Einblicke in eine laufende Studie zur Rolle
von Teilzeitkräften in österreichischen Organisationen.
»Echte Männer gehen in Karenz« – so wirbt die österreichische Frauenministerin für Väterkarenzen, Papamonat und Elternteilzeit. Doch wie ist es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie tatsächlich bestellt? Arbeitgeber scheinen grundsätzlich skeptisch, wenn es um die Einstellung von Teilzeitmitarbeitenden mit Betreuungspflichten geht. Andererseits hört man von Teilzeitmitarbeitenden immer wieder: »Was die in 40 Stunden schaffen, arbeite ich in 25 Stunden weg.« Wo liegt nun des Pudels Kern? Sind Teilzeitmitarbeitende tatsächlich eine solch arbeitsorganisatorische Herausforderung? Dafür aber vielleicht effizienter und motivierter als so mancher vollzeitarbeitende Kollege? Mitarbeiterinnen des Instituts für Personal & Organisation der FHWien der WKW untersuchen derzeit dieses Spannungsfeld.
Wer arbeitet in Teilzeit?
Spricht man von Teilzeitarbeitsmodellen, so wird dabei grundsätzlich eine Wochenarbeitszeit von 12 bis 30 Stunden veranschlagt. Gründe, dieses Modell in Anspruch zu nehmen, können berufsbegleitende Ausbildungen sein, oder auch individuelle Ansprüche an mehr Freizeit. Insbesondere aber wird Teilzeitarbeit von Mitarbeitenden mit familiären Betreuungspflichten gewählt. Das betrifft Eltern genauso wie Menschen, die Angehörige pflegen. Hierbei steht das Bestreben im Vordergrund, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Dabei fällt auf, dass Teilzeitarbeit in Österreich wesentlich häufiger von weiblichen als von männlichen Mitarbeitern in Anspruch genommen wird. (Vgl. Statistik Austria, 2016.)
Vorteile von Teilzeitarbeit
für Unternehmen
Ein anhaltendes Thema für Unternehmen ist der beständige Wandel am Arbeitsmarkt. Die demografische Entwicklung bringt ein wachsendes Defizit an qualifizierten Erwerbstätigen mit sich. Die Herausforderung besteht nun darin, Personal zu binden und qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen. (Vgl. Schneider/Quednau 2012.) Dabei wäre es beinahe fahrlässig, die immer größer werdende Gruppe der Teilzeitmitarbeitenden außer Acht zu lassen.
Studien zeigen, dass Unternehmen mit familienbewusster Personalpolitik eine höhere Zufriedenheit der Mitarbeitenden verzeichnen können. Ein Effekt dessen sei ein Anstieg der Produktivität, was wiederum zu einem größeren Output führe. (Vgl. Schneider/Quednau 2012.) Durch motivierte und langfristig an das Unternehmen gebundene Arbeitskräfte werde außerdem relevantes Wissen im Unternehmen gehalten. Weiters konnte nachgewiesen werden, dass durch Familienbewusstsein seitens der Organisation die krankheitsbedingten Fehltage sowie die Fluktuationsrate sinken. Dies alles trägt unmittelbar zur Effizienz eines Unternehmens bei. (Vgl. Schneider/Quednau 2012.) Ein klarer Vorteil, der sich auch daraus ergeben kann: Familienbewusstes Handeln wirkt sich positiv auf das Image aus und steigert auf diese Weise den Wert der Arbeitgebermarke.
Teilzeitarbeit birgt Chancen – aber auch Herausforderungen
In der wissenschaftlichen Literatur lassen sich zahlreiche Vorteile für die Etablierung familienfreundlicher Rahmenbedingungen finden. Teilzeitkräfte seien motivierter, produktiver und flexibler. Insbesondere bei Aufgaben, die eine hohe Konzentrationsfähigkeit erfordern, werden sie als leistungsfähiger als Vollzeitkräfte beschrieben. (Vgl. Ulrich/Wiese 2011) Zudem seien bei Teilzeitkräften geringere Fehlzeiten, höhere Motivation sowie Flexibilität und bessere Kapazitätsausnutzungen gegeben. (Vgl. Rosendaal 2003.)
Doch alles hat zwei Seiten. Im Fall der Teilzeitarbeit beansprucht die flexiblere Zeiteinteilung auch einen höheren Koordinationsaufwand für Führungskräfte. (Vgl. Rosendaal 2003.) Es kann nicht jederzeit auf die gesamte Mitarbeiterschaft zugegriffen werden. Teams müssen intensiver planen, Arbeit muss trotzdem angemessen und fair verteilt werden. Dies führt dazu, dass Teilzeitmitarbeitende derzeit noch geringe Chancen haben, sich als Führungskräfte zu etablieren, da diese immer noch stark an ihrer Präsenz im Unternehmen gemessen werden.
Auch wenn die diversen Perspektiven auf das Thema bereits vielfach wissenschaftlich untersucht wurden, fehlt in einigen Punkten doch wesentliche empirische Evidenz. Dies war Ausgangspunkt einer Studie.
Die Studie
Im Auftrag der Arbeitswelten Consulting (www.arbeitswelten.at) sowie der Familie & Beruf Management GmbH (www.familieundberuf.at) führt das Institut für Personal & Organisation der FHWien der WKW derzeit eine umfassende Studie durch. Fokus hierbei ist die Untersuchung möglicher Vorteile von Teilzeitbeschäftigung für Arbeitgeber. Eine umfangreiche qualitative Vorstudie wurde bereits innerhalb eines Praxisprojekts im Bachelorstudiengang »Personalmanagement« durchgeführt. Basierend auf den bereits durchgeführten 40 Interviews wird nun eine groß angelegte quantitative Studie angeschlossen. Hier sollen die Sichtweisen von Führungskräften, Vollzeitmitarbeitenden und Teilzeitmitarbeitenden einander gegenübergestellt werden. Erste Ergebnisse werden voraussichtlich im Frühjahr 2017 präsentiert.
Haben Sie Fragen zur Studie?
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:
anja.lasofsky-blahut@fh-wien.ac.at
Referenzen und Literaturempfehlungen
Mazal, Wolfgang (Hrsg.) (2011): Teilzeit. Eine Studie von betrieblichen Effekten von Teilzeitbeschäftigung. Forschungsbericht Nr. 6. Österreichisches Institut für Familienforschung. Universität Wien.
Rosendaal, Bastiaan W. (2003): Dealing with part-time work. In: Personnel Review. 32/4, S.474-491.
Schneider, Helmut/Quednau, Anja (2012): Vereinbarkeit von Familie und Beruf in österreichischen Unternehmen – Status quo und betriebswirtschaftliche Effekte. Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung. Kurzfassung. In: Familie & Beruf, Mai 2012, http://www.familieundberuf.at/fileadmin/user_upload/Studien_und_Literatur/Studie_Vereinbarkeit_v.F_B_in_OE_Unternehmen__1_.pdf.
Ulich, Eberhard/Wiese, Bettina S. (2011): Lebensfreundliche Arbeitszeiten. In: Ulich, Eberhard/Wiese, Bettina S. (Hrsg.): Life Domain Balance. Konzepte zur Verbesserung der Lebensqualität. Wiesbaden: Gabler Verlag, S.111-129.