Im Team richtig kommunizieren

In diesem Artikel lesen Sie, wie Meetings, Dialoge und Präsentationen zum Vergnügen werden.

»Meine neue Stelle finde ich toll. Seit fünf Monaten arbeite ich hier und komme jeden Tag gerne her. Ich möchte in dieser Firma bleiben.« Das sagt Pia, die in einem mittelgroßen Unternehmen in Wien arbeitet. »Hier wird viel Wert auf ein gutes Miteinander gelegt. Einander zuhören und in Resonanz gehen ist für uns selbstverständlich. Schon beim Bewerbungsgespräch habe ich gemerkt, wie freundlich, offen und locker hier miteinander umgegangen wird. Ich habe mich gleich wohlgefühlt.«
Wenn Kollegen ihre Kommunikation verbessern und lernen, effizienter und erfolgreicher zusammenzuarbeiten, stärkt das jede einzelne Person – von den Mitarbeitern bis zum Leading Team. Der positive Side-Effekt dabei: Mehr Zufriedenheit verbessert sowohl die Arbeitsleistung als auch das Bonding mit dem Unternehmen. Kündigungen sind dann die Ausnahme.

Bewusst in Dialog gehen – professionell kommunizieren

In meinen Seminaren und Coachings höre ich immer wieder: »Ich werde von meinen Kollegen oft unterbrochen. Das ärgert mich.« Und: »Mein Kollege spricht dermaßen schnell. Ich kann mir nicht merken, was er sagt.« Und: »Mein Chef schaut mich eigentlich nicht an. Er redet an mir vorbei.« Was bestimmt nicht böse gemeint ist und oft nur aus Achtlosigkeit geschieht, kann die Zusammenarbeit belasten. Häufig höre ich von Seminar-Teilnehmern: »Ich hasse Präsentationen. Ich fürchte die gelangweilten Gesichter meiner Kollegen. Die hören mir nicht lange zu, und ich weiß nicht, wie ich das ändern kann.«

Machtvolle Player: Stimme und Körper
Eine wichtige und oft unterschätzte Rolle in der Kommunikation spielen Körpersprache und Stimme. Wir nehmen einander vor allem nonverbal wahr: über den Klang der Stimme und über die Sprache des Körpers. Schneller als der Gehalt unserer Worte, unmissverständlich und immer wahrheitsgetreu, erzählen Stimme und Körper jede Menge über unsere Befindlichkeit, über unsere Beziehung zum Sprechthema und auch zum Gesprächspartner. Wie das?

Stimme macht Stimmung und Beziehung
Ein Beispiel: Ihr bester Freund ruft Sie nach seiner Prüfung an und sagt »Hallo …«. Wann wissen Sie, ob er bestanden hat oder nicht? Sofort? Genau! Der Klang seiner Stimme verrät es: Klingt die Stimme gepresst oder eng, hoch, angestrengt oder leise? Unter Anspannung und Stress kommt der Körper in seine Schutzhaltung. Er zieht sich etwas zusammen: Arme nah an den Körper, Schultern hoch, Bauch rein. Ursprünglich eine erfolgreiche Strategie gegen feindliche Angriffe, wird uns diese Schutzhaltung heute zum Verhängnis. Sie hat einen Effekt auf den Atem und damit auf Stimme und Kommunikation. Der Atem fließt nun vor allem in den oberen Bereich des Brustraumes, und ein Gefühl von Enge und Nervosität entsteht.
Eine angenehm wohlklingende Stimme entsteht, wenn der Atem frei fließen kann: Fühlen wir uns ruhig und gelassen, so klingt auch die Stimme frei. Atemraum ist Klangraum. Ihre Kommunikation wird dadurch zu einem Vergnügen. Die Persönlichkeit wird spürbar und die Inhalte gerne angenommen. Eine klangvolle Stimme wirkt selbstsicher, sympathisch und überzeugend. In einem Stimmtraining lässt sich das leicht erlernen. Obendrein macht es Spaß, den eigenen Spielraum zu erweitern.

Körpersprache: Wertschätzung und Offenheit
Mehr oder weniger erfolgreich nehmen wir im Dialog, in Meetings und Präsentationen nonverbal Kontakt auf. Die Sprache des Körpers ist dabei der zweite große Player. Über sie gehen wir in Verbindung zu den Gesprächspartnern, schon vor dem gesprochenen Wort und immer parallel dazu. Wir übermitteln Wertschätzung, Gelassenheit  und Selbstsicherheit. Leider übermitteln sich Eile, Geringschätzung und Unsicherheit ebenso klar.
An der Reaktion unserer Gesprächspartner können wir ablesen, ob unsere Inhalte da ankommen, wo wir sie haben wollen: in ihren Ohren, Köpfen und Herzen. Nehmen sie an, was ich ihnen zu sagen habe?
Einerseits sind in meinen Trainings das eigene Selbstbewusstsein und die eigene Präsenz wichtige Themen. Die Armeslänge Raum um uns herum gehört zum Körper dazu! Wenn wir ein Bewusstsein dafür entwickeln, werden wir sehr viel freier und sicherer sprechen können. Andererseits wirkt sich das Bewusstsein für den »Raum der Gesprächspartner« positiv aus: Raum geben, zuhören, und nachfragen. Wir wünschen uns alle, gesehen zu werden und mit unserer Arbeit etwas zu bewirken. Präsent sein dürfen und den anderen bewusst Präsenz gewähren: Das verbessert die Kommunikation und das Miteinander auch zwischen den Hierarchie-Ebenen.

Resonanz und Beziehungsebene: Das sind die Begriffe der Stunde. Schon 1969 hat Paul Watzlawick mit seinem Eisbergmodell die Rolle der Beziehung in der Kommunikation beschrieben. Die Spitze des Eisberges steht darin für den Inhaltsaspekt. Ungleich größer und direkt darunter befindet sich der Grund des Eisberges. Er steht für den Beziehungsaspekt. Die Aufmerksamkeit richtet sich in beruflichen Kontexten meist ausschließlich auf den Sachverhalt: WAS werde ich sagen! Oft soviel wie möglich und so schnell wie möglich. In solchen Situationen wird es schnell einmal ruppig und man unterbricht die anderen. »Wir haben so wenig Zeit!« Sätze wie diesen höre ich oft. Was werden die Kollegen vom Zeitraffer-Input mitnehmen können? Leider kaum etwas. Die Beziehungsebene, die wir wesentlich nonverbal bedienen, spielt ihre machtvolle Hauptrolle. Stimmt die nonverbale Kommunikation, nehmen wir alles Mögliche gerne voneinander an: einen Auftrag von der Chefin, sämtliche Inhalte, Hilfe, Feedback oder einen Terminvorschlag.

Die Skills dafür? Stimmtraining, Körpersprache- und Sprechtechnik-Tools.

Durch Sprechtechnik-Tools wird das Zuhören für die Gesprächspartner angenehm einfach: Punkte setzen, sich Pausen erlauben und deutlich sprechen. Eine klare Aussprache muss nicht gekünstelt wirken. Da nehme ich auch vieles aus meiner Schauspielausbildung am Max Reinhardt Seminar dazu: sprecherisches Handwerk, Tools, die einfach funktionieren.
Die verbale Kommunikation, die passenden Worte in der jeweiligen Situation spielen auch eine große Rolle. Sie wirken immer – aber nur Hand in Hand mit der kongruenten Körpersprache.
Ein bewusstes Miteinander als Grundsatz in der Unternehmenskultur verbessert die Lebensqualität im Unternehmen.

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Gastautor
Eva Berner-Klemt
ist Stimm- und Sprechtrainer und Eigentümer des Sprechateliers Mondscheingasse. Sie ist Autor des Buches »Eine Frage der Präsenz«.
www.sprechatelier.at