Die letzten Monate haben uns gezeigt, dass Gesundheit auch für vitale Menschen keine Selbstverständlichkeit, sondern ein wertvolles Gut ist.
Gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Gesundheit ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Corporate Health folgt diesem umfassenderen Verständnis von Gesundheitsförderung. Es initiiert proaktiv Maßnahmen, um die Gesundheit der Mitarbeiter nicht nur zu schützen, sondern auch zu fördern. Viele Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind derzeit nicht möglich. Daher ist es jetzt ganz besonders wichtig, die Eigenverantwortung der Mitarbeiter für ihre Gesundheit zu stärken. Den Führungskräften kommt dabei eine Vorbildwirkung zu.
Berufliche Beziehungen sind gesundheitsfördernd
Für viele steigt in Zeiten von Home-Office der soziale Stress. Sowohl in der Tatsache, dass unsere Kontakte mit anderen beschränkt sind, als auch, dass man sich in Mehrpersonenhaushalten zusammengesperrt fühlt. Evolutionspsychologen gehen davon aus, dass wir, in vielerlei Hinsicht körperlich sehr fragilen Homo Sapiens, uns bewährt und durchgesetzt haben, weil wir außerordentlich kooperationsfähig sind. Unser Hirn ist optimiert für das Überleben der Gemeinschaft in der Steppe. Uns vom »Rudel« abgeschnitten oder ausgeschlossen zu fühlen, ist daher einer der mächtigsten Stressfaktoren. Mangelnde Kommunikation ist gleich eine dreifache emotionale Ohrfeige: Erstens grenzt es aus. Schließlich gibt es die Wissenden und die Unwissenden. Zweitens ist es abwertend im Sinne von: »Ihr braucht das gar nicht zu wissen. Ihr versteht das ohnedies nicht.« Und drittens signalisiert es auch: »Ihr seid es nicht wert, dass ich mir die Zeit zum Reden nehme.« Von daher bin ich überzeugt: Am meisten Zeit kosten die Gespräche, die man versäumt hat zu führen. Konflikte – insbesondere schwelende, schwer greifbare – belasten einerseits die Gesundheit der Einzelnen mehr als eine hohe Arbeitslast und kosten andererseits die Unternehmen extrem viel an Effektivität in der Zusammenarbeit.
Gesunde Life-in-Balance
In Krisenzeiten zeigt sich noch viel mehr als sonst, wie eng verwoben mittlerweile berufliche und private Lebensbereiche sind. Anstatt Berufliches und Privates trennen zu wollen, ist es viel klüger, diese sinnvoll miteinander zu verbinden. Es ist gar nicht so einfach, den unterschiedlichen Lebensbereichen ausreichend Zeit einzuräumen und bewusst zwischen den Lebensbereichen zu wechseln.
Der Begriff »Work-Life-Balance« geht von einer klaren Trennung zwischen Erwerbstätigkeit und Freizeit aus. Nicht nur, wenn man mit Familienangehörigen in einem Haushalt lebt, verschwimmen im Home-Office die Grenzen. Abgesehen davon, dass wir – zumindest biologisch – auch während der Arbeitszeit lebendig sind. Work ist ein wesentlicher Teil und großer Zeitanteil von Life – kein komplementärer Gegensatz dazu. Ich bevorzuge daher den Begriff »Life-in-Balance« und meine damit sowohl eine Balance zwischen als auch innerhalb der unterschiedlichen privaten und beruflichen Lebensbereiche. Das einfache Ritual, sich in der Früh zu fragen, »Worauf freue ich mich heute in allen Lebensbereichen?,« ist dafür sehr förderlich. Ich als Mensch, Partner, Elternteil, Freund, Berufstätiger, Ehrenamtlicher. Ganz wichtig ist dabei, dass Sie nicht auf sich selbst vergessen. Selbstfürsorglichkeit ist die Voraussetzung, um gute Leistungen erbringen und andere unterstützen zu können. Am Abend können sich sich dann die Frage stellen: »Wofür bin ich dankbar in den unterschiedlichen Lebensbereichen?«
In einer schulmedizinischen Studie wurden Menschen vor Beginn und nach vier Wochen einer Blutanalyse unterzogen. Dazu wurden sie in drei Gruppen geteilt. Teilnehmer der ersten Gruppe haben normal weitergelebt. Die der zweiten Gruppe haben täglich abends sich 3 Dinge bewusst gemacht, für die sie dankbar sind. Die der dritten Gruppe haben das Pfadfinderprinzip beherzigt: Jeden Tag eine gute Tat. Sie haben täglich jemandem Freude gemacht. Die Ergebnisse waren höchst eindrücklich. »Wenn man nichts ändert, ändert sich nichts«, war kein überraschendes Ergebnis der ersten Gruppe. Doch die Menschen der zweiten und dritten Gruppe hatten hoch signifikant bessere Blutwerte. So haben sich z. B. die Infektionsmarker, die die sogenannten stillen Entzündungen im Körper anzeigen, im Schnitt um ein Drittel reduziert.
Regenerative Stressresistenz
Innerhalb der einzelnen Lebensbereiche braucht es ein gesundes Gleichgewicht zwischen Anspannung und Leistungsfähigkeit auf der einen Seite und Regeneration, das heißt Entspannung und Erholung, auf der anderen Seite. »Wie gut kennen und nutzen Sie Ihre persönlichen Quellen des Auftankens?« ist dabei eine zentrale Frage. Achtung: Diese Quellen sind individuell höchst unterschiedlich. Leider ist in unserer Gesellschaft mittlerweile Freizeitstress ein weit verbreitetes Phänomen. FOMO steht für fear of missing out. Viele haben die Angst, etwas zu verpassen und geraten so auch in der Freizeit in ein kontraproduktives Hamsterrad. Der Trendforscher Matthias Horx identifiziert Achtsamkeit als Megatrend im Digitalen Zeitalter. Er sieht darin eine Emanzipation von der Fremdsteuerung durch automatisierte Abläufe.
Für meinen Vater war es noch ein Zeichen der Stärke, durchzuarbeiten. Er hat Nichtarbeiten als Faulheit verurteilt. In der Formel 1 ist der Boxenstopp nicht mehr wegzudenken. Leistungssportler brauchen selbstverständlich auch Trainingspausen. Gönnen Sie sich auch immer wieder Auszeit, um sich zu sammeln.
Herzratenvariabilität
Durch die Messung der Herzratenvariabilität wird das »Lebensfeuer« und damit die Gesundheit und Leistungsstärke sichtbar. Mit einfachen 24-Stunden-Messungen des Herzschlags (nicht des Pulsschlags) im Alltag können Sie mit eigenen Augen sehen, wie Ihr autonomes Nervensystem auf die unterschiedlichen beruflichen und privaten Lebenssituationen reagiert: Egal ob Sport oder konzentriertes Arbeiten oder Meeting oder Essen: Sie können erkennen, was Ihre Kraftpotenziale, Leistungsstärke und Regenerationsfähigkeit fördert oder drosselt. Was bringt Sie in den besonders leistungsstarken und kreativen Flow, bei dem sowohl der Sympathikus für Antrieb als auch der Parasympathikus für Entspannung sorgt? Ist Ihre Freizeit wirklich erholsam? Sind Sie gesund, müde oder krankmachend erschöpft? Können in Ihrem Schlaf die gesundheitsfördernden regenerativen Prozesse in Ihrem Körper ablaufen?
Eine neue Generation ist My Autonom Health: Mitarbeiter erhalten einen Brustgurt mit einem kleinen Sensor, der jeden einzelnen Herzschlag misst. Dieser ist über Bluetooth mit einer App auf dem Mobiltelefon verbunden. So kann man im wahrsten Sinn des Wortes auf die eigene Gesundheit schauen. Das ermöglicht Eigenverantwortung und Eigenwirksamkeit der Lebens-FÜHRUNG für Gesundheit und Wohlbefinden.
Gesundheitsförderung wird damit individualisiert. Alle Maßnahmen, die Sie in Ihren Programmen von Corporate Health und Betrieblicher Gesundheitsförderung anbieten, können damit auf ihre Wirksamkeit bei den Einzelnen evaluiert werden.