Die Wirkung der Botschaft

Stimme macht Stimmung, so weiß es der Volksmund. Tatsächlich sagt die Stimme viel über uns und unser Gegenüber aus. Daher ist es eine gute Idee, sich auch mit der eigenen Stimme zu beschäftigen, um Potenziale zu erkennen und zu fördern.

Wann immer sich Menschen dafür motivieren, Schulungen zu besuchen, steht eine Absicht hinter der Entscheidung: eben die, in einem Thema besser zu werden. Häufig gibt es mehrere Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen: Trainings, Coachings oder einfach autodidaktisch. Es gibt stets auch mehrere Seminarthemen, die dabei helfen, in genau diesem Gebiet erfolgreicher zu werden. Wenn jemand beispielsweise überzeugender wirken möchte, führen mehrere Wege zum Ziel: Ein Outfit-Coaching, eine Körpersprachenschulung, ein Rhetoriktraining oder eben auch ein Stimmtraining kann genau zum Erreichen dieses Zieles führen. Jede Person sollte daher abwägen, welche Wege für sie am besten zum Ziel führen.
In diesem Artikel wollen wir uns der Relevanz und dem Ablauf von Stimmseminaren und -coachings widmen. Sie werden häufig unterschätzt, dabei fällt uns Menschen eine besonders schöne Stimme doch sofort positiv auf. Die Stimme ist unsere allererste Visitenkarte, noch bevor wir die »echte« Karte überreicht haben. Sie unterstreicht den ersten Eindruck, sie kann positive, aber auch gleich zu Beginn negative Emotionen beim Gegenüber hervorrufen.
TRAiNiNG hat bei drei Experten1 nachgefragt, warum gerade die Stimme und die richtige Sprechtechnik so wichtig sind.

Eva Berner-Klemt (Stimm- und Sprechtrainer): »Warum hören wir einer Person aufmerksam zu und lassen uns begeistern? Bei einer anderen hingegen schweifen wir nach zwei Minuten ab. Um gehört zu werden, brauchen wir Stimme, Körpersprache und ein paar wenige Sprechtechnik-Tools. Wir nehmen einander auch nonverbal wahr: über den Klang der Stimme und über die Körpersprache! Mir fällt auf, dass die meisten Menschen vor ihren Terminen vor allem über das ›WAS werde ich sagen?‹ nachdenken, ohne zu bedenken, dass wir das WIE viel stärker wahrnehmen. Dabei spielen auch die Beziehungsebene und das richtige Wording eine wichtige Rolle. Ich arbeite immer am WIE, damit das gesprochene Wort in den Ohren und Herzen der Gesprächspartner landen kann.«

Wir regieren bei einer Person auf die Stimme genauso wie auf das Äußere. Meistens unbewusst ziehen wir aus der Stimme Rückschlüsse auf die Persönlichkeit. Wir interpretieren also etwas in die Stimme hinein, ohne zu hinterfragen. Alle machen das. Unbewusst und sofort. Und darum ist die Beschäftigung mit der eigenen Stimme, das heißt über ihre Wirkung nach außen, so wichtig. Mit einer gut geführten Stimme hat man von Anfang an bessere Karten.  Als angenehm empfinden wir zumeist tiefere, warm klingende Stimmen, während weinerliche, dünn oder schrill klingende Stimmen von uns als negativ bewertet werden.

Ingrid Amon (Präsident Stimme.at): »Zu schnelles Sprechen, zu langsames Sprechen, Monotonie, zu leise oder zu laut, zu dünn, zu brummig, schlampige Artikulation (Nuscheln), extremer Slang/Dialektfärbung – all das macht Verstehen schwierig und sabotiert die Wirkung von Botschaften. Das ist im Business dann eher ungünstig: Die Zuhörerschaft will es bequem haben – diese Grundregel gilt in unseren hoch-kommunikativen Zeiten unvermindert.«

Arno Fischbacher (Business-Stimmcoach): »Er-
­folg wird erst sichtbar, wenn er kommuniziert wird. Erst wenn Sie in der Lage sind, Ihre Ideen, Projekte und Ergebnisse selbstbewusst und überzeugend zu vermitteln, existieren diese! Wir erleben jedoch täglich, dass es bei Weitem nicht genügt, das Richtige zu sagen. Erst wenn Sie das Richtige in der überzeugenden Weise zu präsentieren in der Lage sind, entsteht Überzeugungskraft. Nur wer Stimme und Ausdrucksweise bewusst nutzt, hat Ausstrahlung und erzielt planbare Ergebnisse.«

Die Stimme hat also enormes Potenzial und ist ein machtvolles Instrument, wenn man gelernt hat, sie richtig einzusetzen. So können Sie andere überzeugen und sich durchsetzen. Sympathie und Zustimmung oder Antipathie und Ablehnung erreicht man ziemlich rasch durch die Wirkung der Stimme.

Das richtige Training

Dass es sich auszahlt, in die Stimme zu investieren, sollte nun klar sein. Die nächste Frage ist daher, wie kann ich üben, meine Stimme besser zu kontrollieren?

Ingrid Amon: »Dafür gibt es mehre Möglichkeiten: erstens natürlich bei geschulten Stimm-Coaches. Zweitens durch gute Lektüre, um die körperlichen Zusammenhänge zu verstehen, wie gesunder, voller Stimmklang geschieht. Dann geht’s, drittens, ans Üben und Trainieren. Viertens: Erfolg überprüfen mit Vorher-nachher-Soundfiles.«
Es geht bei einem Stimmcoaching nicht darum, eine neue Stimme zu bekommen. Sondern sich erst einmal seiner eigenen Stimme bewusst zu werden, deren Wirkung zu verstehen. Um dann zu üben, sie bewusst einzusetzen.

Eva Berner-Klemt gibt dazu Tipps: »Regel Nummer eins: Hören Sie sich selbst zu, wenn Sie sprechen – genießen Sie den Klang Ihrer Stimme im Raum! Und wie alles, was wachsen soll, braucht die Stimme liebevolle Zuwendung und Pflege. Die Mutter der Stimme ist der Atem. Darum bedeutet Stimmtraining immer auch Atemtraining. Es geht dabei immer um ein Lockerlassen, Fließenlassen und Zulassen. Um Vertrauen. Und hier sind wir im heißen Zentrum der Kommunikation angelangt: Atem, Stimme und Körpersprache gehen Hand in Hand. Sie sind eine Einheit, sie bedingen einander! Das Tolle daran: Wir müssen uns nicht anstrengen, damit die Stimme klingt, im Gegenteil! Und dazu gibt es viele schöne Übungen.«

Wie vor jeder Weiterbildung ist es wichtig, sich über die eigenen Ziele klar zu sein. Je nachdem, was man möchte, gibt es unterschiedliche Methoden und unterschiedliche Kurse.

Arno Fischbacher: »Wenn meine Kunden professionelle Sprecher werden wollen, benötigen sie ein anderes und aufwändigeres Training als Abteilungsleiter oder IT-Experten, die mich drei Wochen vor einer anspruchsvollen Kundenpräsentation buchen, um mit Bravour den Auftrag zu gewinnen. In diesem Fall führt das Training nach der hundertfach erprobten 7-stufigen Voice-sells-Strategie bereits nach wenigen Coachingstunden zu überraschenden Ergebnissen. Oft wirken dabei allein schon zwei Elemente wahre Wunder: Das körperorientierte Sense Focusing als Stress-Stopper und die Kombination aus Hypno-Sprache und Fokusfragen zur Entfaltung von Dialog und Ausstrahlung.«

Seminarablauf

Manche Personen scheuen sich, auf Stimmtrainings zu gehen, weil sie befürchten, sich dort zu blamieren oder »peinliche« Übungen machen zu müssen. Daher wollten wir ganz genau wissen, wie Stimmtrainings oder -coachings bei unseren Interviewpartnern ablaufen.

Arno Fischbacher: »Nach der zügigen telefonischen Bedarfs- und Zielklärung werden Termine über Online-Kalender gebucht. Coachings (1:1-Trainings) für meine internationalen Kunden finden fast ausschließlich online statt. Gearbeitet wird mehrheitlich anhand der konkreten Aufgaben, also der anstehenden Gespräche, Präsentationen oder Reden. Meine Aufgabe als Coach sehe ich darin, am jeweils größten Wirkungshebel zu arbeiten. Dabei verschmelzen die Themen rhetorische Struktur, Überzeugungspsychologie, Sprachmuster, Körpersprache und Stimme. Ganz besonders wichtig für rasche Ergebnisse ist das Bewusstsein für den Moment vor dem jeweils ersten Wort.«

Eva Berner-Klemt: »Die Teilnehmer gehen mit mir auf eine Reise aus Selbsterfahrung mit Stimme und Körpersprache, theoretischen Inputs, Partnerübungen, Arbeit in Kleingruppen und spielerischem Anwenden in unterschiedlichen Situationen. Eine gemeinsame Reflexion bildet den Abschluss des Seminars. Die Teilnehmer bekommen ein Handout mit allen Inhalten und Übungen und wir erstellen ein persönliches Trainingsprogramm. Mir ist wichtig, dass Teilnehmer die erlernten Tools auch gleich anwenden können – dazu braucht es auch Übung. Beim Coaching im Sprechatelier gibt es auch zuerst ein Gespräch, in dem ich nach den Wünschen und Lernzielen des Klienten frage. Danach steigen wir mit einigen Stimm- und Sprechübungen zum Kennenlernen ein. Wann klingt meine Stimme? Wann fühle ich mich frei? Was bedeutet es, sich Raum zu erlauben? Wie fühlt sich eine Pause an? Danach gibt es eine Bedarfsanalyse, Zeit für Fragen und alle Infos zum Erreichen der Lernziele.«

Ingrid Amon: »Ich mache zu Beginn eine ausführliche Stimm-Analyse: Aufgrund welcher klanglichen Merkmale hören mir Menschen jetzt schon zu – die werden dann gezielt gestärkt. Welche Klangfärbungen, -tönungen, -möglichkeiten fehlen im Repertoire? Diese werden dann ausprobiert, individualisiert und ins eigene Sprechmuster eingefügt.«

Nutzen von Stimmtrainings

Was ist nun nach einem Seminar anders an der eigenen Stimme? Muss ich regelmäßig weiter üben? Wann kann ich das Gelernte umsetzen?

Ingrid Amon: »Nach einem Training oder Coaching haben Sie ein hohes Bewusstsein für die eigene stimmliche Kompetenz – das stärkt Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Es erweitert die Möglichkeiten auch für Profis auf ungeahnte Weise. Wenn die Stimme zur Verfügung steht, wächst auch immer die Sicherheit in die eigenen rhetorischen Möglichkeiten.«

Eva Berner-Klemt: »Sie gehen mit einer Toolbox aus meinen Seminaren und Coachings, aus der Sie sich immer rausnehmen und zur Verfügung stellen können, was Sie gerade für eine Situation brauchen: das passende Sprechtempo, eine angenehm deutliche Artikulation, ihre klangvolle Stimme und ihre mühelose Stimmlage. Sie wissen wohin mit den Händen, wenn sie vor einer Gruppe sprechen und Sie gehen nonverbal (selbst-)bewusster in Dialog – auch die Hierarchie hinauf. Körpersprache wird bewusster erlebt und in der Kommunikation beachtet. Ein Feedback, das ich oft bekomme, ist: ›Ich fühle mich jetzt viel sicherer und größer! Und meine Stimme klingt voller und etwas tiefer.‹ und ›Ich bin weniger nervös und freue mich jetzt schon auf die Präsentation. Die Stimme und der Körper spielen so eine große Rolle, das war mir nicht klar. Ich habe mich bis jetzt immer nur inhaltlich vorbereitet.‹«

Arno Fischbacher: »Wohin die Aufmerksamkeit nach dem Training gerichtet werden soll, ist zielabhängig. Die Entwicklung des stimmlichen Ausdrucks umfasst ja neben der Selbstwahrnehmung eine Vielzahl an Aspekten, die gilt es dann zu perfektionieren. Dass kann die Aussprache sein oder der Stimmsitz, ebenso das Volumen, die Modulation oder die Dynamik. Oft hapert es an der Sprechgeschwindigkeit oder den Pausen, oder am Bewusstsein für den Raum. Auf jeden Fall jedoch empfehle ich, sich eine Warming-up-Routine zurechtzulegen. Meist genügt eine Minute am Morgen oder in einer Pause, um langfristig die Stimme fit zu halten.«

Fazit
Durch wenige Stunden bei einem Stimmcoach lässt sich die eigene Wirkung verbessern. Man gewinnt Selbstvertrauen und kann auch sein Gegenüber besser und klarer einstufen und verstehen. Verkaufsgespräche, Bewerbungsgespräche, Präsentationen kommen kompetenter und professioneller an. Es lohnt sich!

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