Ein Trainer muss enormes Wissen über sein Thema haben, aber genauso muss er es pointiert und didaktisch aufbereitet vermitteln können. Erst die Kombination aus beiden Aspekten führt zu einem nachhaltigen Lernerfolg.
Trainerausbildungen erfreuen sich nach wie vor großer und auch steigender Beliebtheit. Das liegt nicht nur daran, dass die Absolventen auf dem vielfältigen Trainermarkt das große Geld machen wollen. Sondern auch daran, dass die gelernten Kompetenzen in vielen Lebensbereichen sinnvoll anwendbar sind. So ist es natürlich auch für eine Führungskraft nutzbringend, zu wissen, wie sie neues Wissen an die Mitarbeiter weitergeben kann. Oder für einen Verkaufsleiter, der in regelmäßigen Abständen Produktschulungen hält und für den Geschäftsführer, der Meetings abhält, um die Belegschaft über Neuigkeiten zu informieren, ist didaktisches Wissen hilfreich. Das Wissen über Erwachsenenpädagogik oder über den Umgang mit Gruppen kann nahezu jeder in der Wirtschaft brauchen. Welche Gedanken sollte sich der Interessent einer Ausbildung machen, bevor er diese besucht?
Ina Biechl (Lehrgangsleiterin Diplomlehrgang trainingskompetenz®): »Da unser Lehrgang – berufsbegleitend – ein Jahr dauert, ist es sinnvoll, sich genau zu überlegen, ob es den Aufwand, also Zeit und Geld, lohnt. Als Lehrgangsleiterin führe ich mit allen Interessierten ausführliche Gespräche, um gemeinsam abzuklären, welche Erwartungen die jeweilige Person hat und wofür ihr diese Ausbildung dienen soll. Einige Male habe ich sogar abgeraten, weil die Vorstellungen mit den Möglichkeiten dieser Weiterbildungsveranstaltung nicht übereinstimmten. Eine Trainerausbildung ist vor allem für Personen geeignet, die Fachwissen haben und dieses Wissen kompetent innerhalb Gruppen weitergeben wollen. Es hat sich herausgestellt, dass diese Weiterbildung für die Persönlichkeitsentwicklung sehr förderlich ist. Auch Mitarbeiter aus dem Personalmanagement besuchen einzelne Seminare gerne, weil sich ihr Verständnis für interne Kommunikation erweitert und sie in der Folge komplizierte Zusammenhänge ganz einfach erklären können.«
Inhalte
Trainerausbildung ist nicht gleich Trainerausbildung. Sie unterscheiden sich sehr in Dauer und Umfang. Welche Inhalte sollte eine gute Trainerausbildung unbedingt umfassen?
Gabriel Schandl (Trainerausbildner und Top-Speaker): »Die Klassiker sind Seminargestaltung, Lernen und Didaktik, Rhetorik, Präsentationstechnik, Kommunikation, Konfliktmanagement, Selbst- und Menschenkenntnis, Moderation. Wir ergänzen das dann noch mit komplementären Themen wie Stimme und Sprechen oder Lehrstile und Lerntypen.«
Sabine Prohaska (Eigentümerin, Trainerin und Coach bei seminar consult prohaska) bildet seit Jahren Trainer aus: »Das zentrale Thema ist: Wie verlaufen Lern-, Einstellungs- und Verhaltensveränderungsprozesse bei Erwachsenen und
wie (bzw. mit welchen Methoden) kann ich als Trainer diese bewirken,
welche Rahmenbedingungen sind hierfür nötig und
welches Verhalten muss ich als Trainer hierfür zeigen?
Des Weiteren: Wie sollten die Lerninhalte aufbereitet sein, damit das angestrebte Ziel erreicht wird.
Alle anderen Themen haben diesbezüglich eine dienende Funktion.«
Anna Langheiter (Geschäftsführerin bei design.train.mastery): »Kreativ und interaktiv trainieren lernen und dann selbst ein bis zwei kurze Trainingseinheiten zu halten. Die zukünftigen Trainer erkennen dann, dass auch als langweilig bezeichnete Themen für die anderen Teilnehmenden interessant und spannend sein können. Von großer Bedeutung ist es, den Umgang mit schwierigen Situationen in einem Seminar zu trainieren, weil solches die zukünftigen Trainer am meisten fürchten.«
Ina Biechl legt auf zwei Punkte besonderen Wert: »Neben klassischen Inhalten sind für mich die Themen Selbstverständnis und Gruppendynamik wesentlich.« Und weiter: »Selbstverständnis eines Trainers bedeutet für mich, sich selbst gut zu kennen und eine klare Meinung zu wichtigen Themen zu haben. Wenn ich einen klaren Standpunkt habe und diesen verständlich begründen kann, kann ich gegensätzliche Standpunkte gelassen entgegennehmen. Gruppendynamik ist deshalb wichtig, damit Gruppenprozesse beachtet und gestaltet werden können. Damit werden die Lernfreude und die Fähigkeit zur Aufnahme und Akzeptanz aller Beteiligten gewährleistet. Dazu gehört auch, ganz persönliche Strategien für schwierige Situationen zu erarbeiten. Wenn eine Person, die Gruppen leitet, Sicherheit ausstrahlt, fühlt sich die Gruppe automatisch sicher und kann sich auf die Inhalte konzentrieren. Darüber hinaus ist für mich angeleiteter Erfahrungsaustausch wichtig, damit die Teilnehmenden nicht nur miteinander, sondern auch voneinander lernen. Das bereichert die Kompetenz aller Beteiligten.«
Markus Raml (Kurator WIFI Österreich) spricht im Interview einen wichtigen Punkt an: »Die Schnelllebigkeit einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft in Zeiten des digitalen Wandels stellt die Lernfähigkeiten Erwachsener vor große Herausforderungen. Selbstlernkompetenz entwickelt sich immer mehr zur Schlüsselkompetenz für die Bewältigung beruflicher wie außerberuflicher Herausforderungen. Daher ist es wichtig, diese Selbstlernkompetenz zu stärken. Einem modernen und zeitgemäßen Lernverständnis entsprechend rücken die Lernenden und ihre Lernprozesse in den Mittelpunkt. Selbstlernkompetenzen werden gezielt gefördert, um Menschen darin zu stärken, eigenständig individuelle Problemlösungen zu entwickeln. Menschen mit Selbstlernkompetenz haben gelernt, selbst etwas leisten zu können, trauen sich mehr zu und agieren innovativer.«
Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Anforderungen der Teilnehmer an eine Trainerausbildung sind die Inhalte der Lehrgänge natürlich erfolgsentscheidend.
Tipp: Vergleichen Sie bei der Auswahl einer Ausbildung unbedingt die Inhalte der einzelnen Module. Entsprechen diese Inhalte dem, was Sie sich von der Ausbildung erwarten? Oder brauchen Sie nur Teile der Ausbildung? In manchen Ausbildungen ist es auch möglich, nur einzelne Module zu buchen, und nicht den gesamten Lehrgang. Es ist leider kaum möglich, eine Auswahl aufgrund des Preises zu treffen. Setzen Sie daher unbedingt Inhalt, Dauer und Erfahrung des Trainerteams in Bezug zu den Kosten.
Trainingstransfer
Wichtig für ein erfolgreiches Seminar ist nicht nur das Design des jeweiligen 1- oder 2-Tagesseminars, sondern auch, was vorher und nachher passiert. Wie stellt ein Trainer sicher, dass das Gelernte nicht nach wenigen Tagen verpufft, sondern sich nachhaltig verankert und auch in der Praxis angewandt wird. Der Fachausdruck dafür lautet »Trainingstranfer«.
Ina Biechl legt darauf besonders viel Wert und erklärt, wie sie den Transfer sicherstellt: »Anregungen für die Praxis, also wie das Wissen und die Erfahrungen umgesetzt werden können, sind ein wichtiger Bestandteil der Trainerausbildung. Durch Ausprobieren und Üben erkennen die Teilnehmenden, wo Schwierigkeiten in der Umsetzung entstehen könnten. Durch praktische und anschauliche Beispiele erhalten sie Sicherheit und können diese in der Folge auch in ihren Seminaren vermitteln.«
Für Anna Langheiter ist Trainingstransfer wichtiger Inhalt von Trainerausbildungen: »Leider kommt meiner Erfahrung nach dieses Thema in einigen Ausbildungen viel zu wenig vor. Denn der Transfer ist ja nicht nur das, was im Trainingsraum an Transfermaßnahmen gemacht wird, sondern das, was der Teilnehmende anwenden und das Unternehmen dann begleiten sollte. Das bedeutet, dass man sich in der Trainerausbildung sehr mit dem gesamten Transferprozess – also dem, was vor, während und nach dem Training passiert – auseinandersetzen muss.«
Gabriel Schandl: »Lerntransfer gehört in jeder guten Trainerausbildung unbedingt dazu, denn darum geht es ja vorrangig: Was nimmt sich der Teilnehmer mit und was setzt er effektiv in der Praxis um? Wir versuchen, genau dieses Thema in unserer Ausbildung selbst vorzuleben, das heißt, die Teilnehmer erhalten zwischen den Modulen konkrete Aufgaben, schauen sich ihre Videos online an und werden auch mit Newslettern immer wieder an verschiedene Inhalte erinnert. Das verstärken wir dann noch mit dem sogenannten »Schutzengel-Coaching«: Die Teilnehmer rufen sich gegenseitig an und fragen, wie es mit der Zielerreichung bzw. dem Umsetzungsvorhaben läuft. Das funktioniert in Summe gut und erhöht die Behaltensquote.«
Markus Raml über den Weg vom Vortragenden zum Lernbegleiter: »Trainingstransfer ist ein wesentlicher Inhalt für Trainerausbildungen und ist Teil einer regelmäßigen Evaluierung. Die Lernbegleitung über die Ausbildung hinaus sichert den Lernerfolg und vertieft die Inhalte. Die Rolle der Lehrenden hat sich vom Vortragenden zum Lernbegleiter weiterentwickelt. Trainer begleiten die Lernenden mit einem Mix aus aktivierenden Lernmethoden genau dabei, sich Know-how eigenverantwortlich zu erarbeiten. Für Trainer der Erwachsenenbildung, die diese Tätigkeit überwiegend nebenberuflich ausüben, wurde ein mehrstufiges Qualifikations- und Evaluierungsverfahren geschaffen, welches den aktuellen Professionalisierungsansprüchen gerecht wird und an dessen Spitze das Personenzertifikat ZTEB nach EN ISO/IEC 17024 steht.«
Eine unter Trainern und Personalisten häufig diskutierte Fragestellung bezieht sich auf die Zuständigkeit von Transfer. Wer ist denn nun wirklich verantwortlich dafür, dass neu Gelerntes in der Praxis angewandt wird? Ist es ausschließlich der Trainer? Die Führungskraft? Die PE-Abteilung oder der Teilnehmer selbst? Die Antwort auf diese Frage klärt natürlich auch, wer »schuld« ist, sollte – wie so häufig – sich nach einem Seminar einfach gar nichts ändern.
Sabine Prohaska über die Transferzuständigkeit: »Zuständig sind alle direkt oder indirekt beteiligten Parteien. Ein Seminar an sich kann immer nur einen Impuls liefern und in weiterer Folge als Follow-up Feedbackschleifen für das Lernen abbilden. Wenn die Teilnehmer (neue) Kompetenzen erlangen wollen, dann können wir als Trainer ihnen einen wichtigen Fachinput und Übungsmöglichkeiten im Seminar bieten. Der Erwerb der eigentlichen Kompetenz (automatisiertes Verhalten) erfolgt aber immer in der Praxis (Bsp. Führerscheinkurs – Fahrkompetenz). Daher sind alle genannten Beteiligten mitentscheidend. Denn, wenn wir als Trainer im Seminar z. B. ein Computerprogramm schulen, das im Firmenalltag erst in einem 3/4 Jahr an allen PC installiert wird, dann kann unser Training noch so gut gewesen sein, das Meiste werden die Teilnehmer schon wieder vergessen haben. Von zentraler Bedeutung ist jedoch die Eigenmotivation der Teilnehmer. Denn Lernen ist stets ein individueller Prozess. Gegen den Willen der Teilnehmer ist kein Lernen möglich. Die Lernbereitschaft der Teilnehmer zu fördern bzw. diese zu bewahren, ist auch eine wichtige Aufgabe sowohl der Trainer als auch der Verantwortlichen in den Unternehmen.«
Anna Langheiter ist Expertin für Trainingsdesign und Transfer ist ihr daher besonders wichtig: »Am Transfer sind viele beteiligt: Der Trainingsdesigner plant den Transfer, coacht und begleitet das Unternehmen, damit es die Transferaufgabe gut wahrnimmt. Aufgabe des Teilnehmers ist es, am Training aktiv teilzunehmen, seine Rolle in der Veränderung zu verstehen und sich auch verantwortlich für die Umsetzung zu sehen. Die Führungskraft bzw. das Unternehmen stellt dann die notwendigen Ressourcen zur Verfügung: Zeit zu lernen, die Möglichkeit, Fehler machen zu dürfen, Coaching und auch ganz simpel: Aufmerksamkeit und Lob.«
Ina Biechl sieht ihre Aufgabe als Trainerin ganz klar: »Als Trainerin ist es meine Aufgabe, die Umsetzung für die Praxis zu gewährleisten. Also bin ich zuständig, dass die Inhalte nicht nur verstanden, sondern auch umgesetzt werden können. Das unterscheidet einen Vortragenden von einem Trainer. Als Lehrtrainerin vergewissere ich mich durch Übung und Reflexion, dass der Transfer in die Praxis gelingen kann.«
Gabriel Schandl: »Es sollte eine Kooperation der genannten Bereiche sein. Dazu gibt es idealerweise ein Entsendungsgespräch mit der Führungskraft und auch ein Umsetzungsgespräch nach der Ausbildung. Der Trainer setzt in der Ausbildung schon wichtige Akzente und Maßnahmen, um den Transfer zu begleiten und der Teilnehmer setzt um.«
Fach- vs. Methodenkompetenz
Fast jeder Seminarbesucher erinnert sich an Seminare oder Vorträge, bei denen der Inhalt langweilig, ja vielleicht falsch oder schlicht uninteressant war. Aber der Trainer – ein Erlebnis in seiner Performance. Ja, an den erinnert man sich gerne. Andersherum, man freut sich auf ein Seminar, das spannenden Inhalt verspricht, und dann der Trainer – so langweilig, dass man nach 15 Minuten innerlich abschaltet. Beides nicht ideal. Für eine erfolgreiche Rede bzw. ein erfolgreiches Seminar sind Fach- und Methodenkompetenz gleichsam wichtig. Das eine bedingt das andere. Ich erinnere mich an Vorträge an der Wirtschaftsuniversität Wien über die Grundlagen des Steuerrechts. An und für sich für mich nicht das wichtigste Thema im Leben. Ich kann mich aber an keine andere Vorlesung erinnern, in der ich so viel gelacht habe und die mein Interesse für dieses Thema derart gesteigert hat, dass ich freiwillig von diesem Vortragenden vertiefende Bücher gekauft habe. So muss es sein: ein Experte auf seinem Gebiet, der den mitunter schwierigen Inhalt humorvoll und spannend aufbereitet vermittelt.
Eine Trainerausbildung zu absolvieren, in der es primär um die Methodenkompetenz und Didaktik geht, ist zu wenig, wenn die Inhalte der Trainings langweilig, nicht aktuell und schal sind. Oder einfach zu fachspezifisch sind, dass es nur ein Experte verstehen kann. Was meinen unsere Interviewpartner zu diesem Thema?
Ina Biechl: »Beides ist gleich wichtig. Nach meiner Erfahrung gibt es viele Personen, die in ihrem Fach großes Wissen und viel Erfahrung haben und dann vermuten, dass das genügt, um dieses Wissen und die Erfahrung weiterzugeben. Wenn wir uns an die Lehrpersonen in der Schule erinnern, dann sind die nachhaltigsten Stunden die gewesen, in denen die Lehrenden nicht nur ihr Fachwissen mit Begeisterung vorgetragen haben, sondern mit speziellen Methoden unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse geweckt haben. Methodik und Didaktik sind daher unverzichtbare Themen bei einer Trainerausbildung.«
Gabriel Schandl: »Fachkompetenz ist die unbedingte Voraussetzung für den Trainingserfolg. Darauf aufbauend ist allerdings die Methoden- und Trainer-Kompetenz notwendig, damit auch die Verpackung und nicht nur der Inhalt stimmt. Wenn ich eine hochwertige Uhr geschenkt bekomme, zählt dabei auch die Verpackung: Ich will sie nicht im Plastiksackerl bekommen, sondern in der Holz-, Leder- oder Metallbox. Eine leere Box will aber auch niemand. Im Idealfall ist es die Kombination aus beidem: hochwertiger Inhalt in ansprechender Verpackung.«
Sabine Prohaska über die zukünftigen Anforderungen dieses Themas: »Beides ist wichtig, keine Frage. In den kommenden Jahren werden jedoch viele, auch etablierte Trainer verstärkt an ihrer Methodenkompetenz arbeiten müssen. Denn die Digitalisierung der Wirtschaft macht vor der betrieblichen Weiterbildung und Personalentwicklung nicht halt. Deshalb werden in den kommenden Jahren ganz neue Trainingsdesigns entwickelt werden, die zum Beispiel Präsenztrainings mit Online-Lernen sowie Lernen via Apps und Social Media verbinden. Die Funktion der Präsenztrainings wird sich u.a. stärker auf das Ziel fokussieren, bei den Teilnehmern die für die gewünschte Verhaltensänderung benötigte Einstellung zu ›produzieren‹ bzw. zu fördern. Von zentraler Bedeutung ist deshalb auch, dass der Trainer einen Draht zu den Teilnehmern findet, damit er sie zu einer Einstellungs- und somit Verhaltensänderung stimulieren kann.«
Anna Langheiter hat einen klaren Favoriten: »Methodenkompetenz geht über Fachkompetenz. Denn wenn ein fachlich kompetenter Trainer die Inhalte methodisch nicht rüberbringt, ist nichts gelernt. Ich unterstelle hier: Tod durch PowerPoint! Werden zu viele Inhalte vorgebracht, weil alles so wichtig ist, wirkt das kontraproduktiv. Wenn ein fachlich nicht superfitter Trainer die Inhalte methodisch gut schult, dann ist eine gute Wissensgrundlage bei den Teilnehmern gelegt. Gelegentlich auf eine Frage keine Antwort zu haben, ist kein Beinbruch, wenn man die Antworten nachliefert.«
Das WIFI setzt schon seit vielen Jahren auf Methodenkompetenz, mit dem eigens entwickelten Lernmodell LENA (=LEbendig und NAchhaltig). Markus Raml: »Ein guter Trainer verfügt über ein vertieftes theoretisches Wissen und kann selbstständig und letztverantwortlich Trainingsmaßnahmen in der Erwachsenenbildung konzipieren, durchführen und evaluieren. Er regt wirksame, nachhaltige und weitgehend selbst gesteuerte Lernprozesse bei Erwachsenen an. Methoden erfüllen aber keinen Selbstzweck, vielmehr sollen Trainer in ihrer Rolle als Lernbegleiter Methoden anwenden, die ein nachhaltiges Lernen möglich machen. Mit den S.P.A.S.S. Methoden (Selbstgesteuert, Produktiv, Aktivierend, Situativ und Sozial) beschreiben wir die wichtigen Eigenschaften von Methoden, die den Lernerfolg optimieren. Wenn Lernende an konkreten Fällen arbeiten, beginnt auch der Transfer bereits im Training.«
Firmeninterne Trainer
In den letzten Jahren sind viele Unternehmen – vor allem aus Kostengründen – dazu übergegangen, eigene Trainer einzustellen, statt für jedes Basisthema Hilfe von außen zu holen. Das erscheint auch sinnvoll, denn z.B. für eine EDV-Basisschulung brauche ich nicht unbedingt den Guru auf diesem Gebiet. Haben interne Trainer andere Voraussetzungen als externe Trainer? Wenn ja, welche Kompetenzen brauchen firmeninterne Trainer im Unterschied zu selbstständigen Trainern?
Anna Langheiter: »Das hängt stark vom Thema ab: Ist es ein Fachtrainer, der seine Inhalte intern weitergibt und auf vorgegebene Konzepte zurückgreift oder -greifen muss, dann kann die Trainerausbildung eher kurz sein. Wenn er jedoch die Inhalte selbst zusammenstellt und ein kreatives und interaktives Training daraus erstellen soll, dann kommen zu den üblichen Train-the-Trainer-Themen auch Aspekte des Trainingsdesigns wie die Trainingsbedarfsanalyse, die Kenntnisse zum Aufbau eines Trainings in Form von Grob- und Feinplanung und kreative Methoden des Designs dazu. Für einen Trainer, der selbstständig tätig ist, darf es dann noch ein bisschen gründlicher sein und er darf gerne auch das Spektrum der Trainerkunst erweitern. So darf man sich z.B. auch in ein Training zum Thema Storytelling und Improtheater verirren, um dann tolle Methoden daraus wieder in seinem Training zu verwenden. Hilfreich und nicht zwingend sind Inhalte zum Thema Marketing und Verkauf.«
Gabriel Schandl: »Selbstständige Trainer interessieren zusätzliche Inhalte wie Positionierung und Vermarktung oder das Organisieren von offenen Seminaren. Diese betreffen den firmeninternen Trainer nicht. Die Grundthemen in der Ausbildung sind für beide Gruppen gleich.«
Sabine Prohaska: »Firmeninterne Trainer haben den großen Vorzug gegenüber externen Trainern, dass sie das System gut kennen und im Idealfall (fast) immer erreich- und ansprechbar sind. Deshalb können sie leichter die Funktion übernehmen, ihren Kollegen bei Fragen/Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und diese ›Job-begleitend‹ zu coachen (Training-on-the-Job). Deshalb sollten diese Aspekte in ihrer Ausbildung stärker berücksichtigt werden. Zugleich sind firmeninterne Trainer jedoch ein Teil des Systems und ihre Auftraggeber sind nicht selten ihre disziplinarischen Vorgesetzten. Das wissen auch ihre Kollegen. Deshalb besteht – bei konfliktträchtigen Themen – stets die Gefahr, dass sie von den Teilnehmern nur als Handlanger bzw. Erfüllungsgehilfen der Unternehmensleitung gesehen werden. Deshalb müssen sie teils anders agieren als selbstständige Trainer.«
Ina Biechl: »Die Beauftragung gibt die Themen und damit die Inhalte vor. Die Umsetzung wird möglicherweise unterschiedlich sein. Der Vorteil bei firmeninternen Trainern ist, dass sie sowohl die Themen als auch die formalen und informellen Regeln der eigenen Organisation kennen. Der Vorteil für Trainer, die ohne Vorgeschichte von außen kommen, ist, dass sie unvoreingenommen auf die Teilnehmenden zugehen und ihnen durch gezielte Fragen überraschende Anregungen bieten können.«
Vermarktung
Selbstständige Trainer müssen nicht nur gut in ihrer Rolle als Trainer sein, sie müssen auch in der Selbstvermarktung professionell vorgehen. Akquisegespräche, Netzwerken, Pressearbeit, Vorträge vor Fachpublikum, Newsletter, Werbung und vieles mehr sind wichtig, um erfolgreich zu werden. Inwieweit gehören diese Themen auch in Trainerausbildungen?
Anna Langheiter: »Ob es dazugehört, kann ich nicht sagen. Hilfreich wäre es allemal, da viele Trainer zwar ausgezeichnet sind, sich aber mit der Vermarktung schwertun. Eine gute Schulung über den Verkaufsprozess, die Schritte, die dabei zu tätigen sind, nach welchem Rhythmus welche Kunden betreut werden sollen und ein Ausflug ins Social-Media-Marketing könnte jede Trainerausbildung gut ergänzen.«
Gabriel Schandl sieht es nicht zwangsläufig als Teil einer Trainerausbildung: »Ich gehe nur dann darauf ein, wenn es konkrete Fragestellungen dazu gibt und diese kann man gut beim Essen oder in der Pause mit denjenigen besprechen, die es interessiert.«
Markus Raml: »Aspekte der Vermarktung sind sicher auch bei der Trainerausbildung zu berücksichtigen, wie zum Beispiel Selbstpräsentation/erfolgreiche Verkaufsgespräche bzw. Eigen-PR (Positionierung als Experte z. B. mittels Blog, Twitter etc.), moderne Gestaltung von Unterlagen oder Einsatz von modernen Visualisierungstechniken in der Präsentation.«
Ina Biechl: »Für den Prozess während einer Trainerausbildung sind persönlicher Stil und Gesamtauftritt wichtige Themen. Seminargestaltung inklusive Unterlagen in Farbe, Form und Sprache und auch ein entsprechender Werbeauftritt gehören dazu. Aber ein Marketing-Seminar ist das nicht. Netzwerken und die persönliche Kompetenz in Gesprächen zu vermitteln, wird geübt.«
Sabine Prohaska: »Beim Thema ›Vermarktung‹ gilt es zwei Aspekte zu unterscheiden. Das Thema, wie gewinne ich als Person das Vertrauen der Teilnehmer und wie kann ich eine tragfähige Beziehung zu ihnen aufbauen, muss sowohl ein Bestandteil der Ausbildung selbstständiger als auch firmeninterner Trainer sein. Die Themen ›Wie komme ich an die benötigten Aufträge?‹ und ›Wie vermittle ich den Zielkunden, dass ich ihnen mit meinen Leistungen den erhofften Nutzen biete?‹ ist primär für selbstständige Trainer relevant. Für angehende selbstständige Trainer gilt: Sie wollen sich in der Regel durch das Absolvieren einer Trainerausbildung eine neue berufliche Perspektive erschließen und mit dem Trainer-Sein ihren Lebensunterhalt verdienen. Das setzt voraus, dass sie sich und ihre Leistungen ›verkaufen‹ können. Deshalb sollte aus meiner Warte das Thema ›Vermarktung‹ entweder ein fester Bestandteil der Ausbildung selbstständiger Trainer sein, oder ihnen sollten in der Ausbildung zumindest Wege aufgezeigt werden, wo und wie sie sich die hierfür erforderliche Kompetenz aneignen können.«
Fazit
Es gibt gute Trainer, die nie eine Trainerausbildung absolviert haben. Aber auch sie könnten noch besser sein, wenn sie die theoretische Grundlage des Lernens wirklich intus haben. Bevor Sie eine Ausbildung wählen, informieren Sie sich gut über die Inhalte und die Vortragenden.