Seit einigen Jahren organisiert Gabriel Schandl eine Fortbildungsveranstaltung für erfahrene Trainer. Heuer machte sich TRAiNiNG selbst ein Bild davon.
Ende Oktober war es wieder so weit: Gabriel Schandl lud zum Salzburger Trainer Forum ins wundschöne Schloss Leopoldskron in Salzburg. 17 Trainer nutzten die Gelegenheit, um ihr Wissen in Methodik, Didaktik, Präsenz, Netzwerken und vielem mehr in diesem 2-tägigen Seminar zu erweitern und zu vertiefen.
Um gleich die Vorstellungsrunde mit einer Lernerfahrung zu kombinieren, stellten die Teilnehmer einander paarweise vor, unter Zuhilfenahme der Methode des »Elevator Pitchs«. Bei der Präsentation des jeweils anderen erkannte man schnell, welcher Teil der eigenen Kurzvorstellung ankommt und welcher nicht. Wieder wertvolle Bausteine zur Eigenpräsentation dazugelernt.
Danach stellt Gabriel Schandl das Format »Open Space« vor, was den meisten natürlich ein bekannter Begriff ist.
In 3 Räumen des Schlosses werden jeweils unterschiedliche Themen diskutiert. Diese werden vom Publikum selbst vorgeschlagen. Es kristallisieren sich folgende 3 Schwerpunkte:
- Humor im Seminar
- Übungen im Seminar
- Umgang mit schwierigen Teilnehmern
Für den Open Space waren 60 Minuten angesetzt, die Teilnehmer konnten jederzeit den Raum wechseln und sich so zu allen Themen informieren bzw. einbringen. Oder auch nur in einem Raum verweilen.
Bei der Humorgruppe wurde anfangs mehr gelacht als »seriös« diskutiert. Klar, bei diesem Thema. Diskutiert wurde dann doch ernsthaft, ob und wann Humor wichtig ist, ob es immer Humor braucht, und wie Humor bei ernsten Themen eingesetzt werden kann. Ein Trainer erzählte von seiner Erfahrung, wie er erst erlernen musste, dass seine Witze oder Gags sitzen und wirken. Er meinte früher immer, seine Späße kämen nicht an. Dann lernte er, nach einem Witz innerlich bis 5 zu zählen – das kann lange sein – um so dem Witz Zeit zu geben, beim Publikum anzukommen. Seitdem ist der Lacher garantiert.
Im zweiten Raum wurden Seminar-Übungen diskutiert. Was kann ein Trainer machen, wenn die geplante Übung schon einigen Teilnehmern bekannt ist? »Eigene Übungen kreieren durch leichte Abwandlungen von Bekanntem«, schlägt ein Teilnehmer vor. Oder einfach eine andere Übung durchführen. Übungen und Methodenkompetenz sind ja das Kapital eines Trainers, so sollte er daher stets mehrere Übungen zu einem Thema parat haben.
Im dritten Raum wurde der Umgang mit schwierigen Teilnehmern diskutiert, besonders die »Opfer-Teilnehmer«. Das sind die, die immer nur sagen, dass sich »ja eh nix verändern wird«. Frustrierte Mitarbeiter, die nicht mehr an Veränderung glauben. »Erfolgsgurus«, haben über die letzten Jahre behauptet: »Du kannst alles schaffen, wenn Du es nur willst!« Doch die Realität sieht oft anders aus. Man kann eben nicht immer alles schaffen! Doch wir können vieles schaffen. Und es ist die Aufgabe eines Trainers, die Teilnehmer zu motivieren, neue Verhaltensmuster auszuprobieren. Und vielleicht auch Übungen in den Alltag mitzugeben, um für einen nachhaltigen Lernerfolg zu sorgen.
Gabriel Schandl, der schon jahrelang als Trainer tätig ist, bringt bei allen Gruppen stets gute Inputs ein und hilft so, den Prozess zu fördern.
Als nächstes Highlight gestaltet Tara Linke, Schauspielerin und Schauspiellehrerin am Lee Strasberg Theater in New York und eigens aus den USA eingeflogen, den Nachmittag. Ihr Thema: die »persönliche Wirkung« als Trainer oder Speaker. Sie stellt einige Übungen der von ihr entwickelten Methode »Physical Awarenss©« vor. Trainer erfahren, wie sie ihren Körper einsetzen können, um bessere Wirkung zu erzeugen. So z. B. Körper schütteln, geführte Meditationen oder psychologische Gesten, um den Zugang zum eigenen Körper wieder zu entdecken. Die Übungen sprechen nicht alle Teilnehmer an, aber der Großteil macht mit und ist von der Relevanz der Übungen überzeugt. So sagt z. B. eine Teilnehmerin spontan: »Danke für die Übung, das mach ich jetzt vor jedem Auftritt und vor jedem Seminar. Das hilft mir weiter.« Es funktioniert also.
Am Abend des ersten Tages gehen die meisten Teilnehmer gemeinsam essen, um sich informell auszutauschen und besser kennenzulernen. Leider ist Tara Linke nicht mehr dabei, ihr Flug zurück nach New York wartet.
Am Morgen des zweiten Tages stellt Gabriel Schandl den Trainer des Tages vor: Michael Rossié. Er ist Speaker und Trainer, wenn es um Themen rund um Kommunikation, Auftritt, Wirkung geht. Er selbst hat ebenfalls eine Schauspiel-Ausbildung und weiß, wie Trainer und Speaker auf der Bühne performen müssen, um zu wirken.
Rossié ist der Meinung, dass ein guter Inhalt eine schlechte Performance nebensächlich macht. Aber schlechter Inhalt mit guter Performance funktioniert nicht. Optimal ist es klarerweise, Top-Inhalte mit einer Top-Performance zu verbinden. Daher sieht er auch andere gute Trainer und gute Speaker nicht als Konkurrenz und gibt daher sein volles Wissen weiter. »Wenn ein Seminar oder eine Rede ein Unternehmen weitergebracht hat, kauft es weitere Seminare ein, auch bei anderen Trainern. Doch wenn ein Trainer schlecht war, hört das Unternehmen vielleicht ganz damit auf, seine Mitarbeiter auf Schulungen zu schicken. Schlechte Trainer schaden der Branche enorm.«
Wir lernen im Seminar, wie wir Zahlen, Worte und Sätze richtig betonen und erkennen sofort, was für einen gewaltigen Unterschied das macht. Rossié: »Gute Sätze marschieren, brillante Sätze tanzen!« Und damit hat er völlig recht. Viele Trainer wirken im Seminar unauthentisch, da sie ihre Gedanken aussprechen, und keine schön formulierten und betonten Sätze.
Einige Teilnehmer haben die Chance, eine kurze Präsentation zu halten und direktes Feedback zu bekommen. Die Trainer sind verblüfft, was Rossié alles sieht und hört, und durch welche Kleinigkeiten eine völlig andere und viel bessere Wirkung entsteht.
Im 2. Block erhalten die Teilnehmer das neue Buch von Michael Rossié »Wie fange ich meine Rede an?« und dürfen sogleich wieder vor das Plenum, einen pfiffigen Start für eine Rede oder ein Seminar ausprobieren. So z. B. mit einer Frage, auf die das Publikum keine Antwort weiß, aber neugierig gemacht wird: »Können Sie mir sagen, was in Menschen vorgeht, die um Mitternacht an einer völlig menschenleeren Kreuzung stehen – kein Auto weit und breit – und darauf warten, dass die Ampel grün wird?«
Fazit
Das Salzburger Trainer Forum ist eine Weiterbildung für erfahrene Trainer. Es geht nicht um Basics, sondern um das Optimieren der eigenen Trainerfähigkeiten. Durch Tara Linke und Michael Rossié hat es der Veranstalter geschafft, zwei grandiose Bühnenperformer dazu zu gewinnen, ihre Erfahrungen mit der Gruppe zu teilen. Gabriel Schandl schafft es, aus sehr guten Trainern brillante Trainer zu machen.
Nächster Termin unter anderem mit Roman Szeliga (Humorbotschafter): 12. bis 13. Oktober 2017
in Salzburg