Redner des Jahres 2019

Mit Disziplin zum Erfolg

Florian Wildgruber ist der Redner des Jahres 2019.
Der erst 27-Jährige kann bereits auf mehrere Erfolge zurückblicken.

Bildschirmfoto 2019-05-20 um 13.04.392016 gewann Florian Wildgruber den österreichischen Speaker-Slam. Jetzt verleihen wir ihm den Titel »Redner des Jahres«. Warum das? Weil er unter den Bewerbern für diese Auszeichnung einfach der Beste ist, darüber sind sich alle im ­TRAiNiNG-Team einig. Dahinter stecken viel Arbeit und auch die richtigen Ziele, die er sich zunächst selbst gesetzt und dann konsequent verfolgt hat: Immer ging es darum, alles dafür zu tun, ein noch besserer Redner zu werden. Und so überzeugt er heute auf der Bühne durch sein gewinnendes Wesen, sein sympathisches Auftreten, seine Themen sowie durch eine fein ausgearbeitete Choreografie und Dramaturgie. Florian Wildgruber sagt über sich selbst, dass er noch gar nicht angekommen ist, dass er auch nicht ankommen, sondern sich stets weiterentwickeln möchte. Insofern dürfen wir uns auf seine zukünftigen Auftritte freuen.

Sie sind noch sehr jung. Was haben Sie getan, bevor Sie professioneller Redner wurden?

Wildgruber_CoverAbgesehen von der Tatsache, dass Sport schon immer einen zentralen Stellenwert in meinem Leben eingenommen hat, gab es bisher absolut keinen roten Faden. Nach meiner für alle Beteiligten quälenden Schulkarriere habe ich mich für ein duales Studium in Sportpsychologie und Coaching entschieden. Während der begleitenden Ausbildung im Fitnessstudio habe ich meine ersten Erfahrungen mit Vorträgen zu Fitness-Themen gesammelt. Mit 17 Jahren habe ich mich dem Triathlon verschrieben. Für mich als Grobmotoriker war das die denkbar beste Sportart. Dort haben mich meine Fähigkeiten, die ich bis dato gelernt hatte, nämlich Disziplin, Willensstärke und Durchhaltevermögen, 2016 bis zum Europameistertitel und zum Ironman nach Hawaii getragen. Da ich beim Triathlon eines meiner zentralen Grundbedürfnisse, nämlich Reden, nicht befriedigen konnte, habe ich mir nebenbei eine Karriere als Redner aufgebaut.

Wie haben Sie sich persönlich motiviert, Ihre sportlichen Ziele zu erreichen?

Gar nicht. Ich denke, dass das Thema »Wie motiviere ich mich?« vollkommen überbewertet wird. Wer sich jeden Tag für eine Sache motivieren muss, der sollte sich nicht fragen, »Wie kann ich mich motivieren?«, sondern »Ist es die richtige Sache?«. Klar habe ich mir auch hin und wieder klassische Ziele gesetzt (Inhalt, Ausmaß, Zeit), aber wirklich angetrieben hat mich das nicht. Es war vielmehr die Sehnsucht danach, herauszufinden, wozu mein Körper und Geist im Stande sind. Natürlich gab es viele Momente, in denen ich in der Früh keine Lust hatte, laufen zu gehen. In einer solchen Situation hat sich aber für mich nie die Frage gestellt, ob ich es nun machen soll oder nicht. Ich habe es einfach getan, weil dieser übergeordnete Zweck – es bis zum Ironman Hawaii zu schaffen – für mich immer präsent war.

Was fasziniert Sie am Redner-Beruf?

Wir verfallen häufig dem Glauben, dass es einer komplizierten Formel oder einer bis ins Detail durchdachten Strategie bedarf, um etwas in seinem Leben zu bewegen. Dabei ist aus meiner Sicht genau das Gegenteil der Fall. Wir brauchen weniger Leute, die uns sagen, wie bestimmte Dinge funktionieren. Wir brauchen mehr Menschen, die uns dazu inspirieren, das zu tun, was wir lieben. Aus meiner Sicht ist genau das die Kernaufgabe eines Redners. Er oder sie schafft es, mit Worten Menschen zu bewegen, sie zu berühren und ihnen damit schlussendlich die Initialzündung zu geben, zu starten. Dass all das mit nur wenigen Worten bewirkt werden kann, das fasziniert mich am Rednerberuf.

Was haben Sie alles getan, um als Speaker dort zu sein, wo Sie heute stehen?

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als mich der Direktor meiner damaligen Schule in der 7. Klasse bei einem Referat mittendrin unterbrochen hat, weil ich viel zu undeutlich gesprochen habe. Auch meine ersten Seminare im Fitnessstudio könnte man rhetorisch gesehen eher als Zuhörersterbehilfe, wie es mein geschätzter Rednerkollege René Borbonus so schön beschreiben würde, bezeichnen. Vielleicht hatte ich die Fähigkeit, viel reden zu können, aber qualitativ war das noch nicht das Gelbe vom Ei. Was ich getan habe, um besser zu werden? Exakt das Gleiche wie im Triathlon. Ich habe mir die Leute gesucht, die schon das konnten, was ich können wollte. Dann habe ich mir die verschiedensten Strategien und Techniken angeeignet, um sie dann im letzten Schritt mit Willenskraft, Disziplin und Durchhaltevermögen über Jahre hinweg zu trainieren, zu trainieren und nochmals zu trainieren. Ich weiß, das hört sich ziemlich unromantisch an, aber die Frage nach dem »Erfolgsgeheimnis«, sowohl im Sport als auch im Speaking, kann ich für mich persönlich in einem einzigen Satz zusammenfassen: »There is no fucking secret just hard work, passion and patience.«

Ihr Thema ist »Suche nach Potenzial«. Warum ist es wichtig, dass jeder sein Potenzial ausschöpft?

Prinzipiell arbeite ich, egal ob als Redner, Autor, Berater oder in meiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, immer nach dem Mosaik-Prinzip. Meiner Meinung nach gibt es nicht diesen einen Weg, der für alle gleich funktioniert. Vielmehr sind es viele verschiedene Mosaiksteine, die dafür sorgen, dass am Ende ein einzigartiges Kunstwerk entsteht. Die Steine besitzen meine Klienten bereits, es ist alles in uns angelegt. Meine Aufgabe sehe ich vielmehr darin, Möglichkeiten aufzuzeigen, diese Steine so anzuordnen, dass daraus irgendwann ein unverwechselbares Originalkunstwerk entsteht und keine Kopie. Leitfragen bei der Potenzialsuche sind dabei nicht nur »Was kann ich gut? Was sind meine Stärken?«, sondern vor allem auch »Was treibt mich in meinem Kern wirklich an?«. Egal, ob beruflich oder privat. Die größten Stärken sind vollkommen nutzlos, wenn man keinen Leitstern hat, dem man folgt.

Woher können Menschen erfahren, worin sie wirklich gut sind?

Ich habe eine App mit einem Schnelltest entwickelt, die dem Anwender nach dem Ausfüllen von 99 Multiple-Choice-Fragen genau sagt, was seine große Bestimmung ist. Scherz bei Seite. Aber das wäre eine Antwort, die viele gerne auf diese, durchaus sehr häufig gestellte Frage bekommen möchten. Es wird niemals einen einfachen Weg zu einem hochgradig komplexen Ziel geben. Aber um die Frage dennoch inhaltlich zu beantworten: Klar kann ich mit Hilfe einer Potenzialanalyse herausfinden, wohin die Tendenz geht. Was kann der oder die Betroffene gut oder besser als andere? Aber alles, was danach folgt, ist ein Prozess, ein Weg, den ich selbst gehen muss. Trial and Error. Schlicht und ergreifend ausprobieren. Ich bin davon überzeugt, dass das Streben nach einer Instant-Lösung, um herauszufinden, was die große Passion ist, der sicherste Weg ist, sie niemals zu finden.

Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Pläne aus?

Wenn ich einmal objektiv auf mein bisheriges Leben zurückblicke, dann wäre ich zu keinem einzigen Moment in der Lage gewesen, eine richtige Zukunftsprognose abzugeben. John Lennon hat es schon recht treffend auf den Punkt gebracht: »Leben ist das, was passiert, während Du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.« Die einzige Konstante, die dabei immer bleiben wird, ist das Leben und selbiges ist, gemäß der Definition von Dieter Lange, »… da, wo Du noch nicht warst.« Andere Menschen dabei zu unterstützen, eine schöne Zeit zu haben, das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen und am Ende die Welt ein klein wenig besser zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe, ist dabei der Kern meines Handelns und Tuns. In welcher Weise das in Zukunft erfolgen wird, da lasse ich mich gerne vom Leben überraschen.

Was ist Florian Wildgruber privat für ein Mensch?

Liebe, Freiheit und Lebendigkeit. Diese drei Werte beschreiben mein Leben. Natürlich rücken im Privaten und Beruflichen unterschiedliche Schwerpunkte in den Vordergrund, aber ich gebe alles dafür, im Kern der Mensch zu sein, der ich sein kann und möchte, unabhängig, ob im Berufs- oder im Privatleben.

Danke für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

 

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TdJ

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