Welche Erkenntnisse aus dem Vergleich der Zombie-Apokalypse mit der heutigen Arbeitswelt gezogen werden können, lesen Sie in diesem Artikel mit Augenzwinkern.
Die Faszination für Untote, die Menschen seit Jahrzehnten für lebende Tote, den sogenannten »Zombies« in ihrem Bann hält, ist ungebrochen. In Haiti bezeichnet der kreolische Begriff »Zonbi«, der wie »Zombie« ausgesprochen wird, noch heute den Geist eines Toten, wo er vermutlich im 17. Jahrhundert von Sklavenhändlern eingeführt wurde. Die damalige Furcht vor Menschen, die nach Ihrem Ableben als Untote zurückkommen und ihr ehemaliges Umfeld heimsuchen, war groß. In vielen Kulturen finden sich deshalb Rituale, die eine solche Rückkehr verhindern sollten, wie etwa Enthauptungen, Pfählungen und Totenwachen. Diese Furcht vor Zombies hat sich mittlerweile stark gewandelt und ist einer Faszination für das Morbide gewichen.
Warum versetzen wir uns so gerne in der Fantasie in eine Welt, die von Untoten überrannt wird und in der das Leben nie mehr so sein kann, wie es einmal war? Was veranlasst ganze Gruppen von Enthusiasten in zerrissener Kleidung mit einstudiertem Torkel-Gang, in der Dunkelheit bei sogenannten »Zombiewalks« mitzumarschieren und sich mit Grunz- und Gröhlmantras der Illusion des Untot-Seins hinzugeben? Oder auch auf der anderen Seite die Rolle des Zombiejägers einzunehmen?
All diese Fragen laden Mitarbeiter der People & Culture-Abteilungen ein, über den Tellerrand der Employee-Experience zu sehen.
Wir leben in einem Jahrzehnt, in der wir durch die Digitalisierung immanenten Reizüberflutungen ausgesetzt sind. Die Generation »On-Demand« bekommt alles, was und wann sie möchte. Durch die stete Verfügbarkeit von Sozialen Medien allerdings auch Informationen, die sie nicht oder nicht in dieser Häufigkeit ungefiltert verarbeiten kann. Früher wurden Werte und Moralvorstellungen von Generation zu Generation weitergegeben. Heute werden Selbstverständlichkeiten als Memes oder Lifehacks viral verbreitet, beispielsweise dass »anständige« Menschen auch das Reinigungspersonal grüßen, oder dass es fatal sein kann, die Hände beim Stiegen steigen in die Hosentaschen zu geben. Die Intensität und die Willkür der verfügbaren digitalen Medien und Contents kann schnell für Überforderung sorgen.
Die Digitalisierung stellt auch die Unternehmen im Rahmen der Employee-Experience vor einige Herausforderungen. Die Employee-Experience umfasst alle Erfahrungen, die Mitarbeiter im Laufe ihrer Tätigkeit bei einem Unternehmen machen – von der Anziehungsphase bzw. Rekrutierungsphase durch gezieltes Employer Branding bis zum Offboarding.
Gerade die Phasen des Recruitings und des Onboardings sind von einer Überzahl an möglichen digitalen Medien betroffen. Die Covid-Pandemie und die folgenden Lockdowns boten einen wunderbaren Nährboden für die Entwicklung und Einsatzmöglichkeiten von Tools. Der passende Mittelweg ist oft schwer zu finden und von Mensch zu Mensch und von Unternehmen zu Unternehmen verschieden.
Wie viele digitale Reize überfordern die Bewerber? Wie viele digitale, unpersönliche Prozesse sind genug? Wann ist analog besser? Was sagt ein Ergebnis eines Online-Assessmentcenters in der Realität über die Bewerber aus? Aber auch die Arbeitgeberseite authentisch zu repräsentieren, ist nicht einfach. Wie vermittle ich Kultur in virtuellen Bewerbungsgesprächen?
Für HR-Verantwortliche bedeutet das, die Auseinandersetzung mit digitalen Tools, die Prozesse vereinfachen sollen, dabei aber administrativ mehr Aufwand produzieren. Sowohl für Talente, als auch für Unternehmen.
Und genau hier betreten nun arhythmisch schlurfende Zombies die Szene und lehren uns, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Als Protagonist unserer eigenen fiktiven Zombie-Apokalypse genießen wir die neu gewonnene Freiheit von digitalem Stress und den Luxusverzicht. Das Ziel eines jeden Tages ist so banal wie ansprechend: das nackte Überleben. Unsere Waffen: unser Gehirn und alles, womit man Zombies effizient zur Strecke bringen kann. Natürlich wollen wir auch in der Zombie-Apokalypse soziale Kontakte gewinnen. Deshalb schließen wir uns einer Gruppe von Gleichgesinnten an, in der wir unseren Beitrag leisten und dafür anerkannt werden. Sobald wir uns dieser Gruppe also als lebendiges Wesen zu erkennen gegeben haben, wollen wir unseren Platz finden. Sind wir kampferprobte Teamplayer, die sich ihren Weg durch die aufgescheuchte Zombie-Massenansammlung bahnen? Oder sehen wir uns als flinke Athleten, die sich lautlos in zombieverseuchten Gebieten bewegen und Erkundungen durchführen?
Das »Eignungsgespräch« für den Beitritt zur Gruppe der Überlebenden kommt hier ganz ohne gedruckten Lebenslauf und Motivationsschreiben aus, die mündlichen Statements müssen vollkommen überzeugen.
Welche Erkenntnisse können People & Culture daraus für den Umgang mit verunsicherten Talenten gewinnen?
Sowohl in der Rekrutierungsphase, als auch in der Onboardingphase gilt: Die Zombie-Apokalypse lehrt HR-Mitarbeiter wichtige Lektionen, was Bedürfnisse der Kandidaten angeht. Talente wollen nicht nach einer zweimonatigen Lücke im Lebenslauf, sondern nach ihrem möglichen Beitrag und ihren Fähigkeiten beurteilt werden. Gutes Onboarding schafft eine Wohlfühlatmosphäre, um die Abläufe und Zusammenarbeit zu harmonisieren. Das gilt sowohl für die Gruppe der Zombie-Bekämpfenden, die sich allabendlich in einem geschützten Setting am Lagerfeuer einfinden, wie auch für die neuen Talente, die sich in ihrem neuen Team in der Kaffeeküche zusammenfinden.
In überlebensfähigen Teams ist Diversität gefragt. Je mehr unterschiedliche Charaktere verschiedene Lebenserfahrungen einbringen, umso mehr Chancen hat das Team, die verschiedenen Gehirnstrukturen zu erhalten. Der alte Ansatz, die gleichaltrigen Kollegen, aus dem gleichen Milieu, mit dem gleichen ausgezeichneten Matura-Erfolg, dem gleichen Studienfach, mit dem gleichen ausgezeichneten Abschluss in Mindeststudiendauer und ähnlicher Arbeitserfahrung aufzunehmen, erhöht zwar auch die Anzahl der Mitglieder im Kampf gegen ausgehungerte, untote Menschenfresser, jedoch nicht die Vielfalt im Team.
Neue Mitarbeiter wollen rasch die ersten erfüllbaren Aufgaben bewältigen können. Das heißt dann erstmal, den auf ihr Stammhirn reduzierten Zombies entgegenzutreten und nicht gleich der zahlen- und waffenmäßig überlegenen feindlichen paramilitärischen Einsatztruppe.
Besonders wichtig, weil nicht ganz einfach, ist es, diese Erkenntnisse in hybriden Teams anzuwenden. (Hybrid bezeichnet hier die Mischung aus Präsenz- und Remotearbeit und nicht ein Team, welches aus Zombies und Menschen gleichzeitig besteht.)
Schlussendlich kann aus dem Vergleich der Zombie-Apokalypse mit der heutigen Arbeitswelt die Erkenntnis gewonnen werden, dass es weniger die zahlreichen Tools und die technische Umwelt sind, die Talente an das Unternehmen binden. Vielmehr möchten sich Talente und Kollegen ob ihres Beitrages und ihrer Fähigkeiten wertgeschätzt fühlen und in einem resilienten Team arbeiten. Frei nach dem Motto: »It’s simple, but not easy.«