Dieser Beitrag beleuchtet Gewichtsdiskriminierung am Arbeitsplatz und wie HR helfen kann, Gewichtsbias und Stigmatisierung am Arbeitsplatz zu bekämpfen:
Die Weltgesundheitsorganisation betrachtet Fettleibigkeit schon lange als globales Gesundheitsproblem. Laut Erkenntnissen der Deutschen Adipositas-Gesellschaft sind die Fettleibigkeitsraten im Land stetig gestiegen. Mittlerweile gilt eine von neun Personen als fettleibig, und allein zwischen 2021 und 2022 stieg die Zahl der stark übergewichtigen Menschen um etwa ein Drittel. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft geht davon aus, dass aktuell bis zu ein Viertel aller Deutschen krankhaft übergewichtig ist. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) nennt die zeitintensive Nutzung digitaler Geräte wie Smartphones und Computer über alle Altersgruppen hinweg als Ursache für den generellen Anstieg der Fettleibigkeitsrate, weshalb Menschen, die in Bürojobs arbeiten, besonders von dieser chronischen Krankheit betroffen sind. Je mehr Zeit Mitarbeitende vor digitalen Geräten verbringen, desto länger bleiben sie in einer sitzenden Position, was zu einem erheblichen Mangel an Bewegung führt. Um das Wohlbefinden und die Moral am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten, müssen HR-Teams gesündere Ansätze im Umgang mit Gewichtsproblemen am Arbeitsplatz fördern.
Gewichtsdiskriminierung am Arbeitsplatz
Abgesehen davon, dass Fettleibigkeit ein Gesundheitsproblem darstellt, kann Gewichtsdiskriminierung am Arbeitsplatz auch die Produktivität und die Arbeitsbeziehungen beeinträchtigen. Mitarbeitende, die als übergewichtig oder fettleibig eingestuft werden, haben möglicherweise mit Vorurteilen oder Fehlverhalten seitens anderer Kollegen zu kämpfen. Das Problem der Gewichtsdiskriminierung geht weit über den Büroalltag hinaus. In einer Umfrage gaben 86 % der Befragten an, dass sie davon ausgehen, dass Menschen mit Adipositas Schwierigkeiten haben, eine Anstellung zu finden und Karriere zu machen. Eine Studie des Pharmaunternehmens Novo Nordisk zeigte, dass trotz des Wissens von 74 % der Befragten, dass Fettleibigkeit als Krankheit anerkannt ist, viele die Krankheit weiterhin auf schlechtes Verhalten zurückführen, wie schlechte Ernährung (82 %) und mangelnde Disziplin (50 %). Abgesehen von der mangelnden Sensibilisierung können sich diese Vorurteile in schlechter Kommunikation und in problematischen Beziehungen zwischen Mitarbeitenden und Teammitgliedern äußern. Langfristig kann dies die Produktivität, die Zusammenarbeit und damit die Geschäftsergebnisse negativ beeinflussen.
Bekämpfung von Gewichtsbias und Stigmatisierung am Arbeitsplatz
HR-Teams und Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Gewichtsbias und Stigmatisierung am Arbeitsplatz. Neben der Förderung einer gesunden Kommunikation im Unternehmen sind HR-Manager auch dafür verantwortlich, Wellness-Initiativen sowie Arbeitsschutzmaßnahmen einzuführen. Dazu gehört, Beschäftigungsdiskriminierung zu unterbinden, die die Karrieremöglichkeiten von übergewichtigen oder adipösen Menschen einschränken könnte, sowie inklusive Initiativen bereitzustellen, um übergewichtige Mitarbeitende im Unternehmen willkommen zu heißen. Einige Unternehmen setzen auf anonymisierte Bewerbungsverfahren, um potenzielle Vorurteile, einschließlich Gewichtsdiskriminierung, zu vermeiden.
Bei diesem Verfahren bewerten Recruiter die Kandidaten anhand ihrer Fähigkeiten und Leistungen, anstatt nach physischen oder gewichtsbezogenen Merkmalen. Die Implementierung dieser Praxis ist daher eine Überlegung wert. Dennoch sollten die Bemühungen über den Einstellungsprozess hinaus auch auf die allgemeine Unternehmenskultur nach der Einstellung ausgedehnt werden.
Die Förderung oder Finanzierung von Wellness-Initiativen wie Gewichtsmanagement-Programmen kann insbesondere das Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeitenden stärken und übergewichtige oder adipöse Mitarbeitende ermutigen, gesündere Gewohnheiten zu entwickeln, ohne sie aufgrund ihres Gewichts zu beschämen. Moderne Gewichtsmanagement-Programme erfordern nicht, dass Teilnehmende schnell abnehmen, sondern konzentrieren sich auf das Wohlbefinden. Anstatt ungesunde restriktive Diäten durchzusetzen, ermutigen diese Programme die Mitglieder, gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln, um einen nachhaltigeren und langfristigen Gewichtsverlust zu erreichen. Dazu gehören Portionskontrolle, Mäßigung und der Ersatz von verarbeiteten Lebensmitteln durch unverarbeitete Nahrungsmittel.
Abgesehen davon, gesunde Lebensgewohnheiten bei adipösen oder übergewichtigen Mitarbeitenden zu fördern, ist es ebenso wichtig, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die das Bewusstsein für Gesundheit zelebriert. In einem früheren Beitrag haben wir die Bedeutung des menschlichen Dialogs für die Förderung einer gesunden Kommunikation am Arbeitsplatz hervorgehoben. Dies umfasst die Verbreitung von Informationen über Gesundheitsprogramme und -initiativen sowie die Kommunikation zur Bewältigung von Konflikten am Arbeitsplatz, die sich auf Gewichtsbias beziehen.
Durch die Förderung von Empathie und Verständnis in der Kommunikation am Arbeitsplatz können HR-Manager eine Unternehmenskultur schaffen, die die Unterstützung von Mitarbeitenden in den Vordergrund stellt, die diese benötigen, und ein Umfeld, in dem alle Mitarbeitenden offener und emotional intelligenter miteinander umgehen. Unabhängig davon, ob es um Gewichtsthemen geht oder nicht, sollten Mitarbeitende in der Lage sein, ihre Anliegen zu kommunizieren und sich ohne Vorurteile von Kollegen an Diskussionen beteiligen zu können.