Was Lernen im systemischen Kontext bedeutet, erfahren die Teilnehmer am WIFI Trainingskongress. TRAiNiNG hat sich vorab darüber informiert.
Was bedeutet potenzialfokussiertes Lernen?
Andreas Wurzrainer: In der potenzialfokussierten Pädagogik wird das Potenzial als die »noch nicht vorhandenen, verfügbaren Mittel, Möglichkeiten, Fähigkeiten, Energien« beschrieben. Sie eröffnen den Lernenden einen zeitlichen Horizont, in welchem »positive Unterschiede« erkennbar werden. Dabei wird das Lernen durch die Förderung der Fähigkeit zur Selbsteinschätzung unterstützt. Der Lernerfolg ist transparent. Durch vielfältige Methoden der Visualisierung mit Skalen, Symbolen und Farben gestalten die Lernenden den Lernprozess in Kooperation mit Trainern und anderen Lernenden selber. Der Fokus liegt bei allen Beschreibungen auf den gelingenden Unterschieden, die immer vorhanden sind.
Wie können Trainer dieses Konzept umsetzen?
Andreas Wurzrainer: Trainer setzen dieses Konzept um, wenn sie weniger »belehren« und mehr »begleiten«. Dafür ist es maßgeblich, sowohl die Verantwortung für den Erfolg der Trainings mit den Teilnehmern transparent zu teilen als auch Zielbilder und mögliche Strategien anzubieten. Trainer und Lernende passen ihr Verhalten konsequent an die jeweilige Situation an. Regelmäßige und engmaschige Feedback- und Feedforward-Schleifen bezogen auf das Setting, die Lerninhalte und -fortschritte unterstützen diesen kooperativen Prozess. Trainer stellen dabei lernförderliche Fragen, die die Lösungskompetenz der Teilnehmer stärken. Unterschiedliche Perspektiven, Handlungen und Fehler werden als Lernchance akzeptiert und genutzt. Trainer üben sich im Beobachten, Zuhören, Nachfragen, Aushandeln und Formulieren von positiven Entwicklungen in der Gruppe.
Welche Vorteile bietet das den Lernenden?
Andreas Wurzrainer: Die Lernenden sind im Prozess des eigenen Lernens maßgeblich eingebunden. Die Anzahl der individuellen Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten wird dadurch stark erhöht. Methoden, Inhalte und nächste Schritte werden individuell abgestimmt. Es geht nicht mehr um das Abarbeiten von Inhalten, sondern um das bewusste Entwickeln der eigenen Performanz. Dies schafft eine Atmosphäre des Vertrauens, der klaren Strukturen, der Sicherheit und der Motivation.
Welche Highlights erwartet die Teilnehmer am Kongress?
Susanne Riegler: Der 9. Kongress für Training und Weiterbildung richtet den Blick aufs Ganze und welche Rolle systemisches Denken und Handeln im Lernprozess spielt. Aha-Erlebnisse ermöglicht die kollektive Bewusstseinsaufstellung zur »Zukunft des Lernens«. Peter Klein und Eva Kroc leiten diese Interaktion im Plenum an und moderieren die Nachbesprechung. Vielfältige Workshops – von systemischem Lernen über Gruppendynamik bis zu Planspiel und globalem Lernen bieten den Besuchern die Möglichkeit, das eigene Methodenrepertoire zu erweitern. Die einleitende Keynote mit Andreas Wurzrainer und der abschließende Vortrag von Gundl Kutschera zur Resonanz-Methode sind weitere Programmhighlights.
Wie ist der Tag organisiert und geplant?
Susanne Riegler: Bereits am Mittwochabend können die Kongressteilnehmer beim Besuch im Impact Hub Vienna einen Einblick in die Arbeits- und Lernwelt von Social-Business-Unternehmen gewinnen. Der eigentliche Kongress am Donnerstag wird von Ingrid Amon moderiert. Die Keynotes zu Beginn und am Ende und zwei Workshoprunden mit 15 Workshops ergeben ein dichtes Programm. Wobei in den Pausen noch immer Zeit bleibt, Kontakte mit Kollegen aus ganz Österreich zu knüpfen und die Fachausstellung zu besuchen. In der Trainer-Lounge können die 250 Teilnehmer diesen Branchenevent ausklingen lassen.
