Wie ein oberösterreichisches Familienunternehmen maßgeschneiderte Seminare umsetzt, und warum diese für den Erfolg ausschlaggebend sind, lesen Sie hier.
Es gibt nur wenige Unternehmen, die ihre Mitarbeiter so konsequent schulen wie die Forstenlechner Installationstechnik in Perg. Margit Forstenlechner erhielt mit nur 19 Jahren die Geschäftsführung des damals noch kleinen Installationsbetriebes von ihren Eltern übertragen. Neben einer kaufmännischen Ausbildung lernte sie den Beruf des Installateurs, brachte sich Schweißen bei und erarbeitete sich somit den Respekt ihrer anfangs drei Mitarbeiter. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie den Betrieb zu einem führenden regionalen Technologieunternehmen mit 125 Mitarbeitern ausgebaut. Ihre Tochter Elisabeth Forstenlechner ist seit 2015 ebenfalls im Unternehmen tätig.
Das Unternehmen wurde 1976 gegründet. Ursprünglich war es »nur« im Bereich Gebäudetechnik tätig. 1983 hat Forstenlechner ein neues Geschäftsfeld eröffnet, den Anlagenbau.
Das Fundament des Unternehmenserfolges war seit jeher die maßgeschneiderte Ausbildung der Belegschaft. Die Unternehmensgeschichte zeigt: Der Weg hat sich ausgezahlt.
TRAiNiNG hat mit Margit und Elisabeth Forstenlechner, Regina Breidenbroich und Günter Znidersic ein ausführliches Interview über die maßgeschneiderten Seminare und Ausbildungen geführt.
Berufsbegleitende Ausbildung hat in Ihrem Unternehmen Tradition. Wann und wie haben Sie begonnen, Ihre Mitarbeiter zu schulen?
Margit Forstenlechner: Es hat alles mit unseren Lehrlingen begonnen. Ich habe früh festgestellt, dass ich in der Geschäftsführung zu weit von den Lehrlingen »weg« bin, da sie morgens früh zu den Baustellen aufbrechen und erst abends wieder zurück sind – somit ist der tatsächliche persönliche Kontakt stark auf den Monteur beschränkt, der sie ausbildet, der direkte Kontakt zur Unternehmensführung jedoch sehr spärlich. Ich habe gespürt, dass es eine grundlegende Entwicklung unserer Lehrlinge braucht, um ihnen Werte des Unternehmens und die Firmenphilosophie, die für uns als Familienunternehmen einen zentralen Stellenwert hat, mitzugeben. Ursprünglich starteten wir mit einem einzigen internen Seminartag. Wir haben uns damals selbst ein Programm zusammengestellt. Das war zu einer Zeit, als solche Maßnahmen noch ganz unüblich waren. Anfangs wurden wir belächelt, es gab ja damals genug Lehrlinge, aber mir war das seit jeher wichtig. Zu Beginn war ich Geschäftsführerin und Trainerin in einer Person. Heute sind wir froh, dass wir mit Regina Breidenbroich eine Spezialistin gefunden haben, die uns perfekt unterstützt.
Sie sind nun seit vielen Jahren Trainerin für die Firma Forstenlechner. Wie charakterisieren Sie die Mitarbeiter des Unternehmens?
Regina Breidenbroich: Eingangs möchte ich sagen, dass die Kombination aus Geschäftsführerin und Trainerin Vor- und Nachteile hat. Zum einen kennt man das Unternehmen und die Mitarbeiter genau, zum anderen läuft man Gefahr, zu firmenbezogen zu schulen und aktuelle Herausforderungen zu übersehen. Als Externe erfährt man von den Mitarbeitern mehr, man kommt ja von außen. Gerade in diesem Fall ist es gelungen, sehr schnell ein hohes Vertrauen aufzubauen, weil das Unternehmen eine Kultur des Vertrauens lebt. Mittlerweile gestalten die Monteure oder auch die Lehrlinge ihre Schulungsinhalte proaktiv selbst mit. Das ist für eine Trainerin natürlich der absolute Idealfall.
Sie haben einen Trainerpool aus vielen Spezialisten. Wie findet man die richtigen Leute fürs richtige Unternehmen?
Günter Znidersic: Wir bedienen uns unseres großen Trainerpools und kennen natürlich unsere Spezialisten genau. Es ist in der Tat ganz wichtig, die richtigen Personen zusammenzubringen. Der beste Trainer wird scheitern, wenn er die Philosophie des Kunden nicht versteht.
Immer wieder geht es in Unternehmen um die Frage: Was bringen mir Schulungen? Sie werden oft nur als Kostenfaktor gesehen. Warum investieren Sie so viele Ressourcen in die Ausbildung der Mitarbeiter und worin liegen die aktuellen Herausforderungen?
Margit Forstenlechner: 95 % aller unserer Lehrlinge bleiben nach ihrer Ausbildung im Unternehmen, deshalb trifft uns der Fachkräftemangel vorerst noch (!) nicht, auch wenn wir von großen Industriebetrieben umgeben sind, die einen Großteil der Lehrlinge abziehen. Unsere Leute sind unsere Visitenkarte nach außen. Wir sind überzeugt, es sind unsere Mitarbeiter, die den Ruf unseres Unternehmens ausmachen. Und dazu muss man ihnen das Handwerkszeug und die Möglichkeit geben, ihr ganzes Potenzial zu entfalten. Heute profitieren alle unsere Mitarbeiter, nicht nur unsere Lehrlinge, von Fortbildungen. Wir weiteten die Schulungen sukzessive aus. Zuerst hielten wir interne Strategieseminare für Projektleiter und die zweite Führungsebene, heute schulen wir unsere gesamte Belegschaft. Professionelle Unterstützung bekommen wir vom WIFI FIT (Firmen Intern Training). Aktuell sehen wir vor allem Herausforderungen in Themen der Kommunikation und Prozessen. Zwischen Lehrlingen und Monteuren gibt es außerdem immer mehr ein Generationenthema, man spricht nicht mehr die gleiche Sprache. Das wollen wir ausräumen und dazu beitragen, das Verständnis füreinander zu fördern.
Elisabeth Forstenlechner: Die Kultur des Vertrauens ist die Stärke unseres familiengeführten Unternehmens. Wir sehen, dass Mitarbeiter, die bereits mehrere Jahre unsere Seminare absolviert haben, ihre Persönlichkeit stark entwickelten und dies an ihrem selbstbewussten Auftritt sichtbar wird. Das wirkt sich auch auf unsere Kunden aus, die uns immer wieder ihr Vertrauen schenken und uns weiterempfehlen. Mittlerweile haben wir in unseren Seminaren ein Outdoorprogramm aufgenommen, letztes Jahr bauten die Teilnehmer ein Floß, heuer wurden Iglus gebaut. Outdoorprogramme unterstützen die Lerninhalte ideal. Das Verständnis für Teamarbeit und gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten steigt dadurch enorm.
Günter Znidersic: Die Firma Forstenlechner bedient sich aus vielen unserer Schulungsprogramme und erkennt das Potenzial dieser Trainings. Würde sich das Investment nicht rechnen, würde man wohl nicht so viel Wert auf gut ausgebildete Mitarbeiter legen. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht.
