Warum das »Generationenmodell« heutzutage zu kurz greift, und was Mitarbeiter in Zukunft vom Unternehmen erwarten, beschreibt Gastautor Philipp Hofstätter.
Bei der nächsten PEp – Personalentwicklung pur – sprechen Sie über die Veränderungen am Arbeitsmarkt. Wie hat sich denn der Arbeitsmarkt bzw. den Kampf um Talente verändert?
Zunächst ist es kurzfristig wenig überraschend, dass Corona insgesamt zu einem Rückgang der Nachfrage nach neuen Arbeitskräften geführt hat. Mittlerweile ist aber wieder sichtbar, dass die Wirtschaft versucht, Tempo aufzunehmen und auch der Arbeitsmarkt wieder an Fahrt aufnimmt. Dabei wird der Arbeitsmarkt nach Corona ein anderer sein als noch zuvor. Denken wir dabei etwa an die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Vor Corona war das in den meisten Unternehmen kaum denkbar, mittlerweile sind Home-Office-Tage selbst in traditionellen Betrieben Normalzustand geworden und zwar im doppelten Sinne: Die Unternehmen merken, dass Home-Office für Sie keinen Schaden darstellt und viele Aufgaben von zuhause aus oftmals gar effizienter erledigt werden können als im täglichen Trubel der offenen Büroräume. Andererseits werden diese Tage auch von den Mitarbeitern hoch geschätzt. Das heißt, dass wir mittelfristig auch damit rechnen können, dass diese Möglichkeiten für Arbeitnehmer zu einem echten Kriterium bei der Auswahl neuer Arbeitgeber werden können. Was vor Corona noch ein »nice-to-have« war, verändert sich aktuell oftmals zu einem »must-have«.
Wie wird Ihrer Meinung nach die Zukunft bei diesem Thema aussehen?
Während sich früher die potenziellen Mitarbeiter primär nach den Wünschen der Unternehmen richten mussten, werden sich zukünftig Unternehmen viel stärker auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einstellen müssen.
Welche Bedürfnisse haben Mitarbeiter in Zukunft?
Sofern Unternehmen überhaupt schon an Bedürfnisse der Mitarbeiter denken, orientieren sie sich meist an dem sogenannten Generationenmodell. Das bedeutet, sie packen implizit alle Menschen einer Altersgruppe in eine Kategorie. So wird der »Generation Y« etwa zugeschrieben, dass sie relativ viel Wert auf Selbstverwirklichung und Autonomie legt, während die Bedeutung von materiellen Gütern verhältnismäßig niedrig angesiedelt ist. Diese Beobachtung ist auch nicht per se falsch. Das Problem besteht allerdings darin, dass diese Sichtweise sehr undifferenziert ist. Auch wenn eine Generation durchschnittlich betrachtet andere Bedürfnisse als andere Generationen aufweist, so gibt es innerhalb der jeweiligen Generation doch meist beträchtliche Unterschiede. Wenn ich etwa mit Studierenden, die meist sehr ähnlichen Altersgruppen angehören, über ihre Vorstellungen der Arbeitswelt spreche, so sehe ich ein breites Spektrum an Wertesets. Manchen liegt die Work-Life-Balance besonders am Herzen, andere wollen möglichst viel lernen und neue Erfahrungen machen. Wiederum andere wollen vor allem Wirksamkeit für unsere Gesellschaft ausüben oder auch, ganz klassisch, einfach viel Geld verdienen. Die Palette ist breit, weshalb wir auch ein differenzierteres Bild unserer Gesellschaft brauchen. Zusätzlich zu den Generationen X, Y und Z haben wir deshalb am Zukunftsinstitut 18 verschiedene Lebensstile beschrieben, die über unterschiedliche Werte verfügen und unsere Gesellschaft prägen.
Was müssen Unternehmen JETZT tun, um in Zukunft die besten Köpfe zu finden?
Das Wichtigste in meinen Augen ist, sich von dem Gedanken des »one-size-fits-all« zu verabschieden. Unternehmen müssen lernen, sich spezifischer mit Bedürfnissen auseinanderzusetzen. Und sie müssen sich vor allem auch reflektierter damit auseinandersetzen, was sie Mitarbeitern wirklich bieten können. Dann nur dann können Unternehmen auch die passenden Mitarbeiter finden und im Unternehmen halten.
PEp – Personalentwicklung pur
Wann und Wo: 5. bis 6. November 2020
im Wine & Spa Hotel Loisium, Langenlois
Wie viel: 1.499,– € (günstigere On-Demand-Tickets verfügbar)
www.businesscircle.at/pep