Schnell und richtig agieren

Wenn in Unternehmen oder Politik etwas Unerwartetes passiert, ist schnelles Handeln gefragt. Die Öffentlichkeit will informiert werden.

Die Belegschaft eines Energieversorgers streikt mit massiven Auswirkungen auf die Bevölkerung. Ein Alltagsprodukt oder ein Medikament muss wegen akuter Gesundheitsgefährdung rasch zurückgezogen werden. Ein Öltanker verliert Hunderte Tonnen Öl im Meer und es gibt keine Chance, das zu verhindern.
In all diesen Fällen ist vonseiten der betroffenen Unternehmen rasch die Öffentlichkeit zu informieren, um den Image-Schaden so gering wie möglich zu halten. Hier ist kaum Zeit, um sich lange auf die ersten Statements vor laufender Kamera für die Zeit im Bild vorzubereiten. Diese Art der Kommunikation nennt sich Krisenkommunikation. Wie sich Führungskräfte und Pressesprecher richtig auf konkrete Interview-Situationen vorbereiten können, erfuhr TRAiNiNG im Interview mit dem Medientrainer Georg Wawschinek.

Für welche Personen ist es wichtig, den »Ernstfall« in der Kommunikation zu üben?

Medientraining macht für alle Personen Sinn, die potenziell vor der Kamera oder dem Mikrofon stehen bzw. Pressekonferenzen geben.

Wann sind Krisen besonders hart?

Vor allem dann, wenn die Grundwerte des Unternehmens in Frage gestellt werden. Wenn also Sicherheit bei einem Unternehmen ganz oben steht, schmerzt es umso mehr, wenn es einen Unfall gibt. Weil genau dieser Wert »Sicherheit« betroffen ist. Hier kommt die innere Haltung ins Spiel: Auch wenn es einen Vorfall gibt – der wichtigste Wert muss gerade jetzt umso mehr hochgehalten und kommuniziert werden. Das mit dem richtigen Maß an Betroffenheit zu kombinieren, ist die hohe Schule.

Was ist bei einem Interview nach einem Krisenfall zu beachten?

Ich unterscheide zwischen »Erststatement« und »erstem tiefer gehendem Interview«. Beim Erststatement ist Geschwindigkeit in Kombination mit korrekter Information wichtig. Wenn es gelingt, in kürzester Zeit die vorhandenen Informationen zu evaluieren und in ein erstes Statement zu packen, ist man in der Kommunikation aktiv dabei. Diese Statements müssen nicht lang sein. Nur schnell und korrekt. Das »Warum« muss hier noch nicht beantwortet sein. Im ersten größeren Interview gelten dann die Gesetze des normalen Interviews, nur unter strengeren Vorzeichen. Hier ist es, vor allem wenn Menschen zu Schaden gekommen sind, auch wichtig, angemessene Betroffenheit zu zeigen.

Wie können solche ungeplanten Situationen vorbereitet werden?

Einerseits durch Medientrainings, in denen konkrete Szenarien und Situationen durchgespielt werden. Am besten drillmäßig, damit niemand mehr über das »Wie« nachdenken muss. In Krisen muss man diese Skills im Schlaf beherrschen. Idealerweise werden Krisenszenariotrainings mit Interviewsituationen/Coaching kombiniert. Da lässt sich wunderbar unter Druck üben.

Wie läuft ein Medientraining konkret ab?

Interviews werden im schnellen Wechsel erprobt. Das immer wiederkehrende Setting sieht so aus: Lage – Interview. Neue Lage – Interview. Neue Lage – Pressekonferenz usw.
Können Sie uns anhand eines Beispiels ein paar konkrete Tipps geben?
Bei der Explosion in Baumgarten am 12. Dezember 2017 hat Gasconnect Austria wirklich alles richtig gemacht. Um 9.00 Uhr Früh kam es damals zu einer Explosion und in deren Folge zu einem Großbrand mit vorerst unklarem Ausmaß. Bereits eine Stunde später kam das erste offizielle Statement darüber, was passiert ist. Interviewpartner waren bereits für Journalisten verfügbar und haben die Fragen kompetent und glaubwürdig beantwortet. Regelmäßig wurden die neu dazukommenden Informationen auf der eigenen Website veröffentlicht. Das Ganze war kommunikativ absolut perfekt umgesetzt, so konnte ein großer Imageschaden vermieden werden.

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Georg Wawschinek
ist Rede-Experte und Mediencoach sowie Speaker und Buchautor.
www.wawschinek.at