Zur Erweiterung ihrer Management- und Leadership-Fähigkeiten entscheiden sich zunehmend mehr Techniker für einen MBA-Lehrgang. Häufig sind diese in verschiedene Module unterteilt. Ein solches dreitägiges Modul fand kürzlich im Hotel Schachner in Maria Taferl statt. Es versammelte 20 Teilnehmer, die eine Vielfalt an Hintergründen und Erfahrungen mitbrachten: Sie kamen aus neun unterschiedlichen Ländern und deckten ein Altersspektrum von 24 bis über 50 Jahre ab. Ihr gemeinsames Anliegen war es, innerhalb von vier Semestern den begehrten MBA-Titel der Academy for Continuing Education der TU Wien zu erlangen. Doch darüber hinaus einte sie das Streben, tiefergehendes Wissen in Betriebswirtschaft sowie in essenziellen Soft Skills wie Führung und Kommunikation zu erlangen. Die Mehrheit der Seminarteilnehmer sind Absolventen technischer Universitäten und bringen Berufserfahrungen aus diversen Branchen und Ländern mit. Während dieser intensiven Tage diente Englisch als Brücke und gemeinsame Sprache.
Im Kern orientierte sich das Training am Konzept der Leadership Value Chains. Darin werden Execution, die inhaltliche Dimension der Führung, Engagement, die soziale Dimension der Führung und Enhancement, die zukunftsorientierte Dimension der Führung, unterschieden. Die Teilnehmer bekommen daher einen klaren und wissenschaftlich fundierten Orientierungsrahmen, den sie dann auch in der Praxis nutzen können, um ihre Führungseffektivität zu steigern.
Das Seminar stand unter der Leitung von Astrid Kleinhanns-Rollé und Wolfgang Güttel, die beide eine beeindruckende Kombination aus akademischer Expertise und praktischer Erfahrung in Führung und Management mitbrachten. Sie strukturierten die Inhalte dieses Seminars in mehrere Bausteine, um ein umfassendes und interaktives Lernerlebnis zu schaffen:
- Methoden & Tools: Hier wurden praktische Werkzeuge und Strategien für effektives Management vorgestellt.
- Theorien und Konzepte: Dieser Teil widmete sich den grundlegenden und fortschrittlichen Managementtheorien.
- Case Studys & Übungen: Durch Fallstudien und praktische Übungen konnten die Teilnehmer das Gelernte direkt anwenden.
- Reflections & Diskussion: Dieser Abschnitt bot Raum für Reflexion und tiefgehende Diskussionen, um das Verständnis zu fördern.
- Experience Exchange: ein wichtiger Bestandteil, der den Austausch von Erfahrungen und Perspektiven zwischen den Teilnehmern ermöglichte.
Durch diese strukturierte Herangehensweise konnten die Teilnehmer ein ganzheitliches Verständnis von Führung und Management entwickeln, das sowohl theoretisch fundiert als auch praxisorientiert war.
Während der Theorieeinheiten des Seminars erhielten die Teilnehmer einen Einblick in diverse Management- und Kommunikationstheorien. Diese Sitzungen waren nicht nur auf das Erlernen der Theorien ausgerichtet, sondern legten auch einen starken Schwerpunkt auf die praktische Anwendung. Ein wesentlicher Teil des Programms war der ausgiebige Raum für Reflexion und Austausch von Erfahrungen. Nach jeder Theorieeinheit wurden die Teilnehmer dazu angeregt, sich in kleinen Gruppen zusammenzufinden. In diesen Diskussionsrunden hatten sie die Gelegenheit, das Gelernte zu vertiefen, indem sie erörterten, wie die neuen Erkenntnisse in ihrem täglichen Arbeitsumfeld Anwendung finden könnten.
Die Themen umfassen die wichtigsten Eckpunkte der aktuellen Führungs- und Managementtheorien wie Motivation, Teamentwicklung, Team-Performance, Teamkommunikation und vieles mehr.
Das Seminar bereicherte sein Programm durch den Einbezug von verschiedenen Kurzvideos renommierter Experten, welche die Lerninhalte lebendig ergänzten. Ein Beispiel hierfür war das inspirierende Video von Simon Sinek, bekannt für seine Arbeit zum Thema »Why«. Diese visuellen Beiträge dienten als Ausgangspunkt für tiefgehende Gespräche unter den Teilnehmern, in denen sie ihre persönlichen Stärken und Leidenschaften erkundeten. Diese Reflexionen waren nicht nur aufschlussreich, sondern halfen den Teilnehmern auch, ihre eigene berufliche und persönliche Entwicklung als Führungskraft besser zu verstehen und zu gestalten. Im Zusammenhang mit der Motivation seines Teams wurde auch die Self-Determination Theory (SDT) von Edward L. Deci und Richard M. Ryan vorgestellt. Diese Theorie konzentriert sich auf drei zentrale psychologische Bedürfnisse: Autonomie (Selbstbestimmung), Kompetenz (Effektivität und Weiterentwicklung) und soziale Eingebundenheit (Beziehungen und Zugehörigkeit). Sie unterscheidet zudem zwischen intrinsischer Motivation, die aus eigenem Interesse entsteht, und extrinsischer Motivation, die durch äußere Faktoren wie Belohnungen oder Anerkennung beeinflusst wird.
Während des Seminars wurden die Theorieinhalte durch praktische Outdoor-Übungen lebendig umgesetzt. Eine solche Übung forderte die Teilnehmer heraus, aus verschiedenen Materialien eine Konstruktionsaufgabe zu lösen, ohne dabei spezifische Anweisungen oder Rollen vorzugeben. Diese Aufgabe offenbarte interessante Dynamiken in der Gruppenführung, einschließlich der Entstehung eines informellen Führers und der Missachtung einer fachlich geeigneten Person. Diese Erfahrung bot den Teilnehmern wertvolle Einblicke in Teamarbeit und Führungsstile.
Eine weitere Übung teilte die Gruppe in Führungsteams und Mitarbeiter, die eine gemeinsame Aufgaben lösen sollten, allerdings ein unterschiedliches Ausmaß an Informationen dafür zur Verfügung hatten und sich dabei nur beschränkt austauschen konnten. Die Aufgabe zeigte die Herausforderungen und Stolpersteine in der Kommunikation. Diese Aktivitäten führten zu zahlreichen »Aha-Momenten« und Lerneffekten für die Teilnehmer, die anschließend im Licht bekannter Kommunikationstheorien, wie jener von Paul Watzlawick, reflektiert wurden.
Fazit
Der Leadership-Abschnitt des MBA-Programms bietet den Teilnehmern einen umfassenden und interaktiven Einblick in die Themen Führung und Kommunikation. Über das reine akademische Studium hinaus werden diese Themen lebendig, praxisnah und erfahrungsorientiert vermittelt. Die Vielfalt der Gruppenzusammensetzung und die Verwendung von Englisch als Seminarsprache bereichern das Lernerlebnis zusätzlich durch die Förderung von interkultureller Kommunikation. Dies ermöglicht den Teilnehmern, wertvolle Einsichten in Führungsstile und -praktiken aus verschiedenen Kulturen zu gewinnen und auszutauschen.
