Dort tigern Junglöwen hin

Hartlauer-Lehrlinge stechen bei Lehrabschlussprüfungen stets heraus. Der Leiter der Hartlauer Akademie, Gabriel Cik, gewährt Einblicke in die Erfolgsstrategie.

Hartlauer betreibt eine eigene Akademie. Was passiert dort genau?

Gabriel Cik: Die Akademie ist ein ganz besonderer Ort. Für mich persönlich ist sie einer der schönsten Arbeitsplätze in Österreich. Die Akademie liegt abgelegen in einer ruhigen Waldlichtung und ist in einem über 500 Jahre alten Gutshof untergebracht. Das Gebäude wurde 2002 von Hartlauer für seine Mitarbeiter erworben, im Anschluss aufwändig saniert und in ein modernes Ausbildungszentrum umgewandelt. Wir haben dort einen Hotelbetrieb mit 42 Betten und drei Seminarräume, einen Pool, einen wunderschönen Innenhof, einen Pfad der Besinnung, sowie einen Tennis- und einen Fußballplatz. Unsere Mitarbeiter sollen sich in der Akademie immer rundum wohl fühlen können – das liegt uns am Herzen. Sie können sich dort – abseits ihres täglichen Arbeitsumfeldes – ganz ihrer persönlichen Entwicklung widmen. Dies symbolisiert die Wertschätzung des Unternehmens gegenüber seinen Mitarbeitern. In der Akademie veranstalten wir unter anderem auch unsere Lehrlingswochen. Bei der Ausbildung bzw. Entwicklung eines Lehrlings passiert schon sehr viel im Geschäft. Über die Akademie bieten wir unseren Lehrlingen daneben zusätzlich einen neutralen Ort, wo sie genügend Platz und Raum zur persönlichen Entfaltung bekommen.

Welche Lehrberufe bieten Sie an und wo liegt der Fokus bei der Lehrlingsausbildung?

Gabriel Cik: Wir bieten die Lehre zum Einzelhandelskaufmann bzw. zur Einzelhandelskauffrau mit dem Schwerpunkt Telekommunikation an, den Beruf »Foto- und Multimediakaufmann/kauffrau« sowie die Lehre zum Augenoptiker. Weiteres bilden wir nicht nur in unseren Geschäften Lehrlinge aus, sondern auch in unseren Zentralbereichen. Neben der Unterstützung in den einzelnen Unterrichtsfächern legen wir viel Wert auf die Persönlichkeitsentwicklung. Sie ist eines der entscheidendsten Elemente während der Zeit der Lehrausbildung. Bei dieser Arbeit holen wir die Lehrlinge mit ihrem Werteverständnis ab und gleichen dies mit unseren Unternehmenswerten ab. Dementsprechend bauen unsere Konzepte im Kern immer auf unserer Firmenkultur und unserer Wertehaltung auf. Auch die Erfahrungen der Ausbildner fließen natürlich in die Seminare ein, womit gewährleistet bleibt, dass sich die Programme permanent weiterentwickeln. Daneben evaluieren wir die Programme regelmäßig.

Sie trainieren Knigge oder Social-Media. Warum?

Günter Znidersic: Mit dem Knigge-Modul wollen wir den Lehrlingen vermitteln, wie sie auf die Kunden zugehen und auf sie wirken. Wir filmen diese Situationen und die Lehrlinge sind dann oft völlig überrascht. Sie sind sogar meist viel zu kritisch zu sich selbst. Man muss sie da ein Stück weit auch beschützen.

Gabriel Cik: Jugendliche sind in ihrem Verhalten vom Elternhaus und ihrem unmittelbaren Umfeld geprägt und haben ganz unterschiedliche Konditionierungen. Mit dem WIFI schaffen wir hier ein Bild. Wir lehren die Dos and Don’ts des Verkaufs. Aber es geht vorrangig um den Sinn. Weshalb verhalte ich mich im Verkauf genau so und nicht anders? Wenn sie die Sinnhaftigkeit dahinter erkennen, ist es einfacher, etwas zu ändern. Ein gutes Beispiel sind die unterschiedlichen Rollen. In der Arbeitszeit haben die Lehrlinge eine andere Rolle als in ihrer Freizeit, dennoch sind sie auch in ihrem Privatleben Hartlauer-Lehrlinge. Das zeigt sich auch im Verhalten in den sozialen Medien. Wir schulen das Bewusstsein im Gebrauch und Umgang damit. Unter den Jugendlichen ist das noch ein Grenzbereich und genau dort gilt es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln. Ein Beispiel sind Ausgrenzungen und problematische Aussagen gegenüber dritten Personen. Eine außenstehende Person könnte ein Posting ganz anders interpretieren. Dadurch kann in den sozialen Netzwerken eine unvorhersehbare Dynamik entstehen.

Welche Rolle spielen die Lehrlingsausbildner und die Trainer des WIFI?

Gabriel Cik: Die Ausbildner sind ein entscheidender Erfolgsfaktor. Auch sie sind in ihrer Persönlichkeit unterschiedlich und benötigen entsprechende Begleitung. Daher ist es Hartlauer wichtig, dass die Lehrlingsausbildner ebenfalls gut ausgebildet sind. Da geht vor allem um den Zugang: Wie sehe ich meine Lehrlinge? Welches Menschenbild haben sie? Lehrlinge und Ausbildner definieren gemeinsam die Rahmenbedingungen, in denen sich ihre Entwicklung erfolgreich entfalten kann. Das hat eben eine Wechselwirkung. Alle Lehrlinge sind für ihre Ausbildner eine Aufgabe sowie eine Bereicherung und umgekehrt. Ganz wesentlich ist auch die Kultur des Unternehmens, die wir in der Akademie vorleben und vermitteln. Unsere 160 Geschäfte tragen diese Kultur, verfügen aber jeweils über eine eigene regional geprägte Kultur. In der Akademie jedoch wird diese Unternehmenskultur in ihren wesentlichsten Elementen vorgelebt und vermittelt.

Günter Znidersic: Unsere Vorgabe war schon immer, dass Hartlauer-Lehrlinge bei den Lehrabschlussprüfungen positiv herausstechen sollten. Und das tun sie auch. Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir sie optimal auf die LAP vorbereiten sollten. Wir haben dabei herausgefunden, dass es mehr braucht, um am Ende zu brillieren. Zum Beispiel eine gemeinsame Philosophie, die auch zu den Trainern passt. Das ist gelungen. Dabei gibt es keinen Königsweg. Jede Branche braucht andere Wege, jedes Unternehmen hat eine andere Philosophie. Bei einem Produktionsbetrieb verbringen Lehrlinge ihr erstes Jahr in einer Lehrwerkstatt, bei Hartlauer fangen Lehrlinge am Montag an und ab Montag stehen sie schon im Geschäft.

Gabriel Cik: Unsere Philosophie musste auch für das WIFI passen und umgekehrt, damit es eine klare Richtung gibt. Wir haben eine gemeinsame Werthaltung, die auch von den Trainern gelebt wird. Die gemeinsame Arbeit zahlt sich aus. Das zeigt sich nicht zuletzt auch an den messbaren Leistungen und Erfolgen unserer Lehrlinge. Diese Erfolge sind sichtbar im Verhalten und der Entwicklung der Lehrlinge, aber auch am Feedback und Lob der Kunden. Um dieses Qualitätsniveau halten und noch weiter ausbauen zu können, investiert Hartlauer auch in Zukunft intensiv in die Lehrausbildung.

Kann man bei Hartlauer Karriere mit Lehre machen bzw. gibt es Führungskräfte, die einen Lehrberuf gelernt haben?

Gabriel Cik: Bei uns hat man die Möglichkeit, sich mannigfaltig zu entwickeln. Neben klassischen Entwicklungsstufen der Fach- und Führungskarrieren, gibt es auch viele individuelle Entwicklungsthemen, die möglich sind. So gibt es in allen Bereichen bei uns im Haus ehemalige Lehrlinge, die dann ihre individuellen Wege gegangen sind. Unser Verkaufsleiter für Österreich hat beispielsweise als Lehrling begonnen, wie auch unser Personalleiter, der nach Lehre und berufsbegleitender Matura noch studiert hat, um später seinen weiteren Weg bei uns zu finden. Auch im mittleren und unteren Management finden sich zahlreiche ehemalige Lehrlinge, die nun Führungskräfte sind und auf ihrem Weg einen unschätzbaren Wert an Know-how aufgebaut haben. Das liegt auch daran, dass wir uns immer fragen, welche Qualifikationen und Kompetenzen benötigt werden, um unsere Mitarbeiter dann noch zielgerichteterer bei ihrer individuellen Entwicklung begleiten zu können. Das ist vor allem auch eine echte Herzensangelegenheit von Robert F. Hartlauer.«

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Cik Gabriel0121

Gabriel Cik
ist Leiter der
Hartlauer Akademie in Kronstorf (OÖ).
www.hartlauer.at/Unternehmen/Unternehmen/Hartlauer-Akademie

Znidersic

Günter Znidersic
ist Produktmanager
beim WIFI FIT
(Firmen Intern ­Trainings).

www.wifi-ooe.at

 

Dieser Text nutzt für die sprachliche Gleichbehandlung aller Menschen geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen auf Basis des generischen Neutrums (siehe www.generisches-neutrum.com).