Durch die immer stärkere Vernetzung der Welt, in der Business auf internationaler Ebene stattfindet, bekommen Fremdsprachen eine noch größere Bedeutung – u. a. natürlich auch durch die steigende Anzahl der Online-Meetings.
Um internationale Management-Meetings (online) zu veranstalten oder um daran teilzunehmen, reichen gute Englisch-Kenntnisse im Regelfall aus. Anders sieht es aus, wenn man eine Kunden-Zielgruppe im Ausland ansprechen möchte. Hier erweist es sich als großen Vorteil, die Landessprache zu beherrschen, um sich vielleicht auch ein kleines Stück weit von anderen Anbietern abzugrenzen. Für internationale Konzerne ist weltweit Englisch die Sprache Nummer 1, gefolgt von Chinesisch, Spanisch und Arabisch.
Meist erfahren Lernende einer Fremdsprache auch einiges über die Kultur des jeweiligen Landes und können sich so gezielter auf ihre Kunden einstellen.
Generell ist es am Arbeitsmarkt ein großes Plus, wenn man mehr als eine Sprache spricht. Bei einer Umfrage (aus dem Jahr 2018) wurde festgestellt, dass rund 44 % aller deutschen Arbeitnehmer mindestens eine Fremdsprache in ihrem Beruf nutzen. 64 % davon wenden diese zwei- bis dreimal pro Woche an. Am häufigsten Englisch, gefolgt von Französisch, Russisch und Spanisch. 81 % der Befragten gaben außerdem an, dass sie sich von ihrem Arbeitgeber verstärkt Weiterbildungsangebote im Bereich Fremdsprachen wünschen würden. 64 % sagten weiters, dass Arbeitgeber, bei denen viele internationale Kollegen zusammenarbeiten, besonders spannend für sie sind.
Die Pandemie hat für weniger direkte Interaktion zwischen Menschen gesorgt und stattdessen Online-Kommunikation vereinfacht, natürlich auch länderübergreifend. Durch die zusätzliche Freizeit, die viele Menschen in Kurzarbeit hatten, haben interessanterweise mehr Menschen als je zuvor eine Fremdsprache erlernt, die meisten mittels günstiger Online-Angebote oder – besonders auf Management-Niveau – häufig mit einem persönlichen Sprachtrainer. Ein bisschen hat es den Anschein, dass Fremdsprachenlernen ein neues Hobby während der Lockdowns wurde, um sich sinnvoll die Zeit zu vertreiben.
Online-Meetings in Fremdsprachen
Online-Meetings benötigen eine gewisse Erfahrung, damit alles reibungslos funktioniert. Angefangen bei der Technik, bis hin zu Kommunikationsregeln. Wenn das Meeting in einer Fremdsprache stattfindet, wird es natürlich etwas komplizierter. Besonders schwierig ist es, wenn auch noch ein Dolmetscher dabei ist.
TRAiNiNG hat bei Experten nachgefragt, wir wollten wissen, worauf es bei Online-Meetings in Fremdsprachen ankommt und welche Probleme möglicherweise auftreten können.
»Gute Fremdsprachenkenntnisse sind noch wichtiger geworden«, sagt Dubravka Granados (Projektleitung Sprachentraining KERN CEF). Und weiter: »Corona hat dazu geführt, dass Meetings und Konferenzen internationaler geworden sind und standortübergreifend stattfinden. Das Beherrschen einer Fremdsprache ist wichtig, um sich bei Online-Meetings mit Kollegen oder Geschäftspartnern aus aller Welt effektiv austauschen zu können.«
Nikola Grill (Geschäftsführung biz.talk): »Um in virtuellen Meetings sattelfest in der Fremdsprache kommunizieren zu können, bedarf es Praxis und vor allem auch eines gut trainierten Hörverständnisses. Denn oft kommt es alleine schon durch das jeweils gewählte Tool zu gewissen Kommunikationsverlusten. Je besser man eine Fremdsprache beherrscht, umso ruhiger bleibt man in solchen Situationen. Und je ruhiger man bleibt, umso besser kann man aktiv zuhören, ohne bereits im Kopf die eigene Antwort zu formulieren (um nur ja keine Fehler zu machen) und dabei eventuell wichtige Gesprächsinformationen zu verpassen.«
Dubravka Granados: »Online-Meetings werden schon seit einigen Jahren verstärkt genutzt – was sich jedoch geändert hat, ist die Anzahl der Meetings, die online stattfinden. Zu den Herausforderungen fremdsprachiger Meetings zählen nach wie vor die Sprachkompetenzen der Teilnehmer. Zudem können die Aussprache und das generelle Verständnis der Sprache durch eine schlechte Internetverbindung der Geschäftspartner problematisch werden. Generelle Etiketten für Online-Meetings, wie z. B. nacheinander zu sprechen, können dabei helfen, diese Herausforderungen zu überwinden. Die technischen Voraussetzungen wie eine stabile Internetverbindung, ein Headset und eine Webcam sind für das Hörverständnis zudem eine wichtige Voraussetzung, um Verständnisprobleme zu vermeiden.«
Nikola Grill: »Wie bereits erwähnt, kann es durch instabile Internetverbindungen zu gewissen Verlusten auf der akustischen Ebene kommen. Man muss bedenken, dass derzeit zahlreiche Mitarbeiter im Home-Office arbeiten und dort nicht alle eine schnelle Internetverbindung haben. Hinzu kommt, dass man meist nur das Gesicht der anderen Teilnehmer sieht und so non-verbale Elemente der Gestik oder – bei schlechter Übertragungsqualität – der Mimik häufig verloren gehen. Um online stattfindende Meetings gut meistern zu können, darf man sich dadurch einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen – und das gelingt am besten, wenn man über die nötige Praxis in der Fremdsprache verfügt.«
Folgende Tipps können dabei helfen, Online-Meetings in einer Fremdsprache erfolgreich zu machen:
- Stellen Sie von Anfang an klar, dass die Sprache nicht Ihre Muttersprache ist.
- Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, sagen Sie das sofort, damit Sie den Anschluss nicht verlieren.
- Wenn Ihnen nicht gleich eine Antwort auf eine Frage einfällt, bitten Sie um Wiederholung der Frage. Das verschafft Ihnen Zeit.
- Wenn Sie unsicher sind, ob Sie etwas richtig verstanden haben, wiederholen Sie, was Sie verstanden haben.
- Falls es Ihnen regelmäßig schwerfällt, Ihre Gesprächspartner zu verstehen, schieben Sie es auf Technik und Akustik. Das veranlasst das Gegenüber, langsamer und deutlicher zu sprechen.
Sprachtrainings in Corona-Zeiten
Wie bereits erwähnt, ist die Anzahl der Personen, die eine Fremdsprache gelernt haben, während der Krise rapide angestiegen. Doch wie läuft ein sicheres Sprachtraining in Pandemie-Zeiten ab? Leider reicht es noch immer nicht, sich ein Wörterbuch unter das Kopfkissen zu legen und gut darauf zu schlafen.
Nikola Grill: »Nachdem sich die Unternehmen und deren Mitarbeiter vom Schock des ersten Lockdowns erholt hatten, wurden Einzel- und Gruppentrainings zumindest für die Zeiten der Lockdowns und der verschärften Kontaktbeschränkungen ziemlich schnell auf Online-Trainings umgestellt. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase waren die meisten Teilnehmer begeistert von der Möglichkeit, kontinuierlich weiter zu trainieren und durch eine Kurseinheit Abwechslung in den Home-Office-Alltag zu bringen. In dieser Remote-Form wurden und werden sowohl Einzel- als auch Gruppen-Trainings bis zu 6 Teilnehmern abgehalten.«
Die Möglichkeit, Förderungen von Weiterbildungen für Personen in Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen, hat die Nachfrage zusätzlich erhöht. In dieser Ausgabe finden Sie ab Seite 12 einen Artikel zum Thema Förderungen von Weiterbildungen. So werden auch professionelle Sprachkurse für Unternehmen und Privatpersonen günstiger.
Auch Dubravka Granados stellt einen ähnlichen Trend fest: »Viele Unternehmen haben die Zeit der Pandemie dafür genutzt, noch mehr in Weiterbildung zu investieren, um die Mitarbeiter dabei zu unterstützen, fremdsprachige Meetings erfolgreich zu meistern. Wir sehen immer mehr, dass Trainings nicht nur als lokale Weiterbildungsmaßnahmen gesehen werden. Unternehmen haben durch Online-Training die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter standortübergreifend zu schulen, um die Zielgruppe noch harmonisierter zu definieren. Die Nachfrage nach Online-Training war bzw. ist gerade zu den Hochzeiten der Pandemie groß, teilweise ließ die Corona-Schutzverordnung ja auch keine Gruppentrainings in Präsenz zu. Online-Training hat sich also in dieser Zeit als effektive Methode zum Sprachenlernen erwiesen. Es gibt aber auch Teilnehmer, die ein Präsenztraining vor Ort bevorzugen. Es kommt also immer darauf an, was die Teilnehmer möchten und wie die aktuellen Bestimmungen sind.«
Egal ob online oder in Präsenz: Eine Sprache lernt man nicht von heute auf morgen und auch nicht in einem 2-Tages-Kurs. Es benötig Zeit, bis sich unser Hirn auf die neue Sprache einstellt und die Systematik einer Sprache versteht. Umso mehr ändert sich auch das Konzept von Trainings, die sich durch Online-Möglichkeiten optimal ergänzen lassen.
Nikola Grill: »Wir bemerken bei unseren Kunden eine verstärkte Nachfrage nach Trainings, die das Konzept von ›Learning Journeys‹, also Lernreisen, in ihre Weiterentwicklungsprogramme integrieren. Dieses Konzept gliedert sich im Wesentlichen in drei Phasen – einer Vorbereitungsphase und mehreren alternierenden Lern- und Transferphasen. In der Vorbereitungsphase werden die genauen jobspezifischen Bedürfnisse der zu schulenden Mitarbeiter ermittelt. Die tatsächliche Wissensvermittlung folgt dann abgestimmt auf die zuvor festgelegten Bedürfnisse in den einzelnen Lernphasen. In den Transferphasen dazwischen wenden die Mitarbeiter das Gelernte schließlich im Arbeitsalltag an, um es so effizient zu verinnerlichen. Probleme oder ungeklärte Fragen, die in der Transferphase auftreten, können somit unmittelbar in der nächsten Lernphase geklärt und beseitigt werden – ähnlich einem Follow-up-Training. Dieses Konzept funktioniert sehr gut sowohl im Remote- als auch im Präsenz-Training.«
Vorteile von Online-Sprachtrainings
Um eine Sprache mittels eines Sprachinstituts zu erlernen, gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Präsent als Einzeltraining
- Präsent als Gruppentraining
- Online als Einzeltraining
- Online als Gruppentraining
- Online: asynchron mittels Videos, Quiz, Lern-Apps etc.
Jede Variante hat Vor- und Nachteile, kostet unterschiedlich viel, dauert unterschiedlich lange und hängt auch von der persönlichen zeitlichen Verfügbarkeit ab.
Nikola Grill: »Online-Sprachtrainings werden grundsätzlich sehr gut vom Markt angenommen. Die Teilnehmer schätzen, wie zuvor schon erwähnt, die Möglichkeit der kontinuierlichen Weiterbildung selbst in Zeiten der Kontaktbeschränkung. Zusätzlich dazu sind vielen die Abwechslung zum Home-Office-Alltag und die soziale Interaktion willkommen. Man könnte hier natürlich sagen, dass die soziale Interaktion auch in den unzähligen anderen Online-Meetings, die es im Laufe eines Tages zu bestreiten gilt, gegeben ist. Das stimmt natürlich, aber im Gegensatz zu jobbedingten Meetings, in denen es um den schnellen und effizienten Austausch von jobrelevanten Informationen geht, werden im Fremdsprachenunterricht auch allgemeinsprachliche Themen aufgegriffen, um die Konversationsfertigkeiten zu schulen – und die Interaktion in der Gruppe ähnelt so eher einem traditionellen Treffen. Es gibt natürlich nach wie vor Unternehmen und Teilnehmer, die Präsenztrainings oder einen Mix aus Online- und Präsenz-Schulung vorziehen.«
Sprachen via Apps zu lernen, ist möglich. Allerdings eignet sich diese Art besonders für z. B. Vokabeln. Andere, für Fremdensprachen genauso wichtige Fertigkeiten, wie beispielsweise Schreiben, Lesen und Sprechen, sind schon etwas schwieriger. Dafür sind Live-Online-Schulungen mit einem Trainer besser geeignet.
Dubravka Granados: »Online-Schulungen können einfach und flexibel in den Home-Office-Alltag integriert werden. Für Unternehmen ist dies natürlich auch eine effiziente und attraktive Lösung für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter, da Online-Training vollkommen unabhängig vom Standort absolviert werden kann.«
Fazit
Corona hat die Bedeutung von guten Kenntnissen einer Fremdsprache nochmals verstärkt. Online-Meetings sind auch in der Muttersprache eine rhetorische Herausforderung. Wenn dann auch noch Sprachprobleme hinzukommen, kann es schnell unangenehm werden. Durch das große Online-Schulungsangebot renommierter Institute ist es heute einfacher und flexibler denn je, eine neue Sprache zu erlernen. Schnelle Erfolge tragen häufig zur einer gewissen Motivation bei. Und der Karriere schadet es auch nicht, wenn jemand mehr als nur eine Sprache spricht.