Auswirkungen von Home-Office

Welche Konsequenzen die steigende Anzahl an Home-Office-Tagen für Mensch und Unternehmen hat, erforschte Killial Wawoe. TRAiNiNG hat ihn dazu befragt.

Während des Lockdowns fand Killial Wawoe mehr als 600 Artikel über Heimarbeit, sprach mit Hunderten von Menschen über ihre Erfahrungen mit Home-Office, nahm Fragebögen von Tausenden von Arbeitnehmern entgegen und arbeitete mit Dutzenden von Unternehmen an einer neuen Form der Zusammenarbeit, die er »Corporate Brain« nennt. Die spannenden Ergebnisse und ausführlicheren Schlussfolgerungen erfahren Sie am 2. Juni 2022 bei der Leadership Horizon Conference. TRAiNiNG hat Killial Wawoe vorab zu den Ergebnissen befragt.

Welche Folgen für Unternehmen hat die steigende Anzahl an Home-Office-Tagen?

Wir befinden uns in der einzigartigen Situation, dass die ganze Welt an dem größten »Experiment« in der Geschichte der Arbeit teilnimmt. Die Lektionen, die wir aus den Lockdowns lernen können, sind, dass wir ganz einfach von zu Hause aus arbeiten können, dadurch weniger pendeln müssen, weniger Umweltverschmutzung produzieren, weniger Stress haben und eine erhöhte Produktivität feststellen.

Welche Folgen für die Mitarbeiter und das Team hat die steigende Anzahl an Home-Office-Tagen?

Das Problem ist, dass die Auswirkungen der Heimarbeit von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sind. Daher überlassen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern die Wahl. Das ist riskant, denn die Mitarbeiter kommen ins Büro, um ihre Kollegen zu treffen und zu lernen. Bei der Zukunft der Arbeit geht es also nicht um den Einzelnen, sondern vor allem um die Gruppe.

Soll es eine Home-Office-Verpflichtung geben, um effizient und nachhaltig zu arbeiten?

Wir müssen mit der Effizienz am Arbeitsplatz vorsichtig sein. Viele Arbeitnehmer berichten, dass sie im Home-Office produktiver sind, aber bei der Arbeit geht es auch darum, Wissen zu vermitteln und zu lehren. Das ist vielleicht nicht effizient, aber sehr wichtig. Wir müssen tatsächlich über Verpflichtungen nachdenken, allerdings in eine andere Richtung: Die Verpflichtung, dass Mitarbeiter wieder ins Büro kommen. Einige der Angestellten geben an, dass sie gar nicht oder nur wenig im Büro arbeiten wollen. Aber Unternehmen brauchen diese Personen dennoch, um Teil der Gruppe zu sein.

Was ist die beste Lösung für den steigenden Wunsch der Mitarbeiter nach Home-Office?

Ich rate Unternehmen dazu, mit ihren Mitarbeitern eine offene Diskussion über die Zukunft der Arbeit zu führen. Aber seien Sie bitte vorsichtig: Es gibt eine Gruppe, die es während der Pandemie besonders schwer hatte. Wir sollten dafür sorgen, dass diese Mitarbeiter angehört werden. Viele Menschen wollen ihre »Rechte« schützen, die sie während der Pandemie erworben haben, Führungskräfte müssen diese Interessen der Gruppe schützen.

Wie viele Tage Home-Office in der Woche/Monat hat sich als »Goldstandard« gezeigt?

»Mit dem Wissen, das Sie aus der Corona-Krise gewonnen haben, wie oft würden Sie noch ins Büro gehen wollen?« Diese Frage ist so offensichtlich, dass sie in fast jeder Organisation gestellt wird. Diese Frage enthält jedoch drei Fehler. Bei der Arbeit geht es nicht um »Sie«, sondern um »Wir«. Arbeit ist ein Mannschaftssport, bei dem es darum geht, zusammenzuarbeiten. Es geht nicht darum, »wie oft«, sondern darum, »wozu« Sie ins Büro kommen. Wenn wir zur Arbeit kommen und uns den ganzen Tag isolieren, was bringen wir dann der Gruppe? Es geht nicht um das »Wollen«, sondern um das, was wir im Büro »tun« wollen. Die richtige Frage lautet also: Was werden wir mit dem Wissen tun, das wir während Corona gewonnen haben, damit das Team (aus der Ferne) funktionieren kann? Denn das Büro ist ein Ort der Verbindung, des Coachings und des Zusammenstoßes.

Was denken Sie, wie es nach der Corona-Pandemie weitergeht?

Zunächst müssen wir eine Vision für die Human Resources entwickeln.

  • Wie wollen wir sicherstellen, dass am Arbeitsplatz die richtigen Dinge geschehen?
  • Wie stellen wir zum Beispiel sicher, dass neue Mitarbeiter den Beruf tatsächlich erlernen können?
  • Wie stellen wir sicher, dass es eine Kultur der Integration gibt, auch für diejenigen, die nicht gerne von zu Hause aus arbeiten?
  • Wie vermeiden wir außerdem unnötige Reisen?

Klar, es ist schwierig, einen gemeinsamen Nenner für diese doch sehr unterschiedlichen Projekte zu finden oder eine Aussage über die Ergebnisse zu treffen, wenn die Bewertungen noch nicht stattgefunden haben. Dennoch lassen sich auf der Grundlage der Theorie, der Interviews, der Fragebogenerhebungen, der Fokusgruppen, der Gespräche mit Fachleuten und der ersten Projekte Empfehlungen aussprechen.
Ich denke, dass meine Ansätze zu Folgendem beitragen können:

  • verbesserte Leistung der Mitarbeiter
  • besser funktionierende Teams
  • stärkere Einbeziehung junger und gefährdeter Mitarbeiter
  • mehr Arbeitszufriedenheit
  • bessere Gesundheit
  • weniger Stress und Burn-out
  • weniger Druck auf die Umwelt
  • nie wieder in einem überfüllten Zug oder Bus sitzen
  • und nie wieder im Stau stehen

Letztendlich brauchen wir aber Führungskräfte, die Entscheidungen treffen. Und wenn bestimmte Personen die neue Arbeitsweise nicht mögen, sollten Unternehmen sich nicht scheuen, sich auch von diesen zu trennen. Denn die Pandemie hat uns einzigartige Lektionen erteilt, und wir alle sollten uns die Zeit nehmen, sie zu lernen.

Danke für das Gespräch.

 

Leadership Horizon
Wann: 2. Juni 2022
Wo: ARCOTEL Kaiserwasser, Wien

Killial Wawoe hält den vertiefenden Vortrag
»Research about consequences of working from home among thousands of employees.«

www.leadership-horizon.com

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09-10 UTRECHT KILIAN WAWOE

Killial Wawoe
arbeitete in verschiedenen Positionen im HR-Bereich in den Niederlanden, Belgien, Monaco und Indien. Derzeit arbeitet er als Dozent für Human Resources Management an der VU Universität Amsterdam.
www.humanresearch.nl