Die Stimme verrät viel über unser Gegenüber. Je nachdem, wie wir sprechen, legen wir viele Informationen über uns offen. Es macht daher absolut Sinn, sich mit der Wirkung der eigenen Stimme auseinanderzusetzen.
Sie können sich bestimmt an eine Situation erinnern, in der Sie jemanden anrufen, einen Kunden oder einen Lieferanten, und das Gegenüber nicht kennen. In dem Moment, in dem Sie vom Gegenüber die Stimme hören, haben Sie gleich ein Bild im Kopf. Wirkt dieser Mensch kompetent und freundlich? Sie haben eine Vermutung über das ungefähre Alter, sein Geschlecht und seine Herkunft. Unbewusst unterstellen wir sofort, ob er für unser Anliegen der Richtige ist, und das, obwohl wir noch bei der Begrüßung sind. Einer Person mit hoher »Piepsstimme« würden Sie vermutlich keinen wichtigen Auftrag anvertrauen. Ob die Stimme eines Menschen hoch oder tief ist, hängt von der Größe der Stimmlippen ab. Je kürzer und dünner diese Muskelstränge sind, desto häufiger schwingen sie pro Sekunde und desto höher ist die erzeugte Frequenz. Insofern ist die Stimme körperlich bedingt, Männer sprechen daher in der Regel tiefer als Frauen. »Allerdings werden die biologischen Vorgaben überschätzt«, sagt Walter Sendlmeier (Sprechwirkungsforscher an der TU Wien) in einem Interview mit der »Zeit«: »Wir haben enorme Spielräume, die Frequenz, mit der die Stimmlippen schwingen, zu verändern.«
Ärzte sprechen sogar davon, dass psychische und körperliche Erkrankungen sich in Stimme und Sprechweise niederschlagen. Nur wenige Menschen setzen sich bewusst mit diesem Thema auseinander. Und das, obwohl man sich in eine Stimme regelrecht verlieben kann.
Man kann relativ einfach und mit wenigen Tipps die eigene Wirkung beim Sprechen stark erhöhen und einen sympathischen und kompetenten Ersteindruck erzeugen. TRAiNiNG hat dazu drei Stimmexpertinnen umfangreich interviewt.
Welchen Einfluss hat die Stimme tatsächlich, wenn es darum geht, sympathisch und kompetent zu wirken?
Petra Maria Berger (diplomierte Sprechtrainerin und Inhaberin des Instituts sprichmitmir.at): »Die Stimme hat allerhöchsten Einfluss. Stellen Sie sich einen Abteilungsleiter vor, der monoton und leise in seinen ›Bart hineinmurmelt‹ oder eine Ärztin, die schrill ›keift‹. Wir haben von Kindesbeinen an ein Sensorium dafür, wen wir mögen und wem wir vertrauen. Beides erkennen wir an Stimme, Körpersprache und Sprechweise. Der Stimmklang, die Sprachmelodie und die Aussprache einer Person lassen darauf schließen, mit was für einem Menschen wir es hier zu tun haben, und wie er mit sich selbst und mit anderen umgeht.«
Ingrid Amon (Stimmexpertin und Trainerin unter anderem beim WIFI Management Forum) weiß, dass es auf die beabsichtigte Wirkung und auf das Gegenüber ankommt: »Ein singender Tonfall in eher höherer Lage – kommt beim Flirten gut, sabotiert jedoch ein Argument in der Firmensitzung mit Sicherheit. Sonore brummige Bärentöne sind super als vertrauensbildende Maßnahme bei der neuen Flamme – killen jedoch die Erklärung der besten PowerPoint-Folien. Die Sprechwirkungsforschung weiß heute sehr gut Bescheid über die Wirkungstendenzen von Stimmlagen und Sprechweisen (zu schnell wirkt gehetzt, zu langsam wirkt ermüdend, zu undeutlich wirkt unverlässlich, nasal wirkt hochnäsig usw.).«
Barbara Blagusz (Sprechtrainerin und Inhaberin des Unternehmens Sozusagen) über die Bedeutung der Stimme: »Ein Controller muss anders rüberkommen, um Glaubwürdigkeit auszustrahlen, als ein Yogalehrer. Eine Verkäuferin in einer Boutique, die überzeugen will, anders als ein Bankfachmann. Einmal werden vor allem Freundlichkeit, Geduld und Empathie verlangt werden, ein andermal Vertrauen und Ruhe und wieder ein anderes Mal Klarheit, Kraft und Ausdauer. All diese Eigenschaften zeigen sich unterschiedlich in der Stimme. Ein Mensch, der Herzen erwärmt, wird mit derselben Stimme als Arzt vielleicht nur geringe Glaubwürdigkeit vermitteln. Oder würden Sie Verona Pooth die Rechtsanwältin abnehmen? Wir mögen, was uns ähnlich ist. Und wir finden attraktiv, was lebendig ist. Sprechen Sie kraftvoll und dynamisch mit einer Sprechmelodie, die innere Beteiligung hörbar macht, wirken Sie auf Ihr Gegenüber anziehend und damit sympathisch. Ein weicher Stimmeinsatz erzeugt Nähe, während ein harter Stimmeinsatz distanziert. Tonhöhen klingen freundlich, aber wenig verbindlich, schlimmstenfalls harmlos. Tontiefen erzeugen Vertrauen, können jedoch schnell mangelnde Dynamik erkennen lassen. Wenige Tonhöhenunterschiede wirken klar, aber auch schnell monoton. Wollen Sie Ihre Glaubwürdigkeit erhöhen, achten Sie auf zwei Dinge – das Satzende und die Pausen. Wer etwa das Satzende frageartig betont, wirkt wenig professionell – und auch unsicher! Senken Sie Ihre Stimme am Ende eines Satzes oder einer Phrase ab. Das erhöht massiv das Gewicht Ihrer Botschaft und … Sie müssen eine Pause machen, was wiederum Ihre Souveränität erhöht.«
Was kann nun ein Stimmtraining wirklich erreichen? Aktuell ist das Thema Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung hoch im Kurs. Immer wieder wird in Frage gestellt, was in einem 2-Tages-Seminar tatsächlich erreicht werden kann. Wie sehen das die Expertinnen? Wie können wir unsere Stimme tatsächlich professionalisieren?
Ist die Stimme nach einem Stimmtraining anders?
Ingrid Amon: »Modernes Stimmtraining bringt einen Menschen in zwei Tagen so nahe wie möglich an das hörbare Potenzial und die Ausdrucksmöglichkeiten der eigenen Stimme. Es fasziniert Menschen, wenn sie erleben, wie gut, wie vielfältig, wie ausdrucksstark sie überhaupt sprechen könnten. Die Gewissheit, gehört zu werden, macht Mitarbeiter ungemein selbstsicher und überzeugend. Stimmorgane (Stimmbänder, Resonanzhöhlen, Zwerchfell, Mund, Zunge, Zähne, …) sind angeboren. Wie wir sie jedoch gebrauchen, ist gelernt. Die Stimme ist wie ein Klavier mit vielen, vielen Tasten. Die meisten Menschen spielen nur ein Viertel aller Tasten.«
Petra Maria Berger: »Im Training wird ein Gefühl für die eigene Sprechweise vermittelt. Die Klienten lernen, die eigene Stimme in jeder Situation wahrzunehmen und gegebenenfalls etwas zu ändern – nicht mehr, und nicht weniger.«
Barbara Blagusz: »Stimme ist nur zu einem geringen Teil angeboren. Stimme ist weit mehr eine Gewohnheit und kann damit leicht verändert werden. Abhängig von Ihrem Sprechziel geht es in Stimmtrainings z. B. um Tragfähigkeit, Stimmgesundheit oder Überzeugungskraft. Je nachdem, wie weit Sie hier von Ihrem Optimum entfernt sind, reichen oftmals schon ein paar Minuten täglich wenige Wochen lang, um die Stimme dauerhaft zu verbessern. Ist die Stimmlage zu hoch, so reichen 2 x 3 Minuten zwei Wochen lang für eine tiefere Stimme, die bleibt.«
Und das hält dann nachhaltig?
Ingrid Amon: »Das verhält sich so wie bei allem, was wir lernen. Glauben Sie, Marcel Hirscher lernt einmal Skifahren und das war’s dann? Ganz im Gegenteil – jeder Profi übt besonders oft, damit er es noch besser kann. Üben hat jedoch einen gewaltig schlechten Ruf in der Weiterbildungsszene. Nach einem Dreitageskurs wollen wir ja alle immer alles gleich können, von Üben sagt keiner was, richtig? Der Vorteil der Stimme – man hat sie immer mit, also geübt wird im Alltag, nicht nur vor wichtigen Gesprächen oder Präsentationen. Davor jedoch wird sich ein Profi immer aufwärmen. Marcel Hirscher muss vor einer langen Abfahrt vermutlich nicht so viele Übungen machen, wie Sie, lieber Leser, aber einen Kaltstart legt der Profi niemals hin.«
Barbara Blagusz: »Meist ist es gar nicht nötig, die Stimme wirklich zu verändern. Ein kleiner Dreh an der Sprechtechnik erhöht bereits die Sprechwirkung ganz enorm. Komplexe Übungen vor einem Gespräch wären auch gar nicht sinnvoll. Sie sollen sich ja auf das Gespräch konzentrieren. Sind Sie innerlich mit Übungen beschäftigt, merkt Ihr Zuhörer das und wertet es schlimmstenfalls als Desinteresse. Kleine Übungen, die die Sprechmotorik nachhaltig verändern, eignen sich durchaus für zwischendurch oder auch vor einem Gespräch.«
Petra Maria Berger über den nachhaltigen Seminarerfolg: »Sofern es im Training oder persönlichen Coaching gelungen ist, den ›Autopiloten‹ umzuprogrammieren, steht einer dauerhaft guten Sprechweise nichts im Wege. Übungen vor einem Auftritt sind dennoch empfehlenswert. Jeder Profi macht das. Ebenso wichtig ist es aber, die täglichen, kurzen Übungen im Bad oder im Auto beizubehalten, die die Sprechmuskulatur fit halten. Kein Mensch absolviert einen 10er-Block im Fitnesscenter und nimmt an, dass er danach nie wieder etwas tun muss, um in Schuss zu bleiben.«
Übungen
Damit Sie auch vor dem nächsten wichtigen Gespräch oder vor Ihrer nächsten wichtigen Präsentation konkrete Übungen ausprobieren können, hat TRAiNiNG die Expertinnen nach schnellen und einfachen Übungen gefragt.
Manche Übungen wirken etwas »peinlich« und sind daher unpassend, wenn Sie Ihren Kollegen im Büro gegenübersitzen. Aber am Weg zum Kunden im eigenen Auto oder in der Früh vor dem Badezimmerspiegel funktionieren sie hervorragend.
Ingrid Amon: »Effektiv, klassisch und bewährt ist das sogenannte Lippenflattern oder Pferdeschnauben: BRRRRRRRRRR. Ober- und Unterlippe müssen sich im Luftschwall bewegen. Einen Ton dazugeben oder seinen Lieblingssong auf ›BRRR‹ trällern verbindet auch die Atemmuskeln und die Resonanzräume miteinander. Eine Minute genügt – bis sich die Lippen belebt anfühlen. Eine weitere Übung, die schnell hilft, ist singen und summen im Alltag – so oft wie möglich, im Aufzug, in der Parkgarage, alleine im Auto, unter der Dusche. Wer singt, hält sich aufrecht, weitet den Brustkorb – man hat weniger Angst/Lampenfieber.«
Barbara Blagusz ergänzt diese Tipps: »Zungenbrecher möglichst schnell und deutlich gesprochen. Dieser belohnt Sie mit einer präzisen Aussprache: ›Tschechische Regisseure schätzen schöne chinesische Schüsselchen‹. Oder ›Acht alte Ammen aßen am Abend andalusische Ananas‹ – hier den Mund mindestens zwei Finger hoch öffnen, hilft Ihnen für mehr Deutlichkeit in Präsentationen und Reden.«
Petra Maria Berger erklärt, wie wichtig die richtige Atmung ist: »Singen sie eine Melodie auf ›Hmmm‹ oder auf ›ng‹! – Das ölt die Stimme und macht sie beweglich. Für eine ökonomische Atmung empfehle ich häufiges Pfeifen: Es macht das Zwerchfell flexibler, indem es ihm ermöglicht, sich in kleineren Bewegungen und schneller zu bewegen. Beide Übungen so oft wie möglich durchführen – nicht stundenlang, dafür mehrmals täglich eine Minute. Sie werden den Effekt merken!«
Können Sie uns verraten, wie man sich auf längere Redezeiten (Messe, Vortrag etc.) gut vorbereiten kann?
Petra Maria Berger: »Die Stimme bleibt lange leistungsfähig, wenn man den Körper im sogenannten Eutonus (mittlere Spannungslage) hält. Jede Anspannung setzt sich über die Muskelketten und die Faszien fort und fast alle enden in einer Anstrengung im Vokaltrakt. Also: Hüftbreit und gut auf beiden Beinen stehen bleiben, Bauch nicht einziehen, sonst ist die Atmung blockiert. Und die erste Maßnahme gegen Stimmschwäche ist Artikulation: Wenn Sie merken, die Stimme schwächelt (besser jedoch von Anfang an), sprechen Sie konsonantischer, also deutlich artikuliert. Das schont Ihre Stimme und macht einen Vortrag verständlicher.«
Ingrid Amon: »Ganz wichtig ist es, niemals einen Kaltstart hinzulegen. Wenn man sich erst um 11 Uhr vormittags mit den Messebesuchern warmredet, ist es zu spät. Hier braucht es vor Beginn ein Aufwärmprogramm von ca. 10 Minuten. Außerdem mindestens 2 bis 3 Liter Wasser regelmäßig trinken.«
Barbara Blagusz: »Nervosität und Anspannung sind in der Stimme hörbar. Es gibt eine einfache Methode, der Nervosität vor einem Vortrag und dem ›schwächelnden‹ Gefühl den Garaus zu machen. Denn, so wie wir uns fühlen, klingen wir auch. Der Superman-Mantel macht’s möglich – in nur 5 Sekunden fühlen Sie sich energiegeladen und stark. Und das Beste daran: Sie wirken und klingen auch so. Stehen Sie dazu auf und gehen Sie ein paar Schritte. Stellen Sie sich dabei vor, an Ihrer Schulter wäre ein ›Superman-Mantel‹ befestigt. Dieser flattert nun nach hinten weg, was Sie ganz deutlich bei jedem Schritt spüren können. Gehen Sie nun bewusst einige Schritte mit diesem ›Superman-Mantel‹. Spüren Sie, wie sich Ihr Körper aufrichtet, der Kopf hebt, die Schultern nach hinten ziehen und der Schritt schneller und kräftiger wird. Ja und dann spüren Sie, wie sich Ihre Stimmung verändert. Das ist es schon! So einfach!«
Authentizität
Die Stimme und Sprechweise auf das Gegenüber anzupassen, ist nicht gleichzusetzen mit »die Stimme verstellen«. Die Stimme bewusst und ungeschult zu verstellen, kann sich tatsächlich seltsam anhören. Aber auf das Gegenüber auch mit der Stimme einzugehen, passiert häufig ganz automatisch. Sie sprechen doch sicherlich auch bei einem schönen Abendessen mit Ihrem Partner anders, als in einem Mitarbeitergespräch, wenn es um die Ziele des nächsten Jahres geht, oder? Sind Sie deshalb unauthentisch?
Ingrid Amon: »Wenn ein Klavierspieler nur ein Viertel seiner Tasten spielt und dann Lust bekommt, das zu ändern, neue Töne zu spielen – dann kann man das halt nicht auf Anhieb. Ihn dann ›nicht authentisch‹ zu nennen, ist Schwachsinn. Wir verwechseln meist und gerne authentisch mit unsicher. Übende dürfen wir heutzutage ja fast nicht mehr sein. Einen wichtigen Unterschied gibt es außerdem noch: Wenn ich auf einem Klavier jede zwanzigste Note mechanisch weiter oben oder unten spiele – dann wird das meinem Gegenüber ›nicht stimmig‹ vorkommen – wenn das so ist, spreche ich von Dressur – da wird versucht, den weiten Weg zur automatischen Beherrschung der neuen Fähigkeit abzukürzen. Es gibt keinen Ton, der aus einem Menschen kommt und er sagt: ›Das bin ich nicht.‹ Das ist absurd. Es kann sein, dass der Ton neu, verunsichernd oder irritierend ist. Dann geht es darum, die neue Tonfarbe in das Gesamtspektrum an einem passenden Platz einzufügen. Je mehr Tasten ich spiele, umso schwierigere, ständig neue Stücke kann ich doch spielen. Das macht Spaß und erhöht die eigene Wirkung auf die Zuhörer.«
Barbara Blagusz: »Wir wollen uns gerne verbessern, und da uns die eigene Stimme gewohnt ist, wirkt die ›andere Stimme‹ schnell unauthentisch. Das muss jedoch nicht negativ sein. Es ist zuerst einmal nur ungewohnt und wie bei jeder Gewohnheitsveränderung eine Übergangsphase, die sich in jedem Fall auszahlt. Wir hören uns ja auch auf Band ungewohnt an. Dabei ist es diese Stimme, die alle Zuhörer von uns hören. Es lohnt sich die eigene Stimme kennenzulernen – in all ihren Facetten. Am besten mit einem Aufnahmegerät, das die meisten von uns immer bei sich tragen – unser Smartphone. Sprechen Sie ein paar Tage hindurch den gleichen Satz mit unterschiedlicher Betonung auf Band. Sie werden sich nicht nur schnell wiedererkennen, Sie hören plötzlich auch spannende Unterschiede und erleben sich und Ihre Stimme ganz nah – authentisch eben!«
Auch Petra Maria Berger hält nichts von der »anderen« Stimme: »Wir können keine ›andere‹ Stimme bekommen. Aber wir können unsere eigene besser nützen, indem wir sie ihrer Physiologie entsprechend führen und schöner, voller und leistungsstärker erklingen lassen. Und jede Stimme hat ihre persönlichen und individuellen Eigenheiten: einen Klang, den keine andere Stimme auf der Welt hat, wie Sonagramme (grafische Darstellung von Stimmen – quasi Fingerabdrücke der Akustik) beweisen. Wer würde so ein Alleinstellungsmerkmal als USP nicht nützen wollen?«
Moderne Trainingsformen
Auch vor Stimmtrainings macht der digitale Fortschritt nicht halt. Es gibt mittlerweile Online-Kurse für die Stimme und sogar eigene Apps. Welche Chancen bieten diese?
Ingrid Amon: »Eine App kann ganz wunderbar den Übungs- und Automatisierungsprozess unterstützen. Da sind die zeitgemäßen Anwendungen einfach super. Sie erinnern spielerisch, man kann sich stets eine Übung holen, die auf die momentane Situation passt. Sprechen lernt man, in dem man spricht, nicht indem man darüber nachdenkt, wie man seine Botschaften transportiert. Meine App z. B. hat Tipps für ein halbes Jahr! Und nachdem man die Stimme immer mit dabei hat, gibt es keine Ausrede fürs Nichtüben.«
Barbara Blagusz: »Bei Online-Kursen kommt es darauf an, wie der Kurs gestaltet ist. Mit Videos und Audiounterstützung lassen sich viele Übungen gut und individuell durchführen. Unverzichtbar ist meiner Meinung nach ein persönliches Feedback, auch häufig über Skype, damit der Kursteilnehmer auch Kurskorrekturen vornehmen kann. Am besten bewährt hat sich jenes Kursformat, das auch hier je nach Bedarf reine Übungssequenzen anbietet, die dann mit individuellen Coachingeinheiten ergänzt werden können. Blended Learning sozusagen. Viele meiner Online-Kursteilnehmer schätzen gerade die Möglichkeit, ein Stimmprofil zu erhalten, von dem weg geübt werden kann, sowie die drei Feedback-Schleifen am Beginn, Mitte und Ende des Kurses als wichtige Möglichkeit, hier ein konkretes Feedback zu ihrer Sprechweise zu erhalten. Interessant ist auch die deutlich gestiegene Nachfrage nach zusätzlich buchbaren Coachingeinheiten, die zeigt, wie wichtig hier die Kombination aus Online-Training und persönlichem Feedback ist.«
Petra Maria Berger ist modernen Trainingsmethoden grundsätzlich nicht abgeneigt, setzt aber vor allem auf das persönliche Gespräch: »Ich bin überzeugt, dass man sich ganz allgemeine Haltungs-, Atmungs- und Stimmtipps gut aus dem Internet oder von digitalen Kursen holen kann. Wenn man allerdings gezielt und effektiv an der eigenen Sprechweise arbeiten möchte, sollte man sich in Coaching-Sitzungen der kundigen Betreuung eines Trainers anvertrauen. Nur im persönlichen Kontakt sehen wir Trainer minimale Haltungsänderungen und Muskelanspannungen oder wir hören eine ansatzweise Anspannung im Zwerchfell oder einen kaum hörbaren, luftigen Stimmbandschluss. Wenn eine Klientin auf Dienstreise ist und meine Unterstützung braucht, sind wir zwar froh, dass es Skype gibt, aber die aufbauende Arbeit braucht die intime Kommunikations-Atmosphäre der Einzelsitzungen; so baut sich auch ein Vertrauensverhältnis auf, in dem man konzentriert und gern an der eigenen Ausdrucksweise arbeitet.«
Fazit: Menschen mit schön klingenden Stimmen hören wir lieber zu, schenken ihnen mehr Vertrauen und sind eher bereit, mit ihnen zu kooperieren. Mit der Hilfe von Profis, bzw. mit Apps aber auch mit Online-Kursen ist es möglich, schnell die eigene Wirkung zu erhöhen und die eigene Stimme zu verbessern. Durch kurze Übungen, die nicht länger als eine Minute dauern, schaffen Sie es vor einem Vortrag, Ihre Stimme aufzuwärmen. Auch wenn Sie das vielleicht nicht glauben, das machen nahezu alle professionellen Redner. Selbst wenn es nur kurz vor dem Auftritt auf der Toilette ein paar Übungen sind, um Zunge und Lippen zu lockern. Versuchen Sie es – wenn es für Sie stimmig ist, bleiben Sie dran!