Dass Betriebswirtschaft nicht nur aus Kennzahlen besteht,
erfahren 9 Teilnehmer beim Planspiel RealBusiness.
»Spielerisch lernen« ist ein Schlagwort, mit dem sich viele Lern- und Hirnforscher beschäftigen. Wenn neues Wissen spielerisch erarbeitet wird, hat es eine nachhaltigere Wirkung als klassisches Lernen, lautet die These. Das machen sich einige Trainer zu Nutzen, indem sie sogenannte Planspiele entwickeln und als Lernhilfe in Seminaren einsetzen. Ein Planspiel ist eine Simulation der Wirklichkeit. So können komplexe Sachverhalte einfach dargestellt und verstanden werden. Es gibt sie für unterschiedliche Themen, wie z. B. Betriebswirtschaft, Projektmanagement oder auch für Personalentwicklung.
Bei diesem zweitägigen Seminar, veranstaltet vom Controller Institut, steht BWL am Programm. Gespielt wird das Planspiel »RealBusi-ness« unter der Leitung von Christian Kreuzer (Geschäftsführer des Controller Instituts), der auch Teil des Entwicklungsteams für dieses Spiel war.
Nach einer kurzen Einführung geht es bereits in unsere »Unternehmen«. Jeweils 2 Teilnehmer spielen in einer Firma und so stehen vier Unternehmen im Wettbewerb zueinander. Wir simulieren ein Produktionsunternehmen, das mehrere Produkte erzeugen kann. Auch an welchen Märkten wir aktiv werden, bestimmt den Erfolg. Das sind schon die ersten Entscheidungen, die wir im Team besprechen. Welches Produkt wollen wir zu welchem Preis an welchem Markt anbieten? Um die Entscheidung zu erleichtern, bekommen wir eine Marktanalyse mit den erhofften Entwicklungen der jeweiligen Preise in den unterschiedlichen Märkten.
Wir einigen uns auf ein Premiumprodukt und wollen anfänglich nur in Europa verkaufen, da die Investitionskosten für eine zusätzliche Maschine recht hoch sind. Die Marketingkosten für weitere Märkte könnten ebenfalls unser Budget sprengen. Wir bestellen Material auf Lager, bezahlen Gehälter, berechnen die Abschreibung und versuchen alles, um am Jahresende Gewinne zu erzielen.
Während wir das erste Jahr planen und spielen, treten noch viele Fragen auf. Im Laufe der Zeit verstehen wir die komplexen Zusammenhänge jedoch immer besser. Wir können Kredite aufnehmen, müssen dafür aber satte Zinsen zahlen, die uns leider im ersten Jahr ein fettes Minus im Jahresergebnis bescheren. Unsere Eigenkapitalquote sinkt. Nach jedem Jahr erfolgt eine Analyse durch den Trainer. Er gibt gezielte Tipps, was wir besser machen können. Wir erstellen Finanzpläne, Jahresabschlüsse und auch Liquiditätspläne, damit uns nicht während des Jahres das Geld ausgeht, was leider gerade in den ersten Jahren passiert.
Durch schlechte und fehlerhafte Planung stehen Maschinen still, zu viele Produkte sind auf Lager und die Zinsen können nicht bezahlt werden. Rasch erkennen die Teilnehmer ihre Fehler und passen ihre Strategie in den Folgejahren an. Insgesamt werden während des Seminars 8 Jahre gespielt – jedes Jahr werden wir besser. Der Lernfortschritt ist sofort erkennbar.
Dabei geht es um den Blick aufs große Ganze und nicht um Details. So sagt ein Teilnehmer, der aus der Technik kommt und sich bisher kaum mit diesem Thema auseinandergesetzt hat: »Ich dachte Technik ist kompliziert, und Betriebswirtschaft einfach. Ich wusste noch nie so richtig, was unsere Betriebswirte den ganzen Tag machen. Ich habe nun ein besseres Verständnis dafür und kann auch besser mit unserer Geschäftsführung diskutieren.«
Während der Tage entwickeln die vier Teams eine regelrechte Euphorie. Während des Mittagessens werden mögliche Zukunftsstrategien diskutiert, Pausen werden auf Wunsch verkürzt, weil alle Teilnehmer weiter spielen wollen.
Am Ende des Seminars gibt es noch eine kurze Einführung in das Thema Unternehmensbewertung. Die Strategie aller Unternehmen wird besprochen und das neue Wissen vertieft.
Die Teilnehmer verstehen nach diesem Seminar besser, welche »Räder« im Unternehmen gedreht werden können und müssen und welche Konsequenzen dadurch entstehen. Absolut empfehlenswert.