Bitte und Danke sagen sind einmal ein Anfang, um im Business professionell zu agieren. Sind überhaupt noch (veraltete) Verhaltensregeln gültig? Cui bono?
Bestimmte Verhaltensweisen, man könnte es auch als unausgesprochene Verhaltensregeln bezeichnen, bringen dem Gegenüber sowohl im beruflichen als auch privaten Kontext Wertschätzung entgegen. Das Leben gestaltet sich angenehm, freundlich, positiv. Leider fehlt es heute bei etlichen (jungen) Menschen schon an den Basics, man könnte auch sagen, es fehlt die grundlegende Kinderstube. Recruiter erleben hier öfters unliebsame Überraschungen und sind erstaunt, mit welchem Selbstvertrauen junge Menschen einen Bewerbungsprozess starten – und dabei die geringsten Benimmregeln missachten. Sie kommen unpünktlich, haben gar Kaugummi im Mund und die Kleidung ist ungepflegt, anscheinend noch vom Vorabend.
Kürzlich postet ein aufstrebendes Handelsunternehmen, dass es auf der Suche nach neuen Verkaufsmitarbeitern in den Bundesländern sei. Der Hinweis, die Bewerbungsunterlagen bitte an die office@Firma.at zu schicken, stand dabei. Ein Kommentar darunter: »Hätte Zeit, bitte pn an mich!« Nun ja – so geht Bewerben, auch unter jungen Unternehmen und Menschen, einfach nicht.
Umgangsformen sind natürlich Trends und Moden unterworfen und ändern sich immer wieder. Viele Regeln, die im 18. Jahrhundert Adolph Freiherr Knigge formulierte, gelten heute nicht mehr oder kaum noch. Verhaltensweisen, die früher selbstverständlich waren, werden inzwischen als verstaubt oder sogar unhöflich angesehen. So hat es sich z. B. durchgesetzt, auch im Business ohne Krawatte aufzutreten oder das »Du-Wort« schneller anzubieten als früher.
Einige Basics gelten jedoch immer noch. Beispielsweise das Thema »Begrüßung«: Zuerst wird immer die ranghöchste Person begrüßt, auch wenn eine Dame anwesend ist. Danach gilt: Ältere Personen vor jüngeren und Damen vor Herren. Doch Vorsicht! Angenommen es stehen Ihnen ein Herr und eine Dame gegenüber. Wenn Ihnen nun (entgegen der guten Sitten) der Herr die Hand hinreicht, gilt es als unhöflich, die Grußeinladung auszuschlagen und der Dame die Hand zu reichen. Also: Einladung zum Gruß wird immer angenommen, selbst wenn es die »Grußordnung« verletzt.
Smartphone
Der Umgang mit dem Smartphone erfordert ebenso neue Regeln, denn oftmals sorgt das häufige Hantieren mit dem Handy für Diskussionen. In Meetings liegt es am Tisch und wird regelmäßig benutzt. (laut einer Umfrage machen dies rund ein Drittel der Menschen). Gut ein Viertel der Menschen gaben sogar an, während eines beruflichen Meetings regelmäßig private Nachrichten zu schreiben.
Also Grundregel: In Meetings hat das Smartphone Pause, denn eine reale Person hat immer Vorrang. Auch bei Geschäftsessen ist es extrem unhöflich, wenn das Telefon Vorrang hat. Also – auf Vibrationsmodus stellen und mit dem Display nach unten auf den Tisch legen. Bei einem Anruf, der unvermeidbar ist, das Restaurant verlassen und maximal 3 Minuten telefonieren. Im Optimalfall bleibt das Handy während des Essens lautlos in der Tasche. Wenn Sie auf die Toilette gehen, können Sie kurz kontrollieren, ob eine wichtige Nachricht gekommen ist, die Ihr unmittelbares Handeln erfordert.
Das passende Outfit
Eine angemessene Kleidung ist vorrangig und gerade hier hat sich in den letzten Jahren viel Individualität durchgesetzt. Denn der dunkle Anzug mit Krawatte bei jedem Business-Meeting ist längst passé. Die Kleidung soll zur Person stimmig sein und auch dem Anlass entsprechen. Hier sollte jeder seinen eigenen passenden Stil finden. Wenn man unsicher ist, dann steht der Weg zum Berater an.
Inge Walther ist Expertin und weiß darüber Bescheid: »Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich vom kleidungstechnischen Einerlei abzuheben, im Gedächtnis zu bleiben und sich zur Marke zu machen. Bei den Herren vielleicht ein besonderes Stecktuch oder farbige Socken. Für die Damen ein feiner Schal, schick drapiert, Kette oder Brosche. Mit Accessoires gelingt es oft, seinem Outfit einen persönlichen Look zu geben.«
Ein sehr aktuelles Thema ist der Mund-Nasen-Schutz. Wie verträgt sich der eigentlich mit dem Outfit?
»Wichtig ist es, die Körpersprache zu verstärken, da wir die Gesichtsmimik nicht sehen. Länger den Blickkontakt halten und mehr mit den Augen lächeln ist angebracht, ebenso ausladende Handbewegungen und sehr deutliche Aussprache. Ja und noch ein Tipp für die Damen: Das Augen-Make-up verstärken, Lippenstift wird überflüssig«, erklärt Inge Walther.
Tischmanieren
Klarerweise sind auch Tischmanieren ein Thema. Beim Business-Essen werden immer noch die besten Geschäfte gemacht. Hier geht es nicht nur darum, die richtige Gabel zum richtigen Gang zu verwenden. Es sind wiederum Kleinigkeiten, nämlich, WIE Sie essen. Mund beim Essen schließen, mit vollem Mund natürlich nicht reden, Ellbogen weg vom Tisch – grundlegende Tischmanieren eben. Die Serviette nicht als Taschentuch verwenden und den Essplatz sollten Sie auch nicht mit Ihren Semmelbröseln markieren. Bei einem Business-Essen geht es in erster Linie darum, geschäftliche Beziehungen zu pflegen: Große Mengen zu essen oder sich gar zu betrinken, gehören hier einfach nicht hin.
Fazit
Wenn Sie sich anderen Menschen gegenüber höflich benehmen, zeigen Sie nicht nur Respekt und Freundlichkeit, sondern im Geschäftsleben wichtige Eigenschaften: Wertschätzung und Professionalität. Höflichkeiten stehen der Individualität nicht im Wege, im Gegenteil, sie stärken diese. In diesem Sinne – habe die Ehre!