Welche Anlässe gibt es für ein Coaching? Welche Ziele verfolgt ein Coaching? Und wie finden Führungskräfte einen geeigneten Coach? Christian Fuchs im Interview.
Was sind derzeit die häufigsten Anlässe für ein Business-Coaching?
Coachingbedarf besteht vor allem bei kritischen Situationen und Konflikten. Das wären Kommunikations- und Kooperationsprobleme im Team oder mit einzelnen Mitarbeitern wie auch Kunden und natürlich auch mit dem eigenen Vorgesetzten. Häufig sind akute oder festgefahrene Konflikte zwischen Führungskräften oder ganzen Unternehmensbereichen entscheidende Themen. Ebenfalls bietet sich ein vertrauensvolles Coaching bei Fragen der persönlichen Entwicklung an. Es sind damit alle Anliegen gemeint, in denen der Coachee von sich aus ein neues Verhalten lernen oder eine innere Einstellung verändern möchte. Als Beispiele können anstehende Karriereentscheidungen, berufliche Umorientierung sowie bei seelischen oder körperlichen Symptomen von Überforderung, Überarbeitung und auch Sinn- und Motivationsverlust dafür angeführt werden. Weiters wird Coaching im beruflichen Kontext bei Veränderungen der Rahmenbedingungen und Rollenanforderungen als begleitende Maßnahme herangezogen. Dies im Besonderen bei Umstrukturierungen, Verkauf des Unternehmens, Fusionen, neuen Führungsaufgaben, Versetzungen, Kündigungen und natürlich bei einer Veränderung der Innenpolitik des Unternehmens. Auch gilt es, Vision, Ziele, und Strategien auszumachen und die für sich bestimmenden Werte klar darzulegen.
Welche Ziele verfolgt ein Coaching?
Das definitive Ziel von Coaching sehe ich darin, einen bestehenden Zustand zu verbessern, Klarheit zu schaffen und einen guten Weg für die Zukunft zu gestalten. Coaching ist die Kunst, Menschen erfolgreicher und zufriedener zu machen. Mehr und mehr Menschen sind im Geschäfts- und Privatleben heute dringend darauf angewiesen, unter fachlicher Begleitung ihren gegenwärtigen Standort zu klären, ihre Ziele zu definieren und die notwendigen Schritte dorthin festzulegen.
Worauf ist bei der Auswahl eines Coachs zu achten?
Coaching ist sehr auf Vertrauen aufgebaut und es gilt, die Zukunft des Coachee in die richtigen Bahnen zu lenken. Es ist wichtig, dass der Coach die Grundlagen einer personenzentrierten Einzelberatung beherrscht. Er sollte daher individuell prozessorientiert vorgehen und sich mit einer positiv-wertschätzenden Grundhaltung in den Dienst des Coachee stellen können. Coaching ist auch höchst komplex mit den Anforderungen im beruflichen Umfeld verstrickt und der Coach sollte den Coachee aufgaben- und leistungsbezogen in der Wahrnehmung seiner beruflichen Rolle beraten können. Es erweist sich daher als nützlich, wenn der Coach auf eigene Berufserfahrung in der Unternehmenswelt verweisen kann. Ich bringe gerne den Vergleich mit Marathonläufern. Die werden im Alter und mit der Anzahl der absolvierten Läufe auch immer besser, und noch kein junger Marathonläufer hat jemals einen Rekord aufgestellt. Je breiter das Spektrum der Kompetenzen (Feldkompetenz und Felderfahrung, personale Kompetenz und Selbsterfahrung, Beratungsmethodik und Beratungserfahrung) und praktischer Umsetzung, desto besser kann sich der Coach auf die individuelle Situation des Coachee einstellen.
Was halten Sie von digitalem Coaching?
Wenn sich Coach und Coachee dabei wohl fühlen, why not? Mir persönlich ist die unmittelbare Begegnung mit dem Coachee sehr wichtig und ich bekomme dies immer wieder von meinen Klienten auch aus ihrer Sicht bestätigt. Digitales Coaching sehe ich vorerst als vereinzelte Maßnahme an, wenn die Zeit drängt oder ein akutes Thema ansteht und man sich nicht treffen kann. Wir werden sehen, wohin die Reise geht. Ich darf in diesem Zusammenhang Nestroy zitieren: »Überhaupt hat der Fortschritt das an sich, dass er größer ausschaut, als er wirklich ist.«