbeitnehmer
Angestellte mit Personalverantwortung sind eher bereit, mehr Gehalt zu fordern (58 %) als Beschäftigte ohne Personalverantwortung (4 %). Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind eher zufrieden und fordern seltener mehr Gehalt (39 %). Im Jahr 2023 fordern etwa vier von zehn Befragten (38 %) mehr Flexibilität im Job. Dieser Wunsch ist besonders ausgeprägt bei Arbeitnehmern der Generation Z (52 %), in Marketing, PR und Werbung (65 %) sowie unter Beschäftigten in Hotellerie und Gastronomie (60 %).
Die Studie zeigt auch, dass sich die Einstellungen der Arbeitnehmer in Bezug auf ihre Karriere und ihre Erwartungen an den Arbeitsmarkt verändern. Die Generation Z legt mehr Wert auf Work-Life-Balance und Flexibilität, während die Generation Y eher auf Gehalt und Karrierechancen fokussiert ist. Die Generation X und die Baby-Boomer sind eher zufrieden mit ihrer aktuellen Situation und fordern weniger Veränderungen.
»Vollzeit würde ich mental nicht schaffen«, sagen 38 % und körperlich überfordernd wäre eine Vollzeitbeschäftigung für 37 % der Befragten. Teilzeitarbeit ist beliebt wie noch nie. Von rund 4,4 Millionen Erwerbstätigen in Österreich waren 2021 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) rund eine Million Frauen und 270 000 Männer in Teilzeit beschäftigt. Der Wunsch nach einer Work-Life-Balance ist der Hauptgrund für Teilzeitarbeit.
Zufriedenheit mit dem Job
Junge Menschen, insbesondere die Generation Z, sind beruflich am zufriedensten. 75 % der jüngsten Generation an Arbeitnehmern geben an, beruflich (sehr) zufrieden zu sein. Die Generation Z hat oft eine höhere Ausbildung und bessere Qualifikationen als ältere Generationen, was dazu beitragen kann, dass sie sich in ihrem Beruf sicherer fühlen und mehr Möglichkeiten für berufliche Weiterentwicklung und Karrierechancen haben.
Arbeitgeber sollten darauf achten, dass sie die Bedürfnisse der Arbeitnehmer in verschiedenen Branchen und Berufsgruppen berücksichtigen. Die Studie zeigt, dass es Unterschiede in den Erwartungen und Zufriedenheitsniveaus zwischen verschiedenen Branchen und Berufsgruppen gibt. Beispielsweise sind Beschäftigte in Tirol (65 %) und Salzburg (67 %), Ein-Personen-Unternehmen (63 %), Hotellerie und Gastronomie (58 %) und im Verkauf (Einzel- und Großhandel) (63 %) weniger zufrieden. Gründe dafür sind eine hohe Arbeitsbelastung, niedrige Bezahlung, mangelnde Karrieremöglichkeiten und Arbeitsplatzsicherheit sowie der fordernde Kundenkontakt.
Arbeitgeber sollten daher branchenspezifische Strategien entwickeln, um die Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeiter zu erhöhen. Dies kann durch gezielte Maßnahmen wie bessere Bezahlung, verbesserte Arbeitsbedingungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine stärkere Wertschätzung der Mitarbeiter erreicht werden.
Änderungen am Arbeitsmarkt
Fast drei Fünftel der Befragten erwarten, dass sich mit einem vergrößernden Mangel an Arbeitskräften die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern hinsichtlich des Gehalts und der Karrierechancen verringert. Zusätzlich gehen ganze vier Fünftel der Befragten davon aus, dass aufgrund der zunehmenden Bedeutung und Nutzung von mobilem Arbeiten Beschäftigte einen größeren Anreiz haben, sich auf neue Stellen zu bewerben und den Job zu wechseln.
Arbeitgeber werden nicht nur per se mit einer größeren Verhandlungsmacht der Beschäftigten konfrontiert, sondern es wird voraussichtlich immer häufiger zu Verhandlungen kommen – mit positiven Effekten für alle Beschäftigten. Die Zeitenwende am Arbeitsmarkt wird eine starke, egalitäre Wirkung mit sich bringen.
Fazit
Zusammenfassend zeigt die Studie, dass der Arbeitsmarkt in Österreich im Wandel ist und Arbeitgeber sich auf veränderte Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeitnehmer einstellen müssen. Um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, sollten Unternehmen flexible Arbeitsmodelle, bessere Gehälter, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine stärkere Wertschätzung der Mitarbeiter bieten. Die Veränderungen am Arbeitsmarkt beinhalten Chancen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen, wenn sie proaktiv auf die neuen Anforderungen reagieren.