Beim Personalistennetzwerk HR-Circle waren Ende April über 100 Teilnehmer dabei, als Ronny Hollenstein zum Thema »Führen ohne Macht« referierte.
Einmal im Jahr laden das Personalistennetzwerk HR-Circle und der CSR-Circle zu einer gemeinsamen Veranstaltung. HR-Verantwortliche können viel von CSR-Verantwortlichen lernen und natürlich gilt das Gleiche auch umgekehrt. Netzwerken steht im Zentrum der beiden Vereine und wird von den Mitgliedern sehr geschätzt.
Beim HR-Circle sind viele Personalverantwortliche der namhaftesten österreichischen Betriebe Mitglied und besuchen regelmäßig die Treffen, die 6 bis 8 Mal pro Jahr in Wien stattfinden.
Ende April referierte der Trainer und Kommunikationsexperte Ronny Hollenstein (Gruppe Hollenstein) zu dem Thema »Führen ohne Macht – Wie geht das?« Dabei ging es vor allem um Organisationen, die mit ehrenamtlichen Helfern arbeiten, also NPOs, Vereine und politische Parteien. Zu Beginn der Veranstaltung bat der Referent die Teilnehmer darum, sich im Saal so aufzustellen, dass diejenigen, die sich in ihrem Beruf mächtig fühlen auf einer Seite stehen, und diejenigen, die sich wenig bis gar nicht mächtig fühlen, auf der anderen Seite. Dabei definiert er »Macht« als die Kompetenz, entscheiden zu können. Es bot sich ein spannendes Bild, auf dem der Speaker seinen Vortrag aufbaut.
Danach befragt er das Plenum, wer denn überhaupt gerne Entscheidungen trifft. Denn entscheiden wollen und entscheiden können sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Auch hier ist das Publikum gespalten, manche können sich scheinbar gar nicht entscheiden und zeigen überhaupt nicht auf.
Ronny Hollenstein erklärt danach kurz das -VUKA-Konzept: »Das ist ein Modell, welches erklärt, dass unsere heutige Welt volatil, unsicher, komplex und ambivalent ist. Das führt dazu, dass Sicherheit verloren geht. Eine heute getroffene Entscheidung ist vielleicht morgen wieder völliger Blödsinn. Kontroll- und Sicherheitsverlust durch eine komplexe Welt führen häufig zu Burn-out, Zynismus und sogar zum Verlust des Gefühls der Selbstwirksamkeit und damit in Folge zum Abbau von Selbstvertrauen. Entscheidungen zu treffen wird daher immer schwieriger«, erklärt Hollenstein.
Auswirkungen auf Unternehmen
Wenn im Unternehmen keine Entscheidungen mehr getroffen werden (können), hat das negative Auswirkungen:
Weniger Entscheidungen, mehr Besprechungen: Besprechungen werden häufiger und länger, da niemand in der Lage ist, eindeutig zu entscheiden. Man will es ja jedem recht machen.
Absicherungstendenzen: Jede Entscheidung muss abgesichert und mühsam dokumentiert werden. Das ist sehr zeitraubend und gerade für ehrenamtliche Personen sind diese Tätigkeiten stark demotivierend.
Dankbarkeitsdruck: Häufig werden für Freiwillige falsche Versprechen geleistet, im Sinne von »Wir arbeiten daran, es wird besser. Danke dass Sie das verstehen, lieber Freiwillige«. Dann warten alle darauf, dass es besser wird … und das passiert meistens gar nicht.
Durch all diese Faktoren wird eine intrinsische Motivation zu einer extrinsischen. Es werden Dinge versprochen, deretwegen man die Arbeit halt so macht. Hollenstein erklärt das hervorragend am Beispiel von Eltern, die ihren Kindern für gute Noten Geld geben: Vor der monetären Belohnung haben die Kinder vielleicht gerne gelernt und wollten für sich etwas leisten. Dann geben die Eltern für einen Einser etwas Geld an das Kind. Damit verlagert sich die Motivation nach außen hin zum Geld.
In der zweiten Hälfte des Vortrags geht es um Motivation von Mitarbeitern ohne Handlungsspielraum. Dafür nimmt er die Forschungsergebnisse von Aaron Antonovsky (Sozialmediziner in den 60er-Jahren in Israel), der untersucht hatte, was einen Mensch gesund hält. Dabei kamen drei Punkte heraus:
- Sinnhaftigkeit
- Machbarkeit
- Verstehbarkeit
Wenn Führungskräfte von Freiwilligenorganisationen oder anderen Vereinen ohne Macht führen (müssen), ist es sinnvoll, jedem ehrenamtlichen Mitarbeiter den Sinn der gesamten Organisation zu erklären, warum die jeweilige Aufgabe für das Gelingen des Gesamten so wichtig ist.
Weiters geht es darum, die Mitarbeiter nicht formell zu positionieren: In einem klassischen Unternehmen könnte eine Frage lauten: »Wer ist dafür bei uns zuständig?«. Besser wäre es zu fragen: »Wer kann dies und jenes gut und will es machen?«
Und die Freiwilligen müssen verstehen, wie der Verein, die Partei oder das Unternehmen funktioniert, nur so fühlt man sich wirksam.
Gegen Ende des Vortrags geht Ronny Hollenstein noch auf Führungskommunikation ein. Dabei kommt klar heraus, dass bei Führung ohne Macht Wertschätzung praktisch das Gehalt darstellt. Ohne Lob, Dank und Respekt wird es langfristig sehr schwierig, die Mitarbeiter bei Laune zu halten.
In der Fragerunde nach dem Vortag werden noch ein paar konkrete Beispiele des Vortragenden diskutiert, und der Abend endet wie gewohnt bei hervorragendem Essen.
10 Jahre HR-Circle
Alle ein bis zwei Monate bietet der HR-Circle den Personalverantwortlichen an, sich in ungezwungener Atmosphäre zu treffen und dabei gleichzeitig interessante Vorträge aus dem Bereich Human Resources zu hören. Alle Personalisten aus österreichischen Unternehmen sind zu den HR-Circle-Treffen herzlich eingeladen. Details zur sehr kostengünstigen Mitgliedschaft findet man unter www.hrcircle.at.
Für Impulse und die kulinarische Untermalung sorgt der HR-Circle gemeinsam mit seinen Partnern: BONUS Vorsorgekasse AG, Magazin TRAiNiNG, Gruppe Hollenstein, ARS – Akademie für Recht, Steuern & Wirtschaft, derStandard.at/Karriere und DER STANDARD sowie fidelis HR Austria GmbH.
Am 13. Juni 2016 wird im Gartenhotel Altmannsdorf die 10-Jährige-Jubiläumsfeier des HR-Circles gefeiert. Der Speaker Georg Wawschinek wird im Rahmen dieses Anlasses über »Erfolg mit Charisma« referieren.
Cornelia Dankl (Gründungsmitglied vom HR-Circle und CSR-Beauftragte bei der BONUS Vorsorgekasse AG): »Wir freuen uns über unser 10-jähriges Bestehen. Im Juni möchten wir daher mit all unseren Mitgliedern und Vortragenden ausgiebig feiern und uns von einem brillanten Vortrag inspirieren lassen.«
Susanne Heidrich (Geschäftsführerin ARS – Akademie für Recht, Steuern und Wirtschaft): »Wir sind bereits seit 5 Jahren als Partner vom HR-Circle aktiv und freuen uns über das steigende Interesse sowie über das Netzwerken auf Augenhöhe.«
Wolfgang Hosinger (Geschäftsführer fidelis HR Austria): »Wir sind seit diesem Jahr neu dabei und bemerken schon jetzt die großartigen Rückmeldungen aus diesem spannenden Netzwerk.«
Thomas Traudtner (DER STANDARD): »Als Partner vom HR-Circle ist es für uns spannend, am Puls der Zeit zu bleiben und die jeweils aktuellen Themen für HR aus erster Hand zu erfahren.«
Na dann – auf weitere 10 Jahre und mehr!