Was unterscheidet eine wba-Zertifizierung von der ISO-17024-Zertifizierung? Giselheid Wagner, stellvertretende Leiterin der wba, im Gespräch mit TRAiNiNG.
Was ist der Unterschied zwischen der ISO 17024 und einer wba-Zertifzierung?
In Österreich gibt es mehrere große Firmen, die die ISO 17024 anbieten dürfen und dafür auch eine Akkreditierung durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, somit also eine staatliche Anerkennung, haben: z. B. Quality Austria, SystemCert, Wirtschaftskammer Österreich, TÜV. Viele dieser Anbieter arbeiten privatwirtschaftlich. Das ist bereits der erste große Unterschied zur Weiterbildungsakademie: Die wba ist nicht gewinnorientiert, hat dafür aber eine breite Trägerschaft, da sie von den großen gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen, die in der Konferenz der Österreichischen Erwachsenenbildung (KEBÖ) zusammengeschlossen sind, sowie vom Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) entwickelt wurde und getragen wird. Die wba ist also ein speziell auf die österreichische Erwachsenenbildungslandschaft zugeschnittenes Produkt.
Wer ist Zielgruppe eines wba-Zertifikats?
Das wba-Zertifikat hat eine breite Zielgruppe: Alle Erwachsenenbildner, ob sie nun im Training, in der Beratung oder im Bildungsmanagement tätig sind, werden angesprochen und sollen sich idealerweise als Community verstehen. Das Fachtrainerzertifikat hingegen spricht »nur« Trainer an. Das hat Folgen für die geforderten Inhalte: Während das wba-Zertifikat Kompetenzen aus allen Tätigkeitsbereichen der Erwachsenenbildung und vor allem auch pädagogische Kenntnisse sowie soziale und personale Kompetenzen verlangt, müssen für das Fachtrainerzertifikat in erster Linie didaktisch-methodische Skills nachgewiesen werden. Für das wba-Zertifikat müssen Aus- und Weiterbildungen im Ausmaß von mind. 21 ECTS nachgewiesen werden. Für das Fachtrainerzertifikat wird eine Trainerausbildung im Ausmaß von mind. 80 UE verlangt. Das heißt, dass das wba-Zertifikat sowohl vom geforderten Umfang als auch von der inhaltlichen Breite der geforderten Kompetenzen her umfassender ist. Siehe dazu auch die Tabelle unten.
Werden informelle Kompetenzen anerkannt?
Die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen ist bei der wba möglich – das geht beim Fachtrainerzertifikat in dieser Form nicht. Allerdings kann dort langjährige Praxis anstelle der Weiterbildung akzeptiert werden, was in eine ähnliche Richtung weist.
Wie sieht jeweils die Prüfung aus?
Beide Verfahren haben eine Prüfung – bei der wba heißt diese »Zertifizierungswerkstatt« und findet als Assessment in einer Kleingruppe statt, bei der Fachtrainerprüfung gibt es eine Einzelprüfung. Die Prüfung bei der wba dauert 3 Tage und es werden sowohl Kompetenzen im gewählten Tätigkeitsbereich (also wahlweise Training, Beratung, Bildungsmanagement oder Bibliothekswesen) als auch soziale und personale Kompetenzen beurteilt. Die Prüfung zur ISO-Zertifzierung dauert einen Tag. Bei beiden Verfahren geht es darum, eine Live-Sequenz aus der alltäglichen Praxis vorzuführen, zu der im Vorfeld ein schriftliches Konzept erstellt werden muss. Ebenfalls bei beiden Verfahren gibt es einen Multiple-Choice-Test mit 20 Fragen – bei der wba sind diese zu erwachsenenpädagogischen Fragestellungen, beim Fachtrainerzertifikat eher zu didaktisch-methodischen Themen.
Gemeinsam ist beiden Prüfungsverfahren, dass es eine klare Trennung zwischen Prüfern und Beratern bzw. zwischen Prüfern und Vortragenden gibt. Auf diese Weise soll größtmögliche Objektivität bei der Bewertung gewährleistet werden.
Wie sieht es mit den Rezertifzierungen aus?
Die Frage der Gültigkeit des Zertifikats ist wiederum unterschiedlich geregelt: Während das wba-Zertifikat unbegrenzt gültig ist und keine verpflichtenden Weiterbildungen gefordert werden, ist beim Fachtrainer eine Rezertifizierung nach drei Jahren Pflicht.
Und was bringt ’s am Arbeitsmarkt?
Die wichtigste Frage für die meisten wird sein, was mehr bringt – ein ISO-Fachtrainerzertifikat oder ein wba-Zertifikat? Dazu ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Erwachsenenbildungsbereich in Österreich nicht einheitlich geregelt ist. Der Begriff »Trainer« oder »Kursleiter« ist kein geschützter Begriff und letztlich kann sich jeder, der einer unterrichtenden Tätigkeit nachgeht, so nennen – unabhängig davon, welche Ausbildung er hat. Das bedeutet aber auch, dass Arbeitgeber bzw. Auftraggeber selber festlegen, welche Anforderungen sie an ihr Personal stellen.
Im AMS-Bereich ist das Fachtrainerzertifikat eine häufig genutzte und anerkannte Qualifikation, wobei hier eine Trainerausbildung im Normalfall ausreichend ist. Einige Trainerausbildungen bieten aber den zusätzlichen Anreiz, mit der ISO-Prüfung abzuschließen.
Das wba-Zertifikat wird im AMS-Bereich auch als eine mögliche Qualifikation gesehen; es stellt z. B. beim AMS Wien zusammen mit langjähriger Praxiserfahrung eine Möglichkeit dar, zum »10-Punkte-Trainer« zu werden. Im Kontext der gemeinnützigen Erwachsenenbildungseinrichtungen, die in der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) zusammen geschlossen sind, ist die wba anerkannt und wird teilweise auch von Arbeitergebern als Qualifikation gewünscht. Für Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die Ö-Cert brauchen, kann das wba-Zertifikat eine vergleichsweise einfache und günstige Möglichkeit sein, die pädagogische Eignung des Personals nachzuweisen.
Letztlich wird es also eine Frage persönlichen Geschmacks und praktischer Erwägungen sein, ob man sich für die eine oder andere Zertifizierungsmöglichkeit entscheidet.
Danke für das Gespräch.