Dieser Artikel beschreibt »Green Learning« und zeigt konkrete Strategien auf, wie Weiterbildung nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden kann.
Die Bewältigung des Klimawandels erfordert von uns allen eine Anpassung unserer Lebens- und Arbeitsweisen. Auch in der Weiterbildung können Unternehmen und Privatpersonen dazu beitragen, die Umweltauswirkungen zu minimieren und sich für nachhaltigere Praktiken zu entscheiden. Im Folgenden finden HR-Experten praktische Tipps zur Gestaltung umweltfreundlicher Bildungsinitiativen. Dabei werden hier ausschließlich ökologische Aspekte berücksichtigt und keine didaktischen. Die Maßnahmen sollen einen Überblick darüber geben, was alles in die Planung von Seminaren einfließen sollte.
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, wie viele CO2-Emissionen ein Präsenzseminar tatsächlich verursacht? Ein Whitepaper der time4you GmbH aus dem März 2023 hat genau dies berechnet und darüber hinaus weitere relevante Punkte aufgezeigt.
Gedankenexperiment
Rechnen wir einmal aus, welche CO2-Emissionen ein extern durchgeführtes Seminar haben kann. Dazu nehmen wir an:
- Seminardauer: 1 Tag
- Genutzte Fläche im Seminarhaus: (anteilig) 100 m2
- Verpflegung am Seminartag: Mittagessen, zwei Kaffeepausen
- 14 Teilnehmer, dazu 1 Trainer
- 12 Hotelübernachtungen
- Anreise der Beteiligten aus der Region: 1 mit dem Fahrrad, 1 mit dem PKW, 1 mit der Straßenbahn (einfache Strecke jeweils 7,5 km)
Anreise der Beteiligten von auswärts: 6 mit dem Fernzug, 4 mit dem PKW (einfache Strecke: 300 km), 2 per Kurzstreckenflug
In diesem Beispiel entstehen folgende CO2-Emissionen: (CO2e ist eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase.)
- Betrieb des Seminarorts (Strom, Heizung): 17,4 kg CO2e
- Verpflegung und Unterkunft der Beteiligten: 235,8 kg CO2e
- Mobilität bzw. Anreise der Beteiligten:
936,7 kg CO2e.
Deutlich geringer ins Gewicht fallen die CO2-Emissionen für das Seminarmaterial, von Schreibmaterial bis zu Handouts; vernachlässigen wir sie deshalb in der Rechnung.
Insgesamt produziert also das Tagesseminar fast 1 190 kg CO2e, pro Teilnehmer etwa 80 kg. Zum Vergleich: Im Durchschnitt setzt jeder Bürger im Jahr etwa 11 Tonnen CO2 frei, also durchschnittlich etwa 30 kg pro Tag.
Konkrete Maßnahmen
Wenn die Teilnehmer des vorherigen Beispiels ein ganztägiges Online-Seminar besuchen würden, wären die CO2-Emissionen pro Person erheblich niedriger. Für das Event selbst, inklusive Verpflegung, Strom und Heizung, wären es gerade einmal knapp 7 kg CO2, was weniger als ein Zehntel der Emissionen eines Präsenzseminars entspricht. Das ist aber nur eine, wenn auch die beste, Möglichkeit, wie Personalabteilungen die CO2-Emissionen von Weiterbildung reduzieren können. Übrigens kann es auch hier Sinn machen, Webhosting-Anbieter zu wählen, die erneuerbare Energiequellen nutzen und sich einem nachhaltigen Betrieb verschrieben haben.
Beginnen wir mit der Planung der Veranstaltung. Hier ist es sinnvoll, sich die Bedürfnisse der Teilnehmer anzusehen. Dies bedeutet, dass der Veranstaltungsort so gewählt werden sollte, dass die Teilnehmer kurze Anreisen haben und öffentliche Verkehrsmittel nutzen können. Gleichzeitig könnten Sie als Unternehmen die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln fördern und in der Ausschreibung darauf hinweisen. Auch Fahrgemeinschaften zu organisieren kann helfen, Treibhausgase zu reduzieren. Darüber hinaus sollte die Veranstaltung so geplant sein, dass keine Übernachtungen notwendig sind. Dies reduziert nicht nur den CO2-Ausstoß durch Reisen, sondern spart auch Kosten und Zeit.
Wenn die Mehrheit der Gäste mit dem Flugzeug anreist (vorausgesetzt eine Online-Option stellt keine Alternative dar), ist es eine Möglichkeit, gleich das Flughafen-Hotel zu nutzen, so müssen nicht alle noch weiter in die Stadt reisen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überprüfung aller eingesetzten Mittel auf ihre Notwendigkeit. Dies beginnt bei der verwendeten Technik und inkludiert sogar den Schreibblock. Jedes Element, das nicht unbedingt notwendig ist, sollte vermieden werden, um Ressourcen zu sparen und Abfall zu reduzieren. Darüber hinaus sollten ökologisch verträgliche und nachhaltig produzierte Produkte bevorzugt werden. Dies gilt insbesondere für Produkte von lokalen oder regionalen Anbietern, da diese oft einen geringeren ökologischen Fußabdruck haben und gleichzeitig die lokale Wirtschaft unterstützen. Einige Hotels in Österreich haben Öko-Zertifikate und können daher dazu beitragen, ein Seminar oder eine andere Veranstaltung nachhaltiger zu machen. Das inkludiert natürlich auch die Verpflegung während des Seminars.
Seien Sie kreativ bei der Gestaltung klimafreundlicher Veranstaltungen. So können beispielsweise Präsenzveranstaltungen klimaverträglicher gestaltet werden, indem Räume weniger geheizt oder nicht mit Klimaanlagen gekühlt werden. Dies kann durch eine sorgfältige Planung der Jahreszeiten und der Raum- und Zeitplanung erreicht werden. Im Sommer können Veranstaltungen ins Freie verlegt werden, während in der kühleren Jahreszeit Bewegungsübungen eingebaut werden können, um weniger heizen zu müssen.
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, Weiterbildung klimafreundlicher zu gestalten. Von der Planung der Veranstaltungen über die Auswahl der eingesetzten Mittel bis hin zur Nutzung digitaler Lösungen kann jeder Schritt dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck der Weiterbildung zu reduzieren und einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Manchmal stehen Umweltziele in Konflikt zu Lernzielen. Hier gilt es, eine sinnvolle Abwägung vorzunehmen. Es liegt an uns allen, die Möglichkeiten zu nutzen und so unseren Beitrag zum Schutz unseres Planeten zu leisten. Denn wie ein Sprichwort sagt: »You are never too small to make a difference.«