Lösungskompetenz ist wichtig, um erfolgreich in einem Unternehmen tätig zu sein. Personalverantwortliche und Führungskräfte haben die Aufgabe, sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter diese Fähigkeit besitzen und sie weiterentwickeln.
In der Zukunft werden Mitarbeiter immer mehr gefordert, flexibel zu sein, um sich an schnell verändernde Technologien und Arbeitsbedingungen anzupassen. Eine wichtige Fähigkeit, um das zu erreichen, wird die Fähigkeit sein, sich selbstständig schnell neues Wissen und Fertigkeiten anzueignen.
Eine weitere wichtige Fähigkeit wird sein, gut in einem Team zusammenzuarbeiten. In einer immer vernetzteren Welt werden Mitarbeiter oft auf virtuelle Teams angewiesen sein und müssen in der Lage sein, effektiv mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und auf verschiedenen Ebenen zusammenzuarbeiten.
Und eine der wichtigsten Fähigkeiten wird sein, Lösungen für alltägliche Probleme zu finden. Mitarbeiter als Problemlöser und nicht als Problemanalytiker. Führungskräfte sollten es als ihre Aufgabe verstehen, Mitarbeiter selbstständig zu machen. Wenn Probleme im Betrieb auftreten, sollten Mitarbeiter diese nicht analysieren und damit zu ihren Vorgesetzten gehen, sondern 2 bis 3 Lösungen parat haben, und diese diskutieren.
Doch was genau ist eigentlich diese immer häufiger besprochene Lösungskompetenz?
Lösungskompetenz bezieht sich auf die Fähigkeit, Probleme zu erkennen, zu analysieren und zu lösen. Es geht darum, kreative und effektive Lösungen für Herausforderungen zu finden, die sich im Arbeitsalltag ergeben. Ein Mitarbeiter mit Lösungskompetenz ist in der Lage, Probleme schnell und effektiv zu identifizieren und zu lösen, was zu einer höheren Produktivität und Effizienz führt. Eine Person mit hoher Lösungskompetenz besitzt auch die Fähigkeit, Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und eine Vielzahl von Lösungen in Betracht zu ziehen. Sie ist in der Lage, schnell auf Veränderungen und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Förderung einer positiven Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter ihre Ideen und Lösungsvorschläge einbringen und diskutieren können. Dies fördert die Kreativität und die Entwicklung von Lösungen.
TRAiNiNG hat sich zu diesem Thema mit zwei Experten unterhalten und hat zuerst einmal deren Meinung dazu abgefragt.
Lösungskompetenz wird von manchen Experten als die wichtigste Kompetenz von Führungskräften in Zukunft bezeichnet. Sehen Sie das auch so, bzw. was sehen Sie als die wichtigsten Fähigkeiten der Zukunft?
Patrick Nini (Kommunikationscoach und Trainer): »Sicherlich zählt Lösungsfokussierung zu den entscheidenden Kompetenzen von Führungskräften, allerdings sind meiner Ansicht nach Soft Skills, wie etwa Empathie, noch deutlich maßgebender. In fordernden Zeiten braucht es mehr denn je Führungskräfte mit sozialer Kompetenz. Wir leben und arbeiten nicht mehr nur in einer VUCA-Welt. Corona, die Energiekrise und die damit verbundenen wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben die Situation zusätzlich verschärft. Bei all diesen Herausforderungen braucht es entsprechende Lösungskompetenzen. Firmen und Führungskräfte stehen heute vor Problemen und Konflikten, an die wir 2019 nicht einmal im Ansatz gedacht haben. Der Druck, dem Mitarbeiter dadurch ausgesetzt sind, ist sicher nicht kleiner geworden. Um damit umgehen zu können, braucht es viel Feingespür.«
Veronika Aumaier (Geschäftsführung bei Aumaier Consulting/Training GmbH) beginnt mit einem Zitat: »›Problem talk creates problems, solution talk creates solutions.‹ Dieses Statement von Steve de Shazer (Entwickler der lösungsorientierten Kurzzeittherapie) weist sehr eindrucksvoll darauf hin, dass die Analyse eines Problems nicht zur Lösung beiträgt, sondern im besten Fall der Ursachenklärung dient – im schlechtesten Fall einen Schuldigen sucht. Die Suche nach Lösungen hingegen verschafft Abhilfe und bringt das Problem zum Verschwinden. Damit ist nicht die fachlich, inhaltliche Aufgabe der mechanischen oder IT-technischen Fehlersuche gemeint, sondern Kommunikationsverhalten mit Kollegen, Chefs, Mitarbeitern und Kunden. In unseren aktuellen, komplexen, dynamischen Umwelten ist Lösungsorientierung für Führungskräfte eine Schlüsselkompetenz, weil sie ein ›geht nicht‹ nicht akzeptiert, sondern zu neuen, kreativen und innovativen Ideen anregt.«
Lösungsbegabung ist in Zukunft also wichtig, weil die Welt immer komplexer wird und es immer mehr Probleme gibt, die gelöst werden müssen. Diese Herausforderungen können in den Bereichen Wirtschaft, Technologie, Umwelt, Gesellschaft und vielem mehr liegen. Um erfolgreich in einer immer komplexer werdenden Welt zu sein, müssen Menschen die Fähigkeit haben, kreativ und innovativ zu denken, Probleme zu identifizieren und zu lösen und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Messung von Lösungsbegabung
Nun geht es für HR auch darum, herauszufinden, welche Mitarbeiter diese Fähigkeiten bereits in hohem Maße besitzen. Dafür gibt es verschiedene Tests und Verfahren. Beispielsweise:
- Problemlösungstests: Diese Tests prüfen die Fähigkeit einer Person, Probleme zu identifizieren, zu analysieren und zu lösen.
- Kreativitätstests: Diese Tests prüfen die Fähigkeit einer Person, kreativ und innovativ zu denken und neue Ideen zu entwickeln.
- Intelligenztests: Diese Tests prüfen die allgemeine Intelligenz einer Person und beinhalten oft auch Aufgaben, die Problemlösung erfordern.
- Interviews und Beobachtungen: Diese Methoden ermöglichen es, Lösungsbegabung durch die Beurteilung der Arbeitsweise, Entscheidungsfindung und Kommunikation einer Person zu messen.
- Simulationen: Diese Methoden ermöglichen es, die Lösungsbegabung einer Person in einer realitätsnahen Umgebung zu messen.
Keine Methode kann die Lösungsbegabung einer Person vollständig erfassen. Die Ergebnisse werden oft von anderen Faktoren beeinflusst, wie z. B. Umgebung, Erfahrung und Motivation. Eine Kombination verschiedener Methoden kann ein besseres Verständnis darüber geben, wie hoch die Lösungsbegabung einer Person ist.
Veronika Aumaier stellt Fragen vor, die im Bewerbungsgespräch dienlich sind: »Da Lösungsorientierung eine Haltungsfrage ist, die sich im Verhalten zeigt, kann Lösungskompetenz an Handlungen und deren Ergebnissen erkannt oder auch gemessen werden. In einem Bewerbungsgespräch wird üblicherweise – wie bei allen andern Verhaltenskompetenzen auch – ein fiktiver Fall als Ausgangssituation gestellt. Die Antworten des Bewerbers auf die Anschlussfragen: ›Was würden Sie nun tun?‹ oder ›Wie würden Sie jetzt vorgehen?‹ geben ausreichend Hinweise auf Problem- oder Lösungsorientierung. Je nachdem, welche und wie viele Lösungsideen vom Bewerber konstruiert werden können, ermöglicht es Rückschlüsse darauf, wie sehr jemand in Richtung Lösung denkt oder sich in der Problemorientierung verstrickt.«
Patrick Nini gibt weitere Tipps für Mitarbeiter- oder Bewerbungsgespräche: »Lösungskompetenz entsteht nicht von allein. Hierzu braucht es Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die der Mitarbeiter. Man könnte die Kandidaten daher nach den größten Herausforderungen im bisherigen Leben fragen und herausfinden, wie diese gelöst wurden. Noch viel wichtiger erscheint mir die Frage, was aus der Situation gelernt wurde und was der Gefragte heute anders machen würde. So erkennt man, ob die Person reflektiert genug ist, Fehler einzugestehen und daraus zu lernen. Entscheidend für Lösungskompetenz sind auch die Resilienzfähigkeit sowie die Bereitschaft, die persönliche Komfortzone zu verlassen. Mit folgender Frage könnte man hier nachfühlen: ›Angenommen, Sie würden morgen vor einer ähnlichen oder noch größeren Situation wie damals stehen, wie würden Sie damit umgehen?‹ Zwischen den Zeilen kann man so auch heraushören, ob die Person bereit ist, neue (Lösungs-)Wege einzuschlagen.«
Erhöhung der Lösungskompetenz
Die Steigerung der Lösungskompetenz der Mitarbeiter ist ein kontinuierlicher Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Problemlösungstechniken erlernen: Es gibt verschiedene Methoden und Techniken, die beim Problemlösen helfen können, wie z. B. die »6 Hüte Methode« von de Bono oder die »SCAMPER-Methode«. Indem man diese (Kreativitäts-)Techniken erlernt und anwendet, kann man die Fähigkeit verbessern, Probleme zu identifizieren und zu lösen.
- Kreativität fördern: Kreativität ist ein wichtiger Bestandteil der Lösungskompetenz. Um sie zu fördern, kann man versuchen, neue Dinge auszuprobieren, sich in verschiedene Umgebungen zu begeben, neue Leute kennenzulernen und regelmäßig Zeit für die Entwicklung neuer Ideen zu reservieren.
- Weiterbildung und Lernen: Indem man sich weiterbildet und neues Wissen erwirbt, kann man die Fähigkeit verbessern, Probleme zu verstehen und zu lösen.
- Praktische Erfahrung: Praktische Erfahrung ist ein wichtiger Teil der Lösungskompetenz. Indem man sich in verschiedene Projekte und Herausforderungen einbringt, kann man die Fähigkeit verbessern, Probleme zu erkennen und zu lösen.
- Feedback und Reflexion: Durch das Erhalten von Feedback und das Reflektieren über eigene Entscheidungen und Aktionen kann man die eigene Lösungskompetenz verbessern.
Patrick Nini stellt noch weitere Wege vor: »Zunächst benötigt das Streben nach Lösungen den Mut, sich Fehler zu erlauben. Eine alte Weisheit besagt: ›Wer keine Fehler macht, hat noch nie etwas Neues probiert.‹ Diese Fehlerkultur sollte in einem Unternehmen entwickelt sein. Außerdem sollte es Zeit und Raum für Reflexionsprozesse geben – so kann man ehrlich darüber nachdenken, wie vergangene Probleme gelöst wurden und was man hätte besser machen können. Idealerweise handelt es sich dabei um vertrauensvolle Gespräche und einen offenen Dialog mit unternehmensinternen Mentoren, die einen dabei unterstützen, Vergangenes reflektieren und künftige Skills entwickeln zu können. Auch das Unternehmen profitiert davon, da Mitarbeiter stetig an ihren Verantwortungen wachsen.«
Veronika Aumaier: »Wie für die Weiterentwicklung bei allen anderen persönlichen Kompetenzen auch, braucht es den absoluten Willen des Betroffenen, um Weiterqualifizierungsmaßnahmen wirksam werden zu lassen. Die Betroffenen müssen nicht wissen, wie sie ihre Lösungsorientierung weiterentwickeln können, es genügt die Einsicht, dass sie sich in diesem Punkt entwickeln möchten. Dann kann über einschlägige Unterlagen oder Videos für den theoretischen Wissensaufbau gesorgt werden, für die im Anschluss in einem Business-Coaching der Praxistransfer gesichert wird, indem man anhand von Praxisfällen aus dem Alltag des Betroffenen das Anwenden der Lösungsorientierung übt. Wer seine eigene Lösungskompetenz erhöhen möchte, sollte unbedingt eine Coachingausbildung besuchen. Denn das systemisch lösungsorientierte Arbeiten hat zahlreiche Fragetechniken und Methoden zur Stärkung der Lösungsorientierung entwickelt. Wenn Führungskräfte die Lösungskompetenz ihrer Mitarbeiter stärken wollen, ist es unbedingt erforderlich, sie immer wieder nach ihren Lösungsideen zu fragen. Gemeinsam findet man immer eine Lösung, vorausgesetzt, es werden ausreichend Zeit und Energie dafür eingesetzt, und die gemeinsam definierten Ideen werden mit Wertschätzung und Anerkennung belohnt.«
Was Führungskräfte sonst noch tun können, weiß Patrick Nini: »Viele Menschen scheuen den Konflikt wie der Teufel das Weihwasser. Vor allem dann, wenn in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht wurden. Wer Angst vor Fehlern hat, wird diese zwangsläufig wieder machen. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Erst wenn Menschen lernen, dass Probleme und Konflikte etwas sind, woran man wachsen kann, entsteht Problemlösungskompetenz. Die Gewissheit darüber, Fehler machen und daraus lernen zu dürfen, setzt einen positiven Kreislauf in Gang, der diese Kompetenz fördert. Wenn Führungskräfte systemische Techniken beherrschen, kann in Mitarbeitergesprächen oder in einem Teammeeting auch gezielt an der Lösung von Problemen gearbeitet werden. Stellen Sie beispielsweise die Wunderfrage: ›Nur einmal angenommen, das Problem wäre ab morgen von selbst gelöst, was wäre dann anders?‹«
Fazit
In der Arbeitswelt werden Unternehmen immer mehr nach Mitarbeitern suchen, die Lösungskompetenz besitzen, um mit den schnell verändernden Anforderungen zurechtzukommen. Auch im Privatleben wird Lösungskompetenz immer wichtiger, um mit den Herausforderungen des Alltags und der Zukunft erfolgreich umzugehen. Aus- und Weiterbildung, Erfahrung und Kreativität sind Wege, um die eigenen Lösungskompetenzen zu erweitern.