Was sich in den letzten Jahren im Outplacement verändert hat, und woran Gekündigte eine Alibihandlung erkennen, lesen Sie in diesem Artikel.
Lee Hecht Harrison/OTM erhebt jährlich eine Statistik der österreichischen Beratungsarbeit im Outplacement. Die Zahlen spiegeln die Wirtschaftsentwicklung wider. Während vor etwas mehr als einem Jahrzehnt die Betroffenen von Outplacementberatung in der Lebensmittelindustrie den größten Anteil hatten, haben sie dies nun in Pharma- und Chemiefirmen.
Die durchschnittliche Suchdauer stieg gegenüber 2013 von 23,2 auf 24,5 Wochen, also etwas weniger als ein halbes Jahr, Tendenz steigend. Im Krisenjahr 2008 war sie mit 29 Wochen auf dem höchsten Niveau.
Wie der Geschäftsführer von Lee Hecht Harrison/OTM, Peter Holzmüller, ausführt, »zeigt dies, dass die in manchen Ausschreibungen geforderte Beratungsdauer von z. B. 12 Stunden Beratung eine Alibihandlung gegenüber den Gekündigten darstellt. In dieser Zeitspanne ist es unwahrscheinlich, einen adäquaten Job zu finden, sondern es können lediglich Vorbereitungen dafür geleistet werden. Mehrstufige Bewerbungsprozesse, ein erstes Gespräch mit dem Personalberater, das zweite Gespräch mit dem Personalisten in der Zielfirma und das dritte Gespräch mit dem Funktionsvorgesetzten sind das Minimum. Zwischen den einzelnen Gesprächen dauern Entscheidungen dann 2 bis 6 Wochen (Trend steigend), ergibt durchschnittlich schon 12 Wochen. Nachdem den Betroffenen oft völlig unklar ist, wofür sie sich eigentlich interessieren, wo ihre Kompetenzen liegen und was ihr zukünftiger Job sein soll, kommen je nachdem weitere 4 bis 7 Wochen dazu, in denen erst ein Karriereprofil festgelegt wird. Unterlagen wie Lebenslauf, Marketingplan und Xing-Profil werden auch in dieser Zeit erstellt. Damit sind wir in Summe bereits bei etwa 20 Wochen. Da der Suchprozess nicht beim ersten oder zweiten Mal erfolgreich sein kann, laufen Bewerbungen sinnvollerweise parallel ab und werden durch entsprechende Kontaktgespräche unterstützt.«
Entscheidend ist das Netzwerk
Das persönliche Kontaktnetz ist mit 60 % die erfolgreichste Suchstrategie und sie nimmt in den letzten Jahren permanent zu. Wie wichtig der verdeckte Stellenmarkt ist, wird durch diese 60 % Kontaktnetz und weitere 3 % über direkte Ansprachen unterstrichen. Im offenen Stellenmarkt wurden dagegen nur 31 % über Stellenanzeigen und 6 % über Personalberater platziert.
Typischer Outplacement-Kandidat
Der typische Kandidat von Outplacement hat folgende Eigenschaften:
60 % sind Männer, 40 % Frauen, Trend ziemlich unverändert.
Durchschnittlich ist er 45 Jahre alt, Trend ebenfalls unverändert.
Dauer des letzten Dienstverhältnisses etwa 11 Jahre, gleichbleibend.
Kündigungsgründe sind vorrangig Rationalisierungen und Reorganisationen, Leistungsgründe spielen nur bei 1 % eine Rolle.