Ende Oktober veranstaltet der DVNLP gemeinsam mit infosyon einen Kongress rund um das Thema NLP & Organisationsaufstellungen.
Was ist der DVNLP?
Sebastian Mauritz: Der DVNLP ist der größte NLP Verband in Europa und vertritt die Interessen seiner fast 2 000 Mitglieder und 1 000 Lehrtrainer. NLP als Methode findet sich im DVNLP u. a. in der Anwendung in den Bereichen Business, Gesundheit, Mediation, Therapie, Sport und Pädagogik wieder. Der DVNLP sichert die Qualitätsstandards der NLP-Ausbildungen und der NLP-Lehrtrainer. Die Mitglieder des DVNLP haben sich dem Ethik-Kodex des Verbandes verpflichtet.
Was bedeutet NLP für Sie persönlich und was ist Ihnen dabei wichtig?
Mauritz: Das ist eine sehr häufige Frage mit vielen Antworten. Am ehesten trifft es Folgendes: Neuro-Linguistisches Programmieren ist insbesondere ein Meta-Modell für Kommunikation und Veränderung sowie eine daraus abgeleitete Methode für Kurzzeittherapie und berufspraktische Kommunikation. Wichtig ist dabei die Haltung des Anwenders – eher fragend als sagend, mit einer großen Portion an Neugier, Demut vor der Veränderung menschlichen Verhaltens und der Würdigung der Einzigartigkeit jedes einzelnen Menschen. So kann NLP Menschen flexibler im Umgang mit ihren Umwelten machen, mit einem höheren Grad an Bewusstheit, Selbststeuerung und Achtsamkeit. Dies ist einer der wesentlichen Leitgedanken vieler Menschen im DVNLP für jetzt und die Zukunft.
Was genau macht infosyon?
Peter Klein: infosyon e. V. setzt sich als Verband international für den qualifizierten Einsatz von Systemaufstellungen in Organisationen und Arbeitskontexten ein. Das Ziel, Aufstellungen als wirksames Werkzeug für die Arbeit mit Organisationen zu etablieren, ist erreicht. Aufstellungen gehören in das Repertoire von Organisationsberatern, Coaches und Management. infosyon hat Standards für den qualitäts- und verantwortungsvollen Einsatz von Organisationsaufstellungen eingeführt und zertifiziert weltweit Professionals, Trainer und Ausbildungen. Wir fördern den Austausch zwischen Praxis und Forschung und führen regionale wie internationale Veranstaltungen durch. Dort wird sichtbar, mit welcher Sorgfalt und Kreativität Aufstellungen heute in den verschiedensten Feldern eingesetzt werden.
Welche Änderungen gab es im NLP in den letzten 20 Jahren?
Mauritz: Im Wesentlichen beweist die moderne Hirn- und Psychotherapieforschung viele Prinzipien, die im NLP seit 40 Jahren bekannt sind. So hat als ein Beispiel die Harvard Professorin Amy Cuddy den Zusammenhang zwischen Körperhaltung und Auswirkungen auf den Zustand eines Menschen beforscht und bewiesen. Ein anderes Beispiel ist die Forschung von Psycholinguisten, die den Zusammenhang zwischen der Verwendung der Worte »müssen« und »sollen« in Korrelation mit dem Stresslevel eines Menschen setzen – auch etwas, was im NLP im Rahmen des Meta-Modells der Sprache bekannt ist.
Wie passen NLP und Systemik zusammen?
Mauritz: NLP und Systemik liegen gar nicht auseinander. NLP hat in der Tat viele systemische Aspekte, zum Beispiel das Denken in Wechselwirkungen, in Mustern und deren Flexibilisierungen, die Integration der modernen Hirnforschung und der Autopoiese.
Klein: Für mich sind sie nicht zu trennen. Spezifisch geht es bei infosyon um Organisationsaufstellungen. Da gibt es sicherlich Möglichkeiten im Bereich NLP, weiterentwickelte Methoden kennenzulernen, die sich mit den NLP-Techniken gut verbinden lassen. Und umgekehrt profitieren Organisationsaufsteller schon seit jeher auch von den Denkansätzen und Tools anderer Schulen. Sehr viele haben auch eine NLP-Ausbildung.
Was bedeutet es, NLP systemischer zu denken?
Mauritz: Einfach gesagt bedeutet es weg vom monokausalen Werkzeugkasten des Coachings oder dem Schweizer Offiziersmesser der Kommunikation und hin zu Haltung, Achtsamkeit, Flexibilität und Kommunikation, die zwischen einzelnen Teilen eines Systems entstehen.
Klein: Noch stärker Wechselwirkungen mit einbeziehen. Ein systemischer Öko-Check z. B. bedeutet, wenn sich für ein Individuum in einem Unternehmen etwas verändert, welche Wirkung hat das auf das Gesamtsystem (Unternehmen).
Was sind die Highlights der Konferenz?
Mauritz: Meine Highlights sind sowohl die hochkarätigen Keynotes als auch die Vielfalt – dieses Programm und der Umfang sind wahrlich einzigartig.
Klein: Das Programm ist sehr vielseitig: Es gibt die Keynote von Gerhard Roth »Die Wirkung von Coaching aus Sicht der Hirnforschung« sowie einen Vortrag von Rolf Arnold zum Thema »Die Zukunft des Lernens«. Insgesamt haben wir 28 Workshops zum Thema »Zukunft des NLP« mit über 30 Referenten. Zusätzlich gibt es 7 Workshops mit 8 Referenten von infosyon und 7 Workshops für Coaches und Trainer von Experten zu den Themen Marketing, BWL, Steuern, Recht, Buchveröffentlichung. Ich freue mich auch sehr auf den gemeinsamen Workshop mit Sebastian Mauritz, in dem wir die Zukunft des NLP systemisch aufstellen wollen.
Warum findet die Konferenz gemeinsam mit infosyon statt?
Mauritz: Im Vorstand des DVNLP leitet uns ein Kooperationsgedanke – zum Nutzen aller Beteiligten. Diese Flexibilität und verschiedenste Perspektiven ergänzen und bereichern die eigene Arbeit und stärken die Netzwerke des Gelingens. Für die Zusammenarbeit im Bereich der Systemik ist infosyon ein Wunschpartner.
Klein: Die Wurzeln des NLP sind zum Teil systemisch, z. B. die Arbeiten von Virginia Satir. Ich habe NLP parallel mit einer Ausbildung zum Familienstellen Mitte der 90er-Jahre gelernt. Daher freue ich mich sehr über diese Kooperation. In der Zwischenzeit hat sich im systemischen Bereich in Verbindung mit Aufstellungsarbeit im Businesskontext viel weiterentwickelt. Robert Dilts, NLP-Pionier der ersten Stunde, spricht vom NLP der dritten Generation, bei dem es nicht mehr um klassische NLP-Werkzeuge geht, sondern um das Feld der systemischen Denkweise. Für uns alle eine gute Chance, voneinander zu lernen.
Wer sollte daran teilnehmen?
Mauritz: Aus meiner Sicht alle Personen, die mit Menschen arbeiten, die die Entwicklung von Menschen verantworten und sich für Kommunikation, Training und Coaching jetzt und in Zukunft interessieren.
Klein: Musterbrecher, Querdenker, innovative Berater, Manager und Unternehmer, die sich nicht mit dem Status quo zufrieden geben wollen.
Danke für das Gespräch.