Mit der Stimme zum Erfolg

Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Werkzeug zur Hand, mit dem Sie Ihre Zuhörer fesseln, überzeugen und begeistern können – wann immer Sie wollen. Dieses Werkzeug besitzen Sie bereits: Es ist Ihre Stimme. TRAiNiNG im Gespräch mit Stimmexperten.

 

Effektive Kommunikation ist ein Schlüssel zum Erfolg. Ob im Beruf oder im Privatleben – wer seine Botschaften klar und überzeugend vermitteln kann, hat einen entscheidenden Vorteil. Dabei wird jedoch oft ein zentrales Element unterschätzt: die Stimme.
Unsere Stimme ist mehr als nur ein Mittel zur verbalen Kommunikation. Sie ist ein mächtiges Instrument, das maßgeblich über den Erfolg in Verhandlungen, Präsentationen und im täglichen Austausch entscheidet. Eine gut geschulte und gepflegte Stimme kann Autorität vermitteln, Vertrauen schaffen und die Zuhörer emotional beeinflussen. Sie ist sozusagen unsere akustische Visitenkarte.

Besonders in professionellen Kontexten spielt die Stimme eine tragende Rolle. Eine klare und wohlklingende Stimme unterstreicht unsere Kompetenz und Glaubwürdigkeit. Sie trägt dazu bei, dass unsere Botschaften besser aufgenommen und verstanden werden. Im Vertrieb, Kundenservice oder in Führungspositionen kann eine überzeugende Stimme der entscheidende Faktor sein, um Kunden zu gewinnen, Mitarbeiter zu motivieren und Projekte erfolgreich voranzutreiben. Führungskräfte mit einer tiefen und resonanten Stimme werden von ihren Mitarbeitern als kompetenter und vertrauenswürdiger wahrgenommen. Auch im Vertrieb kann die Stimme den Unterschied machen: Verkäufer mit einer ausdrucksstarken, modulationsreichen Stimme erzielen höhere Abschlussraten als ihre Kollegen mit monotoner Sprechweise.

Schien Ninan (Geschäftsführer HPS und Experte für Präsentationen) kennt sich gut mit diesem Thema aus: »Die Stimme verrät viel über die eigene Überzeugungskraft der sprechenden Person. In unseren Trainings erleben wir immer wieder Teilnehmer, bei denen Inhalt und Ton nicht zusammenpassen. Starke Worte mit schwacher Stimme ausgesprochen wirken nicht. Wichtige Inhalte ohne gesetzten Wirkungspausen ebenso nicht. Das wird oft als fehlende Überzeugungskraft ausgelegt – auch wenn dem nicht so ist!«

Auch Roman Braun (Geschäftsführer Trinergy International und Kommunikationsexperte) weiß, wie wichtig der bewusste Einsatz der Stimme ist: »Stimme ist Macht. Sie vermittelt mehr als Worte. Sie ist das Werkzeug, mit dem Autorität, Kompetenz und Charisma ausgestrahlt werden. In professionellen Kontexten entscheidet sie über Misserfolg oder Erfolg. Wer seine Stimme nicht kontrolliert, wirkt unsicher, schwach und inkompetent. Eine gut geschulte Stimme zieht Zuhörer in den Bann, gibt dem Gesagten Gewicht und beeinflusst unterbewusst die Wahrnehmung. Eine kraftvolle Stimme signalisiert Führung und Durchsetzungsvermögen. In der Geschäftswelt ist eine souveräne Stimme unerlässlich, denn der erste Eindruck zählt!«

Stimmtraining

Ist unsere Stimme einfach angeboren und wir können daran nichts ändern? Oder können wir unsere Stimme gezielt verbessern? Professionelle Stimmtrainer setzen hierbei auf verschiedene Techniken. Eine grundlegende Methode ist das Atemtraining. Durch gezielte Atemübungen lernen wir, unsere Stimme kraftvoller und stabiler zu machen. Richtige Atmung ist die Basis für eine gesunde, belastbare Stimme. Tief aus dem Zwerchfell zu atmen und den Atem kontrolliert einzusetzen, ist eine Schlüsselfähigkeit, die wir trainieren können.

Roman Braun geht ins Detail: »Die Kombination aus erfolgreichsten Techniken, individuell abgestimmt auf den Klienten bietet das beste Ergebnis:

  • Atmung: Tiefe Bauchatmung stärkt die Stimme und verleiht ihr Volumen. Dies wird geübt durch Diaphragmatic Breathing und Übungen aus der Alexander Technik.
  • Haltung: Eine aufrechte Körperhaltung öffnet den Brustkorb und ermöglicht vollen Stimmklang. Übungen aus dem Yoga, Feldenkrais-Methode und Alexandertechnik sind hier nützlich.
  • Artikulation: Deutliche Aussprache zeigt Klarheit und Selbstbewusstsein. Hier kombiniere ich Schauspieltechniken, wie z.B. die Linklater-Methode und Fitzmaurice Voicework.
  • Modulation: Variation der Tonhöhe, Lautstärke und des Tempos, Umgang mit Pausen, Ausdruck der Emotionen machen unsere Worte interessant. Bewusstsein über seine eigene Sprache ist der Ausgangspunkt für sinnvolle Ziele. Unterstützend verwende ich Resonanzübungen und Tonhöhenkontrolle.«

Viele Menschen kämpfen jedoch mit spezifischen stimmlichen Herausforderungen wie Heiserkeit oder einer zu leisen Sprechweise. Diese Probleme können in Meetings, Vorträgen oder Kundengesprächen hinderlich sein und unsere Kommunikation beeinträchtigen. Stimmtrainer arbeiten daher oft mit individualisierten Übungen, die auf die jeweiligen Schwierigkeiten zugeschnitten sind. Durch gezielte Stimmübungen können beispielsweise die Stimmbänder gestärkt und eine kräftigere, belastbarere Stimme entwickelt werden.
Heiserkeit etwa kann verschiedene Ursachen haben, vom falschen Einsatz der Stimme bis hin zu medizinischen Gründen. Stimmtrainer analysieren zunächst die individuellen Ursachen und entwickeln dann einen maßgeschneiderten Trainingsplan. Dieser kann Entspannungsübungen für die Stimmbänder, Stimmhygienemaßnahmen (wie ausreichendes Trinken) und spezifische Stimmübungen umfassen. Durch regelmäßiges Training kann die Heiserkeit reduziert und die Stimmkraft nachhaltig verbessert werden.

Schien Ninan über ein häufiges Thema: »Eines der größten Probleme ist monotones sprechen. Ihr Inhalt kann noch so spannend sein. Wenn Sie ihn monoton vortragen, wird es schwierig, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu halten. Die schönste Übung für zu Hause ist, den Kindern eine Gutenachtgeschichte vorzulesen. Hier können Sie ohne Risiko mit Ihrer eigenen Stimme spielen und sich ausprobieren. Spannende Szenen wirken mit leiser Stimme und langsamer gesprochen gleich doppelt spannend. Den selbstbewussten Helden mit starker Stimme anzustimmen, macht mehr Spaß. Sie werden sehen, Kinder lieben dynamisches Vorlesen. Ich weiß wovon ich spreche, wir sind gerade bei Harry Potter Band 6.«

Eine zu leise Sprechweise kann durch Übungen zur Verbesserung von Lautstärke und Stimmpräsenz angegangen werden. Hier kommen häufig Stimmübung zur Förderung der Resonanz und Stimmkraft, und das Training mit einem Stimmverstärker zum Einsatz. Ziel ist es, die Stimme kraftvoller und präsenter zu machen, ohne dabei angestrengt oder gepresst zu klingen.

Schien Ninan warnt: »Achtung: Sprechen im Businessalltag ist keine Schauspielerei. Stimmvarianz und Dynamik ja, aber bitte im richtigen Ausmaß! Videoaufnahmen und Feedback von Profis sind enorm wichtig, um den ›Sweet Spot‹ für authentisches Auftreten im Geschäftsalltag zu finden!«

Ein weiteres Ziel im Stimmtraining ist es, die Resonanz und Projektion der Stimme zu verbessern. Hierbei kommen Übungen zum Einsatz, die das Volumen und die Klarheit erhöhen. Durch das Singen von Tönen auf verschiedenen Lautstärkestufen und das bewusste Nutzen der Resonanzräume im Körper lernen wir, unsere Stimme gezielt zu modulieren und kraftvoll einzusetzen. Resonanz entsteht, wenn wir unsere Stimme in verschiedenen Bereichen des Körpers schwingen lassen. Kopf-, Brust- und Bauchresonanz sind die drei Hauptresonanzbereiche, die wir gezielt trainieren können. Durch Summ- und Brummübungen, bei denen wir die Vibrationen in verschiedenen Körperregionen spüren, lernen wir, unsere Resonanzräume besser zu nutzen. Eine resonanzreiche Stimme klingt voll, warm und tragfähig – Eigenschaften, die in vielen beruflichen Kontexten von großem Vorteil sind.
Projektion wiederum bezeichnet die Fähigkeit, die Stimme gezielt in den Raum zu tragen, ohne dabei zu schreien. Durch Übungen wie das Sprechen über imaginäre Distanzen oder das Variieren der Lautstärke lernen wir, unsere Stimme kraftvoll und kontrolliert einzusetzen. Eine gut projizierte Stimme ermöglicht es uns, auch in größeren Räumen oder vor größeren Gruppen klar und deutlich zu sprechen, ohne unsere Stimme zu überanstrengen.

Last but not least ist die Pflege der Stimme genauso wichtig wie das Training. Mit diesen drei Tipps, hält die Stimme länger durch, auch wenn es einmal länger dauert.

  • Hydration: Viel Wasser trinken, um die Stimmbänder feucht zu halten.
  • Rauchen vermeiden: Rauchen kann die Stimmbänder schädigen und die Stimme rau und heiser machen.
  • Pausen einlegen: Regelmäßige Sprechpausen einlegen, um die Stimme zu schonen.
    Erfolg von Stimm-Seminaren

Doch auch wer kein professionelles Stimmtraining in Anspruch nehmen möchte, kann seine Stimme eigenständig trainieren. Fachbücher, Online-Kurse und interaktive Übungsprogramme bieten vielfältige Möglichkeiten, um die eigene Stimme zu kräftigen, zu verfeinern und gezielter einzusetzen. Websites wie www.stimme.at stellen umfassende Informationen und Ressourcen bereit, die Interessierte nutzen können, um mehr über die Techniken und Vorteile des Stimmtrainings zu erfahren.

Wie wird nun der Fortschritt und der Erfolg des Trainings an der eigenen Stimme gemessen?

Roman Braun: »Den Fortschritt meiner Klienten beurteile ich anhand sinnesspezifischer Kriterien einerseits durch Vorher-Nachher Video- oder Audio-Aufnahmen und zusätzlich durch meine eigene Wahrnehmung: Ist die Stimme kräftiger und ausdrucksstärker geworden? Wird Stimmmodulation eingesetzt? Wie hat sich der Umgang mit Pausen verändert? Strahlt der Klient mehr Sicherheit und Autorität aus? Außerdem überprüfe ich die Wirkung auf das Publikum, indem mein Klient Feedback von Kollegen und Vorgesetzten einholt. Der dritte Indikator für die Veränderung ist, ob sich das Befinden meines Klienten mit den Verbesserungen der Stimmqualität zum Positiven verändert hat. Ein Beispiel: Ein Klient, Führungskraft in einem Großunternehmen, war wegen seiner monotonen und leisen Stimme oft ineffektiv. Seine Präsentationen in Meetings und seine Gespräche mit Mitarbeitern waren unbeliebt und führten nicht zum gewünschten Ergebnis. Im Coaching erlebte er, wie er seine Präsentation packend und fesselnd gestaltet, seinen Worten Gewicht verleiht. Er lernte seine Stimme passend zum Thema zu modulieren und zu akzentuieren, Emotionen zu zeigen, Augenkontakt zu seinen Zuhörern zu halten, Position zu beziehen und bewusst Bodenanker zu verwenden. Er erlernte die zehn wichtigsten Rhetorikfiguren. Wir arbeiteten an Atemtechnik und Artikulation. Das Ergebnis? Er hielt eine entscheidende Präsentation vor dem Vorstand, sprach kraftvoll und klar, und gewann die Zustimmung für ein millionenschweres Projekt. Sein neuer stimmlicher Ausdruck erhöhte seine Autorität und Präsenz und steigerte sein Selbstbewusstsein.«

Die ersten Schritte

Der erste Schritt zur bewussten Arbeit mit der eigenen Stimme ist die Selbstwahrnehmung. Es ist wichtig, sich selbst regelmäßig zuzuhören und die eigene Sprechweise zu analysieren. Am besten dazu auch Feedback von guten Freunden einholen. Dazu gehört:

  • Tonlage: Ist die Stimme zu hoch oder zu tief? Eine mittlere Tonlage wirkt meist angenehmer und kompetenter.
  • Lautstärke: Spreche ich zu leise oder zu laut? Die Lautstärke sollte der Situation angepasst sein und stets für alle verständlich bleiben.
  • Tempo: Spreche ich zu schnell oder zu langsam? Ein moderates Sprechtempo hilft, dass Zuhörer besser folgen können.

Roman Braun hat weitere Tipps für den Anfang: »Als Beginn empfehle ich, sich ein Vorbild zu suchen. Welcher Vortragende spricht so mitreißend und faszinierend, dass man gar nicht anders kann, als ihm zuzuhören? Dann sollte man eine Video-Aufnahme dieses Profis vergleichen mit einer Aufnahme von sich selbst. Anschließend legt man sein Ziel fest und sucht sich passende Ressourcen: Seminare für Persönlichkeitsentwicklung, Online-Kurse zur Stimm- und Sprechfähigkeit, Apps, Hörbücher und Podcasts zur Stimmnutzung. Nun geht es an das tägliche Üben der Fähigkeiten, die man erlernen möchte. Und natürlich empfehle ich auch mein Buch ›Macht der Rhetorik‹ – hier findet man praxisnahe Übungen und Techniken, um sich stimmlich und rhetorisch weiterzuentwickeln. Angefangen mit den 10 Tipps, um Anfängerfehler zu vermeiden, bis hin zu Spezialstrategien für wichtige Anlässe findet man hier Tricks und Tipps für die sofortige Umsetzung.«

Fazit
Die Arbeit mit der eigenen Stimme ist ein kontinuierlicher Prozess, der Aufmerksamkeit und Übung erfordert. Durch bewusste Wahrnehmung, gezieltes Training und Pflege der Stimme kann jeder seine kommunikative Wirkung im Beruf deutlich verbessern. Die Stimme ist nicht nur ein Mittel zur Verständigung, sondern ein machtvolles Werkzeug zur Beeinflussung und Überzeugung.

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