Unternehmen, die die besten Talente wollen, sollten in die Offensive gehen – und sich genau in die Karten schauen lassen. Denn Informationen sind nur einen Mausklick entfernt.
Die Suche nach einem neuen Job startet nach wie vor ganz klassisch: und zwar im Internet. Das zeigt die aktuelle repräsentative Employer-Branding-Studie von StepStone Österreich, die gemeinsam mit Mindtake im Juli 2017 unter mehr als 1 000 Angestellten und Arbeitssuchenden zwischen 19 und 55 Jahren durchgeführt wurde. Ihr zufolge orientieren sich 69 % der Befragten auf der Suche nach einem neuen Job nach wie vor an klassischen Online-Jobbörsen. Bei der Frage nach der effektivsten Quelle für die Suche nach einem Job geben 41,1 % der Befragten Online-Jobbörsen an, bei den Berufseinsteigern steigt dieser Wert sogar auf 50,6 %.
Umfassende Informationen
»Dabei wünschen sich Jobsuchende neben der klassischen Stellenanzeige noch mehr Informationen, um sich ein gutes Bild vom Unternehmen machen zu können«, sagt Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich. Und weiter: »Neben klassischen Informationen zu Bewerbungsprozess, Kontaktmöglichkeiten und Unternehmenswebsite erwarten sich Bewerber auch Informationen zum Leitbild des Unternehmens, den angebotenen Benefits sowie Angaben zu Weiterbildungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens.«
Wird im Inserat zu wenig an Information geliefert, nehmen die meisten Kandidaten die Suche selber in die Hand und suchen zu 86 % auf der Webseite des Unternehmens nach weiteren Details zur ausgeschriebenen Stelle. Wer dann auf veralteten Seiten landet, die aussehen wie im Jahr 1995, springt allerdings ganz schnell wieder ab – und Unternehmen verlieren wertvolle Kandidaten. Punkten können Firmen daher, indem sie ihre Karriereseiten regelmäßig warten und Kandidaten den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich gestalten.
Die Seite sollte optisch ansprechend, aber auch logisch und intuitiv aufgebaut sein. »Attract, engage, convince, convert« nennen Experten den Funnel, durch den interessierte Kandidaten zu motivierten Bewerbern werden. Rudi Bauer: »Wer gefunden werden will, muss für Suchmaschinen optimiert und auf Social Media präsent sein, um Kandidaten aufzufallen. Einmal auf der Seite gelandet, reicht es jedoch nicht, bloß auf offene Stellen zu verweisen – wer die besten Talente zu einer Bewerbung motivieren möchte, muss die paar Sekunden Aufmerksamkeit nutzen, die den meisten Inhalten im Netz geschenkt werden.« Das geht durch klare Navigationsstrukturen, auffällige Buttons und dem gezielten Einsatz von Text, Bildern und Videos.
Zum Überzeugen brauche es neben attraktiven Inhalten aber auch ein Mindset, das sich genau auf die Denkwelt von Kandidaten einstellt, meint Rudi Bauer. »Bewerber interessieren sich nicht nur für die Außenansicht des Unternehmens, sondern wollen auch wissen, wie Chefs, Kollegen und Teams ticken. Wer offen zeigt, wie es bei ihm aussieht, hat daher im Wettstreit um die besten Talente die Nase vorn – und scheut sich auch nicht, kleine Makel und Fehler offen zu kommunizieren.«
Authentisch sein
Mehr als je zuvor gilt: Der Faktor »Authentizität« hat großen Einfluss auf die »Employer Reputation«. Ein Arbeitgeber, der im Vergleich zur Konkurrenz ein glaubwürdigeres Bild seiner Arbeitgebermarke vermittelt, hat auch einen besseren Ruf als Arbeitgeber. Vor allem die jüngere Generation ist mittlerweile immun gegen allzu plumpe Werbeaussagen, weiß Rudi Bauer: »Wir wissen aus Studien, dass es für einen Großteil aller Jobsuchenden wichtig ist, für eine Firma zu arbeiten, die eine transparente Haltung einnimmt.«
Sich als Unternehmen so vor Kandidaten zu entblößen, erfordert Mut – wird aber mit hoher Vertrauenswürdigkeit und motivierten Neueinsteigern belohnt. Denn: Kandidaten können mittlerweile jederzeit per Mausklick herausfinden, ob das schöne Bild, das Unternehmen gern von sich selbst zeichnen, auch wirklich stimmt: Arbeitgeberbewertungen im Netz boomen. Unternehmen kommen daher nicht mehr umhin, sich um ihren Ruf als Arbeitgeber zu kümmern, zeigen die Ergebnisse der StepStone-Studie: Knapp zwei Drittel (64,5 %) aller Befragten sind davon überzeugt, durch Online-Bewertungen von Arbeitgebern einen guten Einblick ins Unternehmen zu erhalten. Und knapp ein Drittel schätzt solche Bewertungen auch als zuverlässig und vertrauenswürdig ein.
Kandidaten vertrauen Arbeitgeberbewertungen
Unternehmen, die Bewertungen aktiv nutzen, können ihre Arbeitgebermarke nachhaltig stärken – wenn Sie aktiv an die Sache herangehen, sagt Bauer: »Wer Bewertungen allein im Netz stehen lässt, verliert Bewerber genau dort, wo sie am einfachsten zu erreichen wären – weil sie ihr Interesse am Unternehmen ja genau auf diese Seite geführt hat, wo das eigene Unternehmen als Arbeitgeber besprochen und bewertet wird.« Unternehmen täten daher gut daran, sich auf Bewertungsplattformen auf einen Dialog einzulassen – und auf Fragen interessierter Kandidaten umgehend einzugehen.
»Unsere Studie zeigt deutlich, dass Bewerber an einem transparenten und ehrlichen Einblick in Unternehmen interessiert sind und Bewertungen von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern auch hohe Glaubwürdigkeit zuschreiben. Wer sich daher aktiv in die Diskussion einbringt, präsentiert sich als dialogbereiter Arbeitgeber, dem die Wünsche, aber auch die Probleme seiner Belegschaft und ehemaliger Mitarbeiter wichtig sind – und das wiederum wirkt hoch attraktiv auf Talente von außerhalb«, weiß Rudi Bauer. Laut der Studie beeinflussen positive oder negative Bewerbungen vor allem jüngere Berufseinsteiger in der Entscheidung für oder gegen einen Job (15,5 %). Es liegt nun an den Unternehmen, dieses Potenzial zu nutzen. Rudi Bauer: »Natürlich schmerzt jede negative Bewertung. Dann aber sollte ein Lern- und Arbeitsprozess einsetzen: Wer aktive Hinweise auf Baustellen im Unternehmen ernst nimmt und sich damit auseinandersetzt, profitiert ja letztlich selbst – weil kritische Entwicklungen frühzeitig entdeckt und behoben werden können.« Das macht nicht nur die eigenen Mitarbeiter glücklich, sondern sorgt auch ganz automatisch für einen besseren Ruf als Arbeitgeber – und verbessert nachhaltig das Betriebsklima, in dem Dinge auch offen angesprochen werden dürfen.
Stellenwert nicht unterschätzen
Das aktive Herangehen an schwierige Themen stärkt auch die unternehmenseigene Employer Brand – weil sich Probleme, die im Unternehmen schwelen, gerne in Windeseile per Mundpropaganda verbreiten. »Das schadet nicht nur nachhaltig der Arbeitgebermarke, sondern schreckt auch potenzielle Kandidaten ab«, warnt Rudi Bauer. »Unsere Studie zeigt ganz deutlich: 61,6 % der Studienteilnehmer nutzen Infos von Freunden oder Familie, um zu ihrem neuen Job zu kommen. Das heißt, dass persönliche Kontakte in der Jobsuche nach wie vor ganz wichtig sind – und Bewerber genau auf das hören, was sie von anderen über einen potenziellen Arbeitgeber hören.«
Arbeitgeber sollten daher ihre Arbeitgebermarke von innen nach außen aufbauen – und den Stellenwert der eigenen Mitarbeiter als Jobvermittler nicht unterschätzen.