Warum Manager zu Felix Gottwald und Anna Demel in die -»Dunkelkammer« -gehen sollten und was sie dabei lernen können.
»Sicht ins Dunkel« hieß das Seminar-Highlight von IT&O zum zweijährigen Firmenjubiläum des Unternehmens. IT&O hat sich darauf spezialisiert, verschiedene Seminarthemen wie z. B. Präsentationstrainings und Führungstrainings in absoluter Dunkelheit abzuhalten. Warum das Ganze? Um dabei frei von Ablenkung die Unterschiede in der Kommunikation und der Wahrnehmung besser zu erleben.
Worum es im Seminar »Sicht ins Dunkel« wirklich gehen sollte, war mir vor dem Seminar nicht ganz klar, auch die Seminarbeschreibung half mir nicht weiter. Felix Gottwald, mehrfacher Olympia-Sieger in der Nordischen Kombination, ist einer der beiden Trainer, das interessierte mich schon sehr.
Begrüßt werden die Teilnehmer noch im Hellen von den beiden Trainern Felix Gottwald und Anna Demel mit dem zweideutigen Satz: »Ich freue mich, Euch heute hier zu sehen.«
Der Tag dient unter anderem dem Bewusstwerden der Sinne, nicht nur des Sehsinns. Tast- und Riechsinn werden später noch gefordert. Anna Demel erklärt den Vorteil der Dunkelheit: »Wir nehmen wahr, wovon wir vielfach getrennt sind – ohne dass uns das im Alltags bewusst ist: Wir nehmen uns selbst wahr! Unser Selbstgefühl ist unser verlässlichster innerer Navigator. Es führt uns sicher, damit wir erfolgreich führen können.«
Im ersten Teil des Seminars erzählt Felix Gottwald, was ihn im Sport immer angetrieben hat, und wie er es geschafft hat, unter anderem Weltmeister zu werden. Als eines der wichtigsten Erfolgskriterien nennt Gottwald Disziplin, und erzählt auch gleich seine Auslegung davon: »Erst etwas ausprobieren, und dann darüber urteilen.« Weitere wichtige Punkte: »Eigenverantwortung, realistische Ziele und auch Etappenziele setzen.« Naja … irgendwie wusste ich das vorher auch schon.
Nach einem einstündigen Vortrag sind die Teilnehmer dran. Diese sollen sich 60 Sekunden in Form einer Kurzpräsentation vorstellen. Die übliche leichte Nervösität macht sich bei den meisten breit, so schlimm ist es dann aber nicht. Anna Demel fragt nach einer kurzen Pause: »Wart ihr jetzt alle auf dem Klo?« »Ja.« »Gut, dann gehen wir jetzt in den Dunkel-Raum.«
Gemeinsam mit dem Team des »Vier-Sinne-Restaurants« werden wir in die Dunkelheit gelassen und in Form eines Sesselkreises platziert. Zumindest denken wir, dass es ein Kreis ist. Wir unterhalten uns kurz, gewöhnen uns daran und machen ein paar interessante Übungen.
Wir werden unter anderem aufgefordert, etwas zu erzählen. Die wesentliche Erkenntnis folgt sofort: Wenn mich andere, fremde Menschen nicht sehen, ist es für mich viel leichter, zu allen zu sprechen, als wenn alle Augen auf mich gerichtet sind.
Nach rund einer Stunde verlassen wir die Dunkelheit und machen noch eine Übung im Hellen: Wahrnehmen! Sitzen, unserem Partner in die Augen sehen, spüren und wahrnehmen, was ich gerade fühle – interessante Erkenntnisse wie z. B. das Wahrnehmen des eigenen Herzschlags oder der eigenen Atmung.
Das Mittagessen wird im Dunkeln eingenommen. Perfekt organisiert, bekommt der Vegetarier Fleischloses und auch der Allergiker seine entsprechende Mahlzeit. Die Qualität des Essens ist hervorragend, auch wenn viele von uns nur raten können, was wir essen. Wirklich wissen tun wir es nicht. Witzig, ich dachte immer, dass es leicht ist, herauszufinden, was auf meinem Teller liegt.
Auch der Nachmittag bringt zahlreiche Übungen mit sich und vor allem auch viel Freude.
Fazit:
Ein wirklich schöner Tag, mit vielen Erkenntnissen und Aha-Effekten. Die Dunkelheit ist anfangs etwas befremdend. Ich habe mich schnell daran gewöhnt, mich wohl gefühlt und fand es ziemlich bald eine super Idee. Das Eintages-Seminar ist mit 780,– € ein sehr teures, was wohl auch mit Felix Gottwald zu tun hat. Es ist durchaus interessant, ihn kennengelernt zu haben, das Seminar wäre aber auch ohne ihn ausgekommen.